Schlagwort-Archive: Cordula Hein

A Christmas Carol – Dickens in der verzauberten Backstube

Seit nun schon über 15 Jahren wird eine spezielle Variante der Weihnachtsgeschichte „A Christmas Carol“ nach dem Roman von Charles Dickens (1812 – 1870) im Theater im Depot (Dortmund) auf die Bühne gebraucht. Regie führt dabei Thos Renneberg.

A Christmas Carol – Dickens in der verzauberten Backstube weiterlesen

Female Splatter – Opfer oder Täterin?

In der Gesellschaft wird männliche Toxizität bereits benannt und angeprangert. Doch was ist mit weiblicher Toxizität? Sind Frauen als Chefin oder Regisseurin anders oder behandeln sie ihre KollegInnen und BefehlsempfängerInnen genauso schlecht wie manche (nicht alle) Männer. Das Stück „Female Splatter“ beschreibt die versteckten und subtilen Formen der Ungleichheit, vor allem in Kulturbetrieben. Stutenbeißen par exellence. Ein Bericht von der Premiere am 11. Februar 2023 im Theater im Depot.

Female Splatter – Opfer oder Täterin? weiterlesen

Heidi – Der Berg ruft!

„Heidi“, Geißen, Gipfel, Sensationen lautet der Titel der neuesten Theaterproduktion vom Theater im Depot. Die klassische Vorlage des Romans von Johanna Spyri erfährt eine fulminante Überarbeitung durch Regisseur und Autor Stefan Keim.

Der Plott der bekannten Erzählung bleibt im Grunde erhalten. Die junge Heidi wird von ihrer Tante Dete zum Öhi auf die Alm abgegeben. Sie hat Arbeit in Frankfurt gefunden und kann sich um das Kind nicht mehr kümmern. Der Öhi gilt allgemein als ungesellig und etwas sonderlich. Heidi hat jedoch ein sonniges Gemüt und kommt gut mit dem Großvater klar. Erleichtert wird die Eingewöhnung durch den Geißenpeter und einige Ziegen, die zu hüten sind. Nach einiger Zeit erscheint Dete wieder auf der Bildfläche und nimmt Heidi mit nach Frankfurt, um sie als Kameradin der behinderten Klara einzusetzen. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten arrangiert sich Heidi mit den Gegebenheiten, vermisst jedoch das freie Leben auf der Alm. Nach einiger Zeit in der fremden Stadt wird sie vor Heimweh krank und kann kurz darauf in die Berge zurück. Nun muss sie allerdings Klara zurücklassen, was Heidi auch nicht leicht fällt. Nach einigen Monaten kommen Klara und deren Großmutter Frau Stresemann zu Besuch auf die Alm. Durch gute Bergluft und eine Eifersuchtstat des Geißenpeters schafft es Klara auf der Alm wieder laufen zu lernen.

Stefan Keim beginnt sein Stück mit einer Szene im Reisebüro. Ein Paar sucht einen Urlaubsort der beiden zusagt. Nach längerem Hin und her entscheiden sie sich fürs „Heidiland“. Inklusive Alphornklängen und Geißenkuscheln. Im Hintergrund ist eine Alpenkulisse auf eine Videowand projiziert. Hier schallen schon die ersten Lacher des Publikums Richtung Bühne. Danach beginnt die Erzählung über Heidis Abenteuer.

Vorbei mit der Alpenromantik! In Frankfurt muss Heidi (Cordula Hein, mitte) lernen wie man mit Messe und gabel isst. Angeleitet von Frl. Rottenmeier (Sandra Wickenburh) und Klara (Thorsten Strunk). (Foto: © Anja Cord)
Vorbei mit der Alpenromantik! In Frankfurt muss Heidi (Cordula Hein, mitte) lernen wie man mit Messe und gabel isst. Angeleitet von Frl. Rottenmeier (Sandra Wickenburg, links) und Klara (Thorsten Strunk). (Foto: © Anja Cord)

Die drei SchauspielerInnen Cordula Hein (Heidi/Arzt), Sandra Wickenburg (Der Öhi/Fräulein Rottenmeier) und Thorsten Strunk (der Geißenpeter/Tante Dete/Klara/Großmutter) besetzen alle vorkommenden Rollen. Mit Bravour wechseln sie in kürzester Zeit Outfit und Haltung um in die jeweils nötige Rolle zu schlüpfen. Besonders witzig und toll inszeniert ist der Auftritt der Herde, ebenfalls genial durch die drei Schauspieler dargestellt. Beinah jede Szene brachte das Publikum zum Kichern. Die Tiere stehen auf einer leicht schrägen Fläche und kommentieren alle Vorkommnisse auf der Alm. Dabei verhalten sie sich wie Nachbarn die sich über den Gartenzaun oder aus dem Fenster heraus miteinander unterhalten. Klatsch und Tratsch des Tages werden kommentiert. Kreativ unterhalten sie sich durch Muuhs und Määhs, variieren den Tonfall und beschreiben damit alles was Sie bewegt. Als Übersetzungshilfe für das Publikum wird der ausführliche Text, man glaubt ja nicht wie geschwätzig so eine Herde sein kann, im Videobild aufgeschrieben.

Die aktuelle Heidi ist ein aufgewecktes Kind, mit einem heiteren Gemüt und einem positiven Blick auf die Menschen. Sie lässt sich auch vom Großvater nicht einschüchtern der bei ihrem ersten Auftauchen mit einer Axt auf sie und ihre Tante losgeht. Sandra Wikenburg verkörpert den Öhi genauso glaubwürdig wie die Rolle des geifernden Fräulein Rottenmeier. Thorsten Strunk stellt so viele Figuren da, das er kurzfristig im Ablauf der Handlung auf der Bühne vom Geißenpeter zur Klara mutiert.

Mit neuen Texten versehen geben die Akteure zwischendurch kurze Gesangseinlagen, wie zum Beispiel zu „La Montanara“ oder „Frankreich, Frankreich“ von den Bläck Föös umgedichtet in „Frankfurt, Frankfurt“. Auch das klassische Titellied zum Film Heidi durfte natürlich nicht fehlen.

Die Dialoge sind spritzig, Ironie tropft aus jeder Szene und es tut gut, wenn alles mal nicht so ernst genommen wird

Das begeisterte Publikum belohnte die Darsteller mit anhaltendem Applaus.

Die nächsten Vorstellungen sind am 8. Und 9. November, jeweils 20h, am 10. November um 16h und am 22. Und 23. November wieder um 20h.

Heidi – Abenteuer eines Schweizer Naturkinds

Nach “Aschenbrödel – Nuss mit lustig” entführt uns Stefan Keim diesmal in die Welt der Schweizer Alpen. Mit seiner Version von “Heidi” von Johanna Spyri geht es mit Cordula Hein, Thorsten Strunk und Sandra Wickenburg um Almöhis, Ziegen und Kühe. Die Premiere ist am 02. November 2019 um 20 Uhr.

“Heidi” von Johanna Spyri ist ein Weltbestseller und hat das Bild über die Schweiz nachhaltig geprägt. In Deutschland ist der Stoff sicher vielen von der japanischen Zeichentrickserie bekannt, die im Fernsehen von 1977 bis 1978 lief. Aber “Heidi” ist immer noch sehr aktuell, 2015 wurde ein Spielfilm produziert mit keinem geringeren als Bruno Ganz als Almöhi.

Die Geschichte in Kurzform: Die Waise Heidi wird von ihrer Tante, die in Frankfurt bei einer Familie als Dienstmädchen arbeitet, zu ihrem Großvater auf die Alm geschickt. Nach Anfangsschwierigkeiten freunden sich beide an, einen Freund findet Heidi auch beim Geissenpeter. Nach einigen Jahren holt Heidis Tante ihre Nichte zu sich nach Frankfurt, wo Heidi als Gesellschafterin der gelähmten Klara werden soll. Beide werden Freundinnen. Dennoch fühlt Heidi sich immer schlechter in der Stadt und wird letztendlich wieder nach Hause geschickt.

Sandra Wickenburg als Almöhi, dessen grantige Art von Heidi abgemildert wird. (Foto: © Stefan Keim)
Sandra Wickenburg als Almöhi, dessen grantige Art von Heidi abgemildert wird. (Foto: © Stefan Keim)

Der Regisseur Stefan Keim bleibt nah am Buch. Das Stück “Heidi – Geissen, Gipfel, Sensationen” ist ähnlich wie die Vorgängerproduktion „Aschenbrödel“ eine kleine Hommage an den bekannten Stoff. Ein paar kleine Feinheiten hat sich Keim einfallen lassen. So gibt es einen Prolog im Reisebüro, der sich um die Frage dreht: Warum fährt man in die Berge? Darüber hinaus dienen drei Kühe als Erzähler.

Auch spielt das Stück in der Jetztzeit, wobei sich auf der Alm relativ wenig geändert hat, Frankfurt hingegen ist modern. Cordula Hein spielt die Heidi, während die anderen fünf Hauptfiguren wie der Geissenpeter oder Klara von Thorsten Strunk und Sandra Wickenburg gespielt werden.

Wer durch die Zeichentrickserie der 70er sozialisiert wurde, der hat auch das Titelstück “”Heidi” von Gitti und Erika noch im Ohr. Auch das wird wieder auftauchen, aber die Musik hat eine größere Bandbreite, die von alpinen bis modernen Klängen reicht.

Im Gegensatz zu “Aschenbrödel” wird “Heidi” etwas technischer, denn es gibt Videos zu sehen. Die Aufnahmen der Schweizer Berge entstanden im Sommer.

Für Keim und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter ist “Heidi” kein reines Kinderbuch. Zunächst gehe es auch darum, dass junge Menschen tun und lassen können, was sie wollen. Außerdem hat die Originalversion von Spyri Buch durchaus dunkle Seiten. So ist der Almöhi nicht sofort der nette Opi und auch die erzwungene Abreise Heidis nach Frankfurt ist bedrückend. Daher ist das Stück auch erst für Kinder ab acht Jahre konzipiert.

Während „Aschenbrödel“ ein Stück ist, dass nur zur Weihnachtszeit passt, kann „Heidi“ dagegen das ganze Jahr aufgeführt werden. Damit könnte „Heidi“ zum legitimen Nachfolger vom abgespielten „Moby Dick“ werden.

Das Stück hat eine Pause und dauert insgesamt zwei Stunden.

Premiere:

SA 02.11.2019 | 20 Uhr

Eintritt Premiere:
VVK 15 € / 8 € erm.
AK 17 € / 10 € erm.
Kinder bis 14 J. VVK + AK 5 €

Weitere Vorstellungen:
SO 03.11.2019 um 16 Uhr
FR 08.11.2019 um 20 Uhr
SA 09.11.2019 um 20 Uhr
SO 10.11.2019 um 16 Uhr
FR 22.11.2019 um 20 Uhr
SA 23.11.2019 um 20 Uhr

Eintritt:
VVK 14 € / 8 € erm.
AK 16 € / 10 € erm.
Kinder bis 14 J. VVK + AK 5 €

Aschenbrödel in der Tanke

Das Beste waren die Tauben? Nein, ganz bestimmt nicht. Das gesamte Stück „Aschenbrödel – Nuss mit Lustig“ von Stefan Keim nach dem tschechischen Film „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ machte gute Laune, sorgte für vorweihnachtliche Stimmung im Theater im Depot und hat definitiv das Zeug zu einem Klassiker. Ok, die Tauben waren schon echt Klasse. Ein Premierenbericht vom 18. November 2016.

Der Film „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ orientiert sich stark an das Märchen von „Aschenputtel“, so dass ich mir die Inhaltsangabe mal erspare. Keims „Nuss mit Lustig“ ist ein Stück im Stück, denn es spielt einerseits in einer Dortmunder Tankstelle am Heiligabend und andererseits nimmt es Bezug zum Film. In aller Kürze: Drei Menschen treffen sich in einer Tankstelle und stellen fest, dass sie eine Gemeinsamkeit haben, sie alle kennen den Film „Drei Nüsse für Aschenbrödel“. Sie beschließen also, die wichtigsten Szenen des Films nachzuspielen.

Cordula Hein als Angestellte der Tankstelle, Thorsten Strunk als besserwisserischer Familienvater und Sandra Wickenburg als tschechische Truckerin sorgen schon von Beginn an für gute Stimmung unter den Zuschauern. Denn das Besondere von Keims Inszenierung ist, dass alle Requisiten quasi aus dem Fundus der Tankstelle entnommen wurden. Zwei Scheibenwischer verwandeln sich in eine Armbrust und Autoreifen werden zu Pferden. Glücklicherweise hat Libuše, die tschechische Truckerin, einige Altkleider geladen, die prima zum Nachspielen geeignet sind. Auch Libušes Weihnachtsgeschenk an ihre Tochter, ein Erdmännchen aus Plüsch, wird als Akteur verpflichtet.

Das Schöne an dem Stück ist, dass der Humor durchaus unterschiedlicher Art ist. Lokalkolorit (Nä?/Woll?) und Kmamauk haben ebenso ihren Platz wie feinsinnige Bemerkungen. Dazu kommt die große Spielfreude der drei Akteure auf der Bühne, die sich auch auf das Publikum überträgt. Ein ganz besonderer Abend.

Ob es zum Klassiker reicht wie bei der „Weihnachtsgeschichte“ von Dickens? Das wird die Zukunft zeigen, aber Stefan Keim und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter haben schon einmal gut vorgelegt. Jetzt muss das Publikum entscheiden.

Neuer Weihnachtsklassiker im Theater im Depot

Das Ensemble mit Regisseur. (v.l.n.r.) Thorsten Strunk, Stefan Keim, Sandra Wickenburg und Cordula Hein
Das Ensemble mit Regisseur. (v.l.n.r.) Thorsten Strunk, Stefan Keim, Sandra Wickenburg und Cordula Hein

So wie Charles Dickens Weihnachtsgeschichte zum Fest gehört, ist auch der tschechische Film „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ oft ein fester Bestandteil zu Weihnachten. Ein guter Grund für das Theater im Depot neben „A Christmas Carol“ jetzt auch „Aschenbrödel“ ins Programm zu nehmen. Kulturjournalist und Kabarettist Stefan Keim hat aber eine besondere Version entwickelt. Bei ihm ist „Nuss mit Lustig“ und hat Premiere am Freitag, dem 18. November um 20 Uhr.

„Aschenbrödel – Nuss mit Lustig“ ist quasi ein Stück im Stück. Es spielt an einer Dortmunder Tankstelle. Eine, die 24 Stunden auf hat, auch an Heiligabend. So muss die Angestellte die Stellung halten. Zwei Gäste schneien herein: Ein besserwisserischer Familienvater, den seine Ehefrau raus geschmissen hat und eine tschechische Truckerin, die es leider nicht mehr nach Hause schaffen wird. Was die drei Personen zusammenschweißt ist, dass sie den Film „Aschenbrödel“ kennen, also spielen sie zwischen Kaffeeautomaten, Süßigkeiten und Autoreifen die Geschichte nach. Da werden die Autoreifen zu Pferden oder Scheibenwischer zu Armbrüsten. Selbstverständlich spielen die Schauspieler Cordula Hein, Thorsten Strunk und Sandra Wickenburg viele verschiedene Rollen und so wird jede(r) einmal Aschenbrödel sein.

Das Stück ist familientauglich wie Regisseur und Autor Stefan Keim verspricht. Kinder ab acht Jahren könne man problemlos mitnehmen. Inhaltlich gibt es keine Unterschiede zwischen den Nachmittags- und den Abendvorstellungen.

Passend zum Stück gibt es eine kleine Musikdramaturgie aus etwa 30 Stücken. Angefangen vom Italo-Western über Musikkomponisten Danny Elfman bis hin zur klassischen Aschenbrödel-Musik aus dem Film.

Eines war Keim besonders wichtig zu erwähnen: „Es ist keine Persiflage des Films“. Kenner des Films werden die gespielten Szenen mit Sicherheit wiedererkennen.

Neben der Premiere am 18. November 2016 um 20 Uhr gibt es weitere Termine:

Samstag, den 19. November um 20 Uhr,

Sonntag, den 27. Nove,ber um 16 Uhr,

Sonntag, den 04. Dezember um 16 Uhr und

Freitag, den 30. Dezember um 20 Uhr.

Rhythmus ist ein Tänzer

Das Tanzensemble in Aktion. Es wurde auf Live Musik gespielt! (Foto: © Ralf Maserski)
Das Tanzensemble in Aktion. Es wurde auf Live Musik gespielt! (Foto: © Ralf Maserski)

Tanz ist ein Ritual, etwas Archaisches, kann in eine Kunstform gepresst oder sogar missbraucht werden und ist einfach nur ein Ausdruck von Freude. Nach „Kein Stück über Liebe“ hat sich die Junge Tanztheaterwerkstatt den Tanz als Thema ausgesucht. „Give me a vibe, Mr. King“ nahm die Zuschauer am 09. Mai 2015 im Theater im Depot auf eine rhythmische Reise durch die Geschichte des Tanzes mit. Als besonderer Gast: König Ludwig, der XIV., der Sonnenkönig.

Dass Tanz etwas ursprünglich, archaisches ist, erlebten die Zuschauer gleich zu Beginn. Die 24 Tänzerinnen und Tänzer zeigten am Anfang, wie Rhythmus und Körper zueinander fanden. Die einfachste Form, das Klatschen oder Stampfen auf dem Boden, das rhythmische Atmen, der eigene Körper als Resonanzfläche: Die Zuschauer erlebten, dass Tanz etwas natürliches ist und die motorische Kontrolle über den Körper fördert.

Doch Tanz ist nicht gleich Tanz. Ludwig, der XIV. (1638-1712) war ein Förderer des Tanzes, vor allem des Balletts und des höfischen Tanzes. Tanz wurde aus einem freien Spiel in ein Korsett von Notationen gezwängt. Die Rolle des Königs wechselte in dem Stück und wurde von verschiedenen Akteuren übernommen. Natürlich traf der Sonnenkönig im Laufe des Stückes auch auf einen anderen König: Elvis, der King of Rock’n’Roll.

Doch auch die dunklen Seiten des Rhythmus wurde gezeigt, als die Tänzerinnen und Tänzer zu monoton stampfenden Rhythmen marschierten. Techno und Marschmusik ähneln sich auf verblüffende Weise.

Die Choreografien von Birigt Götz und Alexeider Gonzales wurden von den Tänzerinnen und Tänzern bravorös umgesetzt, oftmals gab es spontanen Applaus aus dem Publikum. Großes Lob gehört auch auch Cordula Hein, die zusammen mit Götz die künstlerische Leitung innehatte.

Wer Lust auf 90 Minuten mitreißender Musik, engagierte Tänzerinnen und Tänzer und schöne Choreografien hat, der sollte im Depot um eine Audienz beim König bitten. Er/Sie wird es nicht bereuen. Absolut empfehlenswert.

Weitere Termine:

22.05.15 um 20 Uhr

23.05.15 um 20 Uhr

27.06.15 um 20 Uhr

alle im Theater im Depot

All you need is love

So heißt ein bekannter Song der Beatles. Mit ihrem neuen Projekt „Kein Stück über Liebe“ setzen sich 16 Ensemble-Mitglieder der junge Tanztheaterwerkstatt des Theaters im Depot unter der Regie von Cordula Hein und Katja Ahlers mit den Themen Liebe, Sex und Beziehungen auseinander. Wie verhält es sich damit bei ihrer Generation? Mit ihrem Stück gehen sie der Frage nach, ob es noch lohnt, sich auch heutzutage damit zu befassen. Dafür benutzten sie mit musikalischen, spielerisch-sprachlichen und tänzerischen Ausdrucksformen. Bei diesem Projekt machten 13 junge Frauen und drei junge Männer mit. Das besonders Interessante dabei, ein junge Akteurin der Aufführung im elektrischen Rollstuhl wird wie selbstverständlich mit in das Projekt einbezogen.

Zu Beginn sieht das Publikum das junge Ensemble in Dessous. Es ist noch nicht klar, wo die Reise hingeht und und was wirklich bei dem Thema für die jungen Menschen von Bedeutung ist. Das Stück zeigt gut die Verunsicherung einer Generation, die in einer sexualisierten, fast tabulosen Welt zurecht finden muss. Da ging es um Fragen wie: Wie spreche ich eine mir sympathische Person richtig an? Bin ich hübsch genug? Schreibt man noch Liebesbriefe? Ist Liebe nur eine romantische Illusion? Auch das Thema Eifersucht und unterschiedliche Bedürfnisse wurde gestreift. Musikalisch wurden bekannte „Kino-Liebespaare“ etwa aus „Dirty Dancing“, „Titanic“ oder „Romeo und Julia“ beleuchtet. Ein moderner „Rap“ zum Thema durfte für die Jugend natürlich auch nicht fehlen.

Neben guten gesanglichen Talent überzeugten die Akteur/innen vor allem bei den starken und sensiblen Tanzchoreografien von Choreografin Birgit Götz. Humor und Selbstironie kamen bei der Vorstellung nicht zu kurz. Ein gelungener Einfall war zum Beispiel der Perspektivenwechsel, wo die jungen Frauen mit aufgeklebten Bart und mit Schlips in die Rolle der Männer schlüpften. Diese wiederum kamen zum großen Vergnügen des Publikums mit je einem einem hochhackigen Damenschuh bekleidet auf die Bühne als „Frau“. Lustig auch die „vergeblichen Versuche“, den Kamasutra-Anweisungen folge zu leisten.

Natürlich wurden nicht nur die positiven Seite der Liebe und des Zusammenseins herausgestellt. Mit der Einleitung „Ich kann es nicht leiden, dass“ wurden die Verhaltensweisen des Partners kritisiert. Kleinere Risse entstehen in der Beziehung. Sind sie noch zu kitten?

Geben Ende wurden die vor der Aufführung vom Publikum ausgefüllten Statements zum Thema „Liebe ist….“ vorgelesenen. Das sich die Menschen zu jeder Zeit nach Nähe sehen und das es kein Leben ohne Liebe gibt, wird zum Schluss noch einmal von allen gemeinsam besungen. Eine starke Leistung des gesamten Ensembles.

Wieso mag Edda nicht?

Tja, Panik ist bei den Eltern von Edda ausgebrochen: Sie mag einfach das ihr vorgesetzte Essen nicht. Da geraten unsere fröhlichen Helikopter-Eltern ganz schnell ins Schwitzen. Nach der Premiere von „Edda mag nicht“ am 17. Mai im Theater im Depot ist klar: Das Stück nicht nur für Kinder ab 5 Jahren, sondern auch für Erwachsene. Oder mögen Sie wirklich jedes Lebensmittel?

Matthias Damberg und Birgit Götz spielten und tanzten nicht nur die Eltern, sondern traten auch als verschiedene Lebensmittel wie beispielsweise Möhren auf. Edda selbst war nur als großer Stoff-Schmollmund zu sehen. Die Schauspieler gaben ihm Ausdruckskraft, indem sie die Mundwinkel zum Beispiel bei Missfallen von Edda nach unten gezogen.
Es ist schon bemerkenswert, dass in diesen Zeiten bio, laktose- oder glutenfreien Lebensmittel auch noch Dinge wie Süßigkeiten oder Konserven ihren Platz haben. Es war absolut kein pädagogischer oder ökologischer Zeigefinder zu sehen. Dagegen punktete das Stück mit herrlicher Komik. Beispielsweise als man Edda chinesisches Essen schmackhaft machen wollte, mit schönen Essstäbchen und „Ni Hao“ parlierenden Eltern. Wer hier als Kind vor dieser Fröhlichkeit nicht flüchtet…
Dass auch Erwachsene manches Essen nicht möglichen, zeigte der Kochversuch mit Topinambur. Lustlos stocherte der Vater im essen, klar das auch Edda damit nicht überzeugt werden konnte.

Auch die Lebensmittel beklagten sich über ihr Los. Damberg und Götz als frustrierte Möhren waren ein absolutes Highlight. Auch als Kartoffel, Konserve oder Süßigkeit zeigten die beiden ihre Wandlungsfähigkeit.

Letztendlich half nur eines: Mal Edda fragen, was sie eigentlich gerne essen würde. Und wenn es nur ein ordinäres Butterbrot ist. Auch selber (mit)-kochen macht Freude!

Damberg und Götz feuerten unter der Regie von Cordula Hein ein fulminantes Feuerwerk an Gags ab, die nicht nur Kinder begeisterten, sondern auch Erwachsene, die sich bestimmt an ihre eigene Kindheit erinnern konnten.

Nein, das esse ich nicht!

Als Eltern am Tisch: Matthias Damberg und Birgit Götz.
Als Eltern am Tisch: Matthias Damberg und Birgit Götz.

Welche Eltern haben diesen Satz von ihren Kindern schon gehört? Ich nehme mal an, die meisten von ihnen. Was gestern noch mit Appetit gegessen wurde, wird heute verschmäht. Warum, wieso, weshalb? Das Tanztheaterstück „Edda mag nicht“, das am 17.Mai um 15.00 Uhr im Theater im Depot Premiere hat, will keine Antworten geben, aber Lust auf Lebensmittel machen.

„Es ist kein pädagogisches Lehrstück“, betonte Regisseurin Cordula Hein. „Wir wollen Kinder auf bestimmte Lebensmittel neugierig machen“, ergänzte Choreographin Birgit Götz. Denn Edda, die Titelheldin, ist extrem wählerisch geworden. die Möhren sind ihr zu orange und die Erbsen zu rund. Ständig nörgelt sie über das Essen und niemand kann es ihr Recht machen.

Das Stück wird aus zwei Perspektiven erzählt: Zum einen aus der Sicht der Eltern, die Angst um ihre Tochter haben und ständig neue und exotischere Lebensmittel ausprobieren. Zum anderen aus der Sicht der Lebensmittel, die frustriert im Kühlschrank vor sich hin warten,weil Edda sie nicht mehr essen mag.

In „Edda mag nicht“ geht es nicht vordergründig um den Gegensatz zwischen „gesunden“ und „ungesunden“ Lebensmittel und auch nicht darum, dass man alles mögen muss. Denn Hand auf Herz: Auch für Erwachsene gibt es Lebensmittel, die sie nicht mögen und die daher nicht auf den Tisch kommen.

Daher ist „Edda mag nicht“ kein reines Kinderstück, sondern ebenso geeignet für die Eltern. Das Stück ist für Kinder ab fünf Jahre.

Wer die Premiere leider verpasst: Es ist geplant, das Stück im September wieder aufzunehmen.