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Der ewige Kreislauf

Der zweite Beitrag im Rennen um den RWE Filmpreis war die japanische Produktion „Still The Water“ von der renommierten Regisseurin Naomi Kawase. Im Gegensatz zu „Eden“ ist „Still The Water“ ein poetisch-philosophischer ruhigerer Spielfilm um den Kreislauf von Leben, Tod und Energie. Wunderschöne Naturaufnahmen und eine sich Zeit nehmende Kameraführung mit sensiblen Nahaufnahmen kennzeichnen diesen Beitrag.

Die Story um den 16-jährige Kaito und seiner Freundin Kyoko, die auf einer Japanischen Insel leben. Kaito wohnt alleine bei seiner Mutter und kann seinen Vater nur ab und zu in Tokyo besuchen. Kyoko lebt dagegen in geordneten Verhältnissen bei ihren beiden Eltern. Ein Schock ist, das ihre Mutter, eine Schamanin, schwer krank ist und bald sterben muss. Für ihren Freud ist dagegen eine große Belastung, dass seine Mutter wechselnde Liebhaber hat. Eine wichtige Rolle für die beiden Jugendlichen, zwischen denen sich eine Liebesgeschichte entwickelt, spielt ein weiser alter Viehzüchter. Zimperlich ist die japanische Produktion nicht. So wird bereit am Anfang (und später noch einmal) in aller Ausführlichkeit das Töten und langsame Ausbluten einer weißen Ziege gezeigt. Nichts für empfindliche Gemüter. Untermalt wird die Geschichte von ruhiger, meditativer Musik.

Der Film gibt einen guten Einblick in die asiatische Mentalität und ist voller Symbolkraft.

Ein nachdenklicher Beitrag über das Leben, Vergänglichkeit und der bleibenden Energie.

Sex, Koks und Techno

Der erste Film, der in diesem Jahr ins Rennen um den mit 15.000 Euro dotierten RWE Filmpreis des Internationalen Frauenfilmfestivals in Dortmund ging, war eine französische Produktion aus dem Jahr 2014 der Regisseurin Mia Hansen-Løve. „Eden“ taucht ein in die Zeit Anfang der 90er Jahre, als die elektronische Musik in Frankreich einen ganz besonderen Boom erlebte.

Das junge DJ-Duo „Cheers“ mit Paul und sein Freund erlangen zunächst einige Erfolge mit ihren Auftritten. Es ist eine wilde Zeit mit Sex, Koks und Techno-Musik. Als Vorbilder dienen ihnen die zwei Freunde, die als „Daft Punk“ eine gewisse Berühmtheit erlangt haben. Der Weg führt bis nach New York. Im Laufe der nächsten Jahre gehen nicht nur Beziehungen in die Brüche, sondern die Einnahmen aus dem Musikgeschäft halten nicht mit dem aufwendigen und teuren Lebenswandel stand. Am Ende erkennt Paul spät, das er nicht nur pleite ist, sondern auch in einer Scheinwelt gelebt hat.

Ein großartiger Soundtrack zieht sich durch den gesamten Film und zieht den Zuhörer mit in die Zeit-Stimmung hinein. Getragen wird „Eden“ auch von dem natürlichen , offenen Spiel der Schauspieler, allen voran Félix de Givry (Paul) und Greta Gerwig (Louise).

Leider hat der Film mit seinen über zwei Stunden Dauer einige Längen (und vorhersehbare Wiederholungen). Ein wenig mehr Tiefgang wäre wünschenswert gewesen. Einige Szenen mit einer gewissen Situationskomik lockerten die Geschichte etwas auf.

Mit dem Film „Inside Llewyn Davis“der Coen-Brüder aus dem Jahr 2012 um den Folk-Musiker Llewyn Davis in den 60er Jahren kommt er sicherlich nicht heran. Trotzdem ist dieser Film ein beeindruckendes Zeitdokument der 90er Jahre.

Acht Filme bewerben sich um den RWE Filmpreis

"Frailer" dreht sich um die Freundschaft von vier Frauen, von denen eine unheilbar an Krebs erkrankt ist. (Foto: IFFF)
„Frailer“ dreht sich um die Freundschaft von vier Frauen, von denen eine unheilbar an Krebs erkrankt ist. (Foto: IFFF)

Zum 6. Mal wird beim Internationalen Frauenfilmfestival in Dortmund der RWE Filmpreis für eine Spielfilmregisseurin vergeben. Der Preis ist mit 15.000 € dotiert. Vom 15. bis zum 19. April werden die acht Filme im Kino „Schauburg“ zu sehen sein. Die Filme zeigen sehr unterschiedliche Filmgenres. Vier Filme haben Deutschlandpremiere.

Den Beginn macht der Film „Eden“ am 15. April 2015 um 20 Uhr. Der Beitrag von Mia Hansen-Løve führt den Zuschauer zurück in das Paris der 90er Jahre: Sex, Drogen und Beats sind der Lebensinhalt von DJ Paul. „Eden“ ist hochkarätig besetzt mit Greta Gerwig und Bradly Corby.

Mit „Futatsume no mado“ von Naomi Kawase geht es am 16. April um 18 Uhr weiter. Das poetische Opus um das Heranwachsen und das Erwachen der Sinnlichkeit bekam großes Lob in Cannes.

Der zweite Film am 16. April startet um 21 Uhr und präsentiert „Ella“ von Libia Stella Gomez. In diesem Film aus Kolumbien, versucht der Witwer Alcides seiner kürzlich verstorbenen Frau ein würdiges Begräbnis zu verschaffen, auch wenn er mittellos ist.

Eine skurrile Liebesgeschichte zeigt „Red Rose“, der iranischen Regisseurin Sepideh Farsi. Hier verliebt sich ein politisch resignierter Mitfünfziger in eine junge Aktivistin. Ein Kammerspiel über politische Haltungen, Geschlechter- und Generationenkonflikte. Farsi lebt seit ihrem Studium in Paris. Der Film wird am 17.04. um 18 Uhr gezeigt.

Die Preisträgerin des RWE Filmpreises 2013, Małgorzata Szumoska, präsentiert ihren Film „Body“. Der Film ist eine schwarze Komödie über Janusz, einem Untersuchungsrichter, dessen Tochter Olga an Magersucht leidet, zumal sie um ihre verstorbene Mutter trauert. Aber auch die Psychologin Anna, zu der er Olga schickt, ist auch über einen Verlust nicht hinweggekommen. Zu sehen am 17.04. um 21 Uhr.

Pelo Malo“ führt uns in die Stadthölle von Caracas. Die Regisseurin Mariana Rondón erzählt die Geschichte des 9-jährigen Juniors, der gerne glatte Haare haben möchte. Dieser Wunsch wiederum bringt seine Mutter Marta auf die Palme. Dieser Film läuft am 18.04. um 18 Uhr.

Eine schrille, bunter Balkankomödie erwartet die Besucher am 18.04. um 21 Uhr. Jasmila Žbanić präsentiert mit „Love Island“ eine klassische Screwball Komödie über eine junge Familie im emotionalen Gefühlschaos.

Der letzte Film des Wettbewerbes wird am Sonntag um 16 Uhr gezeigt. „Frailer“ heißt das Werk von Mijke de Jong und ist eine dokumentarische Fiktion über Freundschaft und Tod. Muis erfährt, dass sie Lungenkrebs im Endstadium hat und versammelt ihre Freundinnen um sich. Der reale Hintergrund: Die tödlich erkrankte Schauspielerin Leonoor Pauw verkörperte bis zu ihrem Tod die Muis.

Vor zwei Jahren liefen die Filme des Regie-Wettbewerbes noch im Kino im U, jetzt sind sie wieder in der Schauburg zu sehen. „Das hat technische Gründe“, so Silke Räbiger. „Das Kino im U ist das einzige, dass alte Filme zeigen kann.“ Denn beim Internationalen Frauenfilmfestival gibt es das Sonderprogramm „Ruhr Lokal“. Hier laufen vom 15. bis 17. April Filme von Elisabeth Wilms und weitere Filme aus den 50er Jahren sowie aus Firmenarchiven.

Frauenfilmfestival in der Komfortzone

Bild aus dem Film "Les règles du jeu". (© AGAT_Films__Cie_-_Les_films_du_Parotier)
Bild aus dem Film „Les règles du jeu“. (© AGAT_Films__Cie_-_Les_films_du_Parotier)

Das Internationale Frauenfilmfestival in Dortmund vom 14. bis 19. April 2015 hat den Themenschwerpunkt „Komfort“. Dabei dreht sich alles um Wunsch nach Komfort, aber auch welche Folgen das für die andere Seite hat: Die Schere zwischen Arm und Reich vergrößert sich immer mehr und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen nimmt dramatische Züge an.

„Komfort heißt nicht Kuschelecke“, stellte Silke J. Räbiger, die Festivalleiterin. „Wir wollen den Begriff gegen den Strich bürsten. Denn Komfort kostet etwas und geht auch auf Kosten anderer.“ Vor allem die Dokumentarfilme auf dem Festival machen dieses Dilemma deutlich.

Wenn das Filmfestival wieder in Dortmund stattfindet (alle zwei Jahre im Wechsel mit Köln), dann steht passenderweise auch das Ruhrgebiet und die Arbeit im Mittelpunkt. Es wird einen Filmblock geben, der die Werke der Dortmunder Filmpionierin Elisabeth Wilms präsentiert. Wilms hat vor allem das Leben im bombenzerstörten Dortmund und den Wiederaufbau festgehalten.

Der Film „Warum ist Frau B. Glücklich“ von Erika Runge aus dem Jahre 1968 erzählt die Geschichte einer Arbeiterfrau aus Duisburg.

Die Vororte von Paris sind Schauplätze zweier Filme. „Les règles du jeu“ von Claudine Bories und Patrice Chagnard aus dem Jahre 2014 zeigt das Leben dreier jungen Menschen, die von einer privaten Vermittlungsfirma für den Arbeitsmarkt passend gemacht werden sollen. Der Supermarkt von Ali ist der Schauplatz des Film „Alimentation Générale“ (2005). Er ist Treffpunkt des ganzen Viertels.

Der Dortmunder Kunstverein am Dortmunder U wird während des Internationalen Frauenfilmfestivals zum Festivalzentrum. Zusätzlich wird die Klasse von Shana Moulton, Professorin an der Kunstakademie Münster, eine Komfortzone einrichten. Licht, Farbe, Sound, Musik und Gerüche werden alle Sinne ansprechen. Der Titel wird lauten: „To Seek Out, to Explore, to Doze, to Snooze“.

Weitere Programme auf dem Filmfestival sind unter anderem: Stummfilme von Rosa Porten und der Internationale Spielfilmwettbewerb.

Mehr Informationen unter www.frauenfilmfestival.eu