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Musik voll Triumph und Schmerz

Die Dortmunder Philharmoniker unter der engagierten Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz haben am 15./16.01 .2019 unter dem Motto „Teurer Triumph“ ganz besondere Werke von zwei außergewöhnlichen russischen Komponisten für ihr 5. Philharmonisches Konzert ausgewählt.

Zum einen die „Ouverture Solennelle „1812“ op. 49“ von Peter Tschaikowsky (1840 – 1893, )und nach der Pause die 7. Sinfonie C-Dur op. 60 „Leningrader“ von Dimitri Schostakowitsch (1906 – 1975). Ars tremonia war am 15. Januar im Dortmunder Konzerthaus anwesend.

Die beiden Werke sind in mehrfacher Hinsicht beachtlich und besonders. Die „Ouverture Solennelle „1812“ nimmt Bezug auf den Einmarsch der französischen Truppen am 22.Juni 1812 in Russland, und den teuer mit vielen Menschenleben erkaufte Sieg der Russen gegen Napoleon. Als historisch einzigartigen Parallele beginnt genau 129 Jahre später, am 22. Juni 1941 der Überfall des deutschen NS-Regimes auf die Sowjetunion unter dem Namen „Unternehmen Barbarossa“. Nach der Einkesselung der Stadt Leningrad und dem lange Kampf voll Entbehrungen und am Ende über 1.000.000 Toten gegen die Deutsche Armee begleitet als musikalische Unterstützung Schostakowitsch mit seiner 7. Sinfonie bis zum siegreichen Ende.

Die Ouverture 1812 entspricht vom Wesen her einer sogenannten „Battaglia ( einem musikalischen Schlachtgemälde) und ist auch so aufgebaut. Aufstellung der Heere – Kampflärm – Siegeslied. Die feierliche Einleitung erinnert an russisch-orthodoxe Kirchenklänge. Nach einer Passage der leichten Verunsicherung kann der Zuhörer die französische „Marseillaise“ erkennen. Die war zwar 1812 nicht die Nationalhymne Frankreichs, unter Napoleon erklang „Le Chant du Départ“, aber 1882 (Zeit der Aufführung) schon. Es steht als Sinnbild für die anfänglichen Siege der Franzosen. Nach dem „Kampflärm“ strahlt das folgende Thema Hoffnung aus. Das nachfolgende russische Volkstanzthema bringt eine folkloristische Note (etwa mit dem Tamburin) in die Ouverture. Es entwickelt sich ein weiterer musikalischer Kampf zwischen der „Marseillaise“ und dem russischen Volkslied, bis am Ende der Anfangschoral majestätisch-pompös mit Glockengeläut ein weiteres Mal erklingt. Nun ist der russische Sieg Gewissheit.

Die 7. Sinfonie op. 60 von Schostakowitsch begleitete als stützende musikalische moralische Begleitung die Zeit der Belagerung Leningrads durch die Deutsche Wehrmacht. Es ist nicht nur eine heroische Sieges-Sinfonie, sondern macht auch den tiefen Schmerz und die unzähligen Verlust spürbar.

Nachdem im ersten Satz zunächst ein eher idyllisches Bild mit in Hinblick auf eine glücklichen Vergangenheit vermittelt wird, trübt diese sich schnell ein. Die kleine Trommel läutet erst ganz leise, dann immer deutlicher die folgende Invasionsepisode ein. Was folgt ist ein gigantisches Crescendo, das sich Furcht erregend monströs steigert.

Imposante Musik von Tschaikowsky und Schostakowitsch, die das Ringen der Russen gegen Invasoren eindrücklich widerspiegelt. Dargeboten von den Dortmunder Philharmonikern unter Generalmusikdirektor Gabriel Feltz. (Foto: © Anneliese Schürer)
Imposante Musik von Tschaikowsky und Schostakowitsch, die das Ringen der Russen gegen Invasoren eindrücklich widerspiegelt. Dargeboten von den Dortmunder Philharmonikern unter Generalmusikdirektor Gabriel Feltz. (Foto: © Anneliese Schürer)

Das folgende traditionelle Scherzo erinnert mit unbeschwerten Klängen zwar an die „Glückliche Zeit“, wird aber durch subtil eingesetzte Taktwechsel unterlaufen. Der schrille Mittelteil führt wieder Invasionsepisode zurück und es bleibt nichts von der Unbeschwertheit übrig.

Das Adagio ist ein großer Trauer-Choral. Durch einzelne Instrumente werden klagende Erinnerungstöne eingeführt. Der Mittelteil ist musikalisch wieder von Klänge der Invasionsperiode geprägt und geht zum schwelgenden Anfangs-Rhythmus über als Zeichen von dem Gewinn des Lichts über die Dunkelheit.

Der Sieg über die Invasoren im vierten Satz entwickelt sich musikalisch langsam zum Sieg hin. Das feierliche und triumphale C-Dur der letzten Takte wird dabei aber immer mit irritierende schreiende Untertöne gestört. Ein klares Zeichen, das dieser Triumph schwer und teuer mit unzähligen Opfern errungen wurde.

Dieses besondere Konzert hat alle beteiligten Musiker mit ihrem Dirigenten spürbar auch an ihre emotionalen Grenzen gebracht.

Das Konzert am Dienstag, den 15.01.2019 wurde von WDR 3 live im Rahmen der Reihe „WDR 3 Städtekonzerte“ übertragen.

Im ¾ Takt ins Jahr 2019

Gleich mit zwei Konzerten „Alles Walzer“ an einem Tag schickten die Dortmunder Philharmoniker unter der schwungvollen Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz ihr Publikum im ¾ Takt in das neue Jahr 2019. Feltz gelang es wieder einmal, ein facettenreiches Programm auf die Beine zu stellen, und die hiesigen Philharmoniker zeigten sich wie gewohnt in ausgezeichneter Form.

Zur Seite standen für eine gelungene Vorstellung außerdem noch die Pianistin Tatiana Prushinskaya und die usbekische Sopranistin Hulkar Sabirova.

Geboten wurden Walzerklänge in ihrer Vielfältigkeit aus unterschiedlichen Epochen und Ländern.

Bei dem Thema Walzer kommt man natürlich nicht an Wien und Johann Strauß (Sohn) vorbei

So begann das Konzert passend mit dem Kaiserwalzer op. 437 des österreichisch-deutschen Kapellmeister und Komponisten.

Wie gewohnt führte Gabriel Feltz mit seinen Dortmunder Philharmonikern beschwingt und walzerselig durch das Programm. (Foto: Anneliese Schürer)
Wie gewohnt führte Gabriel Feltz mit seinen Dortmunder Philharmonikern beschwingt und walzerselig durch das Programm. (Foto: Anneliese Schürer)

Mit dem traurig-schönem Arie „Lascia ch‘io pianga aus „Rinaldo“ (1720) von Georg Friedrich Händel ging es in ein anderes Jahrhundert und es wurde gleich deutlich, dass der ¾ Takt und Walzer nicht seinen Ursprung, wie man denken könnte, in Wien hat. Hulkar Sabirova sang die Arie mit viel Gefühl und Stimm-Volumen.

In verschiedenen Tempi und Variationen fand dieser besondere Takt auch bei dem „Valses nobles D 969“ von Franz Schubert, arrangiert für Klavier zu vier Händen von Georg Kremser. Tatiana Prushinskaya und Gabriel Feltz trugen gemeinsam am Klavier dieses meisterhafte Werk von Schubert vor.

Von der Liebe zu einer Frau inspiriert wurde der französische Komponist Louis Hector Berlioz (1803 – 1869) bei seinem „Un Bal“ (2. Satz der „Symphonie fantastique“ op. 14).

Beim romantischen Liebeslied „je veux vivre“ aus „Romeo et Juliette“ von dem französischen Komponisten Charles Gounod konnte die Sopranistin Sabirova erneut ihre weiche und volle Stimme zur Geltung bringen.

Gabriel Feltz führte ab und zu mit witzig-humorvollen und bissigen Überleitungen durch das Programm. Es folgten mit dem Walzer aus „Dornröschen“ von Peter Tschaikowsky (1848 – 1893) und dem Walzer Nr.2 aus der „Suite für Varieté-Orchester“ von Dimitri Schostakowitsch (1906 – 1975) zwei russische Vertreter mit ihrem ihren romantischen und bei Schostakowitsch in trüben politischen Zeiten auch melancholischen Walzer-Werken.Stimmungsvoll wurde das Programm mit dem Frühlingsstimmen op. 410 von Johann Strauß (Sohn) dem Ende entgegen geführt.

Sabirova und Feltz ließen es sich nicht nehmen, dabei gekonnt einen Walzertanz auf die Bühne zu bringen und danach auch zwei Gäste aus dem Publikum zum Tanz zu bitten.

Einer der wohl bekanntesten Walzer von Strauß Junior, der bekannte „Donauwalzer“, sowie ein Czaras von Hulkar Sabirova dargebracht, durften als Zugabe nicht fehlen.

Traditionell wurde mit dem Radetzky-Marsch von Johann Strauss (Vater) das Programm endgültig beendet und auf das neue Jahr angestoßen.

Konzert Wiener Klassik – Große Musikmetropolen im Blickpunkt

In der Spielzeit 2018/2019 wollen die Dortmunder Philharmoniker das Publikum in ihren „Wiener Klassik“- Konzerten in die großen Musikmetropolen führen und das musikalische Schaffen der genialen Komponisten dieser speziellen Zentren näher bringen.

Beim 1. Konzert Wiener Klassik am 03.12.2018 im hiesigen Konzerthaus stand die Stadt Wien mit den Komponisten Ludwig van Beethoven (1770 – 1827) und Joseph Wölfl (1773 – 1812) auf dem Programm.

Unter der engagierten Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz ging es mit Beethovens „Wellingtons Sieg“ oder „Die Schlacht beiVittoria“ op. 91 los. Ein Auftragswerk vor dem Hintergrund des Sieges der Engländer (zusammen mit portugiesischen und spanischen Truppen) über das napoleonische französische Heer am 21. Juni 1813 bei Vitoria (südlich von Bilbao) unter dem Oberbefehl Wellingtons. Die Anregung für die Komposition kam von Johann Nepomuk Mälzel, der ein wirkungsvolles Musikstück für sein mechanisches Panharmonikum suchte. Das merkt man der insgesamt etwas groben Arbeit an.

Mit Beethoven und Wölfl entführten die Dortmunder Philharmoniker das Publikum ins die Wiener Klassik. (Foto: © Anneliese Schürer)
Mit Beethoven und Wölfl entführten die Dortmunder Philharmoniker das Publikum ins die Wiener Klassik. (Foto: © Anneliese Schürer)

Es war für eine„Europa-Tour“ gedacht und könnte als eine Art frühes „Live-Aid“ Stück zugunsten der verwundeten bayerischen und österreichischen Soldaten bezeichnet werden. Wie in einem Video-Clip orientiert sich die Musik stark am direkten Geschehen. Die Musik wird zum Schlachtfeld mit Pauken und Trompeten und Kanonendonner. Gegenüber stehen sich zwei Abteilungen. Die eine tendiert zum Spielen in C-Dur, die andere musiziert als Konfrontation meistens in Es-Dur. Dann treten zwei Märsche, das das patriotisch den Sieger verherrlichende „Rule Britannia“ gegen das „Marlborough se vat‘en guerre“. Der Schlachtlärm wird durch knarrende Ratschen und gegen die Taktschwerpunkte eingesetzter Kanonendonner bildhaft vor Augen geführt.

Für einige Kunstfertigkeit sorgen die verschiedenen Variationen bis zu dem Abschlussfugato.

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Auch beim folgenden5. Klavierkonzert C-Dur op. 43 „Grand Concerto Militaire“ von Wölfl macht der Krieg vor der Musik nicht halt. Als hervorragender Pianist konnte der deutsch-chinese Julian Pflugmann gewonnen werden.Der kriegerische erste Satz beginnt schon mit marschartigen Klängen und Trompetenfanfare. Erst spät setzt das Klavier ein. Kennzeichnet sind hier viele Variationen und nach oben strebende Läufe. Die Stimmung trübt sich durch den Wechsel von Dur nach Moll. Das Andante zeigt die auch für Mozart typischen Verzierungen. Überraschend läuft der Satz bei Wölfl plötzlich aus und es schließt sich schnell das Allegro Finale an.

Der musikalische Witz und die überraschenden harmonischen Abweichungen sowie starker Virtuosität und eine gewisse Unbeschwertheit, lassen den pompösen militärischen Ton am Anfang vergessen. Seine große Virtuosität konnte Pflugmann auch bei einer Zugabe für das begeisterte Publikum unter Beweis stellen.

Nach der Pause ging es dann mit Beethovens 8. Sinfonie F-Dur op. 93 weiter. Trotz privater und gesundheitlicher Probleme gelang dem Komponisten hiermit ein geradezu humoristisches Werk. Allerdings wird die Heiterkeit auch schon mal mit gegen den Strich der Taktschwerpunkte gebürsteten Schlägen des Orchesters „gestört“.

Kontrastreich und unkonventionell entstehen immer wieder stehende und zugleich bewegte langfelder. Bekannt ist das Allegro scherzando, das mit seinen wie ein„tickendes Uhrwerk“ mit musikalischen Nadelstichen durch die Begleitung als Parodie auf mechanische Instrumente wirkt.Überraschende Akkorde platzen da wie Sand im Getriebe hinein. Im dritten Satz, dem „Tempo di Minuetto“ geht dann beschwingt rustikal-bäuerlich zu.

Rasant, fast unmöglich zu spielen, geht der letzte Satz nervös-bizarr die letzten Takte zu, und es wirkt wie eine Parodie (mit viel Selbstironie) auf die nicht enden wollenden Schlüsse und das Pathos der eigenen Sinfonien des Komponisten.

Ein Beispiel für die Originalität des unkonventionellen Komponisten und der Genialität.

Neustart im Opernhaus Dortmund mit Verdis Aida

Der neue Intendant Heribert Germeshausen der Oper in Dortmund legt in dieser Spielzeit gleich gewaltig mit einem dreitägigen „Opern-Event-Wochenende“ los. Den Anfang machte am 05.10.2018 die Premiere von Giuseppe Verdis (1813 -1901) Oper Aida (Libretto von Antonio Ghislanzoni) unter der Regie von Jacopo Spirei. Das Publikum hatte die gute Gelegenheit, Teile des neuen Ensemble bei dieser Gelegenheit genauer kennen zu lernen.

Die anlässlich des fertig gestellten Suezkanal konzipierte Oper (Uraufführung 1871 Kairo) hat alles, was man für eine italienischen Oper braucht. Zwischenmenschliche Konflikte, ritueller Charakter der Massenszenen für die Opernchöre, den exotischen Hintergrund und spannungsgeladene innere Konflikte für die Sängerinnen und Sänger.

Der brisant aktuelle Hintergrund ergibt sich sich aus dem unheilvollen Einfluss des religiösen Fanatismus (wie auch in unserer Zeit) auf die Politik. Die Handlung spielt im alten Ägypten (Memphis) unter dem Pharao, dessen Politik von den Priester machtvoll beeinflusst wird. Götterglaube wie etwa an Isis (Göttin der Wiedergeburt, Magie und des Todes) oder Ptah („der Bildner“) beherrscht das Land und befeuert den Krieg mit Äthiopien. In diesem politischem Kontext lodern auf mehreren Ebenen die privaten persönlichen Konflikte.

Zur Geschichte: Ägypten befindet sich im religiös forcierten kriegerischen Konflikt mit Äthiopien.

Der ägyptische Feldherr Radamès und die äthiopische Sklavin Aida sind heimlich ineinander verliebt. Dieser wiederum wird von Amneris,der Tochter des ägyptischen Königs geliebt. Dieser fördert mit allen Mittel aus politischen Gründen deren Heirat mit dem zunächst erfolgreichen Feldherrn. Als ob das nicht schon genug Sprengstoff für emotionales Chaos und Konflikte bietet, ist der König von Äthiopien (Amonasro) auch noch der Vater von Aida. Hin und her gerissen zwischen Loyalität zum Vater, dem Heimatland, Macht und Ehre, driftet alles scheinbar unvermeidlich dem finalen „erlösenden Tod“ der beiden Liebenden hin…

Das Bühnenbild ansprechend zwischen Moderne, Jugendstil mit ägyptischen Ornamenten nicht übertrieben pompös angelegt. Die Kostüme der äthiopischen Sklaven waren im Gegensatz zu denen der Herrscher in Orange und mit Kopftuch-Bedeckung in schlichter Schönheit gehalten.

Die entschiedende Situation: Radamès (Hector Sandoval) verrät aus Liebe zu Aida (Elena O'Connor) militärische Geheimnisse an ihren Vater Amonasro (Mandla Mndebele). (Foto: © Oper Dortmund)
Die entschiedende Situation: Radamès (Hector Sandoval) verrät aus Liebe zu Aida (Elena O’Connor) militärische Geheimnisse an ihren Vater Amonasro (Mandla Mndebele). (Foto: © Oper Dortmund)

Auffallend ist, das der König von Ägypten wunderbar ironisch von Denis Velev dargestellt, wie ein Popstar mit dunkler Sonnenbrille, goldenem Jackett und Schuhen inszeniert wurde. Das entspricht seiner auch von Verdi eher als schwach gesehenen Rolle als „Spielball“.

Spielte Kostümbildnerin Sarah Rolke vor allem in der Szene in Amneris‘ Gemächern mit dem Art Deco in den 30er Jahre, wirken vor allem die Priester in ihren Roben wie aus einem „Star Wars“-Film. Die Kombination aus Martialischem und Dekadenten machte die allgemien Spannung sichtbar. Es kann festgestellt werden, das die neuen Ensemble-Mitglieder nicht nur mit ihren Stimmen überzeugen, sondern sich auch als sensibel in der Darstellung der Charaktere und ihren inneren Konflikte gezeigt haben.

Elena O‘Connor stellte die Zerbrechlichkeit von Aida ebenso glaubhaft dar wie ihre Selbstbewusstheit. Ihre kongeniale „Rivalin“ Hyona Kim (Amneris) überzeugte in ihrer Darstellung der Gefühlswandlungen und Entwicklung vor allem im zweiten Teil.

Aber auch die anderen beteiligten Sängerinnen und Sängern wie Hector Sandoval als Radamès, Shavleg Armasi als intriganter Oberpriester Ramfis, Mandla Mndebele als Aidas vater Amonasro, Una Sacerdotessa als Oberpriesterin und auch ein alter bekannter Fritz Steinbacher als Bote füllten ihre Rollen eindrucksvoll aus.

Der Opernchor (Theater Dortmund) und die Statisterie Theater Dortmund zeigte wie immer eine gute Leistung und Spielfreude.

Was wäre die Handlung aber ohne die wunderbare Musik von Verdi? Diese wurde mit viel Gefühl für das richtige Timing von der Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz interpretiert. Die Musik war beeinflusst sowohl von Elementen der italienischen, sowie der französischen Oper. Einige orientalische Klänge waren jedoch zwischendurch passend eingefügt. Bekannt dürfte aber wohl vor allem der berühmte Triumph-Marsch der Oper sein.

Ein gelungener Einstand für das neue Team um den Intendanten Germeshausen.

Informationen zu den nächsten Aufführungen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder telefonisch: 0231/ 50 27 222.

Klassische Musik in Zeiten von Umbrüchen

Die neue Spielzeit 2018/2019 steht bei der Dortmunder Philharmoniker unter dem Motto „Krieg und Frieden“. Beim 1. Philharmonischen Konzert am 11. und 12.09.2018 stand Musik von Georg Friedrich Händel, Richard Strauss und Ludwig van Beethoven auf dem Programm, die geprägt war von ihrer jeweiligen „Zeitenwende“. Ars tremonia war am 11.09.2018 anwesend.

Unter diesem Titel luden der engagierte Generalmusikdirektor Gabriel Feltz und die gut aufgelegte Dortmunder Philharmoniker ihr Publikum ein.

Die „Zeitenwende“ für die Feuerwerksmusik HWV 351 von Händel (1685 – 1759) das Ende des sogenannten Österreichischen Erfolgskriegs (1740 – 1748), das in London mit einer Siegesfeier gebührend gefeiert werden sollte. Der zu dieser Zeit größte Komponist sollte zu dem geplanten Feuerwerk am 27.04.1748 die passende feierlich Musik komponieren. Die strahlende und feierliche und ebenso beschwingte Musik ließ auch nichts zu wünschen übrig. Einen kleinen (bewussten?) Affront leistete sich der Komponist jedoch. Bereits die Ouvertüre wurde von ihm rhythmisch im Stile der barocken französischen Opernouvertüre konzipiert. Frankreich war aber Hauptgegner der Engländer in diesem Krieg gewesen! Das Finale ist italienisch tänzerisch gehalten.

Dem folgenden Oboenkonzert D-Dur von Richard Strauss (1864 – 1949) , dass nach dem der Befreiung durch die Alliierten und dem Ende des 2. Weltkrieges entstand, wurde das melancholische „Soliloquy“ von Edward Elgard (1857 – 1934) für den großartigen Oboisten Leon Goossens geschrieben. In Gedenken auch an seine 1920 verstorbene Frau Alice.

Albert Mayer begeisterte mit seinem Oboenspiel das Konzerthaus. (Foto: © Anneliese Schürer)
Albert Mayer begeisterte mit seinem Oboenspiel das Konzerthaus. (Foto: © Anneliese Schürer)

Als Solo-Oboist konnte erneut der hervorragende und charmante Albrecht Mayer gewonnen werden. Im vergangenen Jahr überzeugte Mayer mit dem Oboenkonzert Nr. 1 von Frigyes Hidas. Dieses Mal interpretierte er zunächst „Soliloquy“ sensibel und zeigte direkt anschließend auch sein ganzes Können beim Oboenkonzert von Richard Strauss. Nach nur zwei kurzen Cello-Takten folgten 57 anstrengende Takte nahezu pausenlosen Soloflug für die Oboe. Der ersten Tutti-Akkord bringt die Erlösung und es folgt ein musikalisch elegischer Abschnitt. Heitere und getragene Passagen wechseln sich im Folgenden ab und es entspinnt ein munterer Dialog der Solo-Oboe mit einzelnen Instrumenten. Das Andante verfällt nach seinem reinen Fluss nur kurz in eine eher düstere Stimmung, um schließlich wieder zum klaren klang zurück zu kehren. Als es gen Ende musikalisch ruhiger und elegischer wird, kann die Solo-Oboe noch einmal ihr ganzes können beweisen.

Das begeisterte Publikum verzauberte Mayer dann mit seiner ersten Zugabe von J.S. Bach (Ich hatte viel Bekümmernis BWV 21).

Nach der Pause stand dann Ludwig van Beethovens (1770 – 1827) heroische Sinfonie Es-Dur op. 55 auf dem Programm. Es ist laut Widmung eine „Heldensinfonie, komponiert um das Andenken an einen großen Mann zu feiern.“ Es ranken viele Anekdoten darum, wem diese Widmung galt . Dem damaligen preußischen Prinzen Louis Ferdinand oder doch Napoleon Bonaparte?

Es ist vor allem Musik von revolutionärer Kraft. Nach zwei gewaltigen Akkorden beginnt das erste Thema mit einem eher pastoralen Dreiklang, ehe nach einigen Takte unvermittelt und tonartfremd ein Cis mitten in das Es-Dur hinein. Es ist eine Art Startschuss für ein revolutionäre thematische Arbeit mit einem Satz voller musikalischer Konflikte. Im folgenden wechseln sich triumphale Akkorde mit Trauermarsch-Musik ab. Statt eines für den dritten Satz üblichen höfischen Menuetts bringt Beethoven revolutionär ein und furioses Scherzo, bei dem die Streicher unerbittlich und rasant voran treiben. Romantisch wird es nur im Mittelteil, wo die Hörner musikalisch dominieren .Der vierte Satz mit seiner Mischung aus Rondo und den vielen Variationen mit den strengen Fugen-Elementen ist der formal wohl am anspruchsvollsten.

Eine fulminante Code steht am Ende einer unvergleichlichen Sinfonie.

Spielzeitvorstellung Theater Dortmund – gute Zahlen und ein neues Gesicht

Am 25. April präsentierte das Theater Dortmund das neue Spielzeitheft. Der kommissarische Direktor Tobias Ehinger konnte mit den Zahlen zufrieden sein. Die Auslastung in der vergangenen Spielzeit betrug 81 Prozent gegenüber den 76,2 Prozent davor. Die Spartenleiter präsentierten das Programm für die Spielzeit 18/19. den Beginn machte ein neues Gesicht: Heribert Germeshausen, designierter Opernintendant und Nachfolger von Jens-Daniel Herzog.

Germeshausen möchte die Oper weiter in die Stadtgesellschaft tragen. Dazu beitragen soll das Stück „MusiCircus“ nach John Cage, bei der Dortmunder Bürger aktiv mitmachen werden. Dazu wird im Herbst 2018 das Projekt „Bürgeroper Dortmund“ starten.

Ein besonderes Highlight ist „Fin de Partie“, dessen Premiere am 18.04. 2019 sein wird. Sie ist die erste Neuinszenierung nach der Urauführung in der Mailänder Scala.

Erfreuliches für Wagner-Fans: Ein neuer „Ring“ ist in Dortmund geplant.

Die „Junge Oper“ feiert ihr 10-jähriges Bestehen. Am 10.11.2018 gibt es eine Geburtstagsfeier. Gleichzeitig ist die Premiere von „Romeo & Zeliha“.

Ballettdirektor Xin Peng Wang beginnt mit einem Projekt, das ihn über mehrere Spielzeiten begleiten wird: „Die göttliche Komödie“ von Dante. In der kommenden Spielzeit beginnt er mit dem „Inferno“. Als weitere Premiere ist „Visionen“ geplant mit Choreografien von Douglas Lee, Jacopo Godani und Wubkje Kuindersma.

Für Freunde des klassischen Balletts: „Schwanensee“ steht in der kommenden Spielzeit wieder auf dem Programm.

Gute Zahlen machen die Spartenleiter und den kommissarischen Leiter zufrieden. (v.l.n.r.) Kay Voges (Schauspiel), Xin Peng Wang (Ballett), Tobias Ehinger (kommisarische Direktor), Andreas Gruhn (KJT) und Herbert Germeshausen (Oper).
Gute Zahlen machen die Spartenleiter und den kommissarischen Leiter zufrieden. (v.l.n.r.) Kay Voges (Schauspiel), Xin Peng Wang (Ballett), Tobias Ehinger (kommisarische Direktor), Andreas Gruhn (KJT) und Herbert Germeshausen (Oper).

Eine Welturaufführung steht beim Schauspiel ins Haus. Mit „Die Parallelwelt“ wird zum ersten Mal ein Stück gleichzeitig in Berlin und in Dortmund aufgeführt. Die Besucher dürfen gespannt sein. Die Premiere ist am 15.09. 2018. Ein Wiedersehen gibt es mit einem alten Bekannten: Jörg Buttgereit wird wieder ein Stück in Dortmund produzieren. Mit „Im Studio hört dich niemand schreien“ wird dank eines Geräuschemachers der Horror wieder in unseren Köpfen aktiv.

Vom norwegischen Schriftsteller Henrik Ibsen wird nach einigen Jahren Abstinenz mit „Hedda Gabler“ wieder ein Stück präsentiert.

Der Liedermacher, Schauspieler und Kabarettist Rainald Grebe war schon in Dortmunder Schauspielhaus mit seinem Soloprogramm, aber in der kommenden Spielzeit wird er das Stück „Dieser Titel ist in Ihrem Land derzeit nicht verfügbar“ inszenieren.

Der Sprechchor darf natürlich nicht fehlen. Er wird sich dem Thema „Fußball und Homosexualität“ widmen mit dem Stück „Echte Liebe“.

Last but not least: Mit Anke Zillich ist eine neue Kollegin aus Bochum nach Dortmund gewechselt.

Das Kinder- und Jugendtheater pflegt stärker die internationalen Kontakte. So wird aus „Pottfiction“ jetzt „Eurofiction“ und das KJT bekommt einen Partner aus Paris.

Der Leiter des KJT, Andreas Gruhn, stellte den Spielplan kurz vor. „Fast Faust“ dreht sich um Goethes gleichnamiges Mammutwerk, „Emil und die Detektive“ von Kästner wird als Monolog aufgeführt. Das kommende Weihnachtsmärchen heißt „Cinderella“, wobei sich Gruhn eher an die französische als an die durchaus brutale deutsche Fassung halten wird.

Der Generalmusikdirektor Gabriel Feltz freute sich über 80% Auslastung bei den Konzerten. Er war wegen einer Verpflichtung im Ausland nur per Videobotschaft zu sehen. Das Thema der kommenden Spielzeit lautet „Krieg und Frieden“, passend zu den Ereignissen vor hundert Jahren. Bei der Wiener Klassik dreht sich alles um die drei Städte Berlin, Wien und Paris. Auch sie sehr stark von den Einwirkungen des Ersten Weltkrieges geprägt.

Das Spielzeitheft ist im Theater Dortmund kostenlos zu bekommen.

Bruckners 8. Sinfonie – ein monumentaler musikalischer Gipfelsturm

Das 6. Philharmonische Konzert unter dem Motto „gipfel_punkt“ am 13. und 14.03.2018 der Dortmunder Philharmoniker unter engagierter Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz stand ganz im Zeichen von Anton Bruckners (1824-1896) späten 8. Sinfonie c-Moll (Fassung von 1890). Ars tremonia war am 14.03.2018 im Konzerthaus Dortmund mit dabei.

Wegen der vom Dirigenten Hermann Levi beklagten unmöglichen Instrumentation der ersten Fassung (1887), sah sich der Komponist genötigt, die ersten drei Sätze der Sinfonie neu zu fertigen. Nur das Finale basiert auf dem bereits vorliegenden Werk.

Dass Bruckner von Richard Wagner nicht nur tief beeindruckt und ihm ergeben war, ist bei dieser Sinfonie deutlich zu erkennen. Nicht nur das bis zu seiner Entstehungszeit größte zeitliche Ausmaß von 80 Minuten, auch die große Orchestrierung mit zusätzlichen Tuben und Hörnern sind bombastisch. Der dramatische Schicksalskampf hin zu einem dramatischen „gipfel_punkt“ ist stets zu spüren. Das Schicksal in Gestalt einer „Totenuhr“, die immer weiter tickt, ist auch durch die instrumentale Umsetzung zu verspüren.

Der erste Satz beginnt geheimnisvoll dunkel getönt und folgenden Motiven mit dramatisch an – und absteigenden Kadenzen. Die Steigerungen bekommen durch die mächtigen Klänge der Hörner und Tuben zum Gipfel hin eine besondere Kraft.

Der zweite Satz, ein Scherzo mit beträchtlicher Dimension, schreitet mit seinem steten Rhythmus markant voran, wobei zwischendurch träumerische und zartere Episoden als Ruhephasen nicht zu kurz kommen.

Auch der langsameren feierlichen dritten Satz ist auf ein aufsteigen starker (musikalischer) Kräfte ausgerichtet. Die Abwärtsfolge der Totenuhr aus dem ersten Satz erklingt wieder durch die tiefen Streicher und warmen Klänge der Tuben.

Höchste Konzentration bei Bruckners 8. Sinfonie bei Musikern und Dirigent. (Foto: Anneliese Schürer)
Höchste Konzentration bei Bruckners 8. Sinfonie bei Musikern und Dirigent. (Foto: Anneliese Schürer)

Der finale, feierliche vierte Satz führt nach einer kurzen Einleitung durch die Streicher in eine gewaltige Eröffnung durch die Blechbläser. In Bezugnahme auf die „Dreikaiserzusammenkunft“ zur Zeit der Komposition fährt Bruckner musikalisch alles auf, was für diesen Anlass für ihn dazu gehört. Streicher, Ritt der Kosaken, Trompeten und Fanfaren. Ob er dieses treffen tatsächlich vor Augen hatte, scheint heute fraglich. Das gehört zu den viele Mysterien und Geheimnisse, die sich um den Komponisten ranken.

Das zweite Thema des Satzes ist wieder von aufsteigenden Sequenzen durchdrungen. Nach einer kleinen Atempause kommt es am Ende zum entscheidenden Showdown im Schicksalskampf, dem sich der Mensch nach Bruckner letztendlich ergibt. Grandios lässt er in den letzten 13 Takten alle Hauptthemen der vier Sätze gleichzeitig erklingen.

Versöhnlich bietet das Finale eine C-Dur Variante des Hauptthemas aus dem ersten Satz.

Eine großartige physische und musikalische Leistung der Dortmunder Philharmoniker und ihrem Dirigenten.

Ode an die Freude – bewegender Einstieg in das Jahr 2018

In den unruhigen und unsicheren Zeiten wissen wir natürlich nicht, was das Jahr 2018 uns bringen wird. Musik hat auf alle Fälle eine besondere Bedeutung in unserem Leben. Was passt in den Zeiten von Brexit und weiteren politischen Wirrnissen besser als die 9. Sinfonie von Beethoven. Nicht irgendein Land „first“, sondern „alle Menschen werden Brüder“
Ein bewegendes und intensive Erlebnis hatte das Publikum beim Neujahrskonzert 2018 der Dortmunder Philharmoniker unter der einfühlsam-temperamentvollen Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz im Opernhaus Dortmund (01.01. und 02.01.2018). Ars tremonia war am 02.01.2018 mit dabei.

Auf dem Programm stand nichts geringeres als Ludwig van Beethovens (1770-1827) 9. Sinfonie d-Moll op. 125 (Ode an die Freude). Drei Jahre vor seinem Tod hatte Beethoven dieses epochale Werk als Vertonung von Friedrich Schillers Gedicht „An die Freude“ fertig gestellt. Seit 1972 ist das bekannte Finale die Hymne Europas.Die Einbeziehung eines großen Chores in die Sinfonie war damals einmalig.

Mit bewegender und emotionaler Musik ging es ins Jahr 2018. (Foto: © Anneliese Schürer)
Mit bewegender und emotionaler Musik ging es ins Jahr 2018. (Foto: © Anneliese Schürer)

Bei diesem Neujahrskonzert waren gleich drei Dortmunder Chöre mit ihren guten Stimmen beteiligt. Der Opernchor des Theater Dortmund (Leitung: Manuel Pujol), der Jugendkonzertchor der Chorakademie Dortmund (Leitung: Felix Heitmann) und der Sinfonische Chor der Chorakademie Dortmund (Leitung: Joachim Gerbes).
Daneben werden im finalen vierten Satz auch noch vier Gesangssolisten zur Unterstützung eingesetzt. Dabei waren die hochkarätigen Sängerinnen Akiho Tsujii (Sopran) und Ileana Mateescu (Alt) sowie die Sänger Sangmin Lee (Bass) und Tenor Joshua Whitener.
Der unvermittelt mit einer offenen Quinte beginnende 1. Satz, bei der die Tonart, ob Dur oder Moll, zunächst nicht zu erkennen ist. Im Laufe der vier Sätze finden häufige Tempowechsel in der Musik statt. Sanfte melodisch und zerbrechlich Töne einerseits, dann wieder zunehmende heftige Steigerungen bis zum Paukenschlag, die seinen grandiosen Höhepunkt am Ende im strahlenden D-Dur Finale findet.
Im zweiten Satz klingen schon versteckt Fragmente von „Freude schöner Götterfunken…“ an. Die Streicher und Blasinstrumente überzeugten im Zusammenspiel oder als Einzel-Gruppen mit viel Feingefühl.
Der vierte und finale Satz war geprägt durch die starken Stimmen der vier Sänger auf der Bühne und dem kraftvollen Chor-Einsatz.
Das begeisterte Publikum wurde mit dem Radetzky-Marsch (Johann Strauss) belohnt und zum Sektempfang entlassen.

Odyssee – eine musikalische Reise durch Raum und Zeit

Die Dortmunder Philharmoniker unter der dynamischen Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz luden am 04.12.2017 zum 1. Konzert für junge Leute in das hiesige Konzerthaus ein. Das Thema lautete Odyssee. Es erklang Filmmusik zu Filmen, bei denen der oder die Protagonisten auf einer Reise mit ungewissen Ausgang sind. Dabei lag Feltz auch am Herzen, neben einer emotionalen und rasanten musikalischen Reise durch Raum und Zeit, den Bezug von Hollywood Titelmelodien zur klassischen Musik herauszustellen. Moderiert wurde der Abend humorvoll vom Slam Poeten und Lyriker Jason Bartsch.

Wie schon bei vorherigen Hollywood Hits-Konzerten üblich, begann die musikalische Odyssee mit der 20th-Century Fanfare (Alfred Newman). Was für eine wichtige Rolle der Klassik für die Filmmusik-Industrie Hollywoods spielt,wird sofort beim ersten Stück klar. Stanley Kubrick hatte als idealen Einstieg für seinen 1968 angelaufenen Film „2001: Odyssee im Weltraum“ bewusst den Auftakt von „Also sprach Zarathustra“ (Richard Strauss) ausgewählt. In etwa 90 Minuten schuf Strauss hier ein ganzes Universum.

Weiter ging es in die unendlichen Weiten des Weltraumes mit einem Star Trek- Arrangement (Through the Years) von Calvin Custer und der Suite aus (T)Raumschiff Surprise (Ralf Wengenmayr) mit Gänsehaut-Momenten. Zurück auf der Erde erklang die Wall-E Suite (Thomas Newman) um einen verliebten (Aufräum)-Roboter.

In die Welt der Träume wurde das Publikum mit der Musik von Hans Zimmer aus dem Film „Inception“ (Time) mit Leonardo di Caprio entführt, arrangiert hatte das Stück Bernhard Eder.

Beliebtes Motiv in Hollywood-Filmen ist die gefahrvolle Reise des Helden, die Odyssee. (Foto: © Alexandra Bucurescu / pixelio.de)
Beliebtes Motiv in Hollywood-Filmen ist die gefahrvolle Reise des Helden, die Odyssee. (Foto: © Alexandra Bucurescu / pixelio.de)

Danach machte das Publikum eine Reise in die computergenerierte Traumwelt von Matrix (Rob Dougan : Clubbed to Death- The Matrix Theme, arr. Fedor Vrtacnik). In die Fantasie-Welt mit Hobbits, Elfen und den anderen Charakteren führte die Musik von Howard Shore (arr. J. Withney) „Symphonic Suite aus The Lord of the Rings (Herr der Ringe).

Die reale Welt von Tintin (Tim und Struppi) – mit dem nach der Wahrheit suchenden belgischen Reporter – spielt dann wieder den Mittelpunkt bei der folgenden Musik „The Duel“ aus „The Adventures of Tintin“ (John Williams).

Die düstere und bedrohliche Science Fiction-Welt von „Blade Runner“ erfüllte den Konzertsaal dann durch Vangelis „Blade Runner Suite“.

Einen Höhepunkt des Abends bildete die heroisch anmutenden Melodien aus „Games of Thrones (Main Theme & MHYSA) von Ramin Djawadi (arr. Nic Raine). Die Celli spielen hier, vor allem durch ihr Vermögen unterschiedliche Klangbereiche abzudecken, eine tragende Rolle.

Das begeisterte Publikum bekam mit Richard Strauss (An der schönen blauen Donau) sowie James Bond und Star-Wars Filmmelodien noch drei Zugaben geboten.

Eugen Onegin – Wenn die Erkenntnis für den Dandy zu spät kommt

Alexander Puschkin schrieb in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts mit Eugen Onegin ein russisches Nationalepos. Zeitlich spielt der romantische Versroman zwischen dem „alten Russland“ mit seinem Landleben und dem „modernen Russland“ in den Städten. Kein Wunder, dass mit Peter Tschaikowsky ein musikalischer Vertreter der russischen Romantik das Libretto zu einer Oper vertonte. Am 02. Dezember 2017 hatte „Eugen Onegin“ in der Inszenierung von Tina Lanik Premiere in der Dortmunder Oper.

Die Geschichte: Der Dichter Lenski bringt seinen neuen Nachbarn Onegin mit zum Gutshof seiner Verlobten Olga, die mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Tatjana dort lebt. Olga ist naiv und lustig, während Tatjana, ein Bücherwurm und introvertiert ist. Tatjana verliebt sich in Onegin, der ihre Liebe aber zurückweist.

Auf einem Fest flirtet Onegin mit Olga, was Lenski wiederum eifersüchtig macht. Nach einem heftigen Streit treffen sich Lenski und Onegin zum Duell und Onegin tötet Lenski.

Nach einigen Jahren unsteten Lebens trifft Onegin den Fürsten Gremin in St. Petersburg. Dessen Frau ist keine geringere als Tatjana. Plötzlich flammen Gefühle bei Onegin auf. Es ist zu spät. Tatjana will ihrem Ehemann treue bleiben, obwohl sie Onegin immer noch liebt. Verzweifelt bleibt Eugen Onegin zurück.

Opern in russischer Sprache haben es deutlich schwerer als beispielsweise italienische. Von daher gehört der Oper Dortmund ein großes Lob, sich mit Stoff in der Originalsprache zu beschäftigen. Denn so verbindet sich die russische Musik der Romantik mit dem Text zu einer Einheit.

Aus dem schüchternen Landei Tatjana (Emily Newton) ist an der Seite von Fürst Gremin (Luke Stoker) eine selbstbewusste Frau geworden. Sehr zum Leidwesen von Eugen Onegin (Simon Mechlinski). (Foto: © Björn Hickmann)
Aus dem schüchternen Landei Tatjana (Emily Newton) ist an der Seite von Fürst Gremin (Luke Stoker) eine selbstbewusste Frau geworden. Sehr zum Leidwesen von Eugen Onegin (Simon Mechlinski). (Foto: © Björn Hickmann)

Tina Lanik stellt uns die „alte Welt „ und die „neue Welt“ in zwei drehbaren Würfeln vor. Das Landgut irgendwo in der russischen Steppe mit fröhlichen und singenden Bauern (Fron kommt aber nicht von fröhlich!) steht dabei im Kontrast zu St. Petersburg mit einem Auto als Statussymbol und Menschen in grauen Anzügen und Kostümen.

Eugen Onegin steht irgendwo dazwischen, das Landleben ist unter seiner Würde, aber auch das Stadtleben mit seinen Bällen langweilt ihn zu Tode. Ganz der Romantik verhaftet, ist die Hauptfigur des Versromans ein Vertreter des „überflüssigen Menschen“, inspiriert von den Helden des englischen Schriftstellers Lord Byron. Simon Mechlinski singt und spielt den Onegin sehr gekonnt, ebenso wie Emeliy Newton ihre Figur Tatjana. War Tatjana zu Beginn ein verschüchterter Bücherwurm, erschien sie im dritten Akt als gereifte Frau. Onegin erkennt hingegen, dass sein bisheriges Leben ein Fehlschlag gewesen ist.

Die tragische Gestalt der Oper ist aber Lenski. Er geht schlafwandlerisch seinen Weg in den Tod, obwohl es immer noch genügend Auswege gab. Aber hier steht eine romantische Auslegung von „Ehre“ und „Kränkung“ im Weg, die keinerlei Alternativen zum tödlichen Duell gibt. All das kommt in Lenskis Arie zum Ausdruck, die Thomas Paul brilliant singt. Auf der Bühne wird der tragische Ausgang des Duells schon als bedrohliches Schattenspiel angekündigt.Ileana Mateescu zeigt in ihrer Rolle die lustige, aber naive Olga wieder ihre gewohnten sanglichen und schauspielerischen Qualitäten.

Die ganze Inszenierung war auch in den Nebenrollen gut besetzt: Almeerija Delic als Larina, Judith Christ als Amme und Luke Stoker als Fürst Gremin fügten sich nahtlos ins das gut aufgelegte Ensemble ein. Fritz Steinbacher zeigte als Triquet erneut seine humoristischen Qualitäten.

Auch die Chöre boten eine hervorragende Leistung. Lanik spielt bei dem Mädchenchor mit der Metapher des Erwachsenen werden, indem sie deren unschuldig weißen Hemden mit roter Farbe beschmieren lässt.

Kommen wir zu der Musik: Tschaikowsky hat die Oper mit herrlichen romantischen Melodien versehen. In jeder Note bei „Eugen Onegin“ spürt man die russische Seele und die Gefühle und Konflikte der Hauptfiguren werden beinahe greifbar. Einen großen Anteil haben daher die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von GMD Gabriel Feltz.

Großartige Musik und großartige Stimmen – Eugen Onegin ist einen Besuch auf jeden Fall wert. Es muss nicht immer italienisch sein…

Termine und Karten unter www.theaterdo.de.