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Ode an die Freude – bewegender Einstieg in das Jahr 2018

In den unruhigen und unsicheren Zeiten wissen wir natürlich nicht, was das Jahr 2018 uns bringen wird. Musik hat auf alle Fälle eine besondere Bedeutung in unserem Leben. Was passt in den Zeiten von Brexit und weiteren politischen Wirrnissen besser als die 9. Sinfonie von Beethoven. Nicht irgendein Land „first“, sondern „alle Menschen werden Brüder“
Ein bewegendes und intensive Erlebnis hatte das Publikum beim Neujahrskonzert 2018 der Dortmunder Philharmoniker unter der einfühlsam-temperamentvollen Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz im Opernhaus Dortmund (01.01. und 02.01.2018). Ars tremonia war am 02.01.2018 mit dabei.

Auf dem Programm stand nichts geringeres als Ludwig van Beethovens (1770-1827) 9. Sinfonie d-Moll op. 125 (Ode an die Freude). Drei Jahre vor seinem Tod hatte Beethoven dieses epochale Werk als Vertonung von Friedrich Schillers Gedicht „An die Freude“ fertig gestellt. Seit 1972 ist das bekannte Finale die Hymne Europas.Die Einbeziehung eines großen Chores in die Sinfonie war damals einmalig.

Mit bewegender und emotionaler Musik ging es ins Jahr 2018. (Foto: © Anneliese Schürer)
Mit bewegender und emotionaler Musik ging es ins Jahr 2018. (Foto: © Anneliese Schürer)

Bei diesem Neujahrskonzert waren gleich drei Dortmunder Chöre mit ihren guten Stimmen beteiligt. Der Opernchor des Theater Dortmund (Leitung: Manuel Pujol), der Jugendkonzertchor der Chorakademie Dortmund (Leitung: Felix Heitmann) und der Sinfonische Chor der Chorakademie Dortmund (Leitung: Joachim Gerbes).
Daneben werden im finalen vierten Satz auch noch vier Gesangssolisten zur Unterstützung eingesetzt. Dabei waren die hochkarätigen Sängerinnen Akiho Tsujii (Sopran) und Ileana Mateescu (Alt) sowie die Sänger Sangmin Lee (Bass) und Tenor Joshua Whitener.
Der unvermittelt mit einer offenen Quinte beginnende 1. Satz, bei der die Tonart, ob Dur oder Moll, zunächst nicht zu erkennen ist. Im Laufe der vier Sätze finden häufige Tempowechsel in der Musik statt. Sanfte melodisch und zerbrechlich Töne einerseits, dann wieder zunehmende heftige Steigerungen bis zum Paukenschlag, die seinen grandiosen Höhepunkt am Ende im strahlenden D-Dur Finale findet.
Im zweiten Satz klingen schon versteckt Fragmente von „Freude schöner Götterfunken…“ an. Die Streicher und Blasinstrumente überzeugten im Zusammenspiel oder als Einzel-Gruppen mit viel Feingefühl.
Der vierte und finale Satz war geprägt durch die starken Stimmen der vier Sänger auf der Bühne und dem kraftvollen Chor-Einsatz.
Das begeisterte Publikum wurde mit dem Radetzky-Marsch (Johann Strauss) belohnt und zum Sektempfang entlassen.

Ein Plädoyer für die Vielfalt

[fruitful_alert type=“alert-success“]Nein, das ist nicht Madrurodam: Joshua Whitener (Gulliver) wacht in Lilliput auf. (Foto: ©Thomas Jauk, Stage Picture)[/fruitful_alert]

Viele Menschen können sich sicher noch an Gullivers Reisen von Jonathan Swift aus ihrem Englisch-Unterricht in der Schule erinnern.

In einer Kooperationsarbeit der Jungen Oper Rhein/Ruhr steht in der Oper Dortmund zur Zeit die Uraufführung von „Gullivers Reise“ von Gerald Resch (Libretto von John von Düffel) auf dem Programm.

Bei der Familienoper unter der Regie von Marcelo Diaz stehen die Reiseabenteuer des jungen Gulliver auf der fiktiven Insel Liliput im Mittelpunkt. Musikalisch begleitet wird das Abenteuer von der Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Ingo Martin Stahlmüller. Der Chor des und die Statisterie des Theaters Dortmund spielten eine große Rolle als Volksvertreter und wie etwa in lustigen „Hühnerkostümen“ auch humorvolle Auftritte. Die Familienoper hat viele lustige und skurrile Momente und bot den beteiligten Sängerinnen und Sängern ausreichend Gelegenheit, auch ihr komisches Talent zu beweisen.

Auf der Insel Liliput ist alles klein und die Sprache hat oft eine eigene lustige Endung. Der eigentlich gutmütige König (Oliver Weidinger) steht unter der Fuchtel seiner verwöhnten und selbstsüchtigen Tochter Rosalila (Ashley Thouret) und dem intriganten „bösen“ Admiral Skyresch (Luke Stoker). Als der für die Bewohner riesige und fremde Gulliver (Joshua Whitener) auf der Insel strandet, will der Admiral die vermeintliche Bedrohung durch den „Riesen“ beseitigen und Gulliver ermorden. Nur um selbst als starker Held da zu stehen und König zu werden. Rosalila hat es einzig auf den roten Rubinring von Gulliver abgesehen. Der König und das Volk sind unsicher und hin und her gerissen. Nur die mutige und Kluge Vaniliput (Almerija Delic) geht unvoreingenommen auf Gulliver zu und merkt, das dieser Liliput bei der Abwehr einer feindlichen Flotte behilflich sein kann. Zusammen wirken sie auf eine friedliche Lösung der Konflikte hin und kommen sich trotz aller Unterschiede näher..

Auf der Bühne sind die Bewohner von Liliput die „normal Großen“, und eine riesige Hand oder ein überdimensionaler Kopf aus Pappmasche stellen den „Riesen“ Gulliver dar. Auf der rechten Seite der Bühne ist Gulliver vor einen kleinen Häuserfront wie durch einer Art Gucklochperspektive zu sehen. Eine interessante Verschiebung der Perspektiven von „riesig“ uns „winzig“.

Ein humorvoll-satirische Familienoper, die zum Nachdenken über Vorurteile gegenüber dem Fremden unbekannten anregt. Es zeigt auch, wie wichtig eigens kritisches Hinterfrage von Machtinteressen einzelner und deren Manipulationsversuche ist.

Wie sagt es die kluge Vaniliput so schön: Erst einmal sehen, ob jemand Fremdes gute oder böse Absichten hat.

Informationen und weiter Aufführungstermine erhalten Sie unter: www.theaterdo.de

Der Frosch als Erklärbär

[fruitful_alert type=“alert-success“]Fritz Eckenga (im Vordergrund) führte in seiner gewohnten Art durch die Operette. (Foto: © Oper Dortmund)[/fruitful_alert]

Für viele (jüngere) Menschen gelten Operetten als altbacken und angestaubt. Dass es auch anders sein kann, zeigte die Premiere der halb konzertanten Operettenaufführung der „Fledermaus“ von Johann Strauss (Sohn) in der Oper Dortmund am 05.03.2017. Die szenische Einrichtung kamen von Jens-Daniel Herzog und Alexander Becker.

Die Idee, Operette mit Kabarett zu verbinden war ein guter Schachzug. In der Geschichte wird betrogen und getrickst, gesoffen und gefeiert. Sie eignet sich also für die Kombination eines bekannten Ruhrgebiets-Kabarettisten wie Fritz Eckenga mit seinem lakonisch-trockenen Humor, der als lockerer Erzähler und Erklärer Frosch durch das Programm führt, mit den wunderbaren SängerInnen des Dortmunder Ensembles. Auf der Bühne im Hintergrund spielte die Dortmunder Philharmoniker unter der schwungvollen Leitung des stellvertretenden GMD Motonori Kobayashi. Sie mussten sich nicht nur auf die Musik Johann Strauss (Sohn) konzentrieren, sondern wurden von Eckenga als Hausmeister Frosch schon zu Anfang „angemacht“. Wie man es von Eckenga gewohnt ist, wurde das Publikum, einzelne Personen aus dem Publikum oder die SängerInnen die Performance humorvoll-ironisch einbezogen. Das trug zur Auflockerung der Atmosphäre bei. Er scheute sich auch nicht, im Laufe des Abends hintergründige politische Spitzen mit aktuellem Bezug auszusenden.

Zu Beginn der Aufführung schleppte er als Hausmeister einige Requisiten in den vorderen Bereich der Bühne, darunter auch einen alten staubigen Sessel. Dieser wurde sinnbildlich vor den Augen des Publikums entstaubt.

Kammersänger Hannes Brock hatte in der Person des amourösen Abenteuern und guten Feiern nicht abgeneigten Gabriel von Eisenstein wieder mal eine Paraderolle gefunden. Emily Newton als seine Frau Rosalinde, ebenfalls untreu, stand ihm stimmlich und mit ihrem komödiantischen Talent in nichts nach. Diese Qualitäten waren auch bei den anderen Beteiligten, dem Gefängnisdirektor Frank (Luke Stoker), Alfred ( Joshua Whitener), dem rachsüchtigen Notar Dr. Falke (Gerado Graciacano), dem Kammermädchen Adele (Ashley Thouret) mit ihren Künstlerträumen und die sie begleitende Schwester Ida (Enny Kim) gefordert. Ileana Mateescu konnte wieder einmal in einer „Hosenrolle“ als Prinz Orlofsky überzeugen.

Bekannten Ohrwürmer wie etwa „Mein Herr Marquis“, das bezeichnende „Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist“ oder die beliebte Ode an den Champagner „Im Feuerstrom der Reben“ und die festlichen Kostüme sorgten für den Glamour-Faktor der Operette, geerdet durch das Kabarett.

Wenn die Welt schon Richtung Abgrund taumelt, dann bitte nicht nüchtern. Der Alkohol spielte also auch eine große Rolle an diesem Abend. Nicht nur im Hintergrund auf der Leinwand perlte der Champagner, sondern auf der linken Seite der Bühne wartete eine Kiste Bier darauf, dass der Inhalt getrunken wird.

Der entstaubte Operettenspaß wurde mit viel Beifall vom Publikum belohnt.

Informationen zu weiteren Terminen erhalten sie unter: www.theaterdo.de

Disney im Zauberflötenland

Tamara Weimerich (Papagena) und Morgan Moody (Papageno). (Foto: © Theater Dortmund)
Tamara Weimerich (Papagena) und Morgan Moody (Papageno). (Foto: © Theater Dortmund)

Die Interpretationen zu Mozarts „Zauberflöte“ sind Legion. Mal steht Sarastro für die Aufklärung, mal für die Fürstenmacht, mal für die Vernunft oder auch für eine zweifelhafte Persönlichkeit. Für Regisseur Stefan Huber ist Sarastro Walt Disney und er lässt Karl-Heinz Lehner im goldfarbenen Anzug Disneys Wunderwelten erkunden. Von den drei kleinen Schweinchen (die drei Knaben) über Papageno, der ein wenig Donald Duck ähnelte, bis hin zu Monostatos mit seinen Mickey-Maus-Ohren. Passend dazu kam Tamino in einem Pfadfinder-Outfit, als wäre er Mitglied im Fähnlein Fieselschweif. Ein Premierenbericht vom 26. November 2016.

Die Handlung in aller Kürze: Tamino soll im Auftrag der Königin der Nacht ihre Tochter Pamina aus den Händen von Sarastro befreien. Jedoch wird unser Held durch die Güte von Sarastro überzeugt und lässt sich in die Mysterien einweihen und bekommt am Ende seine geliebte Pamina. Auch Taminos Begleiter Pagageno findet am Ende seine Papagena.

So weit, so gut, der Text von Emanuel Schikaneder vereint drei Elemente: Freimaurertum, die französischer Revolution und die altägyptische Exotik, die damals in Wien Mode war. O Isis und Osiris. Heute würde man ergänzen, dass der Text nicht ganz politisch korrekt ist. Vor allem Sarastros patricharchalische Welt duldet keine Frauen: „Ein Weib tut wenig, plaudert viel“. Seinem schwarzen Diener Monostatos geht es ähnlich. Nichts ist mehr von „Menschenliebe“ zu spüren, wenn ihn Sarastro mit 77 Sohlenhieben bestraft, nur weil er seine Pflicht erfüllt hat und Pamina zurückbringt.

Unbeeindruckt von allen Interpretationen bleibt Mozarts Musik und der wahrscheinlich ungewöhnlichste Beginn einer Oper: Der heldenhafte Tenor flieht vor einem Untier und muss von drei Frauen gerettet werden. Mozarts Musik wurde meisterhaft dargeboten von den Dortmunder Philharmonikern unter der Leitung von Gabriel Feltz.

Auch die Sänger machten einen guten Job: Joshua Whitener bot als Tamino ebenso eine Klasse Vorstellung wie Lehner (Sarastro), Marie-Pierre Roy (Königin der Nacht), Morgan Moody (Pagageno) oder Hannes Brock (Monostatos). Wobei Moody seine schauspielerischen Fähigkeiten immer wieder aufblitzen ließ. Auch die Nebenrollen waren sehr stark besetzt, für die drei Kaben (Jushua Krahnefeld, Vincent Schwierts und Nick Esser) gab es verdientermaßen großen Applaus. Chor und Statisterie ergänzten auf positive Weise das Gesamtbild.

Vielleicht ist die Kostümierung für den einen oder anderen zu schrill, doch dem Dortmunder Publikum hat es zumeist gefallen. Auch das Bühnenbild mit den europäisch-westlichen Wahrzeichen (u.a. Brandenburger Tor, Schiefer Turm von Pisa, Freiheitsstatue) passte zur Inszenierung.

„Die Zauberflöte“ ist in der Dortmunder Inszenierung von Huber ein schönes buntes Stück geworden zusammen mit der unsterblichen Musik von Mozart.

Weitere Infos unter www.theaterdo.de

Eine bunte Operetten-Gala

Unter dem Titel „Bei einem Tee à Deux“ lud Moderator Kammersänger Hannes Brock am Sonntag, den 18.09.2016 die Freunde der Operette wieder in das Dortmunder Opernhaus. Musikalisch begleitet wurde das vielseitige und bunte Programm des Abends von der Dortmunder Philharmoniker unter der locker-leichtfüßigen Leitung von Philipp Armbruster.

Sie begannen das Programm mit der Ouvertüre aus der „Lustigen Witwe“ von Franz Lehár.

Der Chor des Theaters Dortmund stand den acht hochkarätigen Interpreten bei einigen Nummern, wie etwa Emily Newton bei „Heia, heia, in den Bergen“ aus Emmerich Kálmáns „Die Csárdásfürstin“, tatkräftig zur Seite. Passend zu den jeweiligen Operetten wurden Fotos aus den entsprechenden Aufführung früherer Jahrzehnte in diesem Haus an die linke Wandseite projiziert. Neben Emily Newton versprühten Tamara Weimerich, Ashley Thouret und Almerija Delic Witz, Temperament und Freude am Gesang und Bewegung.

Auch die vier männlichen Pendants, Morgan Moody, Fritz Steinbacher, Luke Stoker und Joshua Whitener boten neben ihren guten Stimmen auch Kostproben ihres komödiantischen Talents.

So musste Luke Stoker beim „Fliegenduett“mit Ashley Thouret aus Jacques Offenbachs „Orpheus in der der Unterwelt“ zur Freude des Publikums in einem ganz besonderem „Insektenkostüm“ auftreten. Das tat er mit viel Sinn für Humor.

Einen Ausblick auf die Premiere von „Blume von Hawaii“ (Paul Abraham) im Januar 2017 gaben Tamara Weimerich und Morgan Moody mit dem komisch-lustigen Duett „Ich hab ein Diwanpüppchen“.

Die Bandbreite des Abends reichte von Operetten wie „Zigeunerliebe“ (Franz Lehár), Melodien aus Musicals wie „Maria“ aus Leonard Bernsteins „West Side Story“, weniger bekannten Stücken wie „Leise, ganz leise“ aus „Ein Walzertraum“ von Oscar Straus bis zu „If I loved you“aus „Carousel“ von Richard Rogers.

Ks. Hannes Brock bewies nicht nur als Moderator seinen gewohnten Witz und Selbstironie, sondern zeigte auch als Sänger und als Tänzer, was er alles noch drauf hat. Mit einem temperamentvollen Finale schickte das gesamte Gala-Ensemble das Publikum beschwingt nach hause.