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Tiefe Einblicke in seelische Untiefen

Der neueste PEGASUS-Krimi von Christiane Bogenstahl und Reinhard Junge, erschienen im Oktober 2018 im Grafit-Verlag, ist praktisch ein Folge-Thriller des vorherigen Kriminalroman „Datengrab“. Aber keine Angst, sie können den spannenden Psychothriller auch lesen, wenn sie „Datengrab“ noch nicht kennen. Es gibt genug erklärende Hinweise auf die vorangegangenen Ereignisse, die alle Personen und Zusammenhänge nahebringen.


Die Detektei PEGASUS ist so ziemlich am Ende, und soll durch den ehemaligen Kameramann und ziemlich unzufriedenen momentanen Hausmann und Frührentner Klaus-Ulrich Mager wieder belebt werden. Sein älterer Sohn, der Detektiv Dr. Kalle Mage, soll derweil als Bodyguard für Lea Bennsdorf dienen, die sich vier Jahre nach einer brutalen Vergewaltigung verfolgt fühlt.


Zunächst nimmt sie keiner ernst – denn ihr einstiger Peiniger Paul Kehlmann sitzt noch im Knast. Trauma oder Täuschung? Trotz anfänglicher Bedenken kommen Kalle Mager und seine Freunde und IT-Experten Simone Olsok und der in Lea verliebte Tim Hoppe langsam ins Grübeln. Denn über dem Phönixsee in Dortmund stürzt unerwartet ein Flugzeug samt einem Ex-Doktoranden und Feind Kehlmanns und dem Piloten ab…

Der Nachfolger von "Datengrab" überzeugt mit temporeicher Spannung. (Foto: © grafit Verlag)
Der Nachfolger von „Datengrab“ überzeugt mit temporeicher Spannung. (Foto: © grafit Verlag)


Der Krimi entwickelt einen einen großen Spannungsbogen, der den Leser immer mehr in seinen Bann zieht und kleine Überraschungen bereit hält.
Die Handlung spielt im Umfeld von Dortmund – Bochum – Wattenscheid sowie Essen, und die Sprache hat viel vom bissig-trockenem Ruhrpott-Charme und die verschiedenen Charaktere werden gut entwickelt.
Solides kriminalistisches Handwerk und Intuition tragen hier in Verbindung mit moderner Technik zur Lösung des Falls bei und geben interessante Einblicke in die aktuelle Möglichkeiten der Verbrechensaufklärung.
Wer wie ich in Dortmund wohnt und aufgewachsen ist, wird die genannten Orte und Straßen sicherlich wieder erkennen. Humorvolle Anspielungen etwa auf die Rivalität der beiden Fußballvereine BVB und Schalke 04 lockern die tiefen psychologischen Abgründe aus Rachegelüsten, Missbrauchsfolgen und den klar dargestellten schlechten Arbeitsbedingungen der PsychotherapeutInnen in Ausbildung auf.
Der Thriller ist nicht nur unterhaltsam und spannend, sondern spricht direkt oder indirekt gesellschaftspolitische Probleme an. So wird unter anderem auch der bedrohliche Rechtspopulismus in Form der AfD thematisiert.
Ein nicht nur Menschen aus dem Ruhrgebiet empfehlenswerte temporeiche und spannungsgeladene Lektüre.

Seelenamt

Christiane Bogenstahl und Reinhard Junge

Kriminalroman kt. 411 Seiten

Grafit Verlag

EUR 13.00, E-Book EUR 9.99

ISBN 978-3-89425-586-2

Mörderische Kurzgeschichten aus der Hellwegregion

Zum neunten Mal istdie Region des alten Hellwegs zwischen Lippstadt und Witten sowieHamm und Iserlohn Grundlage für 22 deutschsprachige Krimistars fürihre besonderen mörderischen Kurzgeschichten. Herausgeber ist dasTeam H.P. Karr (Reinhard Jahn), Herbert Knorr (Leiter desWestfälischen Literaturbüros in Unna e.V.) sowie Sigrun Krauß. DieKrimi-Antologie 2018 steht unter dem Motto „Henkers.Mahl.Zeit“.

Wie der Titel schon vermuten lässt, steht der letzte „Bissen“ im Mittelpunkt fast aller oft grotesken, ironisch-makaberen Kurzgeschichten. So stirbt zum Beispiel in „Aber bitte mit Sahne in Bad Sassendorf“ (Thomas Krüger) ein Journalist an einem vergifteten Stück Sahnetorte, und bei „Hagener Zwiebackleichen“ (Krischan Koch) bahnt Zwieback den mörderischen Weg.

Die Leserinnen und Leser bekommen aber nicht nur Krimi-Kost vom Feinsten serviert, sondern erfahren auch einiges aus der Historie der verschiedenen Städte und bekommen auch Einblicke in deren besonderen Lokalkolorit.

In der Kurzgeschichte „Gefährliches Nachspiel in Kamen“ ( Kristin Lukas) wird ein Fußballspieler der vom BVB (U 23) nicht nur ausgerechnet mit dem westfälischen Nationalgericht „Himmel und Erde“ vergiftet, sondern es wird auch die dauerhafte Rivalität zwischen BVB und Schalke 04 ins Spiel gebracht.

Voll Dramatik und immer noch trauriger Aktualität ist die Geschichte „Dortmund, das Herz hämmert…) von Simone Buchholz. Hier geht es um die verzweifelte Flucht einer jungen Frau vor ihrer Familie und der Zwangs-Verheiratung.

Buchcover von "Henkers.Mahl.Zeit". (Cover: © grafit Verlag)
Buchcover von „Henkers.Mahl.Zeit“. (Cover: © grafit Verlag)

In „Pink Box Erwitte“ ((Bernhard Aichner) setzt ein Künstler den vielen durch die harte Arbeit gestorbenen russischen Zwangsarbeiter ein ganz besonderes „Denkmal“ und gibt der Bevölherung einiges zum nachdenken.

Der wohl durch seine Ostfrieslandkrimis bekannte Autor Klaus-Peter Wolf lässt in „Das Jahrestreffen der glücklichen Witwen in Unna“ deren Rachegelüsten makaber-bissig freien Lauf.

Sie rächen sich an ihren „Auftraggeber“, der sie dazu gebracht hat, älteren und reichen potentiellen Männern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Die Opfer kommen dann „tragischer Weise“ ums Leben. Damit soll nun Schluss sein. Schließlich gibt es noch andere Dinge, zum Beispiel Kultur und wahre Freundschaft.

Eine vielseitiges Angebot an „Krimi-Leckerbissen“, die den Leser mal mehr oder wenige ansprechen und berühren wird. Auf alle Fälle wieder eine „Mords-Unterhaltung“.

Henker.Mahl.Zeit – Mord am Hellweg IX

Grafit Verlag

348 Seiten ISBN 978-3-89425-585-5 € 12,00 (D)

Lucie Flebbe: Neue Krimi-Reihe mit neuer Protagonistin

Nach ihrer Krimi-Reihe um die junge Detektivin Lila Ziegler hat die Schriftstellerin Lucie Flebbe eine „Jenseits-Trilogie“ mit einer neuen Protagonistin, der Mutter einer fünfjährigen Tochter Lotti und Polizistin (Elternzeit) Edith „Eddie“ Beelitz aus Bochum entwickelt.

Der erste Teil dieser Trilogie heißt „Jenseits von Wut“ und erscheint ab dem 20.08.2018 im Buchhandel.

Zum Inhalt:

Unsicher, ob sie die richtige Berufswahl getroffen hatte, war Edith „Eddie“ Beelitz eigentlich froh, sich in die Elternzeit verabschieden zu können. Doch das Leben mit ihrem dominanten Mann Philipp hält sie nicht mehr aus und verlässt ihn mit der kleinen Tochter. Da bei der Bochumer Polizei Personalnotstand herrscht, kann sie in Teilzeit bei der Mordkommission arbeiten. Mit ihrem neuen Teamchef verbindet sie eine alte, aber abgekühlte Freundschaft. Sie muss nicht nur die Widrigkeiten einer alleinerziehenden Mutter meistern, sondern wird an der harten Front mit einem Mordfall im Umfeld des Jobcenters konfrontiert.. Die Leiche der erschlagenen – arbeitssuchenden Ronja Bleier stellt sie vor einer großen Herausforderung, die sie zu überfordern droht…

Dieser Krimi-Thriller erhält seine besondere Intensität aus der sich abwechselnden Erzähl-Perspektive von einer als „Zombie“ bezeichneten Person und Eddie. Die Identität von „Zombie“ offenbart sich erst nach und nach und lässt viel Raum für Vermutungen beim Lesen.

Die neue Protagonistin ermittelt in einem Mord im Umfeld des Jobcenters. (Cover: © grafit Verlag)
Die neue Protagonistin ermittelt in einem Mord im Umfeld des Jobcenters. (Cover: © grafit Verlag)

Flebbe versteht es meisterhaft, den Leserinnen und Lesern mit psychologischem Feingefühl die seelischen Untiefen, Aggressionen, verzweifeltem Wunsch nach Anerkennung und menschlichen Widersprüche vor Augen zu führen. Dabei benutzt sie eine deutliche und ab und zu drastische Sprache. Die komplexen Hintergründe der Geschichte offenbaren sich erst nach und nach.

Manchmal vielleicht etwas klischeehaft, aber mit sich steigernder zunehmender Spannung, zeichnet Flebbe ein kleines Kaleidoskop unserer Gesellschaft. Prekäre Verhältnisse, Mobbing sowie unterschwellige und offene Gewalt sind hier Themen. Die Frauen in ihren Krimis müssen sich in einer „Macho-Welt“ durchkämpfen. Solidarität und gegenseitige Unterstützung spielen eine wichtige Rolle.

Eddie muss sich ihr Selbstbewusstsein erst langsam erarbeiten und dabei helfen „starke“ Freundinnen. Verständnis und Achtsamkeit gegenüber den Nöten von Schwächeren, gegenseitige Unterstützung und Hilfe gehören hier zu einem bedeutenden Überlebensprinzip.

Ein spannender Kriminalroman, nah am Puls der Zeit.

 

Lucie Flebbe
Jenseits von Wut
Grafit Verlag
288 Seiten,
EUR 12,00
ISBN 978-3-89425-587-9

Neuer Wollenhaupt-Krimi: Grappa in der Schlangengrube

In dem neuesten Kriminalroman der Dortmunder Journalistin und Schriftstellerin Gabriella Wollenhaupt „Grappa in der Schlangengrube“ geht es um eine in Zeit der Verunsicherung wichtige Frage: Sind Straftäter tatsächlich resozialisierbar? Diese provokative Frage regt zu Diskussionen an und eine Antwort darauf kann spalten. Gibt es eine klare Antwort?

Zum 28. Mal lässt Gabriella Wollenhaupt ihre Heldin Maria Grappa recherchieren.
Zum 28. Mal lässt Gabriella Wollenhaupt ihre Heldin Maria Grappa recherchieren.

Wie die Autorin beim Pressegespräch erklärte, wurde sie durch den Fall des mutmaßlichen österreichischen Serienmörders Jack Unterweger für ihren nun schon 28. Grappa-Krimi inspiriert.

Der uneheliche Sohn eines US-Soldaten und einer Wiener Prostituierten erdrosselte im Alter von 24 Jahren 1974 brutal eine Frau mit ihrem BH. Auch die weiteren Morde hat er auf diese Weise begangen. Zu einer Lebenslangen Haft verurteilt, begann er im Gefängnis zu schreiben und wurde von der Kulturschickeria hofiert. Er wurde von der österreichischen Kulturszene als Paradebeispiel für eine geglückte Resozialisierung präsentiert.

Eine Petition führte zu seiner Haftentlassung nach sechzehn Jahren. Nach 1990 kam es in seinem Umfeld in verschiedenen Städten zu Morden an Prostituierten. Aus irgend welchen Gründen flogen ihm die Frauen zu und fielen immer wieder auf ihn herein. Im Jahr 1994 wird er für neun Morde wiederum zu einer Lebenslangen Haft verurteilt, der er sich durch einen Suizid (Erhängen) entzieht.

In ihrem neuen fiktiven Krimi konfrontiert Wollenhaupt die taffe Romanheldin Maria Grappa in ihrer Redaktion mit einem neuen Mitarbeiter, einem verurteilten Doppelmörder Mischa Ashley mit der Thematik „Resozialisierung“ konfrontiert. Ashley nimmt nach seiner Haftentlassung an dem Projekt „Die zweite Chance“ teil. Im Gefängnis hatte er ein auch von der Kulturschickeria gefeiertes Buch über sein Leben geschrieben. Autor scheint vor allem nach Ansicht der Chefin der Redaktion Jutta Hold in das Verlagshaus gut zu passen.

Droht Grappa etwa auch beruflich Gefahr durch den „Neuen“?…

„Wie ein Virus dringt Mischa Ashley in die Redaktion und bringt die Welt dort durcheinander,“ so die Autorin.

Der neue Grappa-Krimi ist ab jetzt im Buchhandel erhältlich:

Originalausgabe
206 Seiten, Paperback
EUR 11,00 (D), EUR 11,30 (A)
ISBN 978-3-89425-579-4

Auch als E-Book erhältlich.

Am Donnerstag, den 17. Mai 2018 um 19.30 Uhr stellt Gabriella Wollenhaupt in einer Lesung im Studio B der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund

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den Krimi „Grappa in der Schlangengrube“ dem interessierten Publikum schon einmal vor.

Eintritt: 3,00 Euro

Rezension Jan Zweyer: Starkstrom

Grafit Verlag 281 Seiten ISBN 978-3-89425-576-3 € 12,00

In seinem neuen Kriminalroman „Starkstrom“ hat der Schriftsteller Jan Zweyer einen bedrückend eindringlichen Blick in die nahe Zukunft gewagt.

Dystopische Zukunftsvision von Jan Zweyer. (Cover: © Grafit Verlag)
Dystopische Zukunftsvision von Jan Zweyer. (Cover: © Grafit Verlag)

Im Jahr 1953 in Frankfurt geboren und Mitte der 70er ins Ruhrgebiet gezogen, war er nach seinem Studium zunächst viele Jahre für verschiedene Industrieunternehmen tätig. Heute arbeite er er als freier Schriftsteller in Herne und hat eine Art Kultstatus als als Autor in Sachen Ruhrgebietskrimis.

Nachdem er sich im Jahr 2015 mit der Trilogie „Das Haus der grauen Mönche“ und deren Fortsetzung „Ein Königreich von kurzer Dauer“ dem Mittelalter zugewandt hatte, führt er die Leser nun in eine ( mögliche) nahe Zukunft.

Der ungewöhnliche Krimi spielt im Jahr 2030. Europa hat sich in Zentraleuropa und der Europäischen Assoziation gespalten. Katalonien und Süd-Tirol gehören dabei zu Zentraleuropa.

Europa verbarrikadiert sich mit einem meterhohen mehrfach gesicherten Metallzaun, um Flüchtlinge um jeden Preis fern zu halten. Es gibt Transitzentren, in denen tausende verzweifelten Flüchtenden festsitzen. Ein Lotterie entscheidet per Zufall, wer die Chance auf ein besseres Leben bekommt. Die deutsche Regierung beauftragt die Good-Fence-Cooperation, den Zaun mit allen Mitteln zu verteidigen. Sie droht mit der stärksten Abschreckung. Wer den Zaun zu überwinden versucht, wird auf alle Fälle sterben. Es soll nur eine leere Behauptung sein, um potentielle Flüchtlinge abzuschrecken. Dann aber steht der Zaun wirklich unter Strom und zurück bleiben eine verkohlte Leiche, ein Schweinekadaver und jede Menge Fragen. Die Politik möchte diese auf keinen Fall beantworten…

Der Krimi spielt auf mehren Ebenen und aus verschiedenen Sichtweisen. Auf der einen Seite sind da die Machtinteressen der Politiker sowie der Wunsch nach Gewinnmaximierung der Rüstungsindustrie und vor allem auch der Schlepper. Die Flüchtlinge dagegen kämpfen um ihr nacktes Leben und eine bessere Zukunft für sich, ihre Familien und Dörfer. Dann gibt es noch die investigativen Journalisten und Flüchtlingshelfer, die aufklären und die verzweifelten Menschen retten wollen.

Zweyer beschreibt eindringlich und ohne Pathos eine Gesellschaft von politischen Machtinteressen, Habgier auf Kosten der Verzweiflung von Menschen, und dem mutigen Kampf dagegen. Es ist eine Welt voll Misstrauen, die Ängste gezielt für ihre Zwecke schürt.

So unvorstellbar sind diese bedrückenden Zukunftsaussichten leider nicht. Derzeit wird viel über Zäune, Mauern, Ein- und Ausgrenzungen diskutiert. Die „Brandstifter“ stehen schon lange mit ihren Plänen in den Startlöchern. Pläne, wie etwa die des neuen „Heimat und Innenministers“ Horst Seehofer für „Ankerzentren“ sind da nur ein Anfang. Populistische Maßnahmen für den Machterhalt greifen immer mehr um sich.

Ein ungewöhnlicher und lesenswerter Krimi.

Finaler Krimi um Lila Ziegler

[fruitful_alert type=“alert-success“]Der Abschluss der Krimireihe um Lila Ziegler ist kein „Totalausfall“. (Foto: © Grafit Verlag)[/fruitful_alert]

Die Autorin Lucie Flebbe erfreut und überrascht die hiesigen Krimi- Fans nun schon seit 2008 mit ihren spannenden, nachdenklichen und unterhaltsamen Kriminalromanen um die junge Detektivin Lila (Liliana) Ziegler. Lila ist mit gerade einmal zwanzig Jahren die jüngste Protagonistin in diesem Genre. Nach und nach erfuhren die Leserinnen und Leser mehr über die traumatische Kindheit und ihren gewalttätigen Vater, ein hohes Tier in juristischen Kreisen. Lila floh von Hannover nach nach Bochum und wurde Teil einer Detektei mit ihrem Partner und Vorgesetzten Ben Danner. Am Ende des achten Krimis „Am Boden“ versuchte sie wegen einer vermeintlichen Schuld am Tod ihrer Schwester vor vielen Jahren das Leben zu nehmen.
Im finalen neunten Krimi „Totalausfall“ steht sie, gerettet in letzter Minute im Krankenhaus, vor den Scherben ihres bisherigen Lebens. Die Beziehung zu ihrem Chef und Geliebten Ben Danner sowie ihren Job scheint sie sich abschminken zu können. Die wenigen Freundschaften sind stark getrübt. Die Schuldgefühle wegen dem Tod ihrer Schwester und die Problematik mit ihrem Vater, den sie endlich wegen seine gewalttätigen Übergriffe angezeigt hatte, sind noch immer nicht geklärt.
Hoffnungslos und lebensmüde, begibt sie sich nach ihrem Suizid-Versuch in die Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie „Klinikum Birkenhain“ (Bochum).
Der seltsame , gremlin-artige Klinikleiter, der leicht zu verunsichernde Stationsarzt scheinen nicht weniger gestört als die Patienten. Während Lila immer noch darüber nachdenkt, sich das Leben zu nehmen, wird eine Psychologin ermordet. Lilas Neugier ist geweckt und sie versucht, den Fall aufzuklären. Es gibt mehrere Verdächtige und es bleibt nicht bei einer Toten. Am Ende muss sie sich noch ihrem schwierigsten „Fall“ lösen. Sie muss sich mutig den eigenen Ängsten und Problemen stellen und eine Entscheidung treffen.
Mit „Totalausfall“ beendet Lucie Flebbe eine auf dieses Finale hin konzipierte Reihe eindrucksvoll.
Die junge Protagonistin Lila offenbart dem Leser ihre Verwundbarkeit, Sensibilität und existenziellen Ängste verdeckt hinter ihrer flapsigen-schnoddrigen Art. Langsam tun sich die familiären Abgründe mit eindringlicher Deutlichkeit auf. Die Autorin schafft es zu unterhalten, Spannung aufzubauen und dabei gleichzeitig ein existenzielles Thema in ungeschminkter Offenheit einzubringen. Das unterhält die Leser und macht sie zugleich betroffen und nachdenklich.

Lucie Flebbe
Kriminalroman, Grafit Verlag
kt., 270 Seiten
EUR 11.00, E-Book EUR 9.99
ISBN 978-3-89425-494-0

Bissig-humorvolles Krimi-Vergnügen

[fruitful_alert type=“alert-success“]Stau und Kaninchenmorde – Kommissar Georg Schüppe und Team  kämpfen an mehreren Fronten. (Cover: © grafit-Verlag)[/fruitful_alert]

In seinem vierten Kriminalroman hat sich der in Dortmund wohnende Journalist und Kriminalromanautor Thomas Schweres mit einem Thema auseinander gesetzt, dass viele Berufspendler täglich betrifft und ärgert. Die vielen (unnötigen) Staus , vor allem auch auf der A 40.

In seinem neuen Krimi „Die Abbieger“ platzt dem bei seiner Mutter lebende Sonderling und Sachbearbeiter Klausi (Klaus-Werner) Lippermann der Kragen. Nachdem jemand seine beiden geliebten Kaninchen brutal umgebracht hat, denkt er darüber nach, wie viel Zeit er im Stau gestanden hat und Zeit mit seinen Lieblingen verpasst hat. Zusammen mit Kaninchenfreund Alfred Kruppel, entführt er den Chef der Landesstraßenbaubehörde Straßen.NRW Dr. Rainer Weissfeldt und stellt seine Forderungen im Namen eines nicht bekannten, obskuren TuS-V- (Verein der Tierschutz und Stau-Gegner). Sie verlangen neben der Aufklärung der Tiermorde auch Maßnahmen zur Stau-Verhinderung. Probleme wie Schlafbaustellen, Abzocke und Stau-Begünstigung durch unnötige Blitzanlagen und andere fehlerhafte Planungen sollen beseitigt werden. Alles wird über die Bild-Zeitung kommuniziert. Auch spätere Erfolgsmeldungen. Menschliche „Kollateralschäden“ werden in Kauf genommen. Hauptkommissar Georg Schüppes Team und Polizeireporter Tom Balzack werden mit einen ungewöhnlichen Fall mit schwer einzuschätzenden Tätern konfrontiert…

Die aus den vorherigen Krimis von Schweres bekannten Protagonisten sind mit ihren privaten und beruflichen Problemen zwar präsent, aber stehen nicht im Vordergrund der Geschichte. Bissig-humorvoll werden die Täter und die anderen Charaktere dargestellt. Dabei ist es erstaunlich, mit welch brutal-nüchtern Art die Täter für ihr eigentlich verständliche Forderungen vorgehen. Verständnis für das Anliegen mischt sich mit Abscheu angesichts deren perfiden und brutalen Vorgehens. Der Autor beweist nicht nur Sachkenntnis in der Stau-Problematik, sondern versteht es auch, die verschiedenen Charaktere und Typen mit Wortwitz offen zu legen.

Eine humorvolle-satirische, teilweise skurrile und unterhaltsame Lektüre.

Die Abbieger von Thomas Schweres sind sowohl im Buchhandel als auch im Internet erhältlich.

GRAFIT-Verlag: Taschenbuch ISBN 3-89435-485-8 € 11,00 285 Seiten

Die anderen Rezensionen zu den Krimis von Schweres:

[fruitful_tabs type=“accordion“ width=“100%“ fit=“false“]
[fruitful_tab title=“Die Abdreher“] Das dritte Buch [/fruitful_tab]
[fruitful_tab title=“Die Abräumer“] Das zweite Buch [/fruitful_tab]
[fruitful_tab title=“Die Abtaucher“] Das erste Buch [/fruitful_tab]
[/fruitful_tabs]

Schweres biegt ab

[fruitful_alert type=“alert-success“]Thomas Schweres mit seinem neuesten Krimi vor „seinem“ Regal bei grafit.[/fruitful_alert]

Letzte Anstoss für den vierten und neuesten Krimi von dem in Dortmund lebenden Journalisten und Krimi-Autor Thomas Schweres war der starke Frust seiner Lebensgefährtin über die vielen Baustellen auf der A 40. Das erklärte der Autor beim Pressegespräch im Grafit Verlag. Er schöpft nur seinen eigenen Erfahrungen.

So entstand ein komisch-skurriler Krimi Autobahnstaus und Unzulänglichkeiten der zuständigen Behörde Straßen.NRW, die immer so nett um Verständnis bei den Autofahrern bittet.

Lippermann hat Staus satt

Zum Krimi: Der biedere Sonderling Klaus-Werner Lippermann, ein Buchhalter bei Thyssen-Krupp in Duisburg, wohnhaft bei seiner Mutter in Dortmund-Dorstfeld, führt ein zurückgezogenes Leben mit seinen beiden geliebten Deutschen Riesenschecken (Kaninchen). Als diese grausam getötet werden, denkt er nicht an die schöne Zeit mit ihnen, sondern an die Zeit, die er wegen der vielen Staus nicht bei ihnen verbracht hat. Er hat es satt.

Mit seinem Kumpel und ebenfalls Kaninchenfreund Alfred entführt er den Chef der nach ihrer Meinung unfähigen Straßen.NRW-Behörde. Er soll am eigenen Leib erfahren, wie das ist, täglich über die A 40 fahren zu müssen.

Skurrilerweise benutzt Klausi eine harmlos aussehende Wasserpistole, die er aber mit Schwefelsäure befüllt. In einem Bekennerschreiben fordern sie als eine Organisation, die sich TuS-V! Nennt neben 55.000 Euro Lösegeld Maßnahmen zur Verkehrsflussverbesserung und die Aufklärung der Kaninchenmorde.

Trotz intensiver Suche unter Beteiligung von den bekannten Kommissar Georg Schüppe und Reporter Tom Balzack bleibt der Entführte verschwunden. In der Bildzeitung wird derweil verlautbart, das die Straßen.NRW Staus abschaffen will. Da stimmt doch irgend etwas nicht! Beim Versuch, der Geschichte auf den Grund zu gehen, führt Balzack erst mal zu einer ganz anderen Leiche…

Lesungen im März

Im Fokus stehen diesmal nicht der Kommissar und der Reporter, sondern die Entführer,“ so Schweres. Eine Rezension zu dem Krimi von Thomas Schweres wird demnächst in Ars tremonia erscheinen…

Terminhinweise:

Donnerstag, 2. März, 19:30 Uhr: Premierenlesung in der Stadt-und Landesbibliothek Dortmund – Eintritt: 3,00 Euro

Dienstag, 7. März, 19:00 Uhr: Lesung im Kulturzentrum Schloß Borbeck, Essen, Schloßstraße 101

Donnerstag, 23. März, 19:30 Uhr: Lesung im Landgasthof Genussvoll by Selter, Dortmund, Wulfkamp 194, Eintritt 6,00 Euro, Kartenreservierung unter Telefon: 0231 – 88 24 17 31

Thomas Schweres: Die Abbieger
285 Seiten; 11,00 €
ISBN: 978-3-89425-485-8; auch als E-Book erhältlich

Wenn die Realität abgedrehter ist als die Fiktion

Der dritte Fall des "blauen" Kommissars im schwarz-gelben Dortmund. (Cover: © grafit-Verlag)
Der dritte Fall des „blauen“ Kommissars im schwarz-gelben Dortmund. (Cover: © grafit-Verlag)

Wenn es um aktuelle Probleme des Ruhrgebiets geht, hat Thomas Schweres die Nase vorn. In seinem dritten Ruhrgebiets-Kriminalroman mit Zentrum Dortmund „Die Abdreher“ nach „Die Abtaucher“(2014) und „Die Abräumer“ (2015) schreibt der Autor und Journalist über die momentan Herausforderungen der Städte im Ruhrpott.

In „Die Abdreher“ kämpfen Mafia, Neonazis wie IS-Terroristen um lukrative Geldquellen. Neben Drogen oder Diebstahl stehen da besonders Immobilien im Blickpunkt der Interessen. So verwundert es nicht, dass es schnell Tote gibt, wie zum Beispiel in einem Haus über einer Apotheke in der Dortmunder Nordstadt. Der Apotheker ist auch Eigentümer der Wohnungen und steht unter Druck „interessierten Gruppen“.

Die Hauptrolle spielt wieder der erste Kriminalkommissar Georg Schüppe, der für eine Stadt wie Dortmund einen schweren Makel hat: Er ist Schalke-Fan und hat im Dortmunder Polizeipräsidium einen schweren Stand. Dazu ist er immer noch durch eine Knieverletzung gehandicapt und ischluckt Schmerztabletten. Nun muss er sich nicht nur mit den grausamen Morden in der Nordstadt befassen. Sein ehemaliger Stellvertreter Holger Krokowski, offiziell im Knast, ist als „Undercover Agent“ bei den Rechten eingesetzt. Härter trifft es ihn aber noch, dass er den freundschaftlich mit ihm verbundenen Polizeireporter und Redaktionsleiter von Broadfacts.TV Tom Balzack, als Lockvogel für eine gnadenlose Auftragskillerin, unter anderem für radikale Islamisten, ausnutzen muss. Die Frau war Balzack unter anderem Namen aus einem früheren Fall bekannt und er ihr gefühlsmäßig zugetan. Was hat es mit dem Brandanschlag in ihrer ehemaligen Wohnung in Essen und ihrem Verschwinden auf sich? Fragen über Fragen. Schüppe stellt sich die Frage. Wieso wurde ein Mann aus der rechten Szene erschossen, obwohl Krokowski das Ziel war? Oder welche Rolle spielt ein dubioser Schönheitschirurg aus dem Libanon? Aus Gründen der Sicherheitsinteressen des Landes ist größte Geheimhaltung geboten und die Vertrauensbasis wird auf eine harte Probe gestellt…

Es ist durchaus von Vorteil, aber nicht Voraussetzung, wenn die potentiellen Leser die beiden ersten Krimis von Schweres gelesen haben. Alte Bekannte aus den ersten Krimis kommen in dem neuen Roman vor. Aber es gibt in „Die Abdreher“ kurze Erläuterungen, die auch den unbedarften Leser das Verständnis erleichtern. Schweres entwickelt ein spannendes Gestrüpp aus dem privaten Leben der Protagonisten und ihren Verwicklungen und der politischen Gefahrenlage um sie herum. Dabei kommen auch dunkle Geheimnisse von Schweres Kollegin an das Tageslicht.

Die Handlungsstränge fügen sich bis zum spannenden Showdown nach und nach zu einem Gesamtbild zusammen. Die Verbindung von Salafisten und Rechten, Bedrohung von kritischen Journalisten, Korruption und Vetternwirtschaft, Attentatsdrohung bei einem Fußballspiel, alles ist hier Thema.

Die Charaktere werden sensibel dargestellt und mit einer Prise trockenem Humor die düstere und bedrückende Thematik aufgelockert. Eine spannende und Auseinandersetzung mit der Realität.

Der Krimi zeigt, dass dies durchaus unterhaltsam möglich ist.

Der Krimi ist als Taschenbuch im grafit-Verlag erschienen.

ISBN 978-3-89425-473-5

11.00 (D)

280 Seiten

Die stille Glut der Rache

Jubiläumskrimi. Der 25. Fall der Polizeireporterin Maria Grappa von Gabriella Wollenhaupt führt unter anderem in die Abgründe des Stalkens. (Foto: © grafit-Verlag)
Jubiläumskrimi. Der 25. Fall der Polizeireporterin Maria Grappa von Gabriella Wollenhaupt führt unter anderem in die Abgründe des Stalkens. (Foto: © grafit-Verlag)

Für ihrem 25. Dortmund-Krimi um die Polizeireporterin Maria Grappa ließ sich Journalistin Gabriella Wollenhaupt von einem Fall, der 2013 in den Medien große Wellen schlug, inspirieren.

Der evangelischer Pfarrer Michael Hammerschmidt aus Meschede wurde von einer älteren Frau über Jahre penetrant gestalkt. Die Bilder, wie sie leicht bekleidet vor dem Haus des Pfarrers tanzt, gingen durch die Presse.

In „Grappa und die stille Glut“ wird ein 56-jähriger evangelischer Pfarrer von einer 72-jährigen Frau auf ähnliche Weise bedrängt. „Stalking“ ist in der Redaktion während des Sommerlochs Thema und der Geistliche wendet sich an Polizeireporterin Maria Grappa. Kurze Zeit später wird er auf grausame Weise umgebracht. Wie sich herausstellt, war der Pfarrer vor 22 Jahren Betreuer in einem Ferienlager für Jugendliche. Dort wurde eine junge Küchenhilfe aus der Schweiz ermordet. Oder hat doch die betagte Stalkerin etwas mit dem Mord zu tun? Sie umgibt ein düsteres Geheimnis, das fast fünfzig Jahre zurück reicht. Ihre 6-jährige Tochter Nelly verschwand damals spurlos auf dem Schulweg. Maria Grappa macht sich auf eine gefährliche Zeitreise.

Wollenhaupt greift in ihrem neuesten Krimi wieder viele aktuelle Themen in unserer Stadt auf, wie zum Beispiel Flüchtlingsproblematik, Pöstchenschieberei oder die internationale Terrorgefahr. Auch privat gibt es Turbulenzen. Ihr Liebhaber, Hauptkommissar Dr. Friedemann Kleist, weilt nämlich gerade als Leiter eines Analysezentrums gegen Salafistenkriminalität im Ausland.

Alle übrigen bekannten Figuren der Krimi-Reihe, wie zum Beispiel Fotograf Wayne Pöppelbaum oder Anneliese Schmitz von der Bäckerei sind wieder dabei.

Der Autorin gelingt es, verschiedene Handlungs- und Kriminalstränge bis zur Aufklärung spannungsreich zu verweben. Nichts ist wie es scheint. Das Schwarzweiß-Bild vom „guten“ Geistlichen und „böser“ Stalkerin wird einer differenzierten Betrachtung unterworfen. Auch die mit dem Älterwerden verbundenen Probleme werden nicht ausgespart. So ist Maria Grappa schon mal öfter müde und erschöpft und ein wenig „altersweise“ geworden. Zum Glück blitzt aber immer mal wieder ihre humorvolle Ironie und Lebensfreude durch.

Dieser Kriminalroman ist nicht nur für Dortmund-Insider eine unterhaltsame Urlaubslektüre.

Das 188 Seiten umfassende Taschenbuch ist im grafit Verlag erschienen.

€ 9,99 (D)

ISBN 978-3-89425-455-1

Auch als E-Book erhältlich