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Blade Memory II – Kooperative Ausstellung in neuen Räumlichkeiten

In den ehemaligen Büroräumen einer Versicherung (direkt gegenüber der Big Gallery , Park der Partnerstädte 2) hat der Dortmunder Kunstverein seine neue Heimat gefunden. Auf zwei Ebenen bieten sich jetzt neue künstlerische Darstellungsmöglichkeiten. Mit „Blade Memory II“, eine Kooperation mit dem Center for Contemporary Art (CCA) Tel Aviv-Yafo, wird dort vom 21.05.2022 bis zum 30. Juli 2022 erstmals eine Ausstellung gezeigt. Den ersten Teil von „Blade Memory“ konnte das Publikum in Tel Aviv (Israel) erleben.

Lee Nevo, Dis-play (for the sexual and social anthology of the ejections seat), 2021
Lee Nevo, Dis-play (for the sexual and social anthology of the ejections seat), 2021

Kuratiert wird die „Blade Memory II“ von Naama Arad, I.S. Kalter und Eran Nave. Beteiligt sind zwölf Künstler*innen aus Israel, drei aus Deutschland und eine aus Belgien. Durch Corona-Pandemie oder diverse kriegerische Auseinandersetzungen gerade in den letzten Jahren wurden die Künstler*innen in ihrer Außenwirkung beeinträchtigt. Zudem bietet sich ihnen in einer immer schnelllebigeren (digitalen) Welt und sich ständig verdichteten Innenstädten immer weniger Raum für individuellen Ausdruck. Moderne zeitgenössische Kunst aus Israel und europäische aus dem 20. Jahrhundert werden in einen besonderen Kontext gebracht.

Blade Memory beschwört eine schmerzhafte Erinnerung wie von einer Klinge oder einem Dolch. Es wird die Rolle von Künstler*innen, die von einer enttäuschenden Gegenwart geprägt sind, befragt. Mit einfachen Mitteln und Werkstoffen setzten sich die Beteiligten mit (oft männlich geprägten) Machtstrukturen künstlerisch auseinander und suchen Freiräume.

Schon im Eingangsbereich wird man von einem älteren Bürotisch mit der Spitze nach Vorne empfangen. In einem riesigen Holzregal auf der linken Seite (Bread Library, Uri Ara, 2020/2022) hat sich eine Bäckerei die „Freiheit genommen“, Brot nach den Buchstaben des Alphabets zu formen.

Viele Werke haben eine eigene Symbolkraft. So etwa die viel zu große Besenbürste für einem winzige Kehrblech (Marianne Berenhaut, 2019) in einem Hausmeisterraum auf der Ebene 2. Sie kann den vielen „Schmutz, Unrat“ nicht aufnehmen.

Ein sehr deutlicher Hinweis auf Machtstrukturen ist der lange, an den „Putin-Tisch“ erinnernde Tisch mit einer die Hände ausbreitenden Bronzestatue von Max Ernst (1961).

Eine spezielle Leihgabe mit Heimatbezug ist auf der unteren Ebene zu sehen. Es ist ein Bild ( Bleistift auf Papier) ohne Titel des leider früh verstorbenen Dortmunder Künstlers Martin Kippenberger (1953 – 1997). Es gibt einiges zu Entdecken und viel Raum für Assoziationen.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am Samstag, den 21.05.2022 (16 – 20 Uhr) statt.

Begrüßung: Dr. Matthias Wiese (stellv. Vorstand)

Einführung : Rebekka Seubert Künstlerische Leitung)

Informationen über das umfangreiche Begleitprogramm finden sie unter www.kunstverein-dortmund.de

Kunstwerke zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Der Dortmunder Kunstverein zeigt bis zum 09. September 2021 Werke von Theresa Weber unter dem Titel „Woven Memories“. In ihrer Malerei und Installation setzt sie sich mit kultureller Vermischung, Schönheitsidealen und Symbolen von Zugehörigkeit auseinander.

Vielleicht muss der Künstler oder die Künstlerin eine gewisse Sammelleidenschaft besitzen. Denn was für den Betrachter ein banales Ding ist, wird in der Hand der Künstlerin zu einem Teil eines Kunstwerkes. In den bildhaften Objekten verbindet Weber vertraute und fremde Objekte wie auch persönliche Fund- und Erinnerungsstücke. Wie beispielsweise Kunstnägel oder Hüftpolster. Denn Weber interessiert sich sehr für die künstliche Erweiterung von Körpern. Welche Funktionen besitzen sie? Die Frage wird in unterschiedlichen Kulturen unterschiedlich beantwortet. So sind künstliche Fingernägel hier eher negativ konnotiert, während in Afrika die Angelegenheit deutlich positiver betrachtet wird. Vielfach werden die Objekte in Kunstharz gegossen, dadurch wirken sie wie in einer Zeitkapsel ähnlich wie Insekten, die in Bernstein gefangen wurden.

Foto der Ausstellungseröffnung von Theresa Weber. (Foto: © Kunstverein Dortmund)
Foto der Ausstellungseröffnung von Theresa Weber. (Foto: © Kunstverein Dortmund)

Zwischen den Arbeiten stehen ab und zu Mauerreste und Lianen wie bei einer archäologischen Ausgrabung irgendwo im südostasiatischen Raum oder im Amazonasgebiet. Sie stehen zwischen Gegenwart (architektonisches Element) und Vergangenheit (Artefakt).

Einen wichtigen Aspekt in ihren Arbeiten ist das Flechten von Haaren. In Zeiten, in denen viele Afrikaner in die neue Welt als Sklaven verschifft wurden, wurden geflochtene Zöpfe (Braids) und Kunsthaar (Weaves) als Symbol des Widerstandes. Daneben gab es die Tradition des Flechtens bereits im antiken Griechenland. Daher tauchen sie prominent und zeitenübergreifend in den Arbeiten der afrodeutschen Künstlerin auf, die deutsch-jamaikanisch-griechische Wurzeln hat.

Am 25. Juli 2021 findet um 16 Uhr ein Künstlerinnengespräch mit Rebekka Seubert statt. Zudem gibt es am 12. und 14. August 2021 eine Performance von Theresa Weber und Anys Reimann. Die Performance am 12. August begintn um 19 Uhr, die am 14. August um 16 Uhr.

Kunstausstellung zwischen Fantasie, Humor und Konventionen

Der Dortmunder Kunstverein am Park der Partnerstädte 2 zeigt vom 06.09.2019 bis zu 19. November 2019 in seinen Räumlichkeiten die erste institutionelle Einzelausstellung in Deutschland von Gijs Milius. Der Künstler ist 1985 in Utrecht geboren, lebt und arbeitet in Brüssel.

Für diesen speziellen Ort hat Milius unter dem Titel „Der Kampf der Kinder“ einen fiktiven Arbeitsraum entworfen.

„Der Kampf der Kinder“ ist übrigens in eine weiteren Sinne gedacht. Es ist der ja bei Kindern noch offen, ganz eigen Blick auf die Konstruktionen und Gegebenheiten des Erwachsenseins. Den sollten wir uns bewahren. Hinter einer gehörigen Portion Humor und kinematografischer Magie verborgen, beschreiben die Arbeiten des Künstlers sowohl Isolation als auch die Absurdität der Dinge des Lebens. Bei dieser Ausstellung geht es um Sichtverschiebungen auf die Dinge des Lebens.

Ausgestattet ist der Raum mit einem weißen Eingangstor, einfachen Holzmöbeln, Fotografien aus speziellen Lebenssituationen (Momentaufnahmen), auf Kalender gedruckt, einem fast schon philosophischen Hörspiel als Zwiegespräch angesichts der Frage, ob man heute noch Kinder in die Welt setzten kann. Es geht unter anderem um Fragen von Gleichheit und Ungerechtigkeit, Aggression und Gewalt.

Neben surrealistisch anmutenden Bildern spielt die Zeit bei der Rauminstallation eine wichtige Rolle. Wenn die Besucher den Raum betreten, fällt der Blick geradeaus auf eine mit einer Art weißen Wolke bemalten Uhr an der grün gestrichenen Wand. Die Zeit wird sinnbildlich „relativiert“.

Gijs Milius hat mím Kunstverein Dortmund für seine Ausstellung "Der Kampf der Kinder" eine eigene Umgebung geschaffen.
Gijs Milius hat mím Kunstverein Dortmund für seine Ausstellung „Der Kampf der Kinder“ eine eigene Umgebung geschaffen.

Dazu passt ein selbst entwickelte witziges Videospiel, bei dem eine computergenerierte Figur davor bewahrt werden muss, von einer herunterfallenden Uhr getroffen zu werden.

An einem anderen Computer können die Besucherinnen und Besucher wahlweise kleinere Videofilme zu verschiedenen Situation wie etwa eine Fahrt mit der Fähre, oder einen Busfahrer bei seiner Arbeit und andere anklicken und ansehen. Das spiegelt das Verhalten vieler Nutzer in der moderne digitalen Welt wieder. Ständig wird irgend etwas angeklickt, was im Augenblick das Interesse weckt, die Zeit der Langeweile vertreibt.

Eingefangene Momente der Erinnerung spielen eine wichtige Rolle.

An einem anderen Tisch gibt es die Möglichkeit, Hits aus den 80-iger Jahren des letzten Jahrhunderts in modifizierter Form als ein Spiel mit Nostalgie zu erleben.

Persönlich wird es an anderer Stelle, wo ein kleiner geheftetes Schriftband mit Anekdoten zu sehen ist, die aus einem Schriftverkehr mit Milius‘ Cousin entstanden sind.

Ein Modellhaus mit einer Miniaturversion von verschiedenen Versionen eines Hausmeisters (in einem kleinen Glaskasten) bilden den Eingangsbereich des fiktiven Arbeitsraumes.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am 05.09.2019 um 19:00 Uhr statt.

Begrüßung. Marion Edelhoff (Vorsitzende)
Einleitung: Oriane Durand (Künstlerische Leiterin)

Futuristische Siedlungssysteme als Anti-Utopien

Dieses Jahr dreht sich im Dortmunder Kunstverein, Hansastr. 2-4 alles um „Systeme und Strukturen“. In Zeiten von NSA-Überwachung, Banken-und Finanzkrise und anderem ist dieses Thema brandaktuell. Einleitend mit dem Konzept der „Utopie“ zeigt der Kunstverein vom 07.02. 2014 bis zum 29.03.2014 transparente sowie bewegte Installationen, Skulpturen und geschichtete Zeichnungen der Berliner Künstlerin Friederike Klotz in seinen Räumlichkeiten.

 

Klotz entwirft zwischen Ideal und Alptraum unter dem Titel „Bedeckter Himmel“ ein futuristisches Siedlungssystem als eine Art Anti-Utopie. Die Künstlerin zeigt uns eine transparente Miniatur-Welt, wo das Individuum unter völliger Preisgabe alles Privaten von dem Öffentlichen dominiert und kontrolliert wird. Der Einzelne wird zum Teil eines Kollektivs, die Stadt wird zur einer zwar effizienten ökonomischen Einheit aber auch zu einem Ort, dem niemand entrinnen kann.

 

Sie setzt für die Umsetzung ihrer Ideen die unterschiedlichsten Medien ein. Mit Pappkästen, durchsichtigen Kunstharzquadern, mit Fresnel-Linsen gespiegelten und geschichteten Zeichnungen oder bewegten Installationen.

 

Im ersten Bereich der Ausstellung sind zum Beispiel zwei große Trommel-Objekte zu sehen. Aus recycelten Verpackungsmaterial erschafft Klotz Stadtmodule mit winzigen Miniatur-Figuren aus PVC, deren Fundamente auf einer Membran ruhen. Darunter befindet sich ein Lautsprecher, über den in verlangsamter Geschwindigkeit verfremdete Nationalhymnen überspielt werden. Nur durch die Schwingungen der Membran geraten die kleinen Figuren in der Stadt in Bewegung. Getrieben und manipuliert vom Klang innerhalb des Resonanzkörpers irren sie inmitten der Gebäude umher. Alle Wände sind transparent und so lebt man hier in völliger Auflösung des Privaten. Obwohl die kleinen Figuren bei näherem hinsehen durchaus Unterschiede aufweisen, entsteht der Eindruck eines end- individualisierten, funktionierendem Kollektivs. Aus der Geschichte wohl bekannte totalitäre Herrschaftssysteme und Orwells „Big Brother is watching you“ lassen grüßen.

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Im zweiten Bereich sind dreidimensionale Werke wie „Der Turm“ oder „Die Säule“. Hier orientiert sich Klotz an die Dystopie „Simulacron 3“ von Daniel F. Galouye. Der Betrachter schaut von oben oder von der Seite auf eine sich drehende „Welt“ als eine Art „höheres Wesen“.

 

Für ihre Stadtbilder nahm sich Klotz zum teil reale Vorbilder, so ist die Skyline von Shanghai in einem ihrer Werke vertreten, der Rest ist auch fiktiv. „ Bei meinen Arbeiten gibt es eine Überschichtung von Realem und Fiktiven“, erläuterte die Künstlerin. Eine Ausstellung, die zum längeren Innehalten und Nachdenken anregt.

 

Ausstellungseröffnung ist am Freitag, den 7.02.2014 um 19:00 Uhr mit der Begrüßung durch Marion Edelhoff,Vorstandsvorsitzende des Dortmunder Kunstvereins, und einer Einführung durch die künstlerische Leiterin Sandra Dichtl.