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Aufstand der Dinge – surreales Objekttheater im Fletch Bizzel

In unserer Gesellschaft werden Dinge in Massenfertigung hergestellt, um nach Gebrauch einfach weggeworfen zu werden. Doch was ist, wenn diese Dinge eine Art Seele haben und eigene Wünsche formulieren könnten? Undenkbar? Doch im japanischen Volksglauben gibt es Alltagsgegenstände, die zum Leben erwachen und den Besitzer für seinen mangelnden Respekt strafen. Sie werden „Tsukumogami“ genannt.

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fit for future und die wichtigen Lebensfragen

Im Dortmunder Kinder- und Jugendtheater hatte das Klassenzimmerstück fit for future von Knut Winkmann (ab Klasse 9) am 12.01.2018 unter der Regie von Christina Keilmann seine Premiere. In der oberen Etage wurde zu diesem Zweck extra ein Raum als „Klassenzimmer“ für das Publikum umfunktioniert.

Worum geht es? Frau Millberg ist unterwegs im Auftrag des ZIZ (Zukunftsinformations-Zentrum), um Schüler in Fragen der der Berufs- und Lebensplanung zu beraten. Es geht um die Erstellung von möglichst genauen Persönlichkeitsprofilen, Motivation und Selbstoptimierung.

Wie wichtig dabei Zielstrebigkeit ist, macht sie gleich mal durch Statistiken von Ausbildungs- und Studienabbrechern deutlich. Dann passiert das unerwartete. Ihr Kollege mit den Eignungstests kommt nicht, da Frau Millberg ihm eine falsche Adresse genannt hat. Nach einem kurzen Moment der Verunsicherung erzählt sie die Geschichte der ungleichen Schwestern Lena und JoJo. Lena war schon immer der pflegeleichte „Sonnenschein“ der Familie, die nie „Probleme“ machte. Zielstrebig und geradeaus funktioniert sie wie ein perfektes Uhrwerk. Mehrere Sprachen, bester Schulabschluss, Praktika, erfolgreich im Beruf, nebenbei ein Hobby und ein bisschen soziales Engagement – alles kein Problem. Ihre Schwester Jojo will ihr Leben genießen und geht nicht den geraden Weg. Sie verlässt früh ihre Familie und die Schule ohne einen Abschluss. Der große Traum von ihr ist es, Köchin zu werden, Während Lena eines Tages einen „Burn out“ erleidet und das bisherige Lebenskonzept überdenken muss, erfüllt sich JoJo letztendlich ihren Traum…

Ist die Zukunft ein Abenteuer oder ist sie dir egal?: Bianka Lammert als Frau Millberg von der ZiZ bei fit for future. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Ist die Zukunft ein Abenteuer oder ist sie dir egal?: Bianka Lammert als Frau Millberg von der ZiZ bei fit for future. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Dieses Klassenzimmerstück profitiert von der starken Präsenz von Schauspielerin Bianka Lammert. Sie schaffte es, die unterschiedlichen Charaktere der beiden Schwestern und die Veränderung des Blickwinkels bei Frau Millberg sensibel auf die Bühne zu bringen. Die hektisch getriebene Lena genau so wie die neugierig offene JoJo. Sie nutzt dafür den ganzen Raum und kleine Accessoires, um den Charakteren eine Lebendigkeit zu verleihen. Das Stück bietet sowohl humorvolle wie berührend nachdenkliche Momente.

Mit fit for future können aber nicht nur Jugendliche in der Berufsfindungsphase etwas anfangen. In einer sich immer schneller verändernden Gesellschaft mit ihren Herausforderungen betrifft die Thematik uns alle.

Eine gute Idee ist es gewesen, den Anwesenden zum Schluss eine der kleinen schwarzen Karten mit Fragen wie etwa: Was hindert die daran, deine Träume zu verwirklichen? Wer sind die Menschen, auf die du dich verlassen?

Man darf gespannt sein, wie die Schülerinnen und Schüler in den Klassen reagieren.

Mobile Buchung für Schulklassen und Infos unter: 0231/ 50 28773 oder awendelstigh@theaterdo.de

Theaterabenteuer im Klassenzimmer

Agentin Emma Stern (Bianka Lammert) recherchiert, wo alles Zucker drin ist. (Foto: Birgit Hupfeld(
Agentin Emma Stern (Bianka Lammert) recherchiert, wo alles Zucker drin ist. (Foto: Birgit Hupfeld)

Mit der Premiere von „Zuckeralarm“ (für die Klassen 2 bis 5) von Ulrike Willberg am 02.12.2016 um 18:00 Uhr im ehemaligen Robert-Schumann-Berufskolleg startet das Dortmunder Kinder- und Jugendtheater ihr neues Theaterstück fürs Klassenzimmer, die Schulküche und andere Einraumwohnungen.

Neben den Sondervorstellungen in den Kollegräumen können Schulen dieses Stück auch mobil buchen. Regisseurin Isabel Stahl erklärte vorab, worum es geht: „Wir wollen mit diesem Stück auf eine lustige „unpädagogische“ Art einfach darauf aufmerksam machen, wo überall Zucker versteckt ist. Das ist uns oft gar nicht so bewusst.“ „Es geht uns nicht darum, Zucker zu verteufeln“, fügte Dramaturgin Lioba Sombetzki hinzu.

Zum Stück: Emma Stern, gespielt von Bianka Lammert vom KJT-Ensemble, ist Agentin der Agentur für Weltverbesserungspläne aus der Sektion „lecker“. Sie möchte den Menschen nach einem Zuckerschock in ihrem Leben Appetit auf gesundes Essen machen und der „Zuckermafia“ den Kampf ansagen und aufklären. Diese Mafia verfolgt sie und ist ihr auf den Fersen. Die Zeit ist also knapp.Es bleiben ihr nur ungefähr 45 Minuten, um etwas leckeres zu kochen und Co-Agenten für ihr Anliegen zu gewinnen. „Dabei spielt ein Koffer (Kochplatte) sozusagen die zweite Hauptrolle“, verriet Stahl.

Das Stück ist als rasantes und humorvolles Abenteuer konzipiert. Emma erzählt aus ihrem Leben, ist in Bewegung und am Ende entsteht auch noch etwas leckeres zum Essen.

Mobile Buchungen für Schulkassen unter: www.theaterdo.de

Die Vorstellungstermine im ehemaligen Robert-Schuhmann-Berufskolleg:

So, 22.01.2017, 16:00 Uhr

So, 26.02.2017, 16:00 Uhr

So, 05.03.2017, 16:00 Uhr

So, 26.0302017, 16:00 Uhr

Die Premiere am 02.12.2016 ist schon so gut wie ausverkauft.

Informationen unter www.theaterdo.de

Seit wann sind Eltern objektiv?

Er wird doch wohl nicht nach dem Notenzettel schauen? Bianka Lammert, Rainer Kleinespel und Andreas Ksienzyk. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Er wird doch wohl nicht nach dem Notenzettel schauen? Bianka Lammert, Rainer Kleinespel und Andreas Ksienzyk. (Foto: © Birgit Hupfeld)

Willkommen in der Schule. Mittlerweile sind Zeugnisse nicht mehr allein der Schrecken mancher Schüler, sondern auch der Eltern. Vor allem, wenn das wichtige Zeugnis ansteht, das entscheidet, an welche weiterführende Schule das Kind gehen wird. Alles andere als das Gymnasium ist für die Eltern aus dem Stück „Frau Müller muss weg!“ nicht akzeptabel. Daher sind nicht ihre Kinder Schuld an den schlechten Noten, sondern die Klassenlehrerin. Fast parallel zum Kinostart des gleichnamigen Films präsentiert das Kinder- und Jugendtheater die Theaterfassung. Ein Premierenbericht vom 13. Februar 2015.

Wer den Unterschied zwischen Kinofilm und Theater kennenlernen möchte, sollte sich ins Kinder- und Jugendtheater aufmachen. Auch wenn im Schauspielhaus mit Kay Voges sogar eine Mischform zwischen den beiden Genres probiert wird, zeigt die Inszenierung von Intendant Andreas Gruhn, welche Vorteile das Theater gegenüber dem Kino hat und immer haben wird. Die Zuschauer sind hautnah an den Schauspielern, Missgeschicke passieren und können nicht in der nächsten Aufnahme entfernt werden und die Schauspieler bekommen danach den Applaus des Publikums.

Andreas Gruhn versucht aber auch einige „typische“ Filmtricks unterzubringen: So agieren die Schauspieler in wichtigen und entscheidenden Situationen wie in Zeitlupe. Beispielsweise wenn die Tasche von Frau Müller durchsucht wird und die Lehrerin plötzlich in der Tür steht. Dazu erklingt Musik aus bekannten Westernfilmen wie beispielsweise „Spiel mir das Lied vom Tod“.

Die Geschichte kurz erzählt: Der überwiegende Teil der Eltern der Klasse 4b möchte, dass die Klassenlehrerin Frau Müller ihre Klasse abgibt, weil die Kinder in ihren Noten abgesackt sind und der wichtige Übergang zur weiterführenden Schule bevorsteht. Das Gymnasium ist natürlich Pflicht. Aus der Gruppe haben sich fünf Eltern gefunden, die Frau Müller diese Entscheidung mitteilen wollen. Doch nach und nach bricht auch der Konflikt zwischen den Eltern auf, als sie erkennen, wie sich ihre Kinder in der Klasse verhalten. Beim Blick in die Notentabelle von Frau Müller sehen sie, dass die Lehrerin vorhat, ihren Kindern doch gute Noten zu geben. Jetzt soll sie doch Klassenlehrerin bleiben. Hätten sie mal genauer gelesen.

„Frau Müller muss weg“ erinnert ein ganz klein wenig an Yasmin Rezas „Der Gott des Gemetzels“. Das Stück von Lutz Hübner ist aber deutlich humoriger, vor allem weil die Eltern aus unterschiedlichen Schichten stammen. Aber in beiden Stücken wird das hohe gemeinsame Ziel „Frau Müller muss weg“ langsam aber sicher wegen persönlicher Eitelkeiten geopfert, interne Konflike treten zutage und untereinander sind sich nicht alle grün.

Johanna Weißert spielt die Karrierefrau Jessica Höfel. Passenderweise im Hosenanzug hat sie die Kontrolle über die Elternschaft übernommen und möchte alles „businessmäßig“ über die Bühne bringen. Als das Gespräch mit der Klassenlehrerin auf dem Ufer läuft, erfährt auch sie die Wahrheit: Laura, ihre „coole“ Tochter fälscht Entschuldigungen. Sehr schön, wie Jessica vorher gefällte Entscheidungen ohne mit der Wimper zu zucken umwirft, frei nach dem Politiker-Motto „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“.

Ein anderes Kaliber sind die beiden Jeskows. Sie sind von München hergezogen. Bianca Lammert gefällt in der Rolle der „Zicke“ Marina Jeskow, die wegen ihres Mannes aus München wegziehen musste. Das nimmt sie ihrem Mann übel. Sehr übel. Als dann noch herauskommt, dass ihr „hochbegabter“ Sohn in Wirklichkeit der Klassenkasper ist und von allen anderen Kindern geschnitten wird, wird Marina zur Furie.

Patrick Jeskow (Rainer Kleinespel) ist der Pantoffelheld, der unter der Fuchtel seiner dominanten Frau steht und erst gegen Ende den Mund auf bekommt. „Ich lande nicht bei Hartz IV, nur damit Lucas Fußball spielen kann“, bringt Patrick sein Dilemma auf den Punkt. Kleinespel bringt den arg gebeutelten Charakter sehr gut rüber.

Désirée von Delft spielt die alleinerziehende Mutter Katja Grabowski. Anfänglich scheint sie keine Probleme zu haben, denn ihr Sohn Fritz ist der Klassenbeste. Daher steht sie dem Ansinnen, Frau Müller das Vertrauen zu entziehen, nicht positiv entgegen. „Ich bin nur aus Solidarität dabei“, so Katja. Ihr Problem ist, dass sie keinen Zugang zu ihrem Sohn findet. „Mein eigenes Kind ist mir fremd“; sagt sie in dem Stück. Später kommt heraus, dass Fritz ein ernstes Problem mit Lukas hat. Dass sie das von der Lehrerin nicht mitgeteilt bekommen hat, lässt ihre Sympathien für Frau Müller erkalten.

Hinzu kommt, dass Katja ein Verhältnis mit dem verheirateten und impulsiven Wolf Heider (Andreas Ksienzyk) hat. Heider bringt durch seine direkte Art Feuer in das Gespräch mit der Lehrerin, das danach eskaliert. Da er arbeitslos ist, versucht er seine Tochter Janine möglichst viel Bildung zukommen zu lassen, dass das Mädchen schier erdrückt und in eine sklavische Freundschaft mit Laura bringt.

Bettina Zobel spielt die Rolle der Klassenlehrerin Sabine Müller, die völlig unerwartet mit der Drohung der Absetzung konfrontiert wird. Denn die Eltern waren allesamt nicht in der Lage, vorher ein Gespräch mit der Lehrerin zu suchen. Zobel spielt diese Rolle sehr sanft, zart und zerbrechlich.

Der ernstere Hintergrund des Stückes ist der immer stärker werdende Druck, sein Kind auf das Gymnasium schicken zu müssen. „Ich bin heute Abend angetreten, weil ich Laura auf dem Gymnasium haben will“, erklärt Jessica Höfel klipp und klar. „Ich habe mehr Angst vor dem Zeugnis als Janine“, gibt Wolf Heider zu. Und in dieser Situation können alle Objektivität nicht gebrauchen. Denn „seit wann sind Eltern objektiv?“

Ein Stück mit vielen lustigen Déjà-vus für Lehrer und Eltern. Beispielsweise wenn die Lehrerin voller Stolz auf die Ergebnisse der Projektwoche mit den Kastanienmännchen zeigt und später herauskommt, dass Eltern an dem Werk nicht ganz unbeteiligt waren. Vielleicht wegen der Zielgruppe ein ungewöhnliches Stück für das Kinder- und Jugendtheater, aber ein Besuch lohnt sich.

Pinocchios Traum von der Menschwerdung

Gepetto (Andreas Ksienzyk) hat endlich seinen Sohn (Joeri Burger). Foto: © Birgit Hupfeld.
Gepetto (Andreas Ksienzyk) hat endlich seinen Sohn (Joeri Burger). Foto: © Birgit Hupfeld.

Es ist kaum zu glauben. Das Dortmunder Kinder-und Jugendtheater feiert in diesem Jahr schon sein 60-jähriges Bestehen. Die Premiere des diesjährigen Weihnachtsmärchens „Pinocchio“ am 14. November 2013 nach einer weltweit bekannten Erzählung von Carlo Collodi in der Bearbeitung vom Leiter des KJT Andreas Gruhn, bildete einen wunderbaren Rahmen zum Feiern im Dortmunder Schauspielhaus. Pinocchios Traum von der Menschwerdung weiterlesen