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Anachronistische Leichtigkeit

Karin Jessen neben ihrem vier Meter hohem Handsiebdruck.
Karin Jessen neben ihrem vier Meter hohem Handsiebdruck.

„durchgesiebt“ – so lautet der Titel der neuen Ausstellung von Karin Jessen in der Galerie Torhaus Rombergpark, die vom 21. September bis zum 12. Oktober zu sehen ist. Die Künstlerin präsentiert Werke im Handsiebdruckverfahren. Das bedeutet: Die Drucke auf Folie, Papier oder auf Buchseiten sind alles Unikate.

„Es ist Anachronismus, was ich mache“, erklärte Jessen. In einer digitalisierten Welt setzt die Künstlerin voll und ganz auf Handarbeit. „Jeden Arbeitsschritt habe ich ohne Maschine gemacht“; so Jessen. Sieht man einmal vom Hochkopieren der Vorlagen ab, musste sie vom Erstellen des Druckmotives über das Mischen und Anrühren der Farben, Einrichten des Siebes bis hin zum eigenhändigen Drucken alles per Hand machen. Dazu gehört natürlich auch das Beschaffen der Materialien. „Ich besitze 60 bis 70 eigene Siebe, die ich von Druckereien aufgekauft habe“, so Jessen.

Doch das Ergebnis hat sich gelohnt. Jessens Idee war es, die Bäume des Rombergparks in die Galerie zu bekommen. Ihre Bilder zeigen Bäume, Äste, die sie im Januar fotografiert hatte, weil die Bäume zu dieser Zeit noch ohne Blätter waren. Mit dem Siebdruckverfahren gewinnen ihre Werke ein grundsätzlich organisches Aussehen. So könnte der Betrachter sie auch als Adergeflecht interpretieren. In ihren Arbeiten zeigt sie ungewohnte Farbkombinationen.

Mit Siebdrucken beschäftigt sie sich seit über zehn Jahren. Eines ihrer Lieblingsobjekte sind alte Bücher, denen sie mit ihren Handsiebdrucken ein neues Leben einhaucht. Sie werden neu eingebunden und auch von außen mit einem Handsiebdruck verziert. Teilweise haben die Drucke etwas mit dem Inhalt des Buches zu tun, manchmal aber auch nicht.

Die Ausstellung zeigt Karin Jessen als experimentierfreudige Künstlerin, die nach dem Motto arbeitet „Geht nicht, gibt’s nicht“. Ihre Werke wirken leicht, sind es in der Entstehung und Herstellung aber nicht.

Die Galerie Torhaus Rombergpark hat dienstags bis samstags von 14 bis 18 Uhr und sonntags sowie feiertags 10 bis 18 Uhr geöffnet.  Eintritt frei.