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Klangvokal 2018 – Adam und Eva

Die Dortmunder Reinoldikirche mit ihrer hervorragenden Akustik bot im Rahmen des Musikfestivals Klangvokal einen würdigen Ort für Jules Massenets (1842-1912) „Ève“ (Adam und Eva). Mit seinen schönen Arien und eleganten großen Chorpartien könnte man es als eine Mischung aus Oper und Oratorium bezeichnen. Als eindrucksvoller Hintergrund für das opulente Spektakel fungierte einfühlsam der Philharmonische Chor des Musikvereins Dortmund unter der erfahrenen Leitung von Granville Walker (Dirigent). Mit der Dortmunder Philharmoniker stand ihm ein Orchester von großer Qualität zur Verfügung.

Dem Sündenfall-Mysterium wurden aber zunächst zwei Kompositionen von Franz Liszt und Johannes Brahms vorangestellt, die sich ebenfalls mit dem antiken Mythos vom Menschengeschlecht und seinem verlorenen Paradies auseinandergesetzt haben.

Der berühmte Sänger-Dichter und Lyra-Virtuose Orpheus aus der griechischen Mythologie steht hier Symbolhaft für die befreiende und kreative Macht der schönen Künste. Der verliert seine Lebensliebe Eurydike, Sinnbild für das Ideale, durch einen „Schlangenbiss“ (nach einem Fehltritt?). Trauernd folgt er ihr in die Hölle, um sie ins Leben zurück zu holen. Dank seiner Kunst erhält er die Chance, sie ins Leben zurück zu führen. Er versagt letztendlich durch Eurydikes Einfluss.

Starkes Stück mit tollen Musikern und Sängern. (v.l.n.r.) Granville Walker (Dirigent), Thomas Laske (Adam), Thomas Blondelle (Erzähler) und Eleonore Marguerre (Ève). Foto: © Bülent Kirschbaum
Starkes Stück mit tollen Musikern und Sängern. (v.l.n.r.) Granville Walker (Dirigent), Thomas Laske (Adam), Thomas Blondelle (Erzähler) und Eleonore Marguerre (Ève). Foto: © Bülent Kirschbaum

Liszts „Orphée“ ist mit seinem musikalisch weichen und runden Klängen eher meditativ und ohne romantische Klangexzesse gehalten. In der Komposition kontrastieren zwei Themen miteinander. Zwischen Dur und Moll wechseln sich ein energischer-dynamisches und ein verhalten-statisches Thema als Leitmotiv in allen Instrumentalgruppen ab. Eindrucksvoll neben der starken Orchester-Gesamtleistung waren die beiden sphärischen Harfen (eine Art Echo des Elysiums) und ein emotional packenden Geigensolo.

Beim folgenden „Schicksalslied“ von Johannes Brahms (1833-1897) nach einem Gedichtband von Friedrich Hölderlin treffen zwei Welten aufeinander. Die „schicksalslose“, friedvolle Welt der Götter und die Leidvolle des Menschen. Beide Welten werden musikalisch gegeneinander über gestellt.

Als der Chor den Textgesang von Hölderlins Schicksalslied anstimmte, bekam zum ersten Mal die Gelegenheit, sein Können und Einfühlungsvermögen zu zeigen. Das Werk, als stufenweise Crescendo angelegt, schloss mit einem ruhigen Ende. Es führt wieder zur Anfangsstimmung mit einem offenen und „ungewissen“ mystischen Finale.

Nach der Pause ging es dann mit „Adam und Eva“ weiter. Eine instrumentale Eröffnung stimmt das Publikum schon einmal musikalisch auf das Thema ein. Es begann ein großes Mysterienspiel in Mittelalterlicher Tradition. Der Chor übernahm die „Stimmen des Himmels“, „Stimmen der Natur“, „Stimmen der Nacht“ sowie die „Geister der Hölle“. Massenet erzählt hier mit seinem Librettisten Louis Gallet den Sündenfall der Genesis in vier Etappen von der Erschaffung der Menschen bis zur Vertreibung aus dem Paradies auf eine fantastische Weise. Ohne Schlange und statt dem Apfel der Versuchung als Frucht eine zur Musik gewordene Erotik bis zur Ekstase. Am Ende werden Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben, weil sie ihrem Verlangen nachgegeben haben. Liebe ist Leben.

Für die Rolle der Protagonistin Eva, der „Sünderin mit dem guten Herzen“, konnten die Organisatoren des Festivals die in Dortmund als „Manon“ und einigen anderen Rollen gut bekannte Sopranistin Eleonore Maguerre gewinnen. Sie überstrahlt mit ihrer starken Stimme, Ausdruckskraft und sinnlicher Ausstrahlung als „lebende Versuchung“ die Veranstaltung. Ihr zur Seite standen der mit seinem warmen Bariton überzeugende Thomas Laske als Adam.

Als Sprecher (Erzähler) für den verhinderten Tenor Uwe Stickert war Thomas Blondelle eingesprungen und beeindruckte mit seinem kraftvollen und klaren Tenor zu gefallen.

Ein atmosphärisch stimmiges und anspruchsvolles Konzert, bei dem alle Beteiligten verdientermaßen mit viel Beifall belohnt wurden.

Wir lieben Brahms

Die beliebte Liedmatinee am Sonntagmorgen wurde in der Spielzeit 15/16 weitergeführt durch das Konzert von Keiko Matsumoto und Natascha Valentin, ihres Zeichen Solistinnen des Dortmunder Opernchores, am 28. Februar 2016 unter dem Titel „Lieben Sie Brahms?“. Spätestens nach dem Konzert war diese Frage nur noch rhetorischer Natur,

Begonnen wurde das Konzert aber nicht mit Brahms, sondern mit Musik von seinem Freund Antonin Dvořák. Seine „Klänge aus Mähren“ op. 32 erfüllten in seiner Musik und in den Texten alle romantischen Bedingungen. Natur,Liebe und Heimat stehen im Mittelpunkt.

Die Lieder, die von Brahms zu hören waren, stammten ebenfalls (bis auf Goethe) aus der Romantik. Angefangen von Herders „Stimmen der Völker in Liedern“ über den niederdeutschen Dichter Klaus Grothe bis hin zu „Des Knaben Wunderhorn“.

Der Sopran von Matsumoto und der Mezzosopran von Valentin ergänzten sich sehr gut, vor allem bei den Mutter/Tochter Stücken „In den Beeren“, „Guter Rat“ und „Walpurgisnacht“, dem kraftvollen Höhepunkt und Abschluss des Konzertes. In der Zugabe verwandelten sich die beiden Sängerinnen in Schwestern und sangen das gleichnamige Lied von Brahms nach dem Text von Mörike. Dazu passte, dass Matsumoto und Valentin Kleider mit Blumenmuster trugen.

Die beiden Sängerinnen aus dem Dortmunder Opernchor wurden einfühlsam begleitet von Granville Walker, seines Zeichens ehemaliger Chordirektor der Dortmunder Oper.

Bewegender Abschied für Granville Walker

Seit 1995 war Granville Walker im Opernhaus Dortmund für den Opernchor verantwortlich, 2003 übernahm er auch den Philharmonischen Chor. Jetzt verabschiedet er sich in den Ruhestand und wurde am 16. November mit einer rauschenden Chorgala gefeiert.

Bei seinem Abschiedskonzert konnten sich die Besucher an seinem Markenzeichen erfreuen, den britischen Humor. Der Londoner, Walker wurde in Wimbledon geboren, bezauberte die Anwesenden mit feinen Anekdoten.

Musikalisch bot das Programm eine Auswahl der bekannten Werke für Chor. Gleich zu Beginn stand das wohl beliebteste Chorwerk „Carmina Burana“ von Carl Orff auf dem Programm. Danach wurden überwiegend Stücke gesungen, die der Chor in den vergangenen Spielzeiten auf der Bühne gezeigt hat. Von Modest Mussorgskys „Boris Godunow“ über Donizettis „L’elisir d’amore“ bis hin zu Wagners „Tannhäuser“ zeigte der Chor, warum er unter der Leitung von Granville Walker zu einem überregional bekanntem Chor gewachsen ist.

Daneben konnte Walker bei ein paar Instrumentalstücken auch seine Fähigkeiten als Dirigent unter Beweis stellen. Daneben komponiert er auch. 2005 war die Uraufführung seiner Kinderoper „Herr Ritter und Herr Mönch“ im Theater Dortmund. Das Lied„Der Zeit des Singens ist da!“ widmete Walker dem Chor des Theaters Dortmund.

Wenn die Masken fallen

Welche Zukunft sagt Ulrica (Anja Jung) ihren Zuhörern voraus? (Foto: © ©Thomas M. Jauk / Stage Picture)
Welche Zukunft sagt Ulrica (Anja Jung) ihren Zuhörern voraus? (Foto: © ©Thomas M. Jauk / Stage Picture)

Die Oper Dortmund ging am Samstag, den 13. September 2014 mit dem Melodrama „Ein Maskenball (Un ballo in maschera)“ von Giuseppe Verdi unter der Regie von Katharina Thoma in die neue Spielzeit. Die Aufführung ist eine Koproduktion mit dem Royal Opera House Covent Garden in London.

Thoma verlegte die Handlung der Oper in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg , dem sogenannten Fin-de-siècle, einer Zeit der Unsicherheit und des Umbruchs. Verdis Maskenball wurde ja schon Mitte des 19. Jahrhunderts mehrfach wegen der damaligen Zensur in eine andere Zeit oder an einem anderen Ort „verlegt“. Die Zeit vor 1914 ist meiner Meinung nach nicht nur gut gewählt, weil gerade jetzt viel des vor einhundert Jahren ausgebrochenen Krieges gedacht wird. Sie gewinnt durch die vielen Krisenherde und die von vielen Menschen als bedrohlich empfundene Unsicherheit unser gegenwärtigen Zeit an Brisanz und Eindringlichkeit.

Das Bühnenbild mit seinen maroden Säulenkulissen, Grabsteinen mit Statuen weist schon zu Beginn deutlich auf das nahe Ende einer Zeitepoche. Der amtsmüde Graf Riccardo ist heimlich in Amelia, die Frau seines engsten Freundes und Sekretärs Renato verliebt.. Sein Freund Renato muss die Regierungsgeschäfte fast alleine leiten und warnt Riccardo vergeblich vor einer Verschwörung gegen ihn. Riccardo schlägt auch die Warnungen der Wahrsagerin Ulrica in den Wind,die ihm seine bevorstehende Ermordung durch eine vertraute Person ankündigt. Nachdem sich Amelia und Riccardo auf dem „Galgenfeld“ ihre „verbotene Liebe“ gestanden haben, treffen sie auf Renato und die Situation eskaliert. Der enttäuschte Ehemann von Amelia sinnt angesichts des seiner Meinung nach doppelten Verrats nach Rache.Riccardo spielt weiter mit dem Tod und geht trotz allem auf den Maskenball, um Amelia und Renato eigentlich wegzuschicken und auf die Liebe zu verzichten. Zu spät. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf…

Für die Inszenierung konnten hochkarätige, stimmgewaltige Sänger wie der Tenor Stefano La Colla, der nach Dortmund zurückgekehrte Bariton Sangmin Lee sowie die Verdi-Sopranistin Susanne Braunsteffer gewonnen werden. Es war schon ein Genuss, nicht nur diesen Stimmen zu lauschen, sondern auch ihrer leidenschaftlichen Darstellung zu folgen.

Begeistern konnten auch die immer als „Doppelpack“ auftretenden Verschwörer Morgan Moody als Samuel und Claudius Muth als Tom, sowie Anja Jung als Ulrica oder etwa Gerado Garciacano als Matrose Silvano.

Eine besondere Rolle hatte Tamara Weimerich als Riccardos Page Oscar. Diese Figur fiel nicht nur in seiner höfischen Funktion und Kleidung als ein Relikt aus einer älteren, feudalistischen Epoche auf. Sie war so gleichzeitig die jüngste, wie auch die älteste Figur des Stückes. .Nicht nur mit guter Stimme, sondern auch durch die gezeigte jugendliche Leichtfertigkeit, mit der sie sich beispielsweise als Page bei der Wahrsagerin vorgedrängelt hat, überzeugte Weimerich. Dabei aber dem vorgesetzten Grafen immer treu ergeben. Am Ende steht Oscar mit Stahlhelm auf dem Kopf desillusioniert und verloren auf der Bühne.

Die Kostüme wurden von Irina Bartels mit viel Sorgfalt und Liebe zum Detail ausgewählt. So konnte das Publikum unter anderem die zu dieser Zeit beliebten Matrosenanzüge und Frisurenmode bewundern. Ob die Auswahl wie etwa im Falle von Amalia immer vorteilhaft gelungen war, ist wohl Geschmackssache.

Die verstellbare Bühnenkulisse wurde genutzt, um bei Bedarf zusätzliche Räume an den Seiten zu schaffen. Eindringlich wie wie zum Beispiel der kleine Sohn von Amalia in seinem Bett im Zimmer nebenan liegt, während seine Mutter Renato anfleht, ihren Jungen noch einmal sehen zu dürfen. Auf der anderen Seite konnte man während des Gesprächs von Amelia und Riccardo während des Maskenballs auf der links ein Streichquartett sehen und hören.

Der Maskenball als ekstatisches Fest nach dem Motto „Heiter geht die Welt zugrunde“ gestaltet.

Ein großes Kompliment wieder einmal für den Opernchor des Theaters Dortmund unter der Leitung von Granville Walker. Hut ab auch vor den Statisten, die als „lebende Statuen“ fungierten, und schon mal mehr als zwanzig Minuten still stehen mussten. Die Dortmunder Philharmoniker unter der souveränen Leitung von GMD Gabriel Feltz sorgte mit einer passgenauen, harmonisch mit dem Bühnengeschehen abgestimmte musikalische Begleitung für einen gelungenen, runden Opernabend.

Wer „Ein Maskenball“ noch live erleben will, muss sich sputen. In knapp sechs Wochen wird die Oper nur noch in London zu sehen sein.

Weitere Termine: SO, 21. SEPTEMBER 2014, MI, 24. SEPTEMBER 2014, FR, 03. OKTOBER 2014, SO, 05. OKTOBER 2014, SO, 12. OKTOBER 2014, SA, 18. OKTOBER 2014 und SA, 25. OKTOBER 2014

Karten und Infos unter www.theaterdo.de oder 0231 50 27 222.

Haydns Jahreszeiten als Deutschlandpanorama

Lucian Krasznec (Lukas), Morgan Moody (Simon), Anke Briegel (Hanne) (Foto: ©Thomas M. Jauk / Stage Picture)
Lucian Krasznec (Lukas), Morgan Moody (Simon), Anke Briegel (Hanne) (Foto: ©Thomas M. Jauk / Stage Picture)

Operndirektor Jens-Daniel Herzog wagte sich nach der szenischen Aufführung von „Elias“ erneut an ein Oratorium. Herzog verwandelte „Die Jahreszeiten“ von Joseph Haydn aus einer romantischen Landpartie in ein säkularisiertes Deutschlandpanorama. Von der Kapitulation über das Wirtschaftswunder bis zur Demographieproblematik spannte sich der Zeitbogen. Die Solisten gaben ihr Bestes, aber gegen einen wirklich gut aufgelegten Opernchor hatten sie keine Chance. Ein Premierenbericht vom 27. April.

 

Dass ein Oratorium szenisch aufgeführt wird, ist eine ungewöhnliche Sache. Herzog hatte schon de „Elias“ von Mendelssohn-Bartholdy vor zwei Spielzeiten eine Handlung mitgegeben, die sich aber mehr oder weniger streng an der Vorlage orientierte. Bei den „Jahreszeiten“ von Hadyn geht er noch einen Schritt weiter und verwandelt die stark romantisierende Handlung, die das bäuerliche Leben und die Natur preist, in eine Geschichte der Bundesrepublik. Der Frühling ist die Kapitulation und der Neuaufbau mit Währungsreform, der Sommer wird zur Wirtschaftswunderzeit, der Herbst wird kühler, Ausländerfeindlichkeit wird thematisiert und im Winter verwandelt sich Deutschland durch den demographischen Wandel in ein Altenheim. Was Herzog nicht thematisiert: die Geschichte der DDR, die Wiedervereinigung oder die 68er. Aber es gibt halt nur vier (in manchen Gegenden auch fünf) Jahreszeiten.

 

Herzogs szenische Interpretation zeigt viele beeindruckende Bilder Als der Vorhang nach der Ouvertüre aufgeht, steht zunächst Simon (Morgan Moody) mit einer weißen Fahne schwenkend auf der Bühne. Um ihn herum anscheinend Trümmer, die sich im Laufe als Hanne (Anke Briegel) und Lukas (Lucian Krasznec) sowie der Dortmunder Opernchor entpuppen. Ausstaffiert als Trümmerfrauen und heimkehrende Soldaten singt der Chor dann „Komm, holder Lenz“.

Bei einer Zeitreise durch die Geschichte der Bundesrepublik bliebt es nicht aus, dass die Solisten und der Chor in verschiedene Rollen schlüpfen müssen. Die Mitglieder des Chores waren unter anderem Trümmerfrauen, Stahlarbeiter, Frauen mit Kinderwagen in der Babyboomerzeit, (Ausländer-)Jäger und zum Schluss Senioren im Altenheim.

 

Auch Morgan Moody (Simon) schlüpfte in viele Rollen. Er verkörperte bestimmte Politiker wie Adenauer, Erhard, aber auch jemanden wie Franz Schönhuber. Lucian Krasznec (Lukas) stellte einen amerikanischer Offizier, jungen Bauern, Angestellte und zusammen mit Anke Briegel (Hanne) ein Liebespaar dar. Eine Szene mit den beiden war besonders komisch. Zum Duett „Ihr Schönen aus der Stadt“ wollten sie auf einer Parkbank nett beisammen sein. Auf der nahegelegenen Wiese wurde jedoch kräftig gegrillt, was unser Pärchen natürlich sehr störte.

Anke Briegel spielte zuerst eine Trümmerfrau, die sich einen amerikanischen Offizier schnappt, und zuletzt eine Altenpflegerin im Altenheim „Deutschland“.

 

Die drei Solisten zeigten sich gewohnt von ihrer besten Seite. Da fällte es schon schwer, jemanden herauszuheben. Mit seinem ganz speziellen Gespür für Komik sorgte Krasznec vielleicht noch für ein zusätzliches kleines Sahnehäubchen. Ein Oratorium steht und fällt aber mit dem Chor und der war an diesem Abend einfach in einer herausragenden Form. Nicht nur, dass alle Mitglieder gut singen können, nein, sie haben auch noch kleinere schauspielerische Dinge in die Inszenierung gebracht, so dass es sich lohnt, mehrmals hineinzugehen. Ein großes Lob gilt dem Leiter des Chores Granville Walker.

 

Ich möchte nicht verschweigen, dass eine so radikale und auch säkularisierte Interpretation wie von Jens-Daniel Herzog nicht jedem gefallen hat. Es gab durchaus auch einige Buhrufe, ein Besucher ist lautstark nach dem Frühling gegangen. Die Thematisierung von Frauen, die sich in der Nachkriegszeit den amerikanischen oder englischen Soldaten an den Hals geschmissen haben, um damit ihre Lebensverhältnisse zu verbessern, ist für den einen oder anderen doch harter Tobak, wenn er oder sie ein spätbarockes Stück über die Schönheiten der Landluft erwartet hatte. Sei’s drum. Die Mehrzahl der Besucher spendete Applaus, vor allem musikalisch gab es nichts, aber auch gar nichts auszusetzen. Das ist auch ein Verdienst von Philipp Armbruster und den Dortmunder Philharmonikern.