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Grenzerfahrungen und theatrale Versuche der Überwindung

Das Dortmunder Theater im Depot hatte am Samstag, den 28.04.2018 das Ensemble Drangwerk aus Köln mit dem interdisziplinären und performativen Stück „Grenze, Die – und ihr tragischer und erhellender Tod“ in einer Inszenierung von Elisabeth Pleß zu Gast.

In einem Zusammenwirken von Schauspiel, Tanz und Live-Musik geht es in einer Art Parabel auf die Menschheit um „Grenzen“ im weitesten Sinne. Die Grenzen sowohl in unserem Kopf, wie auch unsere nach außen, dem Unbekannten und Fremden gegenüber.

Schon beim Eintritt in den Theaterraum begann die Performance. Wegweiser führten die Eintretenden gezielt zu der in einer Hängematte liegenden „Grenze“ , personifiziert durch die Tänzerin Photini Meletiadis, geleitet und sie bekamen Sitzplatznummern zugewiesen. Schwarze Trennbänder zwischen den Gängen symbolisierten die Begrenzungen. Atmosphärisch eindrucksvoll begleitet vom Jazz- und Improvisationsmusiker Pablo Giw, trifft diese Grenze dann auf zwei Figuren diesseits (Raschid Daniel Sidgi) und jenseits (Annika Weitershagen) ihrer selbst. Beide werden von der Grenze im Spannungsverhältnis von Sicherheitswunsch und Freiheit, Privatsphäre und Überwachung, gezielt gegeneinander ausgespielt. Die beiden Schauspieler bewegen sich gekonnt in diesem Spannungsfeld. Vorsichtige Annäherungen wechseln mit fortschreitender Einengung und der ständigen Beobachtung. Das führt zur Entfremdung und verzweifelten Versuchen der Loslösung und Überschreitung der beengenden Grenzen. Mit viel – oft schmerzhaftem – Körpereinsatz lassen die Schauspieler das Publikum diesen Prozessen und furiosen Grenzkämpfen teilhaben. Die naheliegende Lösung ist: Die Grenze muss weg, und Grenzfreiheit ist das Ziel.

Jazz- und Improvisationsmusiker Pablo Giw sorgte für die passenden Klangwelten. (Foto: © Simon Howar)
Jazz- und Improvisationsmusiker Pablo Giw sorgte für die passenden Klangwelten. (Foto: © Simon Howar)

Die Todesfeier wird mit Marshmallows und Popcorn – auch für das Publikum – als „Happening“ zelebriert, und am Ende wird eine vorbereitete Grabrede gehalten.

Es bleiben aber offene Fragen. Wie schaffen wir es, grenzen zu überwinden? Was passiert danach? Und: Wo kam die Grenze überhaupt her? Ist sie nicht eine ständiger Begleiter in unserem Leben . Auf alle Fälle eine große Herausforderungen für die Menschen. Wir kommen nicht darum herum, uns immer wieder mutig und neugierig mit den inneren und äußeren Widerständen auseinander zu setzen und Grenzen zu überwinden. Es könnte sich lohnen!

Eine emotional aufwühlende Inszenierung mit ausdrucksstarken Schauspielern zu einem aktuellen und existenziellem Thema.

Die Grenze – Ausstellung von Künstlern aus der ehemaligen UdSSR

Parallel zur Ausstellung „Sturm auf den Winterpalast“ wird auf der Ebene 6 des Dortmunder U die Wanderausstellung „Die Grenze“, ein Projekt des Goethe-Instituts Moskau, gemeinsam mit 23 Künstlerinnen und Künstler aus den ehemaligen Sowjet-Republiken. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist für die alle eine neue Zeit des Umbruchs und Neuorientierung gekommen. Unterstützt wird das Projekt vom Auswärtigen Amt.

Es geht darum, neue Perspektiven auszuloten. Deshalb sind bei diesem Projekt auch vorwiegend junge Künstler beteiligt. Es fand nach und nach ein Prozess von Vernetzungen statt.

Sie beschäftigen sich in unterschiedlichen Arbeiten, Videos und Installationen mit den facettenreichen Thema „Grenzen“ im weiteren Sinne.

Die Problematik des Grenzkonflikts um die Ost-Ukraine sind da nur ein kleiner Teilbereich. Es stellen sich die Fragen um das Grenzland Europa. Wo verlaufen die Grenzen genau zwischen Europa und Asien? Gibt es nicht vielmehr kulturelle Grenzen? Der Kurator der Ausstellung Thibaut de Ruyter (Belgien) erklärte: „Wenn wir zum Beispiel an Karaoke denken, verbinden wir es mit asiatischen Ländern.“

Wenn die Grenze hell leuchtet, treten die Akteure ins Dunkle. (v.l.n.r.) Astrid Wege, Thibaut de Ruyter und Inke Arns.
Wenn die Grenze hell leuchtet, treten die Akteure ins Dunkle. (v.l.n.r.) Astrid Wege, Thibaut de Ruyter und Inke Arns.

Astrid Wege, Leiterin der Kulturprogramme Goethe-Institut Moskau und Initiatorin der Ausstellung, berichtete beim Pressegespräch von der weiten Reise der Wanderausstellung von Beginn am 31. Januar 2017 in Moskau über die verschiedenen russischen Städte. Dabei wurden die Schwerpunkte je nach Standort verändert. So lag dieser in St. Petersburg beispielsweise auf dem Thema „Arbeitsmigration“.

Am Samstag, den 25.11.2017 um 15:00 Uhr ist vor Ort ein Vortrag von Karl Schlögel zum Thema „Grenzland Europa“ als Kontinent der wandernden Grenzen mit Phantomgrenzen im Kopf und brutalen Grenzverletzungen und Grenzverschiebungen.

Am gleichen Tag findet zudem um 15:30 Uhr eine Podiumsdiskussion mit KünstlerInnen des Ausstellungsprojektes „Die Grenze“ statt.

Führungen durch die Ausstellung werden einmal die Woche am Sonntag (ab 26.11.2017) jeweils um 15:00 Uhr angeboten.

Sonderführungen sind buchbar bis fünfundzwanzig Personen (60 € zzgl. Eintritts bez. Gruppenpreis. Ermäßigt: 40 € zzgl. Eintritts bez. Gruppenpreis.

Weitere Informationen unter info@hmkv.de