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Wasser als Spiegelbild der Seele

Das 7. Philharmonische Konzert präsentierte am 04. und 05. April 2017 eine spannende „seelen_reise“ mit den Dortmunder Philharmonikern unter der Leitung von GMD Gabriel Feltz. Zufall? Alle Komponisten begannen mit einem „D“ im Nachnamen: Dvořák, Dutilleux und Debussy.

Wasser spielt in den böhmischen Sagen eine große Rolle. Auch Antonin Dvořák war von dieser Thematik fasziniert, wie sein Oper „Rusalka“ zeigt. Aber in seiner sinfonischen Dichtung „Der Wassermann“ wird das Element Wasser in seiner bösen Eigenschaft widergespiegelt. Der Wassermann raubt ein Mädchen und zeugt mit ihr ein Kind. Das Mädchen will noch einmal ihre Mutter besuchen und lässt das Kind bei ihm. Als das Mädchen nicht zurückkehrt, tötet der Wassermann das Kind.

Dvořák Kniff bei dem kleinen Stück: Das Motiv des Wassermanns ist erst lockend, wird dann aber immer agressiver bis zum entscheidenden Mord an seinem eigenen Kind. Souverän leiten uns die Dortmunder Philharmoniker durch die strudelnden Wasser.

In eine Seelenreise ganz anderer Art führt uns Henri Dutilleux mit seinem zwischen 1966 und 1970 entstandenen Cellokonzert „Tout un monde lointain“. Der französische Komponist versuchte sich den zahlreichen musikalischen Strömungen, die es in seinen 97 Lebensjahren gegeben hat, weitgehend fernzuhalten. Dennoch ist das Cellokonzert nicht leicht konsumierbar. „Die ganze Welt in der Ferne“, so die Übersetzung ist eine Reminiszenz an den französischen Dichters Charles Baudelaire. Auch die einzelnen fünf Sätze sind inspiriert durch Gedicht-Zitate.

Der Solist war Wolfgang Emanuel Schmidt, der dieses technisch sehr anspruchsvolle Stück mit seinen Höhen und Tiefen musikalisch ausleuchtet. Träumerische Passagen wechseln mit klaren, expressiven Momenten ab.

Nach der Pause ging es wieder um das Thema „Wasser“. Es war Zeit für „La mer“ von Debussy, ein Musterbeispiel musikalischen Impressionismus. Und wie im Impressionismus üblich, hört man wenig „Meer“, sondern lauscht den Interpretationen von Debussy von Wind und Wellen. Und das ist sehr unterhaltsam.

Russische und böhmische Vollendung

Mit Dvořák, Prokofjew und Schostakowitsch bekam das 7. Philharmonische Konzert am 15. und 16. einen slawischen Touch. Die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Gastdirigent Oleg Caetani und die Solistin Caroline Goulding sorgten für für einen vollendeten Abend. Ein Bericht vom Konzert am 15. März 2016.

Hinter Dvořáks „Othello“-Ouvertüre op.93 steht keine Oper, wie man vielleicht vermuten könnte. Der böhmische Komponist schrieb die drei Konzertouvertüren „In der Natur“, Karneval“ und eben „Othello“ zwischen 1891 und 1892 um verschiedene Aspekte des menschlichen Lebens in musikalische Form zu bringen. Bei „Othello“ geht es um die Liebe. Sehr eindringlich geht es in dem kurzen Stück um die Daseinsformen eines Liebenden, von der Leidenschaft über die Eifersucht bis hin zur Missgunst. Die Musiker der Dortmunder Philharmoniker schafften es die unterschiedlichen Empfindungen musikalisch umzusetzen. Ab und an erklingen einige Takte, die wie ein Vorgriff auf Dvořáks berühmte 9. Sinfonie „Aus der neuen Welt“ klingen.

Danach stand das Konzerthaus ganz im Bann der jungen Violinistin Caroline Goulding. Die Amerikanerin spielte das 2. Violinkonzert von Sergej Prokofjew. Das Konzert schrieb der russische Komponist kurz vor seiner Rückkehr in die Sowjetunion. Der heitere Charalter des Stückes täuscht, denn das dreisätzige Violinkonzert ist für den Solisten sehr fordernd. Doch die technischen Herausforderung meisterte Goulding souverän.

Nach der Pause ging es mit der 15. Sinfonie von Dimitri Schostakowitsch weiter. In der modernen Musik würde man so etwas „sampeln“ nennen, was der Komponist in seiner Sinfonie verarbeitet hat. Zunächst ist im ersten Satz die „Reitmusik“ aus Rossini Ouvertüre zu „Guillaume Tell“ prominent zu hören. Im vierten Satz zitiert Schostakowitsch neben Wagners „Walküre“ auch sich selbst. Die gewaltige Sinfonie ist eine Art Zusammenfassung eines Lebens. Es beginnt sinnbildlich mit Uhrenschlägen und endet auch damit. Die 15. Sinfonie ist vielleicht nicht so bekannt wie Schostkowitschs 7. Sinfonie (Leningrader), aber sie ist ein schönes Beispiel seiner Kompositionskunst in den letzten Jahren seines Lebens.

Streichquartett-Kultur auf hohem Niveau

Das Mannheimer Streichquartett mit Andreas Krecher (1. Violine), Shinkung Kim (2. Violine)- bekannt als Konzertmeisterin der Dortmunder Philharmoniker, Sebastian Bürger (Viola) und Armin Fromm (Cello) hatte beim 3.Kammerkonzert im Orchesterzentrum/NRW am17.3.2014 reichlich Gelegenheit ihr Können zu beweisen.

Zu Anfang spielten sie das Streichquartett Nr. 1 e-Moll „Aus meinem Leben (1876) von Bedřich Smetana (1824 – 1884). Smetana als Vertreter der Romantiker aus Böhmen ist vielen Menschen ja vor allem durch „Die Moldau“ ein Begriff geworden.

Der erste Satz „Allegro vivo appassionato“ gab einen romantisch-schwelgerischen Einblick in sein Gefühlsleben. Mal gaben die einzelnen Instrumente den Ton als „Vorreiter“ an, um dann wieder mit den Anderen zu einem gemeinsamen Ganzen zusammen zu finden. Beim „Allegro moderato alla Polka“ mit seinen musikalischen Anklängen an Böhmen, Österreich-Ungarn veranschaulicht mit seiner Beschwingtheit die heitere Seite des Lebens. Das „Largo sostenuto“ wechselt dagegen schon zu Beginn mit einem melancholischen Cello-Solo zur melancholischen Seite im Leben. Der vierte Satz „Vivace“ nimmt ein ein aufbrausend-rasantes Tempo und endet mit einem Zzusammenklang.

 

Als Kontrast zur europäischen Musik der Romantik wurde dem Publikum vor der Pause mit „Eight Colors for string quartet“ moderne Klangkunst des zeitgenössischen chinesisch-amerikanischen Komponisten Tan Dun (1957) dargeboten. Sein europäisch-asiatisches geprägtes Klangfarben-Vexierspiel, bei dem durch Zupfen, Streichen und Klopfen auf den Klangkörper verschiedene Geräusche und Klänge entstehen und zwischen den vier Instrumenten hin und her schwingen.

Ein interessantes Klangerlebnis, wenn auch für unsere Ohren etwas befremdlich. Die größte Wirkung wird erreicht, wenn man beim Hören seine Augen schließt.

 

Nach der Pause ging es mit dem zweiten böhmischen Romantiker des neunzehnten Jahrhunderts, Antonin Dvořák (1941-1904) und seinem Streichquartett F-Dur op.96 „Amerikanisches“ (1893). Das Werk ist während seines „Neue Welt“-Aufenthaltes entstanden.

Hier erleben die Zuhörer wieder die europäische, folkloristisch-naturbezogene Klangwelt der Romantik zur damaligen Zeit. Deutlich wird das schon beim ersten Satz „allegro ma non troppo“. Typisch für diesen Satz ist das in Variationen von den Instrumenten immer wieder aufgegriffene melodiös beschwingte Hauptthema und die naturbezogenen Klänge. Das erinnert ein wenig an die „Moldau“. Hier scheint man manchmal Bergbäche in der Natur zu hören. Beim „Lento“ wird dann es melancholisch-traurig, während das „Molto vivace“ und das „Finale. Vivace ma non troppo“ rasant und heiter beschwingt daher kommt mit einem beeindruckend virtuosem finalem Abschluss.

 

Die vier Musiker boten eine Streichquartett-Kultur vom Feinsten auf hohem Niveau. Als Zugabe für das begeisterte Publikum gab es als Zugabe einen Auszug aus einem Streichquartett von Joseph Haydn.