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Auf den Weg zur eigenen Identität und inneren Heimat

Neben Eimern spielten Koffer eine große Rolle im Stück. Hier das Seniorentanztheater bei der Probe. (Foto: © Anja Cord)
Neben Eimern spielten Koffer eine große Rolle im Stück. Hier das Seniorentanztheater bei der Probe. (Foto: © Anja Cord)

Mit ihrer diesjährigen Aufführung „blick zurück nach vorn“ setze sich das Seniorentanztheater Ballett Dortmund unter der Choreographie von Marcus Grolle mit dem Begriff „innere Heimat“ auseinander. Premiere hatte die Aufführung am 11.Juni 2015 im Schauspielhaus Dortmund.

Zum Stück: Die agilen und sehr rüstigen zweiundzwanzig Akteure, darunter vier Männer, nehmen den Geburtstag von Karin zum Ausgangspunkt für eine Lebensbilanz. Die Gelegenheit wurde genutzt, um Sehnsüchte sowie Wünsche für die verbleibende Zukunft zu formulieren. Karin ist die einzige Person, die jugendlich dynamisch mit ihrem Koffer in der Hand auf Inline-Skates durch die Gegend fährt. Die Männer sind in weißen Sakkos gekleidet, die restlichen Frauen haben schwarz-weiße Sachen an. Alle haben am Anfang einen Koffer bei sich und gehen auf ihre Lebensreise. Die Wege der Darsteller kreuzen sich oder gehen konträr zueinander, streben aber immer ihrem individuellem „Ort der inneren Heimat“ entgegen.

Als Bühnenrequisiten spielten viele weiße und schwarze Eimer eine tragende Rolle als helle und dunkle Elemente des Lebens. Ziemlich schnell wird die Wand aus diesen Eimern von den Tänzern durchbrochen und auf der Bühne verteilt, später aber auch wieder als eine Art Schutzmauer aufgebaut. Dahinter ziehen sich die Akteure öfter blitzschnell festlich um und tanzen euphorisch zu Samba-Klängen und anderer Musik. Das Leben und der Augenblick werden gefeiert. Per Band hören die Zuschauer philosophische Abhandlungen zum Thema. So heißt es zum Beispiel: „Ich Blicke in meine Vergangenheit, um daraus etwas positives für die Zukunft zu entwickeln“. Andere wollen nicht zu sehr zurückblicken, sondern mutig nach vorne blicken. Wichtig ist, was mache ich angesichts der Endlichkeit meines Daseins mit meinem Leben?

Karin wird gleich drei Mal zu ihrem Geburtstag gratuliert. Sie wünscht sich, das ihre männlichen Gäste für sie zaubern und ihr den Wunsch vom Fliegen auf der Bühne ermöglichen. Außerdem will sie mit allen ausgelassen feiern und ausgiebig tanzen.

Die Musikauswahl war mit „Far L’amore Club Mix (Bob Sinclair & Raffaela Carra), „Happyness“ (Jónsi und Alex) oder etwa „Kaffee und Karin“ (Element of Crime) dementsprechend passend ausgewählt worden.

Der Tod und die vielen Ängste im Leben, vor Krankheit, Krieg. korrupten Politikern u.s.w. wurden nicht ausgespart, sondern begleiteten die Akteure per Aufnahmegerät während einer Tanz-und Bewegungs-Performance. Dem gegenüber gestellt wurde, was den Menschen Glücksmomente vermittelt. Es wurden beispielsweise Schokolade, ein Sonnenuntergang oder Liebe genannt.

Der ist für alle Menschen unterschiedlich, und am Ende öffnen alle Darsteller ihre Koffer, und setzen sich mit den ganz persönlichen Dingen, die ihnen wichtig sind auf eine kleine Decke.. Egal, ob ein BVB-Schal, Strickzeug oder sonst etwas.

Eine beachtliche Leistung aller jung gebliebenen Akteure.

Auf der Suche nach der eigenen Identität

Bühne und Ensemble sind in Schwarz-Weiß-Grau gehalten. (Foto: © Anja Cord)
Bühne und Ensemble sind in Schwarz-Weiß-Grau gehalten. (Foto: © Anja Cord)

Inspiriert durch den Film „La Grande Bellezza“ (Die große Schöne) von Paolo Sorrentino entwickelte Choreograph Marcus Grolle mit dem Ensemble des Seniorentanztheaters das Stück „blick zurück nach vorn“. Im Film sinniert ein in die Jahre gekommener Kulturjournalist über sein Leben und die High Society in Rom. Die Premiere des Stückes ist am 11. Juni 2015 um 20 Uhr im Schauspielhaus.

Die Klammer des Tanzstückes bildet eine sich wiederholende Geburtstagsfeier, bei der immer neue Erinnerungen geweckt werden. In verschiedenen Tanzszenen werden Rückblicke in die Vergangenheit und Visionen der Zukunft erlebbar gemacht. Wiederholt bauen die Tänzer Mauern aus unzähligen Papierkörben auf, um sie mit Macht wieder einzureißen. Ähnlich wie sich manchmal auch im Leben Hindernisse in den Weg stellen oder man sich selbst welche Mauern baut, die dann mühsam wieder eingerissen werden müssen, um weiter zu kommen. Rollkoffer, mit denen die Tänzer wunderschöne Sequenzen tanzen stehen für die Lebensreise des Einzelnen. Die Musik ist mal fröhlich und mitreißend, mal ein melancholischer Walzer.

Die Hälfte der aktiven Tänzer, die zwischen 55 und 78 Jahre alt sind, kommt aus dem Umkreis Dortmunds, Münster, Gelsenkirchen, Schwerte und Iserlohn. Durch den Tanz werden Kopf und Körper gefordert und trainiert. Trainiert wird immer Montags sieben Stunden, mit zwei Pausen.

Neben dem 11. Juni gibt es eine weitere Vorstellung am 12. Juni, ebenfalls um 20 Uhr im Schauspielhaus.

Karten kosten 15 € (ermäßigt 10 €) und sind erhältlich an der Theaterkasse, telefonisch unter 0231 5027222 oder im Internet unter www.theaterdo.de

Manchmal muss man Mauern einreißen. (Foto: © Anja Cord)
Manchmal muss man Mauern einreißen. (Foto: © Anja Cord)