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Hoesch im Nationalsozialismus

Das Dortmunder Hoesch-Museum hat einen neuen Bereich in seiner Dauerausstellung bekommen. Es geht dabei um Hoesch in der Zeit des Nationalsozialismus. Auf Grundlage neuer Recherchen des Stadtarchivs stehen Rüstung, Zwangsarbeit, Zerstörung und die Biografie eines Täters aus dieser dunklen Zeit im Mittelpunkt.

Ausgerichtet wurde der neue Ausstellungsbereich mit Hilfe von Marie Kim Juhl (Studentin des Faches Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum). Kurator der Ausstellung ist Michael Dückershoff (Leiter des Hoesch-Museum).

Gezeigt werden neben Fotografien aus der Zeit 1939 bis 1944, Dokumenten von Aussagen ehemaligen Zwangsarbeitern auch eine Detailkarte der Hoesch-Westfalenhütte mit ihren damaligen Lager-Unterkünften.

Nach der Machtübername der Nazis 1933 wurde Hoesch ganz in den Dienst der Rüstung und dem Aufbau der kriegswichtigen Infrastruktur gestellt.

So wurden auf der Hoesch-Westfalenhütte und beim Dortmund-Hörder Hüttenverein (DHHV) im Zweiten Weltkrieg zum Beispiel Panzergehäuse (Typ Panther und Tiger II), Panzermunition (DHHV), Geschützrohre oder Panzerbleche von etwa 60.000 Zwangsarbeitern hergestellt.

Im Dezember 1944 waren über ein Drittel der Arbeiter beim Hüttenwerk Hoesch Zwangsarbeiter aus Ost-und Westeuropa (Franzosen, Holländer ect.). „Ostarbeiter“ wurden dabei meistens schlechter behandelt.

Viele Zwangsarbeiter in Dortmund starben bei den alliierten Bombenangriffen. Italiener und „Ostarbeiter“ wurden nicht in die Luftschutzkeller hinein gelassen. Weitere Todesursachen waren Hunger und Mangelernährung. Deren Folgen waren eine größere Anfälligkeit für Krankheiten und mangelnde Konzentrationsfähigkeit am Arbeitsplatz.

Ein Großteil der Produktionsanlagen wurden durch die Luftangriffe zerstört. Es mussten immer neue Unterbringungsmöglichkeiten für die Zwangsarbeiter gefunden werden. Genutzt wurden hierfür nicht nur Gasstätten, sondern im Jahr 1943 sogar der Hoeschpark. Hier wurden vor allem Zwangsarbeiterinnen, wie Juhl berichtete, unter schlimmen Bedingungen untergebracht.

Braune Zeiten bei Hoesch. Eine neue Dauerasustellung informiert darüber. (v.l.n.r.) Michael Dückershoff (Leiter Hoesch-Museum), Marie Kim Juhl (Studentin der Geschichte) und Karl Lauschke (Vorsitzender der Freunde des Hoesch-Museums).
Braune Zeiten bei Hoesch. Eine neue Dauerausstellung informiert darüber. (v.l.n.r.) Michael Dückershoff (Leiter Hoesch-Museum), Marie Kim Juhl (Studentin der Geschichte) und Karl Lauschke (Vorsitzender der Freunde des Hoesch-Museums).

Ein trauriger Ausstellungsteil ist die Biografie des Nazi-Täters Albert Ganzenmüller.

1905 in Passau geboren, begann dieser nach seinem Diplom im Maschinenbau eine Tätigkeit in der Reichsbahndirektion. Er war am Hitlerputsch 1923 beteiligt und trat 1931 der NSDAP und der SA bei. Unter anderem wurde er auf Empfehlung Albert Speers 1942 zum stellvertretenden Reichsbahn-Generaldirektor und Staatssekretär im Reichsverkehrsministerium ernannt. In dieser Funktion war er maßgeblich an der Organisation der Deportationszüge in die Todeslager eingebunden. 1947 gelang ihm die Flucht nach Argentinien, wo er die Argentinische Staatsbahn beriet. Nach Einstellung seines Entnazifizierungsverfahrens reist er 1955 nach Deutschland zurück und wurde als Transportingenieur bei der Hoesch AG in Dortmund eingestellt.

Einem weiteren Strafverfahren konnte er sich bis zu seinem Tod im März 1996 in München entziehen.

Ein wichtiger Ausstellungsbereich gerade jetzt, wo von rechter Seite vermehrt versucht wird, die Zeit des Nationalsozialismus zu beschönigen, zu verklären oder zu verdrängen.