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Kunstverein wird zum organischem Gesamtkunstraum

In den Räumlichkeiten des Kunstvereins neben dem Dortmunder U ist vom 16. März bis zum 26. Mai 2019 eine extra für diese Örtlichkeit entwickelte Installation von zwei französischen Künstlern aus Paris zu sehen. Michel Blazy (1966) und Mimosa Echard (1986) erschaffen gemeinsam einen sich ständig verändernden Kunstraum zwischen verwendeten organischen Substanzen und den verschiedenen genutzten Materialien. Durch die Art und Weise der Anwendung dieser Materialien wird auch das Politische darin herausgestellt. Nicht nur der Mensch beeinflusst die Welt der Dinge, sondern die Dinge haben ebenso Einfluss auf den Menschen. Betroffen ist sowohl das soziale Miteinander sowie seine Identität.

Neben dem gemeinsamen theoretischen Ansatz des Neuen Materialismus sind beide Künstler auch durch ihr starkes Interesse für das Organische verbunden. Für Blazy steht dabei eher die Natur und ihre enorme Wachstumskraft im Mittelpunkt, bei Echard der menschliche Körper.

Unter dem Motto „LUCA – Last Universal Common Ancestor“ wird der Kunstverein-Raum zu einem Einstiegstor in eine besondere Welt, in der Natur aus Unbelebten wächst, und Organisches auf Künstliches trifft. Der fließende Austausch zwischen Materie und ihrer Umgebung in einem ständigen Veränderungsprozess wird für die Besucherinnen und Besucher hier sichtbar. Sie werden immer tiefer, wie in einen „Körper“, hineingezogen.

Der Ausstellungsraum des Dortmunder Kunstvereins vereint Dank der beiden Künstler Mimosa Echard und Michel Blazy Organisches und Künstliches. (Foto: © Dortmunder Kunstverein)
Der Ausstellungsraum des Dortmunder Kunstvereins vereint Dank der beiden Künstler Mimosa Echard und Michel Blazy Organisches und Künstliches. (Foto: © Dortmunder Kunstverein)

Die Wände im Kunstverein wurden durch Michel Blazy zu sich „häutenden Wänden“ (Mur qui pèle) aus Agar-Agar und Klitoriablüten. Sie sind einem andauernden Wandlungsprozess ausgesetzt.

Außerdem befinden sich vier „wachsende Büsche“ aus Müllsäcken, Watte, Wasser und Linsen samt „großem Wasserfleck“ von ihm verteilt im Kunstverein.

Mimosa Echard führt uns mit Fresken aus synthetischem Stoff, Gardine, Acrylfarbe, verschiedenen Accessoires, Pflanzenteilen, oder integrierten Foto-Abbildungen und anderen Objekten durch klare Membran-Tore. Flüssigkeiten wie Acrylklebstoff, Tränenflüssigkeit oder Latex halten die verschiedenen Materialien zusammen. Vieles weckt zum Beispiel durch Anspielungen mit Körperflüssigkeiten, Bilden oder Farben Assoziationen zur Sexualität, ob bei Pflanzen oder Menschen. Die Gender-Thematik wird ebenfalls künstlerisch angesprochen. Weibliches und männliche Elemente verschwimmen, alles ist im Fluss. Es lassen sich immer wieder neue und überraschende Details und Element entdecken.

Zu sehen ist auch ein Ausstellungsprojekt von Mimosa Echard und Michel Blazy mit verschiedenen KünstlerInnen (Kombucha Project Center) aus Kombucha (Pilz), Tee, Zucker, Papier, Foto in einer Plastikwanne. Tauchen Sie in diese spannende Welt ein.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am Freitag, den 15. März 2019 um 19:00 Uhr im Dortmunder Kunstverein statt.

Begrüßung: Marion Edelhoff (Vorsitzende)

Einführung: Oriane Durand (Künstlerische Leiterin).

Übrigens werden auch wieder Künstler- und Ausstellungsgespräche bis Mitte Mai angeboten.

Näheres erfahren Sie unter info@dortmunder-kunstverein.de oder Tel.: 0231/ 57 87 36.

Dissolver – geheimnisvoll-assoziative Werke im Kunstverein

Unter dem Titel „Dissolver“ im Sinne von Auflösung stellt der Kunstverein am Dortmunder U vom 21.09.2018 bis zum 18.11.2018 insgesamt neun Arbeiten der Mixed-Media-Künstlerin Caroline Achaintre in seinen Räumlichkeiten aus. Geboren 1969 in Toulouse (Frankreich), zwischendurch in Fürth aufgewachsen, lebt die Künstlerin inzwischen in London.

Inspiriert ist ihre Arbeit vom deutschen Expressionismus, von Bildern aus der Kunstgeschichte, der Popkultur, Plattencovern und Masken aller Art beeinflusst. Ausgestellt sind neue Arbeiten, die zumeist extra für die Ausstellung entstanden sind. Ihre großformatigen Teppiche (mit der sogenannten Tufting-Technik) sowie ihre Keramiken stellen Gesichter, Tiere, Körperteile, Kleidungsstücke oder Alltagsobjekte dar. Die werden durch mehrere, surreal anmutende Abstraktionsebenen hinweg für den Betrachter erkenntlich.

Wie die Künstlerin beim Pressegespräch erklärte, ist ihr wichtig, den Besuchern viel Raum für eigene Assoziationen zu bieten und sie nicht nur als passive Betrachter konkreter Kunst zu sehen.

Nach dem Motto der Ausstellung, geht es in den Werken um Auflösungen von Farben, Formen und Konturen.

Es ist ein Spiel mit Formen und lebt von den Spannungsverhältnis zwischen Material, fließenden starken Farben und sich auflösenden Konturen. Das Spannungsfeld zwischen „realem“ Tatsächlichem und psychedelischem macht den Reiz ihrer Kunstwerke aus.

Bei den gezeigten Wandteppichen und Keramiken steht nicht die technische Perfektion im Mittelpunkt, sondern das Ungleichgewicht, den Schwebezustand von erkennbarer Form und abstrakter Ebene.

Caroline Achaintre mit ihrer Arbeit "Bat-8" aus handgetufteter Wolle.
Caroline Achaintre mit ihrer Arbeit „Bat-8“ aus handgetufteter Wolle.

Besonders beeindruckend ist ein großer Wandteppich in der Form eines stilisierten Adlers oder „Batman“, wie der Titel Bat-8, (2018) andeuten könnte? Der Assoziation sind keine Grenzen gesetzt. Die Arbeit zeugt aber auf alle Fälle mit ihren klaren erdigen Farben von einer Natur- und Weltverbundenheit.

Die Ambivalenz zeigt sich auch in der teilweise unbehaglichen Ästhetik der Arbeiten und der Sinnlichkeit des benutzten Materials (Wolle und Keramik). Sie verführen dazu, darin einzutauchen und sie zu berühren. Es macht Spaß, bei den Objekten geheimnisvolle Verbindungen zu entschlüsseln und immer wieder neues zu entdecken.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am Donnerstag, den 21.09.2018 im Dortmunder Kunstverein um 19:00 Uhr statt.

Begrüßung: Marion Edelhoff (Vorsitzende)

Einführung: Oriane Durand (Künstlerische Leiterin)

Infos zu weiteren Terminen wie der Mitmachaktion für Kinder und Erwachsene (Maskerade), öffentliche Führungen, Workshop (Kulturrucksack) oder die Vortragsreihe (Topos der Fläche)

erhalten Sie unter 0231/ 57 87 36 oder unter info@dortmunder-kunstverein.de .

Skulpturen von Elaine Cameron-Weir im Dortmunder Kunstverein

Eine futuristische Alchemistin: Elaine Cameron-Weir zu Gast im Dortmunder Kunstverein.
Eine futuristische Alchemistin: Elaine Cameron-Weir zu Gast im Dortmunder Kunstverein.

Im Dortmunder Kunstverein sind vom 26. Mai bis zum 22. Juli 2018 acht besondere Skulpturen der in Kanada geborenen jungen Künstlerin Elaine Cameron-Weir unter dem Titel „exhibit from a dripping personal collection“ zu sehen.

Die acht ähnlich gestalteten Skulpturen wurden von der Künstlerin bewusst mit unterschiedlichen natürlichen Materialien wie Mineralien oder Kuh-Leder und handgemachten Elementen und Utensilien aus der Medizin und der Wissenschaftsbranche kombiniert.

Die Metallstrukturen aus Edelstahl spannen einen Fallschirm mit vier horizontalen und vertikalen Stangen ein. Der cremefarbene Stoff wird auf der Rückseite und an den Seiten von schwarz-braunem Leder festgehalten und mit silbernen Nieten befestigt.

Die Metallstangen bilden ein kreuzförmiges Gitter, über die sich der weiche Stoff überlappt und gleich einem Korsett eingezwängt wirkt. Die in der Luft hängenden Skulpturen werden durch Seilrollen, Stahlseile und stabilisiert durch Sandsäcke in ihrer Stellung gehalten.

Sie sehen nur auf dem ersten Blick sehr ähnlich aus. Beim genauen Hinsehen erkennt man, wie bei uns Menschen, die individuellen Unterschiede.

Die Schwerkraft ist überall präsent und der Kontrast vom weichen Stoff und hartem Stahl wecken Assoziationen zur Ambivalenz zwischen Leben und Tod oder Ekstase und Schmerz.

Es wird zudem noch eine weitere Verbindung, von Vergangenheit und Zukunft geschaffen. Der Fallschirmstoff, erkennbar durch einem „Army“ – Aufdruck, stammt aus den Beständen der US-Army (Zweiter Weltkrieg) und ein wichtiges historisches Zeugnis. Die „neuen Technologien“ repräsentieren dagegen die Zukunft.

Die Mischung von neu gefertigten industriellen Materialien und Gegenständen, die eine Vorgeschichte und assoziative Formen (wie hier der Fallschirm) erkennen lassen, deuten auf evolutionäre Momente der Menschheit hin. Sie eröffnen den Betrachtern die Möglichkeit zu einer innere Reise in ein kollektives Gedächtnis, und eventuell zum kreativen Nachdenken über die bisherigen technologischen Entwicklungen und die weitere Zukunft der Menschheit anregen.

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation, die durch die Alfred Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung im Rahmen des Förderpreises „Kataloge für junge Künstler“ sowie durch die Innogy Stiftung für Energie und Gesellschaft gefördert wird.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am Freitag, den 25. Mai 2018 um 19.00 Uhr im Dortmunder Kunstverein (am U) statt.

Am Samstag, den 26. Mai 2018 wird dem Publikum zudem um 14:00 Uhr die Gelegenheit zu einem Künstlergespräch mit Elaine Cameron-Weir geboten.

Weitere Informationen unter: info@dortmunder-kunstverein.de

Naama Arad – Installationen um das Verhältnis Mensch-Objekt

Der Dortmunder Kunstverein zeigt vom 2.12.2017 bis 18.02.2018 mit der Ausstellung „Love Handles“ zwölf skulpturale und installative Werke der israelischen Künstlerin Naama Arad (*1985).

Mit Humor und teilweise provokativ offenbaren ihre aus alltäglicher Massenproduktionen gefertigten Skulpturen eine Symbiose zwischen Individuum und und den ihm umgebenden Dingen. Diese Objekte hat die Künstlerin aus Baumärkten, Drogerie – oder Supermärkten erworben. Naama Arad stellt diese in einen neuen assoziativen Zusammenhang. Da wird zum Beispiel aus einer umgedrehten Kehrschaufel eine Art Phallus-Symbol stilisiert und aus zwei weißen Mund-Nasen-Schutzkappen ein Büstenhalter.

Installation "XX" von Naama Arad in ihrer Ausstellung "Love Handles" im Dortmunder Kunstverein.
Installation „XX“ von Naama Arad in ihrer Ausstellung „Love Handles“ im Dortmunder Kunstverein.

Oft sind die Objekte bewusst mit weiblichen wie auch männlichen Attributen versehen. Wer bestimmt über unsere Identität? Was ist „Frau“ und was „Mann“. Im Kontext der heutzutage geführten „Gender-Debatte“ eine aktuelle Fragestellung.

Die kopflosen personifizierten Skulpturen erhalten eine eigene Identität und werden über formale, ästhetische oder auch sprachliche Assoziationen miteinander verknüpft. Für individuelle Projektionen und subjektiven Zuschreibungen lassen die Installationen genügend Raum. Es geht vor allem auch um die Frage nach den Regeln und den Wert von Kunst. Dieser wird unter anderem von dem Betrachter und dem institutionellem Raum festgelegt.

Die im laufe des letzten halben Jahres entstandenen Arbeiten handeln vom Suchen und Finden von Identität. Sie dienen den Betrachter als Projektionsfläche und geben ihm die Möglichkeit zur Reflexion über seine Gefühle und Begierden. Es sind Spiegelungen aus der Tiefe des Unbewussten. Genügend Anregungen zur intensiven Auseinandersetzung.

Die Ausstellung wird am Freitag, den 1. Dezember 2017 um 19:00 Uhr im Kunstverein neben dem Dortmunder U eröffnet.

Begrüßung : Marion Edelhoff (Vorstandsvorsitzende)

Einführung durch die Kuratorin Linda Schröer.

Kunst mit Sinn für schwarzen Humor

[fruitful_alert type=“alert-success“]Ksenia Pedan und Ben Burgis zeigen im Dortmunder Kunstverein ihre Werke zum ersten Mal außerhalb Englands.[/fruitful_alert]

In der Zeit vom 8. September bis 12. November 2017 stellt das Künstlerpaar Ksenia Pedan (*1986 in Ukraine) und Ben Burgis (*1983 in England) ihre gemeinschaftlichen Skulpturen, Bilder, und Installationen als Gesamtkunstwerk in den Räumlichkeiten des Dortmunder Kunstvereins unter dem Titel „Golf Musk“ aus.

Die beiden Künstler arbeiten und leben seit 2011 zusammen in London und schaffen oft raumbezogene Installationen und Arrangements.

Mit „Golf Musk“ legen sie ihren Fokus auf die Untersuchung von Statussymbolen, und dadurch erzeugter materialer Hierarchien. Die Besucher der Ausstellung werden in eine ambivalente Welt aus Miniaturskulpturen, kleinen Tischen, Liegen, Sofas, Hocker, Stühlen, Wandpaneelen und oft seltsam gebeugten und deformierten künstlichen Interieurs geführt. Nach dem Eintritt sieht man in dem kleinen Raum links zunächst ein kleines, deformiertes „Golfcart“ als Symbol für die Dekadenz der Reichen. Als Materialien wurden von beiden Künstlern vor allem Harz, Holz, Schaumstoff und Metall benutzt. Erzählt wird eigentlich die Geschichte eines alten reichen Mannes. Dessen Leben- und Kindheitserinnerungen werden wie in einer Art Zerrspiegel gebrochen wahrgenommen. Dabei wurde bewusst Schmutz als Symbol und Mittel genutzt, um Hierarchien zu brechen. Die modernen neutralen, unberührten, weißen Ausstellungsräume werden durch den Schmutz an den Wänden, auf dem Boden und den verrottet wirkenden Objekten zu einer informellen und ungezwungenen Zone. Dieser Schmutz wird mit viel Sorgfalt und Humor eingesetzt und löst so die Grenzen zwischen Handwerklichem und Industriellen, Ernsthaftem und Trivialem auf. Als Besucher bewegt man sich wie in einer Welt von

Erinnerungsfetzen. Mit Gegensätzen wird bewusst gearbeitet. Niedliche, flauschige Hundeskulpturen stehen zum Beispiel neben schmutzigen, harten Objekten. Neben einem Miniaturhochhaus im Architekturstil des Brutalismus befinden sich zwei kleine gemütliche Liegen. Die Skulpturen sind gleichsam monströs und sinnlich und zeugen von gesellschaftlicher, musk-artiger Dekadenz.

Die Ausstellung wird am Donnerstag, den 7. September um 19:00 im Dortmunder Kunstverein neben dem Dortmunder U eröffnet.

Begrüßung : Marion Edelhoff (Vorstandsvorsitzende)

Einführung: Oriane Durand (Künstlerische Leiterin)

Am Samstag, den 9. September findet um 14:00 Uhr ein Künstlergespräch mit Ben Burgis, Ksenia Pedan und Oriane Durand statt.

Visuelle Impressionen zweier ferner Reiseziele

[fruitful_alert type=“alert-success“]Diango Hernández und Anne Pöhlmann entführen uns zu ihren Sehnsuchtsorten.[/fruitful_alert]

Das in Düsseldorf lebende Künstlerpaar Anne Pöhlmann (* 1978 in Dresden) und Diango Hernández (* 1970 auf Kuba) hat schon seit 2012 erfolgreich eine gemeinsame Künstlerplattform mit dem Namen „Lonelyfingers“ gestartet. Nun entwickelten sie speziell für die lange Fensterfront des Dortmunder Künstlerhauses eine spezielle Ausstellung mit dem Titel „Two Destinations“ (29. Juli – 25. August 2017).

Ausgangspunkt hierfür waren ihre über dreieinhalb Monate Anfang dieses Jahres gehenden Reiseerfahrungen aus zwei Ländern mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund.

Pöhlmann reiste nach Japan und näherte sich trotz Sprachbarrieren mit ihrer Serie „Japan Diary“ einer fremden Kultur an. Das Medium der Fotografie erleichterte und ermöglichte ihr dabei die Aneignung der neuen Umgebung. „Die Fotografie spielt in Japan eine große Rolle. Überall werden zu allen möglichen Anlässen Gruppenfotos und Portraits gemacht,“ erklärte die Künstlerin. Sie selber kommt aus der architektonischen Fotografie und ihre Installationen sind gezielt für einen Ort konzipiert worden.

Für ihre komponierten Schnappschüsse von Alltagssituationen oder speziellen japanischen Gartenlandschaften benutzt sie des öfteren ihr iPhone. So zum Beispiel bei einem Foto, dass das Innere eines Kimono offenbart. Ihr Tagebuch lässt das geheimnisvolle Japan als melancholischen Ort der Sehnsucht lebendig werden.

Hernández dagegen reiste in seine alte Heimat Kuba und gibt der ihm vertrauten Landschaft mit zarten, aber kraftvollen Farben ein Gesicht. Er malt Bilder von tosenden Wellen am Strand und vermittelt ebenfalls ein „Sehnsuchtsbild“ seiner kubanischen Heimat.

So unterschiedlich die beiden Reiseziele sind, verbindet sie doch eine gewisse Art der Isolation. Ob diese im Fall der Wirtschaftsmacht Japan frei gewählt wurde, oder in Kuba über lange Jahre politisch bedingt war, spielt hierbei keine Rolle.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am Freitag, den 28.07.2017 um 19:00 Uhr im Dortmunder Kunstverein statt.Die Vorsitzende des Vereins, Marion Edelhoff, wird die Anwesenden begrüßen und die Künstlerische Leiterin, Oriane Durand, führt in die Werke ein.

Am Freitag, den 25. August 2017 findet übrigens am gleichen Ort ein Künstlergespräch mit Anne Pöhlmann, Diango Hernández und Oriane Durand statt.

Zerfall von Intimität und Interieur

[fruitful_alert type=“alert-success“]Ausschnitt aus dem Werk „Life on Earth“, von Tobias Spichtig. 2017, verschiedene Materialien.[/fruitful_alert]

Im Dortmunder Kunstverein ist noch bis zum 16.07.2017 die Gruppen-Ausstellung „Hunger“ zu sehen. Vier junge KünstlerInnen aus dem In-und Ausland sind mit ihren Werken und Installationen  daran beteiligt. Marcel Hiller, Clémence de la Tour du Pin, Mélanie Matranga und Tobias Spichtig setzen sich in insgesamt 20 Installationen mit der durch die die modernen sozialen Medien wie YouTube, Instagram oder Facebook durchlöcherte Privatsphäre auseinander. Das private Intime wird immer mehr Bestandteil des Öffentlichen.
Die Ausstellung konzentriert sich im Wesentlichen auf den Zerfall des Interieurs und der Intimität. Der Titel „Hunger“ deutet auf ein existenzielles Bedürfnis und Sinnbild für Mangel sowie Begierde hin.
Beeindruckendes Beispiel dafür sind die Raumteiler von Clémence de la Tour du Pin. Drei Duschkabinen aus Stahl mit einem darüber geworfen benutzten Handtuch sind in der Quersicht offen einsichtig. Auf dem Boden sind braune Spuren aus einer Mischung von Kaffeesatz, Leinöl und Gips wie schmutziges Wasser zu sehen. Von der Längsseite sind durchlöcherte Raumteiler mit verschiedener Möglichkeiten der Durchsicht zu erkennen. Sie stehen als Metapher für verschieden Typen und Charaktere von Menschen, die unterschiedlichen Wert auf ihre Intimsphäre legen. So bieten die an Beichtstuhl-Trenngitter erinnernden Raumteiler je nach Enge der Gitterlöcher mehr oder weniger Einblicke. Die Privatsphäre ist nur scheinbar gewährleistet, da die Querfront offenen Einblick bietet.
Die fetischartigen Arbeiten der KünstlerInnen spielen mehr oder weniger auf die Ausstattung eines Innenraums an. Hier werden die verschiedenen Gegenstände zu Projektionsflächen für Emotionen wie Frust, Ausgrenzung oder Verlust. Die privaten Kreationen einer Parallelwelt in den sozialen Medien führt immer mehr zum Verschwinden des nichtöffentlichen Individuums. Da wird der Fetischismus zum politischen Vehikel und bietet die Möglichkeit zum Widerstand. Die Projektionsflächen sind die Gegenstände, deren viele Risse und Mängel Verwirrung auslösen und Fragen zum Thema aufwerfen.
Die grotesk wirkenden „besetzten Stühle“ von Tobias Spichtig zeigen zum Beispiel einen Tisch mit einigen heruntergekommene Stühle herum gestellt. Auf ihnen sitzen keine Menschen, sondern unterschiedlich bemalte und teils beleuchtete Globen aus verschiedenen Materialien. Es erinnert an ein politisches Krisengespräch. Versteckt im Hintergrund kauert eine als Person im Jogginganzug stilisierte Skulptur ohne Kopf, die das ganze beobachtet und auf den Boden uriniert hat.
Alle vier beteiligten KünstlerInnen arbeiten mit Kontrasten. So werden etwa weiche und harte Materialien kombiniert.
Ein künstlerischer Beitrag zur Auseinandersetzung mit den Einflüssen der modernen sozialen Medien auf unseren höchst persönlichen und privaten Lebensbereich und dessen Folgen.

Die Malerei als Vorgang der Abstraktionen

[fruitful_alert type=“alert-success“]Aufgemalte Jalousien schaffen einen lebendigen Kunstraum.[/fruitful_alert]

Darauf konzentriert sich die aus Venezuela stammende und in Berlin lebende junge Künstlerin Sol Calero mit ihrer ersten großen Einzelausstellung „Interiores“ in Deutschland hier in den Räumen des Dortmunder Kunstvereins neben dem U. Die Ausstellung wird vom 4. März bis zum 7. Mai 2017 dort zu sehen sein. Die Eröffnung dieser Ausstellung ist am Freitag,den 3. März 2017 um 19 Uhr.

Der Raum als Gesamtgemälde

Sol Calereo verwandelt die gesamten Räume in eine malerisches Kunstwerk. Darin können die Besucher in Ruhe eintauchen. Sie spielt dabei geschickt und einem westlichen Blick mit den gängigen Klischees über Venezuela (Südamerika). Mit unterschiedliche bunten Motiven und verschiedenen schönen Ornamenten bedient sie die Sehnsucht nach Sinnlichkeit und Ablenkung.Die schönen bunten Farben wirken dabei nicht aufregend grell, sondern eher beruhigend. Mit einer guten Portion Humor hat sie einen schwarz-weißen PVC-Bodenbelag als Kontrast für den Boden ausgewählt.

Die Ausstellung lädt zum Flanieren und Entdecken von immer neuen Einzelheiten ein. An diesem Ort ohne Funktionalität werden aber auch die Widersprüche und Konflikte unseres eigenen Wertesystem deutlich.

Zu den zahlreichen Veranstaltungen während der Ausstellungszeit erhalten sie Informationen unter info@dortmunder-kunstverein.de oder aber auch unter Telefon: +49 (0) 231 57 87 36

Zwischen den Ichs und dem Nichts

Olga Pedan, "Trollagem Trollerei Rumpetroll"; 2016
Olga Pedan, „Trollagem Trollerei Rumpetroll“; 2016

Mit der Ausstellung „Ichts“ präsentiert der Dortmunder Kunstverein bis zum 30. Oktober fünf spannende Künstlerinnen und Künstler. Ein Spiel zwischen dem körperlichen Ich und dem körperlosen Nichts. Oder um mit einem Philosophen zu fragen: Wer bin ich und wenn ja, wie viele?

Trolle sind im Internetzeitalter nicht mehr nur die nordischen Sagengestalten, sondern auch die körperlosen und meist anonymen Personen, die Diskussionen und Unterhaltungen zerstören. Olga Pedan gibt diesen fiktiven Charakteren eine Art von Identität. Dabei spielt sie mit dem Niedlichen und Komischen, wobei sie auch das Unförmige und Groteske dieser Kreaturen betont.

Ein zentraler Ort für Menschen sind Plätze. Frieder Haller baut sie auf vorgefundenen Materialien wie Holz, Moos oder industriellen Abfallprodukten. Die Miniaturplätze wirken wie Relikte vergangener Zeiten oder sie scheinen aus einer dystopischen Zukunft zu stammen.

Beim Tod wird aus dem Ich das Nichts. Sam Andersons Skulptur „Helpful Waitress Angel“ greift eine Friedhofsskulptur aus Barcelona auf. Hier wird das geflügelte Skelett in eine Kellnerin transformiert, der die männliche Figur aus den Händen gleitet. Der Tod als Zwischenzustand.

Groteske Figuren entdeckt man bei Aleksander Hardashnakov. In seinen zeichnerischen Arbeiten variiert der Künstler das Konzept der Körperlichkeit bis zu seiner Auflösung.

Die Arbeiten von Arjan Stockhausen beschäftigen sich mit dem menschlichen Körper und seiner Hybridität, die Betrachter sind aufgefordert, über die Wahrnehmung des eigenen Körpers zu sinnieren.

Fleisch in Stein verwandeln

Keoghs Auseinandersetzung mit dem Mord an Versace.
Keoghs Auseinandersetzung mit dem Mord an Versace.

Die mystische Medusa, eine der Gorgonen, war kein erfreulicher Anblick. Denn sie verwandelte Menschen bei ihrem Anblick in Stein. Der griechische Held Perseus konnte sie besiegen. Doch in der Populärkultur lebt sie noch immer in verschiedenster Form. Der irische Künstler Sam Keogh beschäftigte sich mit dem Mythos in unterschiedlicher Form. So sehen ist seine Ausstellung „Eurocopter EC 135“ im Dortmunder Kunstverein bis zum 14. August 2016.

Die Medusa ist nicht nur als Gorgone bekannt. Gianni Versace hat sie als Logo für seine Modefirma genutzt, sie ist der wissenschaftliche Fachbegriff für Quallen und eine miltärische Operation im Afghanistan trägt ihren Namen. All dies hat Keogh für seine Ausstellung inspiriert. Im Mittelpunkt stehen drei umgrenzte Gebiete. In ersten hat sich der Künstler mit dem Mord an Versace auseinander gesetzt. Gegenstände, wie ein nachgebautes riesiges Dumdum-Projektil, stehen alle in Verbindung mit der Tat.

Einen symbolischen Soldatenfriedhof entstand im zweiten Gebiet. Hier geht es um die „Operation Medusa“, die 14 britische Soldaten wegen eines Flugzeugabsturzes das leben kostete. Das dritte gebiet hat einen Dortmunder Ort zum Thema: Das Hotel Unique. Hier war der rote Marmor der Auslöser, denn es sieht aus wie zu Stein erstarrtes Blut.

Neben diesen drei zentralen Objekten, hat Keogh eine Vielzahl an kleinen Objekten im Raum verteilt, die manchmal Erinnerungen wecken an archäologische Fundstücke aus dem Meer. Dazu läuft es eine Videoperformance.

Der Dortmunder Kunstverein hat geöffnet Dienstag bis Freitag von 15 bis 18 Uhr sowie Samstag und Sonntag von 11 bis 16 Uhr.