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Zombification – wie man die Zombiecalypse überlebt

Ob nun im Schauspielhaus mit den Stücken von Wenzel Storch oder mit dem Theaterkollektiv „Komplott Legal“: Wenn jemand in ein Stück von oder mit Thorsten Bihegue besucht, kommt er jedenfalls schlauer wieder heraus und ist dabei auch noch gut unterhalten. Das Prinzip der Wissensvermittlung durch Theaterbesuch funktionierte auch bei „Zombification – Lecture-Performance mit Hirn“, die am 27.10. 2017 im Theater im Depot Premiere hatte.

Das Wort „Zombie“ kommt aus der zentralafrikanischen Sprache Kimbuntu und bedeutet „Totengeist“. Über Haiti und dem Voodoo haben die Zombies den Weg in die populäre Kultur gefunden, als willenlos Untote, die auf ständiger Suche nach menschlichen Fleisch sind.

Das Trio von „Komplott Legal“ Isabel Stahl (Regie und Produktion), Christine Köck (Video und Grafik) sowie Theresa Mielich (Ausstattung) schufen eine fiktive Brennpunktsendung „Wo brennt‘s jetzt“ in der Zombitologe Wolfram Kowalewski (Bihegue) und Regine Anacker (Moderatorin) über die Zombies informierten und Tipps gaben, wie man eine Zombicalypse überlebt. Nicht nur Anacker war vom Dortmunder Sprechchor, sondern auch weitere neun Mitglieder, die als realitätsnah geschminkter „Zombiechor“ schönes Anschauungsmaterial boten.

Was fasziniert uns an Zombies? Ist es die Angst vor einer seelenlosen, stumpfen Masse, die unser gewohntes Leben durcheinanderbringt? Es ist schon erstaunlich, wenn Demokraten in den USA regieren, dann kommen mehr Vampirfilme auf dem Markt, denn so Kowalewski, die Demokraten fürchten mehr den Geldadel der Wall-Street, der mit den Blutsaugern eher assoziiert werden kann. Die Republikaner fürchten eher den Aufstand der Massen, der Armen und Ausgestoßenen, die das bürgerliche Leben in ein Chaos verwandeln.

Zwar nicht "Schwanensee", aber auch Zombies können schöne Choreografien. (Foto: © Theresa Mielich)
Zwar nicht „Schwanensee“, aber auch Zombies können schöne Choreografien. (Foto: © Theresa Mielich)

Selbstverständlich wird auf die filmischen Komponenten der Zombie-Thematik eingegangen, wenn auch meist nur mit Bildern von Filmcovern. Kurz zu sehen ist ein älterer Zombiefilm aus den 40er Jahren, in dem Zombies die klassische Rolle als willenlose, fremdbestimmte Figuren einnehmen.

Auch in „Zombification“ spielen die Zombies zunächst nur die Rolle als billige Arbeitskraft, denn billiger als ein Untoter geht nicht, um dann doch mit erstaunlichen Fähigkeiten zu glänzen wie beispielsweise dem Spielen eines Glockenspiels.

Praktische Tipps gibt es auch von von Kowalewski: Wie schützt man sich vor Zombieangriffen , welche Waffen sind nützlich und wo versteckt man sich. In einem Video, dass nicht zufällig einem Ego-Shooter ähnelt, kämpft sich unser Experte durch eine Horde von Trainingszombies.

Was nimmt der Theaterbesucher aus diesem Abend mit? Er erlebt Zombies die singen und tanzen, Live-Musik (natürlich „Zombie“ von den Cranberries), eine gut aufgelegte Moderatorin samt Experten und neun großartige Zombies. Zombies sind eben mehr als herum schlurfende, fleischfressende Untote, sie sind Teil unser Popkultur und daraus nicht mehr wegzudenken. Angesichts der politischen Verhältnisse in den USA ist also wieder mit mehr Zombiefilmen zu rechnen. Die wichtigen Frage sind doch. Wie viel Zombie steckt in uns, welche Bedingungen fördern sie und wie kann man sich dagegen wehren?

Die nächste Möglichkeit das Stück zu sehen, bietet sich am 04. Novemeber 2017 um 20 Uhr im Theater im Depot.

Zombification – Zombies zwischen Fiktion und Realität

Das freie Künstlerkollektiv Komplott Legal hat ihre neueste Produktion „Zombification“ eine Lecture-Performance mit Hirn, in Zusammenarbeit mit dem Dortmunder Sprechchor und in Kooperation mit dem Theater im Depot entwickelt. Die Uraufführung findet am Freitag, den 27.10.2017 um 20:00 Uhr im Depot statt. Regie und Produktion liegen in den Händen von Isabel Stahl (Komplott Legal).

Das Publikum wird direkt in eine Studio-Produktion hineingeführt. Die Moderatorin Helene Tomatschek (Regine Anacker, Dortmunder Sprechchor) hat den Schauspieler und Zombitologen Wolfram Kowalewski (Thorsten Bihegue , Komplott Legal) als Studiogast in ihre Sendung eingeladen. Wolframs Job ist es nicht nur, wertvolle Survival-Tips im Falle eines „Zombie-Apokalypse“ zu geben, sondern er setzt sich auch mit den filmischen, geschichtlichen, philosophischen sowie den Kapitalismus-kritischen Komponenten der Zombie-Thematik auseinander.

Drei Zombies ohne Glockenseil. (Foto: © Theresa Mielich)
Drei Zombies ohne Glockenseil. (Foto: © Theresa Mielich)

Da gibt es genug ja Material aus diversen Filmen und Fernsehserien. Wichtige Grundlage sind zum Beispiel neben Texten zur Thematik auch Filme wie etwa die bissige Parabel „Land of the Dead“ von George A. Romero (2005).

Zombies rekrutieren sich aus dem Dortmunder Sprechchor

Es geht um die Fragen wie: Was ist real, was ist Fiktion? Was macht die Zombies so attraktiv? Was macht sie zu Zombies und wie viel Zombie steckt in uns? Da spielen unter anderem die Angst vor „dem Fremden“, Untergang und Tod sowie die Sehnsucht nach Überleben eine bedeutende Rolle.

Auf der Bühne befinden sich rekrutierte „Zombies“ vom Dortmunder Sprechchor, die als reale Zombies angesprochen werden. Per Video kommen noch eine ganze

Menge weiter hinzu. Eine weitere Frage ist: Was können Zombies eigentlich wirklich? Die auf der Bühne können sich jedenfalls künstlerisch ausdrücken und tanzen. Ja, sie können sogar ein wenig sprechen.

Das Publikum erwartet viele sinnliche Bilder, viel Nebel, und ein guter Soundtrack von Musik aus der Konserve und live auf der Bühne.

Wir arbeiten mit Fakten und Behauptungen, die übertrieben dargestellt werden,“ erklärte Bihegue. Das Ganze findet im Spannungsfeld zwischen Fiktion und Realität statt. Ironie wird dabei eine bedeutende Rolle spielen.

Wir dürfen auf die ungefähr siebzig minütige Performance gespannt sein.

Weiter Vorstellungen: Samstag, den 28.10.2017 und Samstag, den 04.11.2017, jeweils um 20:00 Uhr.

Infos und Kartenreservierungen unter 0231 – 9822336 oder ticket@theaterimdepot.de

Feminismus zwischen Uni und Theater

Vorsicht! Die „Bitches“ sind im Kampfmodus. (Foto: © Christine Köck)

Am Freitag, den 27.01.2017 um 20:00 Uhr hat das Stück „B.A.-Bitches des professionellen freien Theaterkollektivs KomplottLegal unter der Regie von Isabel Stahl Premiere im Dortmunder Theater im Depot.

Den Rahmen der Handlung bildet das Leben der beiden Studentinnen Fatima (Fatima Talalini) und Lio (Lioba Sombetzki) auf dem Weg zum Bachelor of Arts (B.A.). Sie präsentieren ihre erste Performance und erzählen von ihrem schwierigen streng regulierten und strukturierten B.A.-Unileben zwischen Studium und Beruf. Zur Sprache kommt natürlich auch das schöne aber harte Leben im Off-Theater. Die freien Theater müssen immer um finanzielle Unterstützung (durch Sponsoren) für ihrer Projekte kämpfen und sind gleichzeitig um ihre Unabhängigkeit bemüht.

In Form von Collagen setzen sich die beiden Frauen mit existenziellen Fragen und der Bedeutung von Feminismus in unserer heutigen Zeit auseinander. Das sind Fragen wie: Wie soll mein Leben verlaufen? Was ist Erfolg? Wie bekommt man Erfolg? Gibt es ein Recht auf persönliche Erfüllung? Was ist eine „Bitch“ im feministischen Sinn? Wie kann eine sinnvolle politische Auseinandersetzung aussehen?

Dabei spielen die Texte aus Nadja Tolokonnikowas „Anleitung für eine Revolution“ eine wichtige Rolle“, so Stahl. Tolokonnikowa ist Teil der durch ihre spektakulären politischen Aktionen weit über Russland bekannt gewordenen feministischen Punkrock-Band „Pussy Riots“. Daraus stammt unter anderem der Satz: „Ein Wort wie „Bitch“ oder „Miststück“ handeln von Macht“. Frauen müssen immer noch in vielen Bereichen gegen Diskriminierung kämpfen.

Es geht darum , das negativ besetzte Wort „Bitch“ (Schlampe, rücksichtsloses Miststück) neu feministisch zu erobern, positiv zu besetzen und die Rechte von Frauen auf Selbstverwirklichung zu stärken, betonten die Beteiligten an der Produktion. Es wird aber kein belehrendes Stück mit erhobenen Zeigefinger.

Video wird bei dieser Produktion keine Rolle spielen. Musik und eine Kampfchoreografie wird aber von Bedeutung sein.

Die weiteren Vorstellungen von „B.A.-Bitches“ sind am 28.01., 24.02. und 09.03. jeweils um 20 Uhr im Depot Dortmund. Kartenvorbestellung unter 0231 9822336 oder ticket@theaterimdepot.de

Petra Meurer Theatertage 2016

Das Ensemble der Residenz des Maschinenhauses Essen freut sich über den Hauptpreis bei den Petra Meurer Theatertagen 2016 für die Produktion "Blaubart".
Das Ensemble der Residenz des Maschinenhauses Essen freut sich über den Hauptpreis bei den Petra Meurer Theatertagen 2016 für die Produktion „Blaubart“.

Im Theater am Depot wurden zum fünften Mal mit Unterstützzug durch die DEW21 und der TU Dortmund die Petra Meurer Theatertage ausgerichtet. Das kleine Theater- und Performance Festival für die freie Theaterszene im Ruhrgebiet stand diesmal unter dem Motto „#Fusionen“.

Dazu gehört zum Beispiel das energetische Zusammenspiel von Slam und Klassik

Der erste Theatertag am 19.02.2016 zeigte an drei Beispielen die verschiedenen Möglichkeit der Ausgestaltung von freiem Theater und Performance. Durch das Programm führte mit einer Portion Humor und Ironie Festivalleiter Rainer Holl.

Zu Beginn wurde „Hamlet.3“ als ein theaterpädagogisches Projekt der TU Dortmund unter der Leitung von der Bochumer Theaterpädagogin Clara Nielebock aufgeführt. Exklusiv für diese Theatertage zeigten Studierende der TU Dortmund nach intensiver Zusammenarbeit ihre Performance als Stückentwicklung und Collage. So haben sie neben dem Shakespeare Text zum Beispiel auch Textpassagen aus Heiner Müllers „Hamletmaschine“ verarbeitet.

Mit ihrer sogenannten Lecture Performance „Bertram und die Feinstrumpfhosenfabrik“ begeisterte danach das Ensemble „Komplott Legal“ mit Thorsten Bihegue, Dramaturg Dortmunder Schauspiel, und Lioba Sombetzki am Cello. Regie führte Isabel Stahl vom Kinder-und Jugendtheater.

Mit Tempo, Pfiff , Ironie und kongenialer musikalischer Begleitung geht hier Buchhalter Bertram allen gesellschaftlichen Widerständen zum Trotz unbeirrt seiner Obsession nach: Eine Feinstrumpfhose herzustellen, die ein Leben lang hält.

Nach der Pause konnte das Publikum ein „Fusionserlebnis“ der besonderen Art erleben,

Zu den Themen „Liebe“ , „Mozart“ und „Pop“ das Mercator Ensemble (Quartett) klassische Musik oder Popmusik. Dazwischen zeigten drei bekannte Poetry Slammer aus dem Ruhrgebiet, Svenja Gräfen, Theresa Hahl sowie Björn Gögge ihr Können.

Die Preisverleihungen am 20.02.2016

Der 20.02.2016 war für die freie Theaterszene im Ruhrgebiet ein besonderer und spannender Tag,

Im Dortmunder Depot wurden die mit insgesamt 2.600 € dotierten Petra Meurer Preise verliehen.

In diesem Jahr wurden gleich fünf Gruppen aus dem Kreis freier Theatermacher/innen und Literaturaktivisten des Ruhrgebiets mit einem Preis ausgezeichnet. Eine Jury aus Studierenden, Theatermachern, Kulturschaffenden und Lehrenden der TU Dortmund hatte die schwierige Aufgabe, aus 24 Projekten 5 auszuwählen. Zwei Förderpreise ( je 300 €), zwei zweite Preis (je 500 €) und der Hauptpreis ( 1.000 €) waren zu vergeben. Moderiert wurde der Abend erneut von Festivalleiter und Jury-Mitglied Rainer Holl.

Nun zu den Preisträgern:

Der erste Förderpreis ging an die Dortmunder Kulturbrigaden für ihre Produktion“Alice“ unter der Leitung von Jens Wachholz und Rada Radojcic.

Die Kulturbrigaden zeichnet sich durch fantasievolle Kostüme und ausdrucksstarkes Theater aus.

Das Publikum bekam schon einmal eine Kostprobe aus der neuen Produktion „Ein Sommernachtstraum“ nach William Shakespeare zu sehen.

Der zweite Förderpreis ging an Young’n’Rotten (Rottstr.5 Theater in Bochum) für die Produktion „Hexenjagd“ nach Arthur Miller unter der Regie/Textfassung von Denise Rech. Teile des Ensembles zeigten einen atmosphärisch beeindruckenden Ausschnitt aus dieser Produktion.

Ein zweiter Preis ging an die multikulturelle Gruppe Labsa aus Dortmund für ihre Produktion „Sugar Snap Paradise“. Dieses noch nicht so lange existierende bunte gemischte Ensemble zeichnet sich durch ihre Spiel- und Bewegungsfreude aus. Das zeigten sie mit einem Ausschnitt aus der Produktion, diesem Traum von der Möglichkeit eines glücklichen Zusammenlebens von Mesnschen unterschiedlichster Herkunft.

Einen weiteren zweiten Preis gab es für „Schluckreiz in Paradise“ des Armada Theater aus Essen unter der Leitung von Michael Zier und Anina Büchenbacher. Bei der Produktion geht es rund um Pornografie und der Suche nach wirklicher Liebe.

Die Gründungsmitglieder Michael Zier und Clara Gohmert zeigten bei der Preisverleihung einen amüsanten und nachdenklichen Ausschnitt der Performance um die verschiedenen Aspekt um „Zusammen sein“.

Der Hauptpreis 2016 ging an die Residenz aus dem Maschinenhaus für die Produktion „Blaubart“.

Das ist eine interessante experimentelle, collagenhafte Stückentwicklung um den Mythos „Blaubart“, der Beziehung zwischen den Geschlechtern sowie der Faszination des Verbotenen.

Das Publikum bekam einen Ausschnitt daraus zu hören und sehen.

Es waren zwei gelungene Theatertage, die einen kleinen Einblick in die Vielfalt der freien Theaterszene des Ruhrgebiets gab.