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Ein swingendes Musical

Emily Newton (Lilli Vanessi) und Morgan Moody (Fred Graham). ©Thomas Jauk / Stage Picture GmbH
Emily Newton (Lilli Vanessi) und Morgan Moody (Fred Graham).
©Thomas Jauk / Stage Picture GmbH

Nach der Wagnerischen Tragödie „Tristan und Isolde“ wehte Lust und Lebensfreude bei der Premiere von „Kiss me, Kate“ durch das Opernhaus. Zwei fantastische Hauptdarsteller, ein gut aufgelegtes Ensemble, tolle Musik und unaufgeregte Regie schufen einen sehr gelungenen Musical-Abend. Ein Premierenbericht vom 27. September 2015.

„Kiss me, Kate“ von Cole Porter ist ein Stück im Stück. In den USA, einige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, führt Schauspieler und Produzent Fred Graham (Morgan Moody) eine musikalische Fassung von Shakespeares „Der widerspenstigen Zähmung“ auf. Als weitere Hauptrolle hat Graham Lilli Vanessi (Emily Newton) engagiert. Vanessi und Graham haben sich vor genau einem Jahr getrennt. Graham hat ein Auge auf die Sängerin Lois Lane (Nedime Ince) geworfen und Vanessi will den General Howell (Hannes Brock) heiraten. Doch alte Gefühle flammen wiede auf. Kompliziert wird es, als zwei Gangster (Fritz Steinbacher und Karl Walter Sprungala) Geld von Graham eintreiben wollen.

Regisseur Martin Duncan hat mit leichter Hand ein sehr bekömmliches Musical-Menu geschaffen. Er hatte auch sehr gute Zutaten. Mit Moody und Newton spielten und sangen zwei Darsteller, die nicht nur sehr gut singen, sondern auch sehr gut schauspielen können. Das ist für ein Musical auch extrem wichtig. Moody spielte einen Graham, der zunächst sehr selbstgefällig war, zum Schluß aber auch sentimental wurde. Newton war die Rolle der Vanessi auf den Leib geschrieben. Sie ging durch ein Wechselbad der Gefühle. Zwar sollte sie General Howell heiraten, aber Anfangs waren noch Gefühle für Graham vorhanden. Die waren vorbei, als sie den Brief las, der eigentlich an Lane gehen sollte.Erst ganz zum Schluss gibt sie die Aussicht auf ein luxuriöses, aber langweiliges Leben auf und kehrt zu Graham auf die Bühne zurück.

Zu den Höhepunkten gehörten auf jeden Fall die beiden Gangster aus Wien. Fritz Steinbacher und Karl Walter Sprungala gehörten mit ihrem Wiener Schmäh mit zu den Lieblingen des Publikums. Zudem sangen beide noch den Ohrwurm „Schlag nach bei Shakespeare“. Regisseur Duncan hatte eigentlich die Dialoge auf Deutsch sprechen lassen und die Lieder auf Englisch, bis auf dieses. „Kiss me, Kate“ hat noch einen weiteren bekannten Ohrwurm: „Wunderbar“. Dieser Walzer ist ein kleiner Seitenhieb von Porter auf die deutschsprachigen Operetten und ihre „Ich bin dein, du bist mein“-Lyrik. Ein großes Lob hat sich auch Nedime Ince verdient, die eine freche Lois Lane spielte. Ihr „Always true to you (in my fashion)“ war einer der Höhepunkte des Abends.

Für die Bühne und die Kostüme war Francis O’Conner zuständig. Er hatte die schwierige Aufgabe, quasi zwei Stücke auszustatten. Während die Rahmenhandlung in einem 40er Jahre Look gehalten war und meist einen Hinterhof in Baltimore zeigte, spielte die „widerspenstige Zähmung“ stilecht in einem Italien der Renaissance mit passenden Kostümen.

Von Wagner zu Porter: ein großer Sprung in der Musik, aber die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Philipp Armbruster schafften auch diesen Spagat mit Leichtigkeit.

Die Oper Dortmund entwickelt sich zu einem exzellenten Musicalstandort, was durch die Qualität der Produktion wie „Roxy und ihr Wunderteam“, „Jesus Christ Superstar“ und aktuell „Kiss me, Kate“ eindrucksvoll unter Beweis gestellt wird.

Weitere Termine: Do, 01. Oktober 2015, So, 04. Oktober 2015, Fr, 09. Oktober 2015, Sa, 17. Oktober 2015, Fr, 23. Oktober 2015, So, 25. Oktober 2015, Fr, 30. Oktober 2015, So, 01. November 2015, Sa, 14. November 2015, Sa, 21. November 2015, Mi, 02. Dezember 2015, Sa, 19. Dezember 2015, Do, 31. Dezember 2015 (2x), Sa, 30. Januar 2016, So, 07. Februar 2016, Sa, 19. März 2016, So, 20. März 2016 und Sa, 26. März 2016.

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