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Mädchen in Not – absurd-komisch und gesellschaftskritisch

Am 16.12.2022 konnte die Oper „Mädchen in Not“ (Michael Essl, Libretto v. Paula Fünfeck) unter der Regie von Sybrand van der Werf als Uraufführung der Jungen Oper in Dortmund endlich durchstarten. Die Oper entstand nach dem gleichnamigen Schauspielstück von Anne Lepper für Jugendliche ab 16 Jahre.

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Wenn eine Gans aus der Reihe tanzt

Am 31.03.2022 konnte „Die kleine Gans, die aus der Reihe tanzt“, eine Kooperation des Dortmunder Kinder und Jugendtheaters mit der hiesigen Jungen Oper endlich seine Premiere im KJT feiern.

Das Musiktheaterstück (ab 4 Jahren) nach dem Bilderbuch von Jean-Franҫois Dumont wurde mit der Spielfassung von Johannes Gaudet und Musik von Michael Kessler für das KJT bearbeitet. Die Regie übernahmen der Leiter des Theaters, Andreas Gruhn, zusammen mit Johannes Gaudet.

Mit Johannes Büker (Klarinette), Maik Hester (Akkordeon) und Norbert Gögh (Fagott) zeigten drei Musiker nicht nur ihr Können an den jeweiligen Instrumenten, sondern auch viel Spielspaß in ihren Tierkostümen (Schein, Schaf).

Sängerin, Schauspieler und Musiker von "Die kleine Gans": Anna Lucia Struck, Jonathan Büker, Rainer Kleinespel, Norbert Gögh und Maik Hester (Foto: © Birgit Hupfeld)
Sängerin, Schauspieler und Musiker von „Die kleine Gans“: Anna Lucia Struck, Jonathan Büker, Rainer Kleinespel, Norbert Gögh und Maik Hester (Foto: © Birgit Hupfeld)

Anna Lucia Struck (bekannt aus Produktionen der Jungen Oper Dortmund) als kleine Gans Zita mit starker Stimme und Rainer Kleinespel vom KJT-Ensemble als strenger Marsch-freudiger (Ganter) Igor standen ihnen in nichts nach.

Das Publikum wurde schon vor Anfang in der Eingangshalle rhythmisch musikalisch von Zita und der nun neuen Swinging-Animal-Band empfangen. Da dieses Stück auf einem Bauernhof spielt, gibt es dort verschiedene Tiere. Für die Vorstellung wurden die Anwesenden (ob klein oder groß) auf ihre Unterstützung mit diversen Tiergeräuschen und Tanzbewegungen vorbereitet.

Dann ging es in den Vorstellungsraum. Die Story spielt auf einem Bauernhof, wunderbar ausgestaltet mit Wäscheleine, Wegweisern, Töpfen und vieles mehr.

Der Ganter Igor führt alle Tiere morgens mit Marschrhythmus (Eins und zwei) hinaus. Die kleine Gans Zita hat jedoch Schwierigkeiten damit kann nur ihrer „eigenen Melodie“ folgen. Igor verdonnert sie dazu, alleine zu laufen. Zunächst traurig, merkt Zita, dass die anderen Tiere ihre Melodie gut gefällt und nach und nach entwickelt sich ein gemeinsamer Rhythmus. Auch Igor wird letztendlich mit in die „Jamsession“ hineingezogen.

Eine schöne musikalische Geschichte über das Anderssein, Gemeinschaft und Selbstbewusstsein. Nebenbei erleben auch die jüngeren Kinder die drei Instrumente einmal ganz aus der Nähe.

Karten und Informationen zu weiteren Vorstellungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel. 0231/ 50 27 222

Die fantastische Reise der Kinder des Sultans

Am 20.03.2022 war es endlich so weit. Die wegen einer Corona-Erkrankung verschobene Uraufführung von „Die Kinder des Sultans“ (Fantastische Oper in neun Szenen) von Avner Dorman (Libretto Ingeborg von Zadow) konnte in der Oper Dortmund stattfinden.

Es handelt sich um ein Auftragswerk der hiesigen Oper im Rahmen einer Kooperation der Jungen Oper Rhein-Ruhr. Die musikalische Leitung hatte Christoph JK Müller.

Die bekannten Sänger*innen der Dortmunder Oper brachten neben ihren starken Stimmen eine gehörige Portion Spielfreude mit, obwohl durch die Erkrankung von Hyona Kim (Tante, Kamel) Ruth Katharina Peeck (Junge Oper) helfend einspringen musste.

Zum Schluss gibt es ein großes Fest: (v.l.n.r.) Youngbin Park (Wasserverkäufer), Morgan Moody (Onkel), Denis Velev (Sultan), Sooyeon Lee (Fadeya), Santiago Sánchez (Taseh), Natascha Valentin (Wahrsagerin) Foto: (c) Anke Sundermeier, Stage Picture
Zum Schluss gibt es ein großes Fest: (v.l.n.r.) Youngbin Park (Wasserverkäufer), Morgan Moody (Onkel), Denis Velev (Sultan), Sooyeon Lee (Fadeya), Santiago Sánchez (Taseh), Natascha Valentin (Wahrsagerin) Foto: (c) Anke Sundermeier, Stage Picture

Die Geschichte: Die Zwillinge Fadeya (Sooyeon Lee) und Taseh (Fritz Steinbacher), bisher mit ihrer Mutter Constanze in einer modernen westlichen Welt aufgewachsen, machen sich auf eine große Reise. Sie wollen endlich ihren Vater, den Sultan von Sultanien kennenlernen und viele Fragen stellen. Auf ihren abenteuerlichen Weg müssen sie sich nicht nur fremdem Gebräuchen und Menschen stellen, sondern begegnen auch Dämonen in Form einer hungrigen Riesenschlange, einem reißenden Fluss sowie einer scheinbar unüberwindbaren Wand. Hilfe und Unterstützung bekommen sie vor allem von einem Kamel (verwandelte Tante). Während ihr neidischer und intriganter Onkel (mit viel Spaß gesungen und gespielt von Morgan Moody) verhindern will, dass sie zum Palast zu ihrem traurigen und einsamen Vater (Denis Velev) gelangen. Begleitet wird das Geschehen von einer Wahrsagerin (Natascha Valentin) und dem Wasserverkäufer (Youngbin Park).

Ein großes Kompliment an Tatjana Ivschina für die bunten und fantasievolle Kostüme sowie eindrucksvolle Bühnenbilder und Effekte. Die Musik war abwechslungsreich, rhythmisch mit orientalischen anmutenden Elementen und eindrucksvollen Klangwelten.

Hoffnungsvoll optimistisch im Fall des „Kamel-Songs“ (Wer ein Kamel als Freund hat)

Das „Lied der Eltern“ (Aus zwei Welten kommen wir) ist ein Statement für mutige Offenheit gegenüber „dem Fremden“ und Zusammenhalt.

Außerdem zeigt diese Oper (ab 8 Jahre), wie wichtig es ist, Freunde zu finden und auch in schwierigen Situationen nicht aufzugeben.

Der Dortmunder der Opernchor unter Leitung von Fabio Mancini spielte wieder einmal eine bedeutende Rolle als „Volkschor“ oder zur Darstellung des reißenden Flusses.

Informationen zu weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder 02321/50 27 222

Der Häßliche – sind schöne Menschen im Vorteil?

Glaubt man der Wissenschaft, dann ja. Schon Babys schauen hübsche Gesichter länger an als hässliche. Zum anderen schließen Menschen von den äußeren Attributen auf die inneren Merkmale. Das heißt schöne Menschen gelten als erfolgreicher, kompetenter, selbstsicherer und so weiter. So kommt es in der Oper „Der Häßliche“ von Thierry Tidrow, dass der gute Herr Lette (Marcelo de Souza Felix) sein eigenes Projekt nicht auf dem Kongress vorstellen darf, sondern sein Assistent Karlmann (Daegyun Jeong). Die Begründung vom Chef (Ruth Katharina Peeck) lautet: Er sei zu hässlich. „Ihr Gesicht geht nicht“, wird Lette gesagt. Auch seine Frau (Anna Lucia Struck) findet ihn hässlich, sagt aber zur Entschuldigung „Als Mensch bist du sehr schön“.

Lette geht zum Schönheitschirurgen und lässt sich ein neues Gesicht verpassen und siehe da, alle lieben ihn. Sie lieben ihn so sehr, dass er sich vor weiblichen Avancen kaum retten kann und er mit dem Doktor als Anschauungsmaterial durch die Lande zieht. Lettes Erfolg bringt Neider auf den Plan, sein Kollege Karlmann lässt sich ebenfalls das Gesicht verschönern.

Die OP scheint gelungen: Ruth Katharina Peeck (Scheffler), Marcelo de Souza Felix (Lette), Anna Lucia Struck (Fanny) Foto:Björn Hickmann, Stage Picture
Die OP scheint gelungen: Ruth Katharina Peeck (Scheffler), Marcelo de Souza Felix (Lette), Anna Lucia Struck (Fanny) Foto:Björn Hickmann, Stage Picture

Und hier wird die Geschichte der Oper etwas abstrus, denn der Doktor hat anscheinend in der „VEB Schönheitschirurgie“ gelernt und kann nur ein Gesicht modellieren. So bekommen mehr und mehr Menschen Lettes Gesicht und sind nicht mehr zu unterscheiden, außer durch die Stimme. Klingt ein wenig wie „Angriff der Klonkrieger“. Nachdem sich viele Menschen Lettes neues Gesicht tragen, wie beispielsweise Karlmann, ist die Besonderheit nicht mehr da. Lette wird gefeuert, verliert auch seine Frau und findet erst in der Beziehung zum Sohn einer Unternehmerin, der auch „sein“ Gesicht trägt, anscheinend eine gewisse Erfüllung. Obwohl beide wie verliebte Narzissten wirken.

Die Premiere vom 20. Februar im Operntreff zeigte vier gut aufgelegte Sängerinnen und Sänger. Das Bühnenbild von Emine Güner konnte gefallen, denn aus den wenigen Elementen wurde viel gemacht. So verwandelte sich der Arbeitsplatz in einen Küchentisch oder eine OP-Liege. Die Musik von Tidrow ist abwechslungsreich, mal erklingt ein Walzer, mal scheint man barocke Elemente herauszuhören.

Mehr Informationen zur Oper „Der Häßliche“ gibt es auf dieser Seite

Constanzes Befreiung in der Jungen Oper Dortmund

Mit „Constanzes Befreiung“ brachte die Junge Oper in Kooperation Dortmund am Samstag, dem 30.10.2021 um 15:00 Uhr „Die Entführung aus dem Serail“ von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1793) aus der Sicht des Raben Rik einem jungen Publikum (ab 6 Jahren) näher.

Auf der kleinen Bühne befand sich neben Christoph JK Müller als musikalischer Leiter am Klavier auch noch Dominik Kastl als Erzähler der Geschichte.

Ruth Katharina Peeck, Sooyeon Lee und Marcelo de Souza Felix bei einer Aufführung aus "Constanzes Befreiung" (Foto: © Björn Hickmann, Stage Pictures)
Ruth Katharina Peeck, Sooyeon Lee und Marcelo de Souza Felix bei einer Aufführung aus „Constanzes Befreiung“ (Foto: © Björn Hickmann, Stage Pictures)

Puppenspieler Udo Wodrich war nicht nur für den Raben Rik, sondern auch für die anderen Puppen zuständig, die fast identisch gekleidet waren wie ihre lebendigen Pendants auf der Bühne.

Die Constanze wurde von Anna Lucia Struck (Sopran), Belmonte von einer Ruth Katharina Peeck (Mezzosopran) und Osmin von Marselo de Souza Felix (Bariton) des Ensembles stimmgewaltig gesungen und lebendig dargestellt.

Der freche Rabe Rik möchte mithilfe von Dominik seine ganz „eigene Version“ der Geschichte von Mozarts Singspiel erzählen. Mit seiner forschen und witzigen Art bringt er zwischendurch das junge Publikum zum Lachen. In seiner Version liegt es an Belmonte, Constanze aus den Fängen ihres Entführers Osmin zu befreien. Mit dem ist nicht zu spaßen…

Die Kinder werden auch in das Geschehen mit einbezogen, als es etwa um die Frage geht, wie man Constanze am besten befreien könnte.

Interessant bei der Aufführung war, dass die Puppen gleichberechtigt neben den Sänger*innen agierten. Manchmal zusammen, manchmal getrennt.

Natürlich gibt es auch ein Happy End und Osmin muss erkennen, Constanze und Belmonte sind füreinander bestimmt und er lässt sie frei.

Zum Schluss stehen alle Sänger*innen zufrieden zusammen mit ihren Puppen-Pendants auf der Bühne.

Ein gelungener und guter Versuch, kindgerecht junge Menschen für die Oper zu interessieren.

Informationen zu weiteren Vorstellungen unter www.theaterdo.de oder Tel. 0231/5027222

Persona – Uraufführung der Jungen Oper

Schon immer war die Pubertät für die meisten Jugendlichen eine Zeit der Unsicherheit, des Suchens und des Infragestellens. Wer bin ich? Wer will ich sein? Wie sehen mich die anderen?

Die Junge Oper Dortmund thematisiert in der Uraufführung ihres Stückes „Persona“ den Einfluss sozialer Medien auf heranwachsende Jugendliche. Allesamt Digital Natives, die eine Zeit ohne digitale Medien für kaum vorstellbar halten. Teilen sie ihr Leben im Netz oder formt das Netz durch die Suche nach Anerkennung mit Likes und hohen Followerzahlen ihr Verhalten viel stärker als ihnen bewusst ist? Was ist reales Leben, was ist Fake?

Komponist und Composer in residence ist Thierry Tidrow, das Libretto stammt aus der Feder von Franziska vom Heede. Die Oper für Jugendliche ab 12 Jahren entstand in Kooperation mit der Akademie für Theater und Digitalität.

Das Bühnenbild von Dina Nur zeigt drei nebeneinander liegende durch Vorhänge abgeteilte Räume, die Protagonisten sitzen in lockeren Joggingoutfit auf einem Schleiflackmöbel. Ein durchgehender durchsichtiger Vorhang schließt an der Bühnenkante ab und dient als Projektionsfläche für die Inhalte der Smartphones. Ein stilisiertes Gesicht erscheint als Hologramm über den jeweils agierenden Schauspielern. Jeder hat eine Webcam vor sich stehen, und inszeniert sich davor. Sobald sie ausgeschaltet ist fallen die gute Laune Imitatoren in sich zusammen und stellen sich ihren Selbstzweifeln. Diese emotionalen Passagen werden meist gesungen.

Ruth Katharina Peek (Alex), Anna Lucia Struck (Charly), Marcelo de Souza Felix (Rocco) (Foto: © Björn Hickmann, Stage Picture)
Ruth Katharina Peek (Alex), Anna Lucia Struck (Charly), Marcelo de Souza Felix (Rocco) (Foto: © Björn Hickmann, Stage Picture)

Während Charly einen Fitnessaccount betreibt, zeigt Rocco sich auf der Suche nach seiner männlichen Identität zeitweilig als Rocafella Dragella, einer grell geschminkten Dragqueen mit pinker Stola. Alex, die ihren Account gerade erst erstellt und sehr unsicher ist, begeht einen bösen Fauxpas. Nachdem eine sehr kritische, fast selbstzerstörerische Analyse ihrer Selfies kein brauchbares Profilbild übrig lässt, nutzt sie das Bild der erfolgreichen Influencerin Charly. Das führt zu einigen Missverständnissen, findet aber in einem klärenden Gespräch, natürlich digital, eine positive Wendung.

Die Oper ist als interaktive Vorführung angelegt. An drei Stellen im Verlauf des Stückes können die Jugendlichen per QR-Code den Verlauf der Geschichte beeinflussen. Jedes Mal kann zwischen drei Antworten gewählt werden. Es gibt zwölf verschiedene Varianten der Geschichte.

Dies stellt alle Beteiligten vor große Herausforderungen. Text und Musik für 2,5 Stunden sind erarbeitet worden. Mediaartist und Operator Alexander Hügel muss ständig auf Zack sein, da er alle Projektionen und Textbausteine per Click einspielen muss. Die abstrakte Musik wird nicht chronologisch Seite für Seite gespielt, sondern ist den einzelnen Charakteren zugeordnet. Christoph JK Müller leistet hervorragende Arbeit, während er die Musiker durch die verschiedenen Themen lotst. Auch für die Schauspieler gilt: Je nach Wahl des Publikums variieren Texte und Abläufe. Dies macht das Stück zu einer interessanten Herausforderung für alle Beteiligten und ist auch für die Zuschauer eine anspruchsvolle Aufgabe.

Der jungen Oper ist eine spannende Inszenierung gelungen, die wahrscheinlich auch nach der Vorstellung für Gesprächsstoff unter den jugendlichen Zuschauern sorgen kann.

Weitere Vorstellungen gibt es am 24. 9. 11h, 25.9.15h, 29.9. um 11h. Auch im November gibt es diverse Termine.

Kirsas besondere Musik in der Jungen Oper

Am 05.09.2021 hatte die Mobile Oper „Kirsas Musik“ von Thierry Tidrow (musikalische Leitung) und Ilaria Lanzino (Regie, Bühne und Kostüme) im Operntreff des Dortmunder Opernhauses seine Premiere. Weiterhin aus Sicherheitsgründen nach strengen Corona-Vorgaben.

Mobile Oper bedeutet, dass „Kirsas Musik“ nicht nur im Opernhaus zu sehen sein wird, sondern auch als mobile Produktion in den hiesigen Kindergärten unter jungeoper@theaterdo.de gebucht werden kann.

„Kirsas Musik“ ist das erste Stück, das der Composer in Residence, Thierry Tidow, für das neue Ensemble der Jungen Oper (Spielzeit 2019/2020) komponiert hat. Es ist eine a-capella-Oper, bei der die Stimmen und Charaktere im Mittelpunkt stehen.

(v.l.n.r.) Anna Lucia Struck, Marcelo de Souza Felix und Ruth Katharina Peeck (Foto: © Björn Hickmann, Stage Picture)
(v.l.n.r.) Anna Lucia Struck, Marcelo de Souza Felix und Ruth Katharina Peeck (Foto: © Björn Hickmann, Stage Picture)

Von den beteiligten Sänger*innen war neben ihren guten Stimmen auch ein lebendiges Mienenspiel und ein gutes Rhythmus-Gefühl gefordert. Die drei Beteiligten konnten hier überzeugen.

Warum geht es? Die Freundinnen Tara (Anna Lucia Struck) und Mara (Ruth Katharina Peeck) freuen sich über ihre vielen Gemeinsamkeiten und ähnlichen Interessen. Das äußern sie auch in lustigen Wortspielen. Da taucht jemand Neues auf. Kirsa ist nicht nur ein Junge, hat eine dunklere Hautfarbe und ist so anders als alle Kinder, die sie bisher kennengelernt haben. Zudem hat er andere Interessen. Er ist jemand mit ganz eigener Persönlichkeit, einer besonderen „Musik“.

Am Anfang machen sich die beiden Mädchen über den sonderbaren Jungen lustig, und er zieht sich zurück. Dann nähert sich zunächst Mara ihm langsam an, während Tara ihn weiter links liegen lässt. Sie ist einerseits eifersüchtig auf die sich anbahnende Freundschaft von Mara und Kirsa, andererseits von den festgefahrenen Vorurteilen ihrer Eltern beeinflusst. Erst am Ende wird eine Annäherung angedeutet.

Die Kostüme für Tara und Mara hat Ilaria Lanzino als einen bunten „Mädchentraum“ in Pink, Lila und Türkis und Gelb ausgewählt. Dieses typische Mädchenbild wird natürlich durch ihr Spielzeug, ihnen nachgebauten Puppen, verstärkt. Kirsa erscheint sportlich elegant mit hipper gelber Brille. Er ist sportlich, hat viel Rhythmus-Gefühl und liebt fangen oder verstecken.

Diese a-capella-Oper kann schon Kindern ab 4 Jahren auf sensible musikalische Art helfen, die Angst vor dem „unbekannten Anderen“ zu nehmen, sondern immer neugierig und offen auf neues zuzugehen. Es könnte sich lohnen und eine Bereicherung sein!

Weitere Vorstellung im Opernhaus am Samstag, dem 11.09.2021 um 15:00 Uhr.

Neverland – Junge Oper mit behutsamer Adaption von Wagners Lohengrin

Im Rahmen des Wagner-Kosmos der Oper Dortmund mit der Premiere von „Lohengrin“ startete die Junge Oper schon vorher ( Premiere 26.10.2019) mit „Neverland“ einer speziellen Adaption der Romantischen Oper (auch) für Jugendliche ab 12 Jahre.

Frei nach Richard Wagners (1813 – 1883) Lohengrin entstand dieses Werk in der Fassung von Francesco Damiani und Alvaro Schoeck. Musikalisch sensibel begleitet wurde die Aufführung von einer kleineren Gruppe von Bläsern und Streichern der Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Satomi Nishi.

Mit Fritz Steinbacher (Lohengrin), Irina Simmes (Elsa), Hyona Kim (Ortrud) und Mandla Mndebele (Friedrich) hatte man starke Stimmen mit an Bord. Sie konnten hier ihr vielseitiges Können unter Beweis stellen. Ob mit Stimme oder Gestik, alle zeigten vollen Einsatz und konnten überzeugen.

Wie bringt man jungen Menschen den komplexen Stoff mit seinem mythologischen und historischem Hintergrund sowie die Musik dieses ambivalenten Komponisten näher? Wie einen Einstieg und ersten Zugang schaffen?

Dramatik auf der Bühne bei Neverland: Irina Simmes (Elsa), Fritz Steinbacher (Lohengrin), Hyona Kim (Ortrud). Foto: © Theater Dortmund
Dramatik auf der Bühne bei Neverland: Irina Simmes (Elsa), Fritz Steinbacher (Lohengrin), Hyona Kim (Ortrud). Foto: © Theater Dortmund

Die Inszenierung versucht dies durch die hauptsächliche Konzentration auf das große Frageverbot im Lohengrin: „Nie sollst du mich befragen…“. Ist es aus heutiger Sicht klug, in einer Beziehung (nicht nur) als Frau seine Zweifel zu äußern? Sind Geheimnisse nicht Gift für eine Beziehung?

Lohengrin trägt ein Geheimnis mit sich herum, das er seiner Liebe Elsa, die sich nichts mehr als eine ungetrübte Zweisamkeit und eheliches Lebensglück wünscht, nicht offenbaren darf. Sein Lebenskonstrukt gerät sonst aus den Fugen. Ortrud und Friedrich sehen die Beziehung skeptisch, haben aber auch ihre eigenen Geheimnisse. Ist Lohengrin etwa eine Schwindler und Betrüger? Sie helfen Elsa, sich durch selbständiges Denken von ihren romantischen Träumen zu befreien und die Frage nach seinem Geheimnis (Name und Art) zu stellen. Es muss tragisch enden.

Die Grals-Mythologie, der historische Hintergrund und andere Begebenheiten aus dem Original-Lohengrin werden eher symbolhaft angedeutet.

Eine besondere Eindringlichkeit der Aufführung lag in der Nähe des Publikums zum Geschehen in der Jungen Oper. Diese wurde von zwei Seiten bestuhlt. In der Mitte ein mit Kunstrasen umrahmter Graben. Die Delegation der Bläser saß auf Stühlen am Rand, die Streicher mitten im Graben. Auch Lohengrin lag zunächst auf einem Liegestuhl im Graben. Ein Symbol für seine eingeschlossene „geheimnisvolle Welt“.

Der Schwan, der im Lohengrin eine wichtige mythische Rolle spielt, taucht symbolhaft an der Seite einer Holzbank, und am Schluss als künstlicher Schwanenkopf in der Hand des Friedrich auf. Der Brautschleier wurde dramaturgisch geschickt vielfältig als Symbol genutzt.

Die Adaption folgt sowohl musikalisch wie textlich dem Original in drei Akten und bietet so einen Einstieg in das monumentale Werk von Wagner mit einer heutigen Perspektive. Das durchkomponierte Musikdrama bietet so einiges an Facetten. Das Vorspiel am Anfang vermittelt mit seinen leisen sphärischen Streicherklängen die Aura des Grals. Später wechselt die musikalische Stimmung je nach Handlung von dramatisch bis romantisch.

Die Motive „Nie sollst du mich befragen…“ und „Treulich gefreit…“ (Symbol für die Hochzeitsträume) ziehen sich ähnlich einem roter Faden durch die Musik.

Da der gesungene deutsche Text nicht übertitelt wurde, konnte man diesen trotz klarem Gesang nicht genau verfolgen.

Es ist durchaus ratsam, sich vorher doch genauer mit dem Original-Lohengrin und allen Hintergründen zu befassen.Vielleicht sollte es eine Anregung gerade für die Jugendlichen sein, sich damit auseinander zu setzen. Das Publikum war jedenfalls von der Leistung der Akteure angetan.

Informationen zu weiteren Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/ 50 27 222.