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Damenkarussell – ein witzig-philosophischer Theaterreigen

Im Theater Fletch Bizzel konnte das Publikum am 20.04.2018 die Wiederaufnahme-Premiere von „Damenkarussell“ unter der Regie von Hans Peter Krüger erleben. Idee und Texte für das zwei Personenstück hatte die Schauspielerin Jule Vollmer. Als kongeniale Partnerin konnte die vielseitige Schauspielerin Bianka Lammert gewonnen werden.

Die beiden Vollblutschauspielrinnen spielen in vier verschiedenen Rolle jeweils zwei Frauen, die sich in acht Szenen in unterschiedlichen Situationen und Konstellationen begegnen, eine Art Reigen wie inspiriert von Arthur Schnitzler. Es zeigt ein Kaleidoskop menschlichen (weiblichen) menschlichen Verhaltens. Die Frauen geraten dabei teilweise in absurde Alltagssituation So diskutiert eine pingelige Politikerin (Bianka Lammert) etwa mit einer wahrsagenden ausländischen Putzfrau über Malerei und Kunst. Als Running-Gag spielt nicht nur in dieser Szene eine Schutzauflage für die Toilettenbrille eine Rolle. Sehr tragikomisch wird es, wenn diese Politikerin in der nächsten Szene auf eine Anwältin trifft. Es geht um die Scheidung von ihrem Mann, der ausgerechnet mit ihrer Mutter nach Mallorca abgehauen ist und auch noch riesige Unterhaltsforderungen hat. Mit zunehmendem Alkoholkonsum brechen die unterdrückte Gefühle nur so heraus. Ob es um Probleme zwischen einer Schauspielerin und ihrer Regisseurin oder um Wechseljahresbeschwerden, Mutter-Tochter Beziehungen, eine schwierige Abgabe einer Steuerklärung oder am Ende um den gestalterischen Rat der Putzfrau aus Szene 1 für Renovierungsideen geht. Alle Widrigkeiten werden von den Frauen letztlich mit Humor, Selbstironie und Lebensfreude bewältigt. Zwischen den Szenen wurden von den beiden Schauspielerinnen passend zu den Situationen live Songs gesungen. Die Power und Lebenslust zeigte sich besonders bei dem von Jule Vollmer gesungenen „Ich will alles..“ (Gitte Haenning) deutlich. Am Ende der Vorstellung heißt es aufmunternd: „Lebe dein Leben“.

Jule Vollmer (links) und Bianka Lammert laden zu einer Fahrt im Damenkarussel ins "Fletch Bizzel". (Foto: © Fletch Bizzel)
Jule Vollmer (links) und Bianka Lammert luden zu einer Fahrt im Damenkarussel ins „Fletch Bizzel“. (Foto: © Fletch Bizzel)

Bei der Bewältigung der oft selbst gestellten Fallen und Situationen in den Szene ist sowohl Humor und philosophische Nachdenklichkeit hilfreich und unabdingbar.

Die Chemie stimmte bei den beiden Schauspielerinnen, die das Publikum zwischendurch direkt ansprach. Mit ihrer Spielfreude und Präsenz machten die Beiden den Theaterabend zu einem Erlebnis.

Das Damenkarussell dreht sich im Theater Fletch-Bizzel

In einer Wiederaufnahme-Premiere zeigt das Fletch Bizzel am 20. April 2018 das Theaterstück „Damenkarussell“ in einer Inszenierung von Hans Peter Krüger. In acht tragikomischen Szenen und jeweils vier unterschiedlichen Rollen – umrahmt von Chansons – treffen die beiden Vollblut-Schauspielerinnen Bianka Lammert und Jule Vollmer aufeinander. Sie spiegeln dabei ein buntes Spektrum aus dem Frauenalltag wieder.

Jule Vollmer (links) und Bianka Lammert laden zu einer Fahrt im Damenkarussel ins "Fletch Bizzel". (Foto: © Fletch Bizzel)
Jule Vollmer (links) und Bianka Lammert laden zu einer Fahrt im Damenkarussel ins „Fletch Bizzel“. (Foto: © Fletch Bizzel)

So diskutiert zum Beispiel die Politikerin mit der Putzfrau, die Künstlerin begegnet der Steuerberaterin, die Mutter besucht die Tochter, zwei Schwestern planen den Alterswohnsitz der Mutter oder Freundinnen helfen sich über die Wechseljahre hinweg.

Bianka Lammert und Jule Vollmer konnten auch schon in diversen Rollen im Kinder-und Jugendtheater und dem Theater im Depot überzeugen. Mit viel Spielfreude gewähren sie nun einen Einblick in die unheimlichen Sphären der weiblichen Seele.

Mal frech, melancholisch, witzig und manchmal auch philosophisch.

Die Premiere ist 20. April 2018 um 20:00 Uhr im Theater Fletch Bizzel (Humboldtstr. 45, 44137 Dortmund).

Eine weitere Vorstellung gibt es am Samstag, den 21.April 2018 um 20:00 Uhr.

Informationen und Karten unter: Tel. 0231/ 142525

Große Herausforderungen bei Culinaritas

[fruitful_alert type=“alert-success“]gegen den Grippe-Virus. (v.l.n.r.) Thomas Kemper, Jule Vollmer und Jörg Hentschel. (Foto: © Meike Willner)[/fruitful_alert]

Am Samstag, den 25.03.2017 war es endlich soweit. Das Theater im Depot Dortmund startete mit der Fortsetzung des Episodentheaterstücks „Culinaritas – Essen auf Rädern“. Die Staffel II unter dem Titel „Culinaritas – Essen auf Rädern – HaWe haut rein“, stammt wieder aus der Feder von Molly Müller alias Jule Vollmer.

Unter der Leitung von Regisseur Olaf Reitz sind wieder die bekannten Figuren der Firma „Culinaritas“ zugegen.

Der „Essen auf Rädern“ Service bietet neben diversen kulinarischen Angeboten für Menschen, die sich aus verschiedenen Gründen nicht selbst versorgen können oder wollen, auch noch einen Zusatz-Angebot. Einsame Menschen können sich mit einem Aufpreis 15 Minuten soziale Zeit dazu kaufen. Der ehemalige Sternekoch Holger Wontorraczewski, kurz HaWe (Thomas Kemper) hat sich inzwischen unentbehrlich gemacht. Die Chefin Frau Liebermann spielt Jule Vollmer und den korrekten Buchhalter Herr Stöhr stellt wieder Jörg Hentschel dar. Gleich bei der ersten Episode hat Gastschauspielerin Miriam Langhoff in ihrem Rollstuhl einen eindrucksvollen Auftritt.

Wie es sich für eine Serie gehört, setzt die Staffel II nach einem Feedback-Video dort fort, wo die erste Staffel aufgehört hat. In der zweiten Staffel gibt es neue Herausforderungen für die Firma „Culinaritas“. So setzt eine fiese Grippewelle die Mitarbeiter nach und nach schachmatt. Auch HaWe kämpft mit sich und seinen Kunden. Bei seinem ersten Auftrag wird HaWe von einer Rollstuhlfahrerin, die sich als Chefin einer Softwarefirma entpuppt, mit seinen Vorurteilen konfrontiert. Bei einem Künstler, wunderbar gespielt von Jörg Hentschel, wird live ein Bild von ihm gemalt. Hier werden Künstlermarotten schön durch den Kakao gezogen. Doch es gibt auch ernste und berührende Momente wie der Umgang mit der dementen Mutter einer weiteren Kundin.

Als HaWe danach Grippe geschwächt endgültig ausfällt, muss Buchhalter Stöhr für ihn einspringen. Er bekommt es mit einem ehemaligen strengen und pedantischen Studienrat (ebenfalls Thomas Kemper) zu tun, der alle Klischees eines Vorstadt-Spießers entspricht inklusive privater Verkehrsüberwachung „seines“ Stoppschildes“. Hier entwickelt Stöhr eine ganz besondere Form des Mutes.

Am Ende wird auch noch die Chefin selber von der Grippewelle betroffen. Da muss man sich doch kümmern und zusammenhalten.

Staffel II zeigt wieder viel Liebe zum Detail, Humor, skurrilen Elementen und eine Priese Melancholie. Die Schauspieler überzeugen nicht nur verbal, sonder auch mit Mimik und Gestik. Übrigens: Das von Jörg Hentschel von HaWe live gemalte Bild „Schrecken des Proletariats 1“ wurde am Ende für 125 Euro versteigert.

Weiter Termine und Infos erhalten Sie unter www.depotdortmund.de

Kartenreservierungen & Vorverkauf unter Tel.: 0231/-98 22 336 (AB) oder ticket@theaterimdepot.de

Culinaritas – das Episodentheater geht weiter

[fruitful_alert type=“alert-success“]Der Regisseur Olaf Reitz (3.v.l.) mit Schauspieler Thomas Kemper (1.v.l.) und Autorin und Schauspielerin Jule Vollmer: Culinaritas geht in die zweite Staffel.[/fruitful_alert]

Nach fast anderthalb Jahren Pause gibt es am 25.03.2017 um 20:00 Uhr im Theater im Depot eine Fortsetzung des erfolgreichen Stücks „Culinaritas – Essen auf Rädern“. Unter dem Titel „Culinaritas Staffel II – HaWe haut rein!“ bringt Regisseur Olaf Reitz die Folge-Episoden aus der Feder von Molly Müller alias Schauspielerin und Autorin Jule Vollmer auf die Bühne des Nordstadt-Theaters. Es ist ein Episodentheaterstück, vergleichbar mit Fernsehserien wie z.B. der „Tatortreiniger“.

Die bekannten Personen aus der ersten Staffel sind auch diesmal wieder dabei. Der ehemalige Sternekoch Holger Wontorraczewski alias HaWe (Thomas Kemper) ist inzwischen fest im Sattel bei der Firma „Culinaritas“, die auch hochwertiges Essen auf Rädern für Menschen, die sich nicht selbst versorgen können oder wollen.
Als Essensbote trifft er auf Menschen in unterschiedlichsten Lebenssituationen und muss Sensibilität, Geduld und Fingerspitzengefühl beweisen. Neben dem Essen können die oft einsamen Personen auch noch als Zugabe 15 Minuten „Soziale Zeit“ kaufen. Das führt zu tragikomischen Situationen voll Humor und Melancholie. Es gibt sechs Episoden und Besuche bei vier Kunden. Die Chefin des engagierten HaWe spielt wieder Jule Vollmer und der pedantisch-griesgrämige Buchhalter Stöhr (Jörg Hentschel) sind natürlich wieder mit von der Partie. Kemper ist der Einzige, der durchgehend seine Rolle als HaWe spielt.
Neu sind als Gastschauspieler Miriam Langhoff und Fabian Dirla. Sie spielen zwei Rollstuhlfahrer in einer Computerfirma, die Essen auf Rädern geliefert bekommen.
Es gibt in der neuen Staffel besondere Probleme und Stress, die mit einer grassierenden Grippewelle in der Firma „Culinaritas“ zusammenhängen. Die macht am Ende nicht einmal vor der Chefin halt.
Während einer Episode wird ein Bild von HaWe live auf der Bühne von Jörg Hentschel (ein gelernter Kunstlehrer) gemalt. Nach der Aufführung soll es für einen guten Zweck versteigert werden. Der Erlös wird der Kana-Suppenküche zugute kommen.
Jede neue Episode wird, wie schon bei der letzten Staffel, mit einem Video-Trailer von den jeweiligen Besuchen eingeleitet.
Übrigens: Wer die erste Staffel vorher zur Einstimmung sehen will, kann das am Freitag, den 24.03.2017 um 20:00 Uhr im Theater im Depot.
Karten und Informationen unter ticket@theaterimdepot.de oder im Internet unter www.depotdortmund.de

Wenn der Essensmann zwei Mal klingelt

Harald Wontorraczewski (Thomas Kemper) beim Vorstellungsgespräch. Probenfoto! (Foto: © Olaf Reitz)
Harald Wontorraczewski (Thomas Kemper) beim Vorstellungsgespräch. Probenfoto! (Foto: © Olaf Reitz)

Ok, die Begeisterung wie bei einem bekannten Schuhlieferanten wird der Essensauslieferer Holger Wontorraczewski (HaWe) von „Culinaritas“ wohl nicht bekommen. Doch der Umgang mit den Kunden des „Essens auf Rädern“-Dienstes sorgt für skurrile Situationen. Aber in den lustigsten Situationen steckt oft ein trauriger Kern. Das Stück zeigte Thomas Kemper als Ex-Koch Holger in absoluter Hochform. Ein Premierenbericht vom 18. September 2015.

Eine Besonderheit hatte das Stück „Culinaritas – Essen auf Rädern“ schon von der Konzeption her: Es war wie eine Serie angelegt. So gab es eine Pilotfolge, danach folgten drei Folgen der ersten Staffel, den Schlusspunkt machte das Finale mit entsprechendem Cliffhanger.

Trotz vieler lustiger Elemente ist „Culinaritas“ kein reines Schenkelklopfer-Theater. Molly Müller (alias Jule Vollmer) packte in das Stück einige aktuelle Bezüge. So thematisierte das Stück schon zu Beginn die Frage um „ältere Arbeitslose“, denn der ehemalige Koch und Restaurantbesitzer HaWe ist weit über 50 Jahre alt. Schon das Bewerbungsgespräch zeigt die gängigen Klischees, die jeder Bewerber schon einmal kennengelernt hat. Die Chefin ist uninformiert („erzählen Sie mal von sich, bis ich ihre Unterlagen durchgesehen habe“), gibt sich keine Mühe, seinen Namen richtig auszusprechen und will den Bewerber schnell loswerden. Seine Chefin Hedwig Liebermann (Jule Vollmer) ist da zunächst keine Ausnahme. Erst in einem Test mit dem menschenscheuen Herrn Stöhr (Jörg Hentschel) rettet sich HaWe in die Probezeit. Eine Besonderheit hat „Culinaritas“ noch zu bieten: Hier kann der Kunde nämlich zu seinem Essen auch Gesprächszeit dazubuchen.

Der erste Tag konfrontiert ihn mit besonders skurrilen, aber auch traurigen Schicksalen seiner Kunden. Der erste Kunde versucht seine Trauer um seine Frau mit angeblichen Gebrechen (u.a. Blindheit) zu überspielen, seine zweite Kundin, Frau Lumière, zerfließt in ihrem Selbstmitleid, weil sie findet, dass ihre Schönheit verwelkt ist. Beim dritten Kunden trifft HaWe auf ein frisch verheiratetes Paar, dass sich vor kurzem erst beim AWO-Tanzabend kennengelernt hatte.

Einsamkeit, Melancholie und Liebe im Alter werden in diesem Stück angesprochen und von HaWe mit seiner Menschenkenntnis und Lebensweisheit kommentiert. Wunderbar, Jule Vollmer und Jörg Hentschel beim „erotischen“ Tango-Tanz zuzuschauen.

Auch wenn Jule Vollmer und Jörg Hentschel mehrere Rollen übernehmen, ist das Stück Thomas Kemper auf den Leib geschrieben. Von seiner Verzweiflung als Bewerber, bis hin zu den Begegnungen mit den Kunden, es war ein großer Spaß, seiner Figur dabei zuzusehen, am ersten Tag im Job ja nichts falsch zu machen.

Ein großer Spaß mit ernsten Hintergrund. Es wäre schön, wenn es irgendwann einmal auch eine zweite Staffel gibt. Wer noch die erste Staffel erleben möchte, der muss am 04. Oktober (18 Uhr), am 08. November (18 Uhr) oder am 19. November (20 Uhr) ins Depot Dortmund.

Episoden-Theaterstück über Essen auf Rädern

Die drei von Culinaritas (v.l.n.r.) Holger Wontorraczewski (Thomas Kemper), Hedwig Liebermann (Kule Vollmer) und Herr Stöhr (Jörg Hentschel). (Foto: © Meike Willner / Phil Niggemeier).
Die drei von Culinaritas (v.l.n.r.) Holger Wontorraczewski (Thomas Kemper), Hedwig Liebermann (Kule Vollmer) und Herr Stöhr (Jörg Hentschel). (Foto: © Meike Willner / Phil Niggemeier).

Essen auf Rädern hat nicht den besten Ruf, er gilt als „Alte Leute Essen“, obwohl jeder dort bestellen kann. Am 18. September 2015 hat die Produktion „Culinaritas – Essen auf Rädern“ im Theater im Depot Premiere. In der Tragikomödie geht es um einen Lieferdienst, der nicht nur Essen liefert, sondern auch „Gesprächs-Zeit“ im Angebot hat. Ähnlich wie bei einer Fernsehserie gibt es einen „Pilotfilm“ sowie mehrere Episoden der ersten Staffel.

Die Handlung in Kurzform: Der Hauptcharakter Holger Wontorraczewski (Thomas Kemper) ist ein ehemaliger Sterne-koch, der seinem Hartz IV Schicksal entkommen möchte und bei „Culinaritas“ als Essen Austräger anfangen möchte. Die Chefin von „Culinaritas“ ist Hedwig Liebermann (Jule Vollmer) und Jörg Stenzel spielt Herrn Stöhr, den Buchhalter mit leicht autistischen Zügen.

In den drei jeweils 25 Minuten langen Folgen geht es um die Erlebnisse von Wontorraczewski mit seinen Kunden, die ebenfalls von Vollmer und Stenzel gespielt werden. Am Ende gibt es eine Abschlussfolge mit einem Cliffhanger.

Am Anfang des Stückes stand die Recherche. Thomas Kemper ist also tatsächlich für einen Tag beim Dortmunder Menüservice mitgefahren. „Ich finde das Essen erstaunlich gut“, so Kemper über die Qualität der Speisen. Die Essensauslieferung ist für die überwiegend älteren Menschen eine der wenigen Gelegenheiten, bei der sie Kontakt zur Außenwelt haben. Daher spielt das Thema Einsamkeit auch eine Rolle in manchen Episoden niederschlägt. „Viele Menschen werden diese Situationen durch ihre eigenen Verwandten wiedererkennen“, ist sich Regisseur Olaf Reitz sicher.

Geschrieben wurde die gesamte „Staffel“ von Molly Müller, dem Pseudonym von Jule Vollmer. Das Konzept war, etwas ähnliches zu machen wie beispielsweise der „Tatortreiniger“. Und ähnlich wie beim Fernsehen gibt es eine Trailermusik, die von Elmar Dissinger komponiert wurde. Das Bühnenbild wird projiziert, ansonsten ist das weitere Bühnenbild auf Tisch und Stühle reduziert.

Neben der Premiere am 18. September um 20 Uhr gibt es weitere Aufführungen am 19. September (20 Uhr), am 04. Oktober (18 Uhr), am 08. November (18 Uhr) und am 19. November (20 Uhr).

Für ganz Neugierige hier der Trailer: [vsw id=“138319298″ source=“vimeo“ width=“425″ height=“344″ autoplay=“no“]

Vom Ende der Trauer

Warum trägt Klarissa zur Beerdigung ihres Mannes rote Schuhe und ein buntes Kleid? Und warum schmückt sie das frische Grab mit einem stachligen kleinen Kaktus?

Das beantwortete die Lesung „Ich geh’ tanzen – Eine Hommage an die Lebensfreude“ im Theater im Depot. Autorin Jule Vollmer liest selbst mit schauspielerischer Verve das Hörspiel, hinter ihr illustriert eine Projektion im Comic-Stil den Vortrag.

Klarissa Schubert, 89 Jahre, sitzt auf einer Friedhofsbank am Kaktus-geschmückten Grab ihres Gatten. Im Zwiegespräch mit ihrem verstorbenen Mann Goldemar beleuchtet sie ihre Ehe. Es entwickelt sich ein Dialog, in dem Vieles zur Sprache kommt, das zu Lebzeiten ungesagt blieb.

Mit trockenem Witz und Ironie erzählt Klarissa in ausgeprägtem norddeutschen Dialekt ihre Sicht der Dinge. Geschäftsmann Goldemar reiste durch die Welt, hatte Affären, machte sich ein schönes Leben und vertraute auf die Treue seiner Frau. Die wartete brav zu Hause.

Die Stimme des Ehemannes spricht Claus Dieter Clausnitzer aus dem Off, während alle anderen Rollen wunderbar überzeugend von Autorin Jule Vollmer interpretiert werden. Die musikalische Brücke zwischen einzelnen Szenen gestaltet Elmar Dissinger am Keyboard.

Verschiedene Personen gesellen sich zu Klarissa auf die rustikale Bank. Eine Nachbarin, ein älterer Verehrer, der Pfarrer, eine andere Witwe. Mit allen führt sie intensive, kurze Gespräche und skizziert dadurch ihr Leben. Dazwischen erscheint immer wieder Goldemar und nahtlos geht der Dialog der Eheleute weiter.

Kraftvoll vertritt Klarissa ihren Standpunkt: Jetzt, nach dem Tod ihres Mannes werde es Zeit, die eigenen Wünsche in den Vordergrund zu stellen. Die kann sie auch genau benennen: Sie möchte Fallschirm springen, mit Delfinen schwimmen, durch den Grand Canyon fahren und nach Australien reisen. Dort will sie auch verbrannt werden – und ihre Asche vom Ayers Rock verstreuen lassen.

Australien ist ihr wichtigstes Ziel: Vor über 40 Jahren hat ihr Mann Goldemar dort auf einer Dienstreise unwissentlich ein Kind gezeugt. Durch Zufall entdeckt, schloss Klarissa diese kleine Familie in ihr Herz und hielt über die Jahre Kontakt zu ihr.

Zum Ende des Stücks stellt sich die Beziehung des Ehepaares viel klarer dar. Vielleicht kann Klarissa ihrem Goldemar sogar irgendwann verzeihen. Jetzt nimmt sie sich erst mal Zeit für sich und geht mit ihrem neuen Verehrer Herbert tanzen.

Durch die humorvolle und berührende Erzählung gelingt es dem Kleinkunst-Ensemble LiteraMusico, mit dieser Uraufführung, Gefühl und Verstand des Publikums zu erreichen und Sprachlosigkeit und Entfremdung eines Paares zu thematisieren.