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Klangvokal 2018 – grandioses Finale in der Reinoldikirche

In diesem Jahr fand das große Abschlusskonzert nicht wie sonst üblich im Dortmunder Westfalenpark statt. Das Klangvokal Musikfestival wurde mit einem „besonderen Schatz“, dem Oratorium „Maddalena ai Piedi di Cristo“ (um 1700), des italienischen Cellisten und Komponisten Antonio Caldara (1670-1736) in der Reinoldikirche beendet. Das Libretto ist von Bernardo Sandrinelli nach Lodovico Forni. Das Oratorium um die „Hure“ und „Büßerin“ Maria Magdalena, die hingerissen zwischen „irdischer und himmlischer Liebe“ Vergebung von Christus (Cristo) erhofft, ist aus der biblischen Geschichte bekannte. Die Beschäftigung mit diesem Genre geht bei Caldara auf die späten 1690er Jahre zurück. Er stand zu der Zeit kurz vor dem Wechsel von Venedig als Kapellmeister nach Mantua (1700 bis 1707). Noch in Venedig entstanden, sind Einflüsse des italienischen Spätbarock bei diesem Oratorium deutlich zu erkennen.

Als musikalische hochkarätige Begleitung konnte das französische Ensemble für alte Musik „Le Banquet Céleste“ unter der Leitung von Damian Guillon gewonnen werden. Dieser dirigierte nicht nur, sondern sang auch mit seinem wunderbaren Countertenor die Rolle der „Himmlischen Liebe“.

Barocker Abschluss des Festivals Klangvokal 2018 mit Caldaras Oratorium "Maddalena ai Piedi di Cristo". (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Barocker Abschluss des Festivals Klangvokal 2018 mit Caldaras Oratorium „Maddalena ai Piedi di Cristo“. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Stimmgewaltig und mit renommierten Sängerinnen und Sängern waren auch die anderen Rolle besetzt. In der Rolle der Maddalena (Magdalina) sang die Sopranistin Emmanuelle de Negri, die italienische Altistin Benedetta Mazzucato als eindrucksvolle „Irdische Liebe“, die französische Sopranistin Maïlys Villoutreys als hinzugefügte Figur der Schwester (Martha) von Maria Magdalena, als spöttischer Pharisäer der Bassbariton Benoît Arnould und der belgische lyrische Tenor Reinoud van Mechelen als vergebender Cristo (Christus). Sie konnten sich alle in den oft berührenden Arien mit manchmal schwierigen Koloraturen auszeichnen.

Faszinierend war wieder einmal der besondere Klang der barocken alten Instrument wie etwa die Theorbe und Cembalo im Zusammenspiel mit Violinen, Violoncello, Bratsche und dem Kontrabass.

Trotz des überkommenen Libretto mit dem schwarz-weiß Bild von guter „himmlischer“ und „böser irdischer Liebe war es ein musikalischer Genuss und ein würdiger Abschluss eines vielseitigen und interessanten 10. Klangvokal Musikfestivals.

Ein großer Dank an alle MitarbeiterInnen des organisatorischen Teams um Festivaldirektor Torsten Mosgraber.

Klangvokal 2018 – Renaissancemusik aus Spanien und England

Am 09. Juni 2018 gab es ein Wiedersehen mit dem Ensemble „The Tallis Scholars“ unter der Leitung von Peter Philipps . Bereits 2015 spielten sie im Rahmen von „Klangvokal“ in der Propsteikirche. Vor drei Jahren erklang eine Mischung aus Komponisten der Renaissance und dem estnischen Komponisten Arvo Pärt. 2018 erklang Musik aus Spanien und Großbritannien.

Das „The Tallis Scholars“ wahre Meister in der Renaissancemusik sind, konnte man schon vor drei Jahren erleben. Sie haben in ihrer Qualität keinesfalls nachgelassen. Das Konzert war zweigeteilt. Zu Beginn standen die drei spanischen Komponisten Sebastián de Vivanco, Christóbal de Morales und Pedro de Escobar im Fokus.

Musik der Renaissance in mit hohen gesanglichen Ansprüchen - The Tallis Scholars beim Klangvokal 2018. (Foto: © Bülent Krischbaum)
Musik der Renaissance mit hohen gesanglichen Ansprüchen – The Tallis Scholars beim Klangvokal 2018. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Vor allem de Morales (1500-1553) war ein bedeutender und fleißiger Komponist in Spanien. Er schrieb über 100 Motetten und unzählige Messen. Von de Morales waren die „Klagelieder Jeremias“ zu hören, die die „Tallis Scholars“ in gewohnt erstklassiger Manier umsetzten. Auch beim „Requiem“ von de Escobar präsentierten sich Sängerinnen und Sänger von ihrer besten Seite.

Zu einem der berühmtesten englischen Komponisten der Renaissance gehört mit Sicherheit William Byrd (1539-1623). ähnlich wie sein Lehrer Thomas Tallis, lebte er in einer religiös heiklen Zeit. Byrd komponierte zunächst für den anglikanischen Gottesdienst, später für den katholischen. Zu hören waren „Vigilate“ und „Laetentur coeli“ aus dem „Liber primus sacrarum cantionum (Cantiones Sacrae I)“, die aus der katholischen Phase stammten sowie das Klagelied über seinen verstorbenen Lehrer Tallis „Ye sacred muses“. Zwei Generationen vor Byrd lebte Robert Fayrfax (1464-1521) von dem zwei Stücke zu hören waren.

Wenn jemand die Vokalmusik der Renaissance zum Leben erwecken kann, dann sind es die „Tallis Scholars“. Die zehn Sängerinnen und Sänger schaffen es mühelos, den Zuhörer auf eine Reise in die Zeit von Heinrich VIII. oder Elisabeth I. zu schicken.

Klangvokal 2018 – Ungewöhnliche und reizvolle Klangkombination

Englisch-schottischer Folk und traditionelle indische Musik in einem Konzert? Das klingt zunächst wie Fish & Chips mit Chicken Masala. Doch James Yorkston, Jon Thorne und Suhail Yusuf Khan machten am 07. Juni das domicil zum Schauplatz einer gelungenen musikalischen Melange.

Gitarre, Kontrabass und Sarangi bilden einen spannenden musikalischen Raum, der die Sinne erweitert. Die Lieder des Trios, die in der Formation erst zum zweiten Mal in Deutschland auftreten, haben in der Regel folgende Struktur: Yorkston beginnt mit Gitarre und Gesang, danach setzt der Kontrabass von Thorne mit jazziger Improvisation ein. Gegen Mitte des Liedes „übernimmt“ Khan mit seinem Sarangi und seinen Gesang auf Hindi. Dadurch werden die meisten Lieder etwa 10 bis 15 Minuten lang und haben etwas meditatives und psychedelisches an sich.

Außergewöhnliche Klangmelange englisch-indischer Art: Yorkston, Thorne, Khan beim Klangvokal 2018. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Außergewöhnliche Klangmelange englisch-indischer Art: Yorkston, Thorne, Khan beim Klangvokal 2018. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Die Themen der Lieder umfasst eine große Bandbreite: Ein altes Hochzeitslied aus der Familie von Kahn wird zum besten gegeben, ebenso wie ein melancholisches Lied über einen verstorbenen Mitmusiker („Broken Wave“).

Das interessanteste Instrument spielte natürlich Khan mit seiner Sarangi. Dieses kastenförmige Streichinstrument ist ein Teil der klassischen indischen Musik sowie der Volksmusik. Sie besitzt viele Saiten: drei Melodiesaiten, eine Bordunsaite und über 30 Resonanzsaiten. Was dazu führt, dass Khan etwas länger braucht, um sein Instrument zu stimmen, die Wartezeit hat Yorkston aber humorvoll wegmoderiert. Khan benutzte zur Unterstützung seiner Musik auch Loops.

Letztendlich war das Konzert ein Erlebnis für Menschen, die Musik nicht in Schubladen stecken, sondern sich von der Begeisterung und Leidenschaft der Musiker mitreißen lassen. Und das ist meiner Meinung nach ein Erfolgsgeheimnis von Klangvokal: Alte Musik wieder zu entdecken und neue Musik kennenzulernen.

Klangvokal 2018 – Barock meets Jazz im Konzerthaus

Unter dem Titel „Händel Goes Wild“ konnte das Publikum am Sonntag, den 03.06.2018 im Dortmunder Konzerthaus ein besonderes Crossover-Projekt genießen.

Die Leiterin des im Jahr 2000 gegründeten Ensemble L‘Arpeggiata, Christina Pluhar, lud mit ihrem Ensemble die renommierte belgische Sopranistin Céline Scheen und den in Rumänien (Arad) geborenen Countertenor Valer Sabadus zu einer spannenden musikalischen Reise ein.

L‘Arpeggiata hat sich der Musik des 17. und 18. Jahrhundert verschrieben und sich beispielsweise schon 2014 in einem Projekt Henry Purcell angenommen.

Gerne bringen sie Genreübergreifend die „alte Musik“ mit anderen Musikstilen zu einem neuen Klangerlebnis zusammen. Der harmonische Rhythmus aus den Opern, Oratorien oder Kantaten von Georg-Friedrich Händel (1685-1759) und auch emotionalen Arien bietet sich für eine Verbindung mit Jazz-Rhythmen gut an.

Händel hätte sicher seinen Spßa gehabt bei "Händel goes wild" von L‘Arpeggiata. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Händel hätte sicher seinen Spßa gehabt bei „Händel goes wild“ von L‘Arpeggiata. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Das Ensemble mit seinen alten Instrumenten wie Zink, Barockgeige, Barockbratsche, Viola da Gamba, Barockcello, Barockgitarre, Laute, Orgel oder Cemballo korrespondierten wunderbar mit der Percussion (Sergey Saprychev), dem Flügel (Francesco Turrisi) und dem Kontrabass (Boris Schmidt). Der Klarinettist Gianluigi Trovesi, einer der führenden Jazzmusiker Italiens, sorgte mit ihnen zusammen durch geniale Improvisationen für das Salz in der Suppe.

Pluhar selbst dirigierte nicht nur, sondern spielte oft auf ihrer langhalsigen Theorbe, einem historischen Lauteninstrument,engagiert mit.

Die Spielfreude und das Improvisationstalent der Beteiligten zeigte sich vor allem bei dem Instrumental-Stücken „Sinfonia „ (aus „Alcina“, 3. Akt) von Georg Friedrich Händel. Orientalische Anklänge oder Passagen, die an jiddische Klezmer-Musik erinnerten, begeisterten das Publikum. Temperamentvoll ging es beim Instrumentalstück „Canario“ (von den kanarischen Inseln) zu. Der Sergey Saprychev überzeugte mit starken Percussion-Improvisationen.

Mit Bedacht sowie Können und Respekt vor der Musik Händels ließ man einige Stücke, so zum Beispiel das berührende „Verdi prati“ (Valer sabadus) oder das von Semele gesungene Wiegenlied „O sleep, why dost thou leave me“ (Céline Scheen) wie sie in ihrer ursprünglichen Schönheit waren.

Die beiden Sänger/innen bezauberten das Publikum mit ihren klaren und weichen Stimmen sowohl als Solisten wie auch im Duett.

Nach Standing Ovations gab es noch zwei Zugaben für das Publikum.

Dieser Konzertabend von hoher musikalischer Qualität machte Spaß auf mehr.

Klangvokal 2018 – Weltpremiere im Orchesterzentrum

Am 01. Juni 2018 stand eine öffentliche Weltpremiere auf dem Programm: Claudio Monteverdis „L‘Arianna“. Jetzt werden Sie sich fragen: Die Oper wurde doch schon 1608 uraufgeführt. Ja, aber wesentliche Teile waren verschollen, wie es leider mit vielen Opern von Monteverdi ergangen ist. Claudio Cavani, der Leiter der Gruppe „La Venexiana“ hat die fehlenden Teile rekonstruiert. So erklang zum ersten Mal seit 400 Jahren die vollständige Oper erneut.

Ein erlebnisreicher Ausflug in die Frühzeit der Oper durch das Ensemble La Venexiana. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Ein erlebnisreicher Ausflug in die Frühzeit der Oper durch das Ensemble La Venexiana. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Die Geschichte stammt wie Monteverdies erste Oper „L‘Orfeo“ aus der griechischen Mythologie. Theseus hat auf Kreta erfolgreich den Minotaurus besiegt und erhält die Königstochter Ariadne als Frau. Auf seinem Weg zurück nach Athen machen sie einen Zwischenstopp auf Naxos. Nach den Einflüsterungen seines Beraters lässt Theseus die schöne Ariadne zurück, worauf jene sehr verzweifelt ist und sich umbringen will. Als Retter in der Not erscheint der Gott Bacchus, der sich der armen Ariadne als Ehemann annimmt.

Das Stück selbst führt uns in die Anfänge der Oper. Bei „L‘Arianna“ gibt es keine Arien wie wir sie von Mozart oder Verdi kennen, es ist rezitativ aufgebaut. Die elf Sängerinnen und Sänger übernehmen nicht nur die einzelnen Figuren, sondern schließen sich auch zum Chor zusammen. Dabei überzeugt vor allem Raffaella Milanesi als Ariadne, besonders in ihre berührende Klage in der siebten Szene. Auch Riccardo Pisani (Theseus) zeigt sein Können, als er den griechischen Held zunächst als Verliebten präsentiert, später dann als Zweifler und Zögerer, angestachelt durch seinen hinterlistigen Berater (Luca Dordolo).

Die Musiker von „La Venexiana“ unter der Leitung von Davide Pozzi am Orgelpositiv und Cembalo präsentierten sich spielfreudig und versetzten die Besucher musikalisch in die Zeit des frühen 17. Jahrhunderts.

Monteverdis Musik steht zwischen Renaissance und Barock. Bei „L‘Arianna“zeigt er, was den Erfolg von Opern ausmacht: mit musikalischen Mitteln die unterschiedlichen Emotionen auszudrücken. Bei seiner zweiten Oper ist ihm das vorzüglich gelungen.

Klangvokal 2018 – Mittelalterliche Klänge vom Ensemble Tiburtina

Ein vielseitiges Programm bietet das Klangvokal Festival auch wieder in diesem Jahr. In der Dortmunder Marienkirche gastierte am 29.05.2018 das renommierte Vokalensemble Tiburtina aus Tschechien mit „Ego sum homo“ (Ich bin Mensch) mit musikalischen Kompositionen der Äbtissin, Hildegard von Bingen (1098 – 1179). Eine mutige Frau, die sich mit der „männlich dominierten katholischen Kirche“ gerne einmal anlegte und unbeirrt ihren Weg ging. Sie war zudem als Dichterin, Mystikerin, Naturwissenschaftlerin, Historikerin, Ärztin und Komponistin eine vielseitig begabte Frau.

Als erste Frau überhaupt schaffte Hildegard von Bingen mit 77 überlieferten Kompositionen in die Musikgeschichtsbücher. Für ihre Gesänge hatte sie die Texte und Musik selbst geschrieben.

Im feierlichen Rahmen der Marienkirche sangen sieben der acht Frauen Antiphonen (frei gedichtete Texte, die vor oder nach einem Psalm gesungen werden), Reponsorien (frei gedichtete Texte, die nach der Schriftlesung gesungen werden) sowie Sequenzen ((Dichtungs- und Gesangsform nach dem Prinzip der fortschreitenden Wiederholung) aus dem Kompositionen der Äbtissin.

Das Ensemble schritt mit der 1. Sequentia (O Jerusalem, goldene Stadt) langsam vom hinteren Kirchenbereich nach vorne.

Mittelalterliche Stimmung mit Liedern von Hildegard von Bingen vom Ensemble Tiburtina. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Mittelalterliche Stimmung mit Liedern von Hildegard von Bingen vom Ensemble Tiburtina. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Das Ensemble Tiburtina besteht aus der künstlerischen Leiterin Barbora Kabátkov (Sopran, Harfe), Ivana Brouková, Tereza Havlíková (Sopran), Hana Blažíková (Sopran, Harfe), sowie als Altstimmen Daniela Čermáková, Anna Chadimová Havlíková und Kamila Mazalová.

Margit Übellacker (Psalterium) bereicherte den Gesang als atmosphärische musikalische Begleitung mit einem mittelalterlichen Pantaleon (historisches, mit Schlägeln geschlagenes Saiteninstrument, ähnlich einem Hackbrett). Das Ensemble gilt auf dem Gebiet der frühen Musik als eines der besten in Europa.

Das in lateinischer Sprache gesungen wurden, war nicht die einzige Herausforderung für das Frauen-Ensemble. Das Programm war auch höchst anspruchsvoll für die wunderbar klaren Stimmen. Die Gruppe überzeugte sowohl in den Solo-Sequenzen wie auch in der Harmonie als ganzes Ensemble. Das Publikum wurde in eine mystische, fremde Musikwelt hineingezogen.

Das Ensemble hat sich bewusst für eine improvisierte Begleitung des monophonen Gesangs entschieden. Es werden alte Zupfinstrument wie Harfe und Zither aus der Zeit von Hildegard von Bingen verwendet. Die gesungenen polyphonen Kompositionen, wie Beispielsweise „Conducti Premii dilatio“ stammen etwa aus der selben Zeit wie die monophonen Gesänge von Hildegard von Bingen. Die Komponisten sind allerdings anonym und gehören der sogenannten Notre Dame-Schule an.

Der Großteil des dargebotenen Liedguts waren Lobgesänge und Klagelieder. Themen waren die Stadt Jerusalem, die Jungfrau Maria, Natur und die Schöpfung im allgemeinen. Mit dem Lobgesang Psalm 8 „Herr unser Herr“ begab sich das Ensemble wieder langsam zum hinteren Kirchenbereich.

Es gab natürlich eine Zugabe für das Publikum, dass sich mit viel Applaus für die Darbietung bedankte.

Klangvokal 2018 – Das 10. Fest der Chöre in Dortmund

Genau wie das Klangvokal Musikfestival geht das Fest der Chöre am Samstag, den 02. Juni 2018 von 10:00 bis 22.00 Uhr in Dortmund in die zehnte Runde. Die Vorbereitungen durch Projektleiterin Lena Rudnik für das größte städtische Chorfest in Deutschland sind im vollem Gange.

Sie freut sich zusammen mit Torsten Mosgraber, Direktor des Klangvokal Musikfestivals über einen neuen Rekord mit 161 teilnehmenden Chören. Außerdem sind 33 neue Chöre aus Dortmund und NRW dabei. Eine Öffnung nach außen findet ebenfalls statt: Unter anderem wird sich ein Männerchor aus Cuxhafen wird sich präsentieren.

Das Besondere dieses Festes ist, so Mosgraber, dass die ganze Stadt mitmacht

und praktisch zu einer bunten Chorbühne wird. Umfasst werden dabei alle Bereich der Chormusik. Über Kinderlieder, Jazz, Pop , Musical, geistliche Musik , A Cappella, Barbershop, Schlager/Oldies oder Klassik wird alles geboten. Dabei werden auch wieder die Dortmunder Kirchen, das Rathaus, im Foyer des Orchesterzentrums einbezogen. Das genaue Programm liegt bereits an über 100 Stellen aus und wird auch am Veranstaltungstag selbst an den anderen Bühnen verteilt.

Los geht es wie immer mit der offiziellen Eröffnung um 12.00 Uhr und dem anschließenden gemeinsamen Singen auf dem Alten Markt. (Mit dem Kinderchören B der Chorakademie).

Es gibt in diesem Jahr wieder mehrere „Singhaltestellen“ der DSW21, jetzt sogar eine vor dem Konzerthaus. Die Texte zum mitsingen gibt es selbstverständlich am Stand des Klangvokal Festivals auf dem Alten Markt.

Schon um 10:00 Uhr singen die Kita-Chöre in der Bürgerhalle im Rathaus.Wie Christian Willing, Organisator des Grundschulprojekts mit Reinhard Horn, erklärte, nehmen in

diesem Jahr 30 bis 40 Schulen mit 10 Chören an dem Fest teil.

Freuen sich auf das 10. Fest der Chöre: in der Hocke v. l. n. r.: Torsten Mosgraber (Direktor KLANGVOKAL), Dita Kosmakova (Chorleiterin der Vocal Crew) und Christian Willing (Grundschul-Projekt und Chorleiter der Kerschensteiner Grundschule) stehend: Jens Albers (alias Der Wolf), Lena Rudnick (Projektleiterin FEST DER CHÖRE) und Hendrik Giebel (Chorleiter des KLANGVOKAL Projektchors).
Freuen sich auf das 10. Fest der Chöre: in der Hocke v. l. n. r.: Torsten Mosgraber (Direktor KLANGVOKAL), Dita Kosmakova (Chorleiterin der Vocal Crew) und Christian Willing (Grundschul-Projekt und Chorleiter der Kerschensteiner Grundschule)
stehend: Jens Albers (alias Der Wolf), Lena Rudnick (Projektleiterin FEST DER CHÖRE) und Hendrik Giebel (Chorleiter des KLANGVOKAL Projektchors).

Beliebt ist immer das gemeinsame Singen von bekannten Liedern und Evergreens um 17:00 Uhr mit Winfried Meyer im Rathaus. Da heißt es, möglichst früh vor Ort sein und sich einen Platz sichern.

Ein besonderes Projekt findet unter Federführung von Chorleiter Hendrik Giebel 13.00 Uhr auf dem Vorplatz Reinoldi (Kronen-Bühne) statt. Ohne die vielen freiwilligen ehrenamtlichen Helfer könnte das Chorfestival nicht in dieser Art durchgeführt werden. Als kleine Anerkennung werden ungefähr 30 Personen von ihnen (Stand der Anmeldungen) in diesem Jahr aktiv als Klangvokal-Projektchor teilnehmen.

Eines der Höhepunkte ist für viele das Abendkonzert. Da machen in diesem Jahr die Florian Singers den Auftakt. Es folgen Clara‘s voices, der Schüler-Lehrer-Chor des Clara-Schumann-Gymnasiums Holzwickede mit Pop-Hits. Das Finale bestreiten die Dortmunder Vocal Crew unter der Leitung von Dita Kosmakova. Es wird dann eine kleine Überraschung geben. Die rund 30 jungen Frauen des Chors wagen zusammen mit dem bekannten Musiker der lokalen Hip Hop Szene, Jens Albert, hier besser bekannt als „Der Wolf“, ein spannendes Experiment mit einem genreübergreifenden Programm.Der Eintritt ist frei.

Außerdem wird es zur Feier des 10-jährigen Jubiläums den ersten Instawalk Kultur in der Dortmunder City geben. Viele Instagramer haben sich schon angemeldet, den ganzen Tag dieses Chorereignis in der Innenstadt zu besuchen und dann ihre Eindrücke auf Instagram weiter zu geben. Es geht aber auch ohne Anmeldung. Die Fotos über den Hashtags #klangvokal und #FDC2018 in den sozialen Netzwerken teilen.

Klangvokal 2018 – Verdi-Oper mit Gala-Besetzung

Als ein Highlight des Klangvokal Musikfestivals wurde am Sonntag, den 27.05.2018 im Dortmunder Konzerthaus Guiseppe Verdis Befreiungsoper „Giovanna d‘Arco“ (1845) als grandioses Spektakel aufgeführt.

Da wurde vom Feinsten aufgefahren: Als musikalische Begleitung konnte das WDR Funkorchester Köln unter der Leitung des renommierten italienischen Dirigenten Daniele Callegari gewonnen werden. Der Landesjugendchor Nordrhein-Westfalen (Einstudierung: Christiane Zywietz-Godland, Hermann Godland) überzeugte sowohl als Stimme des Volkes, als Engel oder „gute und böse

Geisterstimmen“.

Die Handlung dieser konzertanten Aufführung um 1429 im Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich. Die Rolle der „heiligen Johanna von Orléans“ (Jeanne d‘Arc) oder auf italienisch Giovanna d‘Arco als französische Nationalheldin, katholische Heilige und Kämpferin für die Freiheit Frankreichs wurde literarisch schon von Friedrich Schiller dichterisch verarbeitet.

Verdis Oper zu diesem Thema (Libretto von Temistocle Solera) war damals (1845) von gewisser Brisanz. Italien kämpfte um seine nationale Identität und Unabhängigkeit von Österreich-Ungarn.

Auf der einen Ebene ist da die aufkeimende Liebe von von dem französischen Königs Carlo II. zu der Kämpferin Giovanna, die sich als Retterin Frankreichs vor englischer Herrschaft auserwählt fühlt. Diese wiederum steht im Konflikt zwischen „irdischer Leidenschaft“ (als Versuchung) und „Reinheit“ sowie alleinige Konzentration auf die für sie vorgesehene Aufgabe. Die Rettung der Nation.

Der Vater Giacomo fürchtet, dass seine Tochter sich den „Dämonen“ verschrieben hat und denunziert sie zunächst als „Verräterin“ bei den Engländern. Erst kurz vor dem drohenden Schafott lässt er sich von ihrer „Redlichkeit und Reinheit“ überzeugen, und hilft ihr zu fliehen. Sie kämpft erfolgreich für Frankreich wird dabei aber tödlich verwundet.

Die Oper wechselte musikalisch zwischen emotionalen, ins Ohr und Herz gehenden schönen Belcanto-Arien und dramatischen Steigerungen, bis hin zum Finale voller Pathos.

Ein großes Historiendrama von Verdi im Rahmen von Klangvokal im Dortmunder Konzerthaus: Giovanna d‘Arco. (Foto: Bülent Kirschbaum)
Ein großes Historiendrama von Verdi im Rahmen von Klangvokal im Dortmunder Konzerthaus: Giovanna d‘Arco. (Foto: Bülent Kirschbaum)

Fünf internationale Stars der Opernszene ließen die dramatische Geschichte mit ihren Konflikten für das Publikum mit ihren starken Stimmen lebendig werden. Gesungen wurde natürlich in italienischer Sprache mit mit deutschem Übertitel für das Publikum.

Die Lettin Marina Rebeka führte den Zwiespalt von Giovanna mit ihrem hohen, klaren Sopran deutlich vor Augen.

Der französische Tenor Jean-François Borras beeindruckte als Carlo II. Von Frankreich mit seinem einfühlsamen und starken Tenor.

Der italienische Bariton Vittorio Vitelli überzeugte mit seinem warmen Bariton als verzweifelter Vater Giacomo.

Neben diesen drei Hauptpersonen hatten Bauzhan Anderzhanov (Bassbariton), geboren in Kasachstan, als englischer Kommandeur Talbot und der kubanische Tenor Bryan López González als französischer Offizier Delil weniger Gelegenheit, ihr Können zu zeigen. Das tat ihrer musikalischen Qualität ihrer gesanglichen Darbietung keinen Abbruch.

Die Aufführung und die Leistung der beteiligten Akteure wurden mit viel Beifall belohnt.

Klangvokal 2018 – Auf Entdeckungstour durch Südamerika

Am 26. Mai konnten die Besucher auf eine musikalische Entdeckungsreise durch das spanische Südamerika gehen. Und dies in ungewöhnlicher Atmosphäre. Die Maschinenhalle der ehemaligen Zeche Zollern II öffnete ihre Tore für „Carmina latina“, dargeboten durch den Chœur de Chambre de Namur, dem Orchester und Solisten der Capella Mediterranea unter der Leitung von Leonardo García Alarcón.

Auf dem Programm standen Komponisten der Renaissance und des Barock, die zwar überwiegend in Spanien geboren waren, manche davon gelangten aber auf unterschiedliche Weise in die damals noch junge Welt.

Mitreißende Musik aus Spanien und Südamerika in einem postindustriellen Ambiente. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Mitreißende Musik aus Spanien und Südamerika in einem postindustriellen Ambiente. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Namen wie Juan de Araujo, Gaspar Fernandez oder Mateo Flecha werden nur dem ausgewiesenen Experten etwas sagen und das ist sehr schade. Denn die dargebotene Musik ist absolut mitreißend. Ein wunderbares Beispiel ist Mateo Flechas „La Bomba“. Flecha lebte von 1481-1553 und entwickelte eine spanische Musikform, die „Ensalada“. Der „Salat“ ist eine Mischung aus verschiedenen Elementen: bekannte Melodien, verschiedene Sprachen, weltliche und religiöse Texte. „La bomba“ oder „Die Pumpe“ handelt von Seeleuten, die auf einem untergehenden Schiff auf Rettung hoffen. Exquisit dargeboten von den Solisten Mariana Flores (Sopran), Leandro Marziotte (Alt), Valerio Contaldo (Tenor) und Matteo Ballotto (Bass).

Das Konzert hatte auch leise Töne. Nicht nur die geistlichen Lieder wie das „Salve regina“ von Juan de Araujo oder das „Magnificat“ von Francisco Correa de Araujo, sondern auch kleine weltliche Lieder wie das „Romerico florido“ von Matheo Romero, sorgten für atemlose Stille.

Die Musiker und Sänger kamen nicht ohne Zugaben aus. Die zweite Zugabe war das bekannte Lied „Alfonsoina y el Mar“, großartig interpretiert von Flores und dem Gitarristen Quito Gato.

Ein erlebnisreicher Abend, der Appetit gemacht hat, auf mehr Musik aus Spanien und Südamerika.

Klangvokal 2018 – Moderner Fado im domicil

Am 25. Mai 2018 war im Rahmen des diesjährigen Klangvokalfestivals in unserer Stadt im Dortmunder domicil wieder einmal Zeit für Weltmusik.

Das Fado nicht unbedingt nur Melancholie und traurig klingen muss, bewies an diesem Abend die portugiesische Fado-Sängerin Gisela João. Seit ihrem Debütalbum im Jahr 2014 hat sie sich als Meisterin des modernen Fado einen Namen gemacht.

Mit einer Verbindung von klassischem Fado und urbanen zeitgenössischen Element verschafft sie diesem Genre eine neue Aktualität und Impulse. Begleitet wurde sie von drei Musikern an verschiedenen Gitarren-Typen , die zusammen für einen ganz speziellen Zauber sorgten.

Bernado Romão erzeugte mit seiner birnenförmigen „Guitarra Portuguesa“ auf den zwölf Saiten flirrende, manchmal an eine Zitter oder Mandoline erinnernde Klänge. Nelson Aleixo war der Mann an der eher klassischen „Viola de Fado“ und Francisco Gaspar sorgte mit der Bassgitarre (Viola Baixo) für den nötigen „Groove“. Nach der Pause konnten die Drei ihr virtuoses Können an ihren Instrumenten mit einer längeren Solo-Sequenz zeigen.

Fado muss nicht nur melancholisch sein, Gisela João sang auch einige lustig-skurrile Lieder. (Foto: © Bülent Kirschbaum)
Fado muss nicht nur melancholisch sein, Gisela João sang auch einige lustig-skurrile Lieder. (Foto: © Bülent Kirschbaum)

Mit ihrer starken und warmen Stimme gelang es João während des Konzertes, sowohl die eher melancholisch-nachdenklichen wie auch die lustig-skurrilen Songs eindrucksvoll auf der Bühne zu präsentieren. Manchmal steigert sie sich dabei intensiv in laute Klanghöhen hinein.

Vor jedem Lied erklärte sie mit verständlichem Englisch etwas zum Inhalt und Hintergrund der Texte. So erfuhr das Publikum, wie wichtig ihr Poesie, Liebe und Intensität bei ihren Texten und Ausdrucksformen sind. Großen Einfluss hatten auf sie auch ihr verstorbener Großvater mit seinem Humor und ihre lebenskluge Großmutter.

Einen skurrilen Humor beweist die Künstlerin mit einem Song über den Besuch eines Außerirdischen, der in ihrem Garten landet.

Bei den temperamentvollen Songs gab es auch Momente zum Mitklatschen für das Publikum.

Die Sängerin bewies wiederum, dass sie beim Tanzen den Rhythmus im Blut hat und auch eine Meisterin der starken Gesten ist. Besonders viel getanzt wurde beim Song „St. Johns Day“ (Johannistag), dem Fest einen Tag nach der Sommersonnenwende am 24. Juni.

Fado kann nicht nur traurig und melancholisch sein, sondern auch leidenschaftlich und temperamentvoll.