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Die Dinge an sich

Die beiden Kuratorinnen Gaby Peters (links) und Nina Nowak mit dem Playboy in Blindenschrift von Caroline Douglas.
Die beiden Kuratorinnen Gaby Peters (links) und Nina Nowak mit dem Playboy in Blindenschrift von Caroline Douglas.

Die Ausstellung „Thingness – Über die Dinge“ im Künstlerhaus Dortmund zeigt eine Auswahl internationaler Künstlerinnen und Künstler, die der Frage nachgehen, wie Dinge und unbelegte Objekte unser Leben beeinflussen. Die Ausstellung läuft vom 07. Oktober bis zum 13. November 2016.

Kaifeng Chun aus Singapur erhebt die alltäglichen Dinge in eine Art höheren Status. Sein Objekt „Not much to see“ besteht aus zwei Flip-Flops, die durch LEDs einen heiligenscheinartigen Rahmen bekommen. Dadurch wirken sie beinahe wie eine Ikone.

Dinge können auch eine gewisse Erwartungshaltung besitzen. So präsentiert Caroline Douglas aus Großbritannien einen Playboy in Blindenschrift. Auf einem Video wird rund 5 Minuten daraus vorgelesen. Somit ergibt sich ein Dialog von Objekt und gesprochenen Wort. Die Arbeit reflektiert natürlich auch die Geschlechterbeziehungen. Wobei in der Playboy-Aufgabe in Blindenschrift keine ertastbaren Bilder vorhanden sind.

Die Verbindung zwischen Wissenschaft und Kunst hat Marcel Große im Visier. In seiner Arbeit „Kreisbeschleuniger“ wird elektrische Spannung von Lichtbögen in Fotografien übersetzt. Das eingesetzte Material ist entscheidend für den verlauf des glühenden Teilchens. Elektromagnetismus goes art.

Ein Ding kann auch einen Menschen beeinflussen. Die Dänin Lea Gulditte Hestelund transformierte sich innerhalb eines Jahres mit Hilfe eines Personal Trainers in die Statur eines griechischen Diskuswerfers. Spannende Reflexion über Körperkult in unserer fitnessorientierten Gesellschaft.

Dinge werden zu Musikautomaten bei Ragnhild May (USA/DK). Sie bastelt mit Motoren und Flöten eine mechanische Orgel, die sie mit eigener komponierter Musik bespielen lässt.

Die Gesetze der Fliehkraft durchbricht scheinbar Till Nowak in seinen Computerzeichnungen und seinem Video „The Experience of Fliehkraft“. Auf den ersten Blick hat es den Anschein, als seien die Bilder des Videos auf einem ganz normalen Rummelplatz aufgenommen worden, doch zeigt sich, dass irgendwas nicht stimmen kann. Die Fliehkräfte wären viel zu stark für einen Menschen oder manche Fahrgeschäfte gar nicht zu erreichen. Ein kritischer Blick auf das „schneller, höher, weiter“ in den Vergnügungsparks.

Christiane Overvad Hansen (DK) zeigt auf drei Screen drei Filme über merkwürdige Maschinen, die sich in ihrer Wohnung befinden. Sind die mechanisierten Objekte Erweiterungen des Körpers oder wird der Körper selbst zum Instrument?

Der Däne Emil Toldbod ging auf Tauchgang. Seine vier Objekte in der Ausstellung sind allesamt aus diesem Tauchanzug. Toldbod ging auf die (vergebliche) Suche nach einer seltenen Schneckenart. Hier geht es um Dinge, die den Körper erweitern und schützen, eben den Tauchanzug.

Nisrek Varhonka ist ebenfalls wie Marcel Große auf wissenschaftlichen Pfaden unterwegs. In ihrer Denkmütze und ihrem genähten schwarzen Loch hüpft sie im Rahmen der Fernsehinstallation „das schwarze Loch“ durch die Ausstellungsräume.

Eine ausstellungsbegleitende Publikation ist dank der Kunststiftung NRW auch entstanden. Neben Portraits der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler haben vier Theoretikerinnen und Theoretiker unterschiedliche Perspektiven zum Thema Dinge aus Philosophie und Kunstgeschichte beigesteuert.

Öffnungszeiten des Künstlerhauses sind: Donnerstag bis Sonntag von 16 bis 19 Uhr.