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Ein bunter Sommernachtstraum

Ja, es ist noch Winter. Doch die Kulturbrigaden haben es für zwei Abende geschafft, ein wenig sommerliches Gefühl ins Theater im Depot zu bringen. Ihre neue Produktion besticht erneut mit fantasievollen Kostümen, kleineren Gesangseinlagen, eine große Portion Humor sowie exzellenten Darstellerinnen und Darstellern. Die Premiere war am 26. Februar 2016, ein Bericht vom 27. Februar 2016.

„Ein Sommernachtstraum“ von Shakespeare in farbenfrohen Bildern. Rada Radojcic und Jens Wachholz präsentierten dem Publikum die Komödie um die Wirrnisse der Liebe in jugendgerechter Weise. Neben einer modernen Übersetzung haben sie noch auf aktuelle Bezüge aufgenommen. So fordert Helena, der zwangsverliebte Lysander solle doch bitte „eine Armlänge Abstand“ halten.

Die Geschichte in kurz: Lysander liebt Hermia, Hermia muss aber Demetrius heriaten, in den aber Helena verliebt ist. In der Parallelwelt der Elfen möchte König Oberon seine Ehe mit Titiana ein wenig aufpeppen. Gleichzeitig will der Herzog von Athen, Theseus, die Amazonenkönigin Hippolyta heiraten und Handwerker proben für diese Feier ein Theaterstück. Klingt kompliziert? Keine Sorge, Oberons Diener Puck schafft es, die Verwirrung noch zu steigern.

Ähnlich wie bei den vorherigen Produktion wie „Alice“ oder „Carmen“ verzauberte das Ensemble der Kulturbrigaden (Petra-Meurer-Preisträger) mit originellem Kostümen und professionellem Spiel. Es hat Spaß gemacht und war selbst für die kleinen Zuschauer niemals langweilig. Zu den Highlights bei den Kostümen gehörte der mit slawischen Akzent sprechende Demetrius, der im Elvis-Look unterwegs war. Puck als Gothic-Queen war ebenfalls ein Hingucker. Herrlich war das Spiel der fünf Handwerker, die „Pyramus und Thisbe“ bei Theseus‘ Hochzeit aufführten.

Jemanden aus dem 13-köpfigen Ensemble hervorzuheben, wäre vielleicht nicht fair. Aber Puck war mit seinen Intrigen und seiner Schusseligkeit der Mittelpunkt des Stückes und wurde hervorragend interpretiert.

Es bleibt zu hoffen, dass die nächsten Termine für „Ein Sommernachtstraum“ bald veröffentlicht werden, denn dieses Stück hat es auf alle Fälle verdient, öfter gespielt zu werden. Mit Humor, Engagement und viel Phantasie schaffen es Wachholz und Radojcic sowie die Beteiligten auf der Bühne einen „Sommernachtstraum“ zu spielen, der Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene zum Träumen bringt.

Identitätsfindung mit Shakespeare

Der Sommernachtstraum der Kulturbrigaden verspricht ein farbenfrohes Spektakel zu werden. (Foto: © Kulturbrigaden)
Der Sommernachtstraum der Kulturbrigaden verspricht ein farbenfrohes Spektakel zu werden. (Foto: © Kulturbrigaden)

Die neueste Produktion der Kulturbrigaden bzw. des jungen Theaters Bubamara ist ein Klassiker auf den Bühnen: Der „Sommernachtstraum“ nach William Shakespeare. Das Stück, das zwischen höfischer Hochkultur und anarchischen Naturidyll hin und her springt, kann auch als Suche nach dem wahren „Ich“ gesehen werden. Wunsch und Realität treffen in bunten Bildern aufeinander. Die Premiere im Theater im Depot ist am 26. Februar 2016 um 20 Uhr.

Im Mittelpunkt des Stückes stehen Demetrius und Lysander sowie Hermia und Helena. Die Liebeswirren werden noch komplettiert durch die Ehekrise des Feenkönigs Oberon mit seiner Frau Titiana.

In der Inszenierung von Rada Radojcic und Jens Wachholz werden die Liebeswirren quasi gedoppelt. Es gibt die geordnete Welt der Menschen sowie die Ungeordnete der Feenwelt. Das wird durch die Art des Spielens deutlich sowie durch die aufwändigen Kostüme. Die sind in der „realen Welt“ eher schwarz-weiß, in der Feenwelt hingegen farbenprächtig. Für die Kinder und Jugendlichen war das Thema der „Freiheit“ sehr akut, zumal manche der Ensemblemitglieder Migrationshintergrund haben. Denn im „Sommernachtstraum“ soll Hermia zwangsverheiratet werden und widersetzt sich. Somit konnten sie sich mit diesem leider immer noch aktuellen Thema auseinandersetzen.

Wer die vorherigen Produktionen der Kulturbrigaden wie „Carmen“ oder vor allem „Alice“ gesehen hat, kann sich wieder auf eine sehr bildhafte Inszenierung mit einer minimalistischen Bühne freuen.

Für die 13 Ensemblemitglieder von neun bis 22 Jahren geht eine sechsmonatige intensive Vorbereitungszeit zu Ende. Die Kulturbrigaden arbeiten zwar mit Laien, benutzen aber eine professionelle Herangehensweise. Neben den theaterpädagogischen Übungen, wird beispielsweise sehr viel Wert auf Sprechtraining gelegt.

Aufgrund der Menge des Stoffes wurde der Text eingekürzt, so dass der „Sommernachtstraum“ etwa 85 bis 95 Minuten dauern wird. Neben der Premiere am 26. Februar um 20 Uhr gibt es noch eine weitere Vorstellung am 27. Februar um 18 Uhr. Für den Juni sind weitere Vorstellungen geplant.

Carmen im Zirkus

Carmen ist und bleibt eine faszinierende Persönlichkeit. Ihre tragische Liebesgeschichte inspirierte im vergangenen Jahr das Kinder- und Jugendtheater mit „Carmen: Außer Kontrolle“, zum Festival „Djelem Djelem“ zeigten die Kulturbrigaden am 04. September 2015 das Jugendmusiktheaterstück „Circus Carmen“ im Theater im Depot.

Im Original schließt sich Carmen einer Schmugglerbande an, in „Circus Carmen“ hingegen wird sie (kindgerechter) Zirkusartistin. Ansonsten bleibt die Geschichte fast gleich. Carmen bandelt mit Don José an, der sich sich unsterblich in Carmen verliebt, seine Verlobte Micaela und sein Leben als Soldat aufgibt, um ebenfalls mit dem Zirkus umher zu ziehen.

Doch Carmen lernt den Matador Don Camillo kennen und verliebt sich in ihn. Nachdem er erkannt hat, dass er Carmen nicht mehr zurückbekommt, ermordet Don José Carmen.

Eigentlich ist Carmen eine tragische Geschichte, die mit einer „Beziehungstat“ (so heißt das wohl juristisch) endet. Radojcic und Wachholz haben sich dennoch alle Mühe gegeben, den Stoff spannend und kindgerecht aufzubereiten. Die bunte Zirkusatmosphäre half natürlich dabei. Auch Slapstickeinlagen wie ein simulierter Faustkampf unter der Musik von „Kung Fu Fighting“ brachten das Theater im Depot zum Beben. Carmen wird durchaus als selbstständige dominante Frau gezeigt. Beim Duell zwischen Don José und Don Camillo geht sie mit zwei Degen dazwischen.

Alle Figuren in den Stück wurden von Frauen gespielt, mit Ausnahme des Gitarristen und Sängers Alberto Carrasco. Vielleicht die Folge eines Männermangels in solchen Theaterprojekten. Dennoch haben die beiden „Dons“ ihre Rollen sehr amüsant gespielt. Besonders, wenn sie aus der Rolle gefallen sind und beispielsweise auf Sächsisch besprochen haben, statt mit einem spanischen Akzent. In dem Stück wurde mit Humor das romantische Bild der Roma auf die Schippe genommen. So wurde der deutsche Text der „Habanera“ aus der Oper vom Chor gesungen, die die Liedzeile „Die Liebe von Zigeunern stammet“.

Besonders hervorzuheben waren die Kostüme. Angefangen vom Theaterdirektor, der ein wenig indisch-orientalisch gestylt war bis hin zu den Hauptfiguren, die alle Kostüme trugen, wie sie in Zeiten von Carmens Entstehung üblich waren. Alle Akteure brachten viel Spielwitz auf die Bühne. Ein großes Lob an die Verantwortlichen. Ein Extralob verdiente sich Carrasco, der mit seinen Flamenco-Stücken für spanisches Feeling sorgte. Nach „Alice“ ist „Circus Carmen“ eine weitere gelunge Produktion von Radojcic und Wachholz 2015. Neben Carrasco spielten Freya Erdmann, Leonie Goeke, Lina Härmstaädt, Ronahi Kahraman, Alicia Maselli und Anna Schwarz mit.

Wer es verpasst hat, am 12.09.2015 um 20 Uhr im Depot bietet sich nochmals die Gelegenheit das Stück zu sehen. Es lohnt sich.

Alice im Theaterwunderland

Bereit zur Premiere:(v.l.n.r.) das weiße Kaninchen (Liane Steinnagel), die Herzkönigin (Ronahi Kahraman) und der Hutmacher (Lina Härmstädt).
Bereit zur Premiere:(v.l.n.r.) das weiße Kaninchen (Liane Steinnagel), die Herzkönigin (Ronahi Kahraman) und der Hutmacher (Lina Härmstädt).

„Alice im Wunderland“ von Lewis Caroll ist eines der berühmtesten Kinderbücher. Unzählige Verfilmungen, Bühnenbearbeitungen und selbst Opernfassungen gibt es von diesem Werk, das durch seine skurrilen Figuren wie dem weißen Kaninchen oder dem verrückten Hutmacher Einfluss in die Popkultur gefunden hat. Rada Radojcic und Jens Wachholz von den Kulturbrigaden bringen das Stück unter dem Titel „Alice“ auf die Bühne. Spielen werden es etwa 15 Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis 19 Jahren. [Premierenbericht hier…]

Es ist sogar in der ZEIT-Bibliothek der 100 Bücher: „Alice im Wunderland“ hat seit seinem Erscheinen 1865 nichts an seiner Faszination verloren. Das junge Theater Bubamara zeigt in poetischen Bildern und aufwändigen Kostümen die wundersame Welt der kleinen Alice in dieser Welt. Da das Stück von Kindern und Jugendlichen gespielt wird, haben Radojcic und Wachholz eine Bühnenfassung selber erstellt. Aber keine Angst, die Fassung sei sehr nah am Original, versprach Wachholz.

Die Geschichte in Kurzform: Auf der Feier zu ihrem 13. Geburtstag trifft Alice auf ein sprechendes weißes Kaninchen. Alice folgt ihm und landet im Wunderland und trifft dabei auf skurrile Gestalten wie der Grinsekatze, dem Jabbawocky oder dem verrückten Hutmacher.

Ein besonderer Schwerpunkt sind Texte und Musik aus den 20er Jahren. Dadaismus trifft auf Eric Satie. Dazu kommt eine ungewöhnliche Ästhetik mit den prächtigen Kostümen in dieser verrückten Geschichte des Erwachsen werdens.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf den jungen Darstellerinnen und Darstellern. „Es war für mich eine ziemliche Herausforderung“, erklärte Lina Härmstädt, die den „verrückten Hutmacher“ spielt. „Ich hatte zu kämpfen, wurde aber von Rada und Jens unterstützt.“ Dass eine Theaterrolle anders gestaltet werden kann, wie man es vielleicht im Film oder Fernsehen gesehen hat, musste das „weiße Kaninchen“ Liane Steinnagel erkennen: „Ich habe die Rolle anders gesehen, als ich es spielen sollte. Weniger hektisch, mehr bürokratisch.“ Ronahi Kahraman freut sich auf die „Herzkönigin“: „In dieser bösen Rolle kann ich die Wut heraus lassen.“

Für die Premiere am 19. Juni 2015 um 20 Uhr im Theater im Depot gibt es noch Restkarten, weitere Vorstellungen gibt es am 21. August 2015 um 20 Uhr und am 22. August um 18 Uhr, beide im Theater im Depot.

Am 20. Juni 2015, zur Extraschicht, wird eine Kurzversion in der Kokerei Hansa um 18 Uhr aufgeführt.

Ein musikalisches Märchen

Rada Radojcic als Titelheldin Rada. (Foto: © Maja Sternberg)
Rada Radojcic als Titelheldin Radda. (Foto: © Maja Sternberg)

Im 19. Jahrhundert entdeckten Künstler die „Zigeuner“ als romantische Projektion für Freiheit und antibürgerliche Lebensweise. Viktor Hugo präsentierte die stolze Esmeralda in „Der Glöckner von Notre Dame“, George Bizet vertonte die Geschichte der „Carmen“ und in Russland schrieb Maxim Gorki seine erste Erzählung „Makar Tschudra“. Hier spielt die Suche der Zigeunerin Radda nach Liebe und Zweisamkeit die zentrale Rolle. Radda und Carmen haben viele Gemeinsamkeiten, auch Raddas Leben endet tragisch.

Das Theater im Depot zeigt „Makar Tschudra. A Gypsy tale“ als musikalisches Märchen. Premiere ist am 12. September 2014 um 20 Uhr.

In der Parabel von Gorki erzählt ein alter Zigeuner, Makar Tschudra“ einem Schüler die Geschichte von Radda, die Liebe sucht. Doch die Liebe scheitert am Leben und das Leben scheitert an der Liebe. Ähnlich wie bei „Carmen“ zeigt die Geschichte Radda als quasi moderne Frau, die ihr (Liebes-)Schicksal selbst in die Hand nehmen möchte. Doch wie bei ihrer spanischen „Schwester“ endet es tragisch.

Das Stück wird eine Mischung zwischen Konzert, Tanz und Theater oder wie es Regisseur Jens Wachholz sagt: „Es ist ein großes musikalisches Theater“. Dabei war Wacholz wichtig, die Poesie des Stückes einzufangen. Auf eine vorgefertigte Dramaturgie wird verzichtet. „Wir wollen dem Zuschauer viele Freiheiten geben, über Bilder Zugang zu dem Stück zu bekommen“; so der Regisseur.

Drei Darsteller und ein Musiker bevölkern die Bühne. „Die Lieder, die wir singen und spielen sind traditionelle Roma-Lieder, die teilweise aus dem Film „Ein Zigeunerlager zieht in den Himmel“ aus dem Jahre 1976 stammen und teilweise haben wir die Lieder selbst recherchiert“, so Schauspielerin und Sängerin Rada Radojcic.

Mit dabei ist Dragan Mitrovic, der Akkordeon-Spieler hat langjährige Banderfahrung unter anderem mit „KAL“ oder aktuell den „Gipsy Pearls“. Hinzu kommen noch Miroslav Vukovic als Tänzer und Regisseur Jens Wachholz.

Das Stück wird am 12. und 13. September 2014 jeweils um 20 Uhr gespielt, dann am 20. September 2014 (ebenfalls 20 Uhr) im Rahmen des „Djelem Djelem“ Festivals und im Oktober am 18. (um 20 Uhr) und 19. Oktober (um 18 Uhr). Für alle Vorstellungen gibt es noch Karten.