Schlagwort-Archive: Ballett Dortmund

Überarbeitetes Handlungsballett voll Dynamik und Esprit

„Der Traum der roten Kammer“ in einer Neufassung von Xin Peng Wang

Ballettintendant Xin Peng Wang hat in seinem zwanzigsten Jahr in Dortmund sein persönlichstes Handlungsballett, „Der Traum der roten Kammer“ (Musik Michael Nyman), nach einem großen historischen chinesischen Roman für das Publikum neu überarbeitet. Aus dem riesigen Werk aus der „Herz seiner Heimat“ mit offenem Schluss hat Xin Peng Wang ein atemberaubendes Ballett mit dem Hintergrund einer unglücklichen Liebesgeschichte und über dreihundert Jahre chinesische Geschichte choreografiert. Ars tremonia war am 16.02.2024 dabei.

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Romeo und Julia – eine unvermeidbare Tragödie?!

Am 15.10.2022 hatte im Opernhaus Dortmund das Ballett „Romeo und Julia“ (Musik von Sergej Prokofjew) unter der Choreografie von Jean-Christophe Maillot mit der hiesigen Ballett-Compagnie seine eindrucksvolle Premiere. Musikalisch begleitet wurde die Aufführung von der Dortmunder Philharmoniker unter der sensiblen Leitung der neuen Kapellmeisterin Olivia Lee Gundermann. Der genaue historische Hintergrund stand bei der Inszenierung im Hintergrund.

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Matinee New London Moves

Spannende Einblicke in die zeitgenössische britische Tanzkunst ermöglicht Ballettintendant Xin Peng Wang mit seiner aktuellen Stückauswahl. Unter dem Titel „New London Moves“ tanzt das Ensemble Choreografien von Wayne McGregor, Douglas Lee und Akram Khan. Kleine Ausschnitte der Stücke Eden/Eden (McGregor), Dust (Akram Khan) und Marquette (Douglas Lee) zeigten die Dortmunder Tänzerinnen und Tänzer in einer Matinee im Ballettzentrum Westfalen.

In Eden/Eden setzt sich McGregor mit den Möglichkeiten und Verirrungen des Clones auseinander. Ausgehend von Steve Reichs Komposition Dolly aus dem Werk „Three Tales“ beleuchtet der Choreograf das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Menschlichkeit beleuchtet. Eine Fragestellung lautet : Gibt es mehr als einen Garten Eden? Was ist Original, was eine Kopie? In der gezeigten Szene bilden sich aus anfänglich androgyn erscheinenden Wesen viele Individuen heraus.

Choreografien aus Großbritannien stehen im Mittelpunkt bei "New London Moves". (Foto: © Rike  / pixelio.de)
Choreografien aus Großbritannien stehen im Mittelpunkt bei „New London Moves“. (Foto: © Rike  / pixelio.de)

Zum Stück „Marquette“ von Douglas Lee komponierte Nicolas Savva seine erste komplett elektronische Partitur. Die Einschränkungen durch die Coronaepidemie zwangen den Musiker ausschließlich im Homeoffice zu komponieren. Er begann die Instrumente, die er vor Ort hatte, einzuspielen. Er verlangsamte den Rhythmus, zog die Akkorde auseinander und drehte die einzelnen Musikschnipsel so lange durch die elektronische Mangel bis etwas völlig Neues entstand.

Tänzer und Choreograf Akran Khan bearbeitet in seinem Stück „Dust“ die schrecklichen Auswirkungen der Materialschlacht im 1. Weltkrieg und ihre Folgen für die Soldaten, die dieser entmenschlichten Kriegstechnik ausgesetzt waren. Die Verletzungen und Traumata, sowie die sozialen Auswirkungen, wenn die Heimkehrer auf die eigenen Familien trafen. Dieses Thema setzen Alisa Uzunova und Márcio Barros Mota in einer ergreifenden tänzerischen Erzählung um. Sie nehmen die Zuschauer mit in eine Auseinandersetzung eines Paares, das seine Rollen neu definieren muss. Die Emanzipation der zurückgelassenen Frau und eine traditionelle Rollenzuschreibung prallen aufeinander. Die Beziehung muss neu ausgehandelt werden.

Die Premiere der „New London Moves“ ist am 19. Februar im Opernhaus.

Rauschender Ballettabend mit Strawinsky

Zwei beeindruckende Interpretationen von „Petruschka“ und „Le Sacre du Printemps“ von Igor Strawinsky zeigt das Dortmunder Ballett im Opernhaus.

In der Inszenierung von Xing Pen Wang begibt sich das Ballett auf eine Zeitreise durch das 20. Jahrhundert bis heute. Ein weißer riesiger Stoffzylinder in der Mitte der Bühne dient als Projektionsfläche für gefilmte und gezeichnete Bildikonen. Die Zeitreise beginnt im Entstehungsjahr des Stückes 1911, im Zusammenspiel mit den Tänzern ist man an Fritz Langs Metropolis erinnert. Die zahlreichen Filmzitate enden in einer digital animierten futuristischen Szenerie.

Unter aus dem Off eingespieltem wahnsinnigen Gekicher erscheint Petruschka (Javier Cacheiro Alemán) auf der Bühne. Selbstverliebt und selbstbewusst tanzt er durch die Zeiten, spielt mit den Frauen, stellt sich zur Schau und genießt das Leben. Nachdem er während einer seiner Eskapaden niedergeschlagen wird, rettet ihn ein Mädchen, in das er sich sofort verliebt. Nach einigen koketten Annäherungen, wendet diese sich jedoch einem reicheren, besser situierten Geschäftsmann zu. Petruschka gerät in eine Abwärtsspirale, sein Glück schwindet, sein Selbstvertrauen ist dahin. Das Ensemble tanzt als Straßengang und zeigt ihm, dass er nicht mehr dazu gehört. Er ist allein. Mit einem letzten Aufbäumen in pinkfarbenen und gelben Outfit, geschminkt als Joker, versucht er sich noch einmal zu etablieren, schafft dies aber nicht. Als letzten Ausweg geht er in den Tod. Das gleiche gruselige Gekicher vom Beginn des Stückes erschallt zum Ausklang erneut.

Javier Cacheiro Alemán (Petruschka), Ensemble; Foto: (c) Leszek Januszewski
Javier Cacheiro Alemán (Petruschka), Ensemble; Foto: (c) Leszek Januszewski

Spektakuläre Tanzszenen im Dauerregen zeichnen die Inszenierung von Strawinskys „Le Sacre du Printemps“ aus. In Kaskaden stürzte immer wieder Wasser auf die Bühne herab. Zeitweilig meinte man das Wasser am Boden müsse in den Orchestergraben überlaufen. Eine Meisterleistung vollbrachten die Tänzer und Tänzerinnen auf dem spiegelglatten Tanzboden. Sehr deutlich veränderten sie ihre Haltung. Sie tanzten mit tiefer gebeugten Knien, um besseren Halt zu finden, was einen erdverbundenen Eindruck verstärkte. Mit wirbelnden Figuren und rutschenden Bewegungen entstehen völlig ungewohnte Bilder. Das Dortmunder Ballett studierte die Choreografie des „Bewegungspoeten“ Edward Clug mit Tänzer und Choreograf Gaj Zmavc ein, der das Ensemble mit den Vorstellungen von Clug vertraut machte.

Zu Beginn sind sechs Männer und Frauen isoliert auf einer dunkelblauen Bühne zu sehen. Sie tanzen für sich, sind dann aber auf der Suche nach dem zukünftigen Frühlingsopfer. In einer archaisch wirkenden Tanzszene erwählen sie schließlich das Opfer aus ihrer Mitte, brillant verkörpert von Sae Tamura. Sie wird eingekreist, versucht zu fliehen, erkennt nach einigen Kämpfen mit der Gruppe die Aussichtslosigkeit ihrer Lage und nimmt sie an. In einem atemberaubenden Finale wird Sae Tamura vom hellen Licht, in dem sich die Gruppe befindet ins Dunkel und in die Ausweglosigkeit geworfen. Das Publikum war wie gebannt und applaudierte dann mit langanhaltenden Standing Ovations für dieses wundervolle Tanzerlebnis.

Wenn bei „Paradiso“ das Licht tanzt

Nach dem Höllen-„Inferno“ und „Purgatorio“ (der Läuterung) stand mit der Premiere von „Paradiso“ am 29.10.2021 im Dortmunder Opernhaus der dritte Teil von Xin Peng Wangs Ballettmonument nach Dantes „Göttlicher Komödie“ auf dem Programm. Die hiesige Ballett-Compagnie war bestens aufgelegt und die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Philipp Armbruster setzten die Musik des Künstlerkollektivs 48nord präzise zum Geschehen um.

Denn waren die beiden ersten Teile eher atmosphärisch düster gehalten, führt uns „Paradiso“ in helle kosmische Sphären. Hier sind die Tänzer*innen alle hell gekleidet. Die rhythmisch-psychedelische Musik von 48nord (Ulrich Müller und der erst kürzlich verstorbene Siegfried Rössert) lässt den lockenden Sirenengesang der Sterne in den unendlichen Weiten des Weltalls, das Knistern und Zirpen der Sternschnuppen sowie Dröhnen und Rauschen der vorbeiziehenden Kometen für das Publikum hörbar werden.

Das Ensemble im Lichtkranz von "Paradiso" (Foto: © Leszek Januszewski)
Das Ensemble im Lichtkranz von „Paradiso“ (Foto: © Leszek Januszewski)

Im Mittelpunkt von „Paradiso“ steht der Tanz selbst als Symbol für den Herzschlag des ewigen Kosmos. Der wird von der Liebe in Bewegung gehalten.

Aus dem Bühnenboden erhebt sich hier ein gewaltiges rundes Lichtradgerüst mit vielen Strahlern, um zur Umlaufbahn der Gestirne und am Ende zur Himmelsrose zu werden, wo sich die Liebenden verbinden.

Dante (Javier Cacheiro Alemán) und seine Jugendliebe Beatrice (Amanda Vieira) treffen in „Paradiso“ aufeinander und stehen hier als sinnbildliche Achse im Zentrum, um die sich aus drei geometrischen Grundformationen (Rechteck, Dreieck, Kreis) der choreografische Prozess des ewigen Tanzes aus der himmlischen Freude an der Bewegung selbst in immer neuen Variationen und Facetten spiegelt.

Diese Spiegelungen werden durch eine runde Leinwand-Projektionsfläche, die aus dem großen Lichtrad herausgefahren werden kann, für das Publikum eindrucksvoll sichtbar gemacht.

Wang lässt nicht nur „Himmelkörper“ tanzen, sondern seine Visualisierung der paradiesischen Harmonie greift weiter. Dabei spielt die ausgefeilte Bühnen und Beleuchtungstechnik (Stefan Schmidt) eine bedeutende Rolle. Die Elenden sollen bei Dante von ihren Leiden erlöst und zu ihrem Glück geführt werden. Für den Dortmunder Ballettintendant geht es in Paradiso darum, das Unglaubliche zu glauben und zu tun.

Es ist für ihn der Tanz der Planeten, der Tanz in die Freiheit. Ein mit viel Applaus belohnter eindringlicher Ballett-Abend.

Informationen zu weiteren Vorstellungsterminen finden sie wie immer unter www.thwaterdo.de oder Tel. 0231/5027222

Fordlandia – zwischenmenschliches Zauberballett von Lucia Lacarra und Matthew Golding

Der Lockdown und die Grenzsperrungen führten dazu, dass manche Paare für eine lange Zeit getrennt blieben. Besonders dramatisch war diese Zeit für ein Ballettpaar wie Lucia Lacarra und Matthew Golding, die nicht zusammen arbeiten konnten. Die Lehren aus dieser Zeit verarbeiteten beide zu einem emotionalen Programm, das den Titel „Fordlandia“ trägt. Ein Premierenbericht vom 19.09.2020.

Fordlandia ist eine Mischung zwischen Ballettfilm und realer Aktion auf der Bühne. Zunächst werden einige Zeit Bilder von Matthew Golding und Lucia Lacarra auf der großen Leinwand im Hintergrund gezeigt, während die beiden parallel auf der Bühne beinahe synchron die Choreographie „Stillness“von Anna Hop zur Musik von Chopin tanzten. Dieses doppelte Paar tanzen zu sehen, der Kontrast und die Gleichheit mit den Kinobildern war eine spannende neue Sichtweise.

Leider war das folgende Stück „Close“ dem vorangegangenen zu ähnlich. Die gleiche Choreografin und der gleiche Komponist. Glücklicherweise änderte es sich mit „Snow Strom“, das Programm nahm Fahrt auf. Hier begannen Lucia Lacarra und Matthew Golding im Film zwischen Bäumen zu tanzen. Auf der Bühne tanzte Golding ein wenig parodistisch nach der Musik von Georgi Swiridov einen klassisches Pas de deux.

Begeisterten das Publikum mit ihrem Programm "Fortlandia": Lucia Lacarra und Matthew Golding. (Foto: ©  Leszek Januszewski )
Begeisterten das Publikum mit ihrem Programm „Fortlandia“: Lucia Lacarra und Matthew Golding. (Foto: © Leszek Januszewski )

Der Höhepunkt des Abends war mit Sicherheit das Stück „Fordlandia“ nach der Choreographie von Juanjo Arqués. Während die Kinobilder das Meer zeigen und Lucia Lacarra auf einer Klippe, verwandelte sich die Bühne dank eines riesigen Stoffbandes, blauem Licht und Wind zu einem wilden Meer in dem die Beiden tanzten. Sehr beeindruckend für die Zuschauer.

In „Pile of Dust“ ebenfalls von Juanjo Arqués konnten wir weder Meer noch Wald erblicken, sondern die beiden Tänzer erschienen uns in Spektralfarben wie tanzende Geister. Romantisch wurde es am Ende bei „After the Rain“. Bei ruhiger Musik von Arvo Pärt und einem Hintergrundbild mit lila Wolken, zeigen die Lucia Lacarra und Matthew Golding, dass es nach der schweren Zeit auch wieder Zeichen der Hoffnung gibt und das ein neuer Morgen kommt.

Lucia Lacarra und Matthew Golding zeigten ein beeindruckendes Ballettprogramm. Sehr emotional, technisch sehr hochstehend, der Hoffnung macht auf eine Zeit ohne Beschränkungen und Lockdowns.

Der Titel „Fordlandia“ ist nach dem gescheiterten Projekt von Henry Ford benannt. Die Stadt in Brasilien sollte eine große Kautschukplantage beherbergen. Doch ökologische Probleme und kulturelle Unterschiede zwischen US-Amerikanern und Brasilianern führte zum Niedergang. Jetzt leben nur noch 2.000 Einwohner dort.

Mehr Informationen zu Terminen und Karten unter www.theaterdo.de

Ein Auftakt mit kleinen Schritten

Am Dienstag, dem 01. September 2020 war es soweit: Das Theater Dortmund spielte wieder live. Die Philharmoniker, die Oper und das Ballett präsentierten vor Publikum Musik und Tanz. Gewöhnen muss man sich daran, dass 286 Besucher „ausverkauft“ bedeutet.

Maskenpflicht im Foyer und reichlich Abstand im Saal. Das Theater Dortmund hatte ihr Sicherheitskonzept perfekt umgesetzt. Es war sicherlich ungewöhnlich, so viel Platz zwischen den einzelnen Zuschauern zu erleben, aber es kam am Dienstag schon ein wenig Stimmung auf.

Dafür sorgten die Akteure und die Verantwortlichen. Der geschäftsführende Direktor Tobias Ehinger zeigte seine Erleichterung über den Start ebenso wie Ballettdirektor Xin Peng Wang, Opernintendant Heribert Germeshausen und Generalmusikdirektor Gabriel Feltz.

Das Theater Dortmund öffnet wieder seine Pforten für Besucher. (Foto: © Anja Cord)
Die neue Spielzeit kann beginnen: Das Theater Dortmund öffnet wieder seine Pforten für Besucher. (Foto: © Anja Cord)

Doch das Wichtigste an der Eröffnungsgala waren die SängerInnen, MusikerInnen und TänzerInnen. Zu hören waren Ausschnitte aus kommenden Produktionen wie Mozarts „Entführung aus dem Serail“ mit der neuen Sopranistin Sooyeon Lee, oder einfach nur schöne Musik und Choreografien. Vor allem für Xin Peng Wang und sein Ballett werden die Abstandsregeln zu einer neuen Herausforderung, ebenso wie für die Philharmoniker, die nicht mehr mit „voller Kapelle“ agieren dürfen. So muss das Spielzeit-Programm den Gegebenheiten angepasst werden.

Das Beruhigendste ist aber: Das Theater Dortmund tut alles in seiner Macht stehende, damit die Zuschauer einen sicheren Abend genießen können. Damit kann sich der Vorhang für die kommende Spielzeit wieder öffnen.

Wer Lust hat, die Eröffnungsgala zu erleben, kann sie am 05. September um 16 Uhr und um 20 Uhr genießen.

Zwei starke Tanzarchitekturen zu 100 Jahre Bauhaus

Mit der Premiere von „Bauhaus 100“ am 24.11.2019 wurde den Besuchern der Oper Dortmund ein besonderer, zweigeteilter Ballett-Abend geboten. Hundert Jahre Bauhaus waren ein guter Anlass, um zunächst Oskar Schlemmers berühmtes „Triadisches Ballett“ von dreizehn Mitglieder der Compagnie des Bayerischen Junior Balletts München in Neuproduktion von 2014, einstudiert von Ivan Liška, in unserer Stadt aufzuführen.

Zur Zeit der Bauhaus-Bewegung gab es eine Aufbruchstimmung in ganz Europa. Oskar Schlemmer wollte Kunst und Handwerk wieder zusammenführen und sie für den Lebensalltag nützlich zu machen…Möbel und Design wurden praktisch, funktional und dabei schön für den Alltag der Menschen gestaltet.

In dem Wort „Triadisch“ steckt das griechische Wort für „Dreiklang“. Dieser Dreiklang begleitet den Zuschauer auf allen Ebenen. Ob in Bezug auf Raum-Form-Farbe Kreis-Quadrat-Dreieck, Kostüm-Bewegung-Musik, Höhe-Breite-Tiefe oder etwa die drei maßgeblichen Grundfarben .

In verschiedenen Szenen schlüpften die insgesamt dreizehn Tänzer*innen des München Juniorballetts in die fantasievollen Figuren des „Triadischen Balletts“ von Oskar Schlemmer“.

Allein, als Paar oder zu Dritt ertanzten sie sich in bunten Kostümen den Raum. In fantasievollen bunten Kostümen, in den Grundfarben lackierten Reifröcken, verschiedenfarbige Kugeln an Händen oder Kopf, Kostümen aus Wollbommeln sowie Drähten (auch mal mit Gegenständen in der Hand) wurden die Bauhaus) Figuren und Charaktere auf der Bühne lebendig.

Die Musik, oder sollte man besser Geräusche sagen, war exakt auf jede einzelne kleine Bewegung und Geste abgestellt waren. Annäherungen, Zusammenspiel und Abwehr spielten im Raum eine Rolle und es gab grotesk-komische Momente.

Eine großartige Leistung aller Beteiligten, wenn die etwas schrillen Geräusche manchmal auch etwas gewöhnungsbedürftig waren, und gewisse Längen in der Aufführung zu spüren waren.

Oskar Schlemmers Ballett war schon einmal zu Gast in Dortmund: Das Theater im Depot präsentierte bereits 2015 eine Neuinterpretation des triadischen Balletts mit den Tänzerinnen und Tänzern des „Theaters der Klänge“.

Nach der Pause folgte die Uraufführung der Auftragsarbeit „Fluid Housing“ („flexibler Wohnungsbau“) für das Ballett Dortmund. Die von der Choreografin Wubkje Kuindersma (Niederlande) und der Animatorin Nicole Aebersold (Schweiz) geschaffenen digitalen architektonischen Welten, können als eine Erweiterung des Bauhaus-Geistes gesehen werden. Kunst wird nicht nur als beiläufige Selbstverwirklichung gesehen, sondern auch als Verpflichtung, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.

Atemberaubende Bilder von der Beziehung zwischen Wohnraum und Mensch zeigte das Stück "Fluid Housing". (Foto: © Ballett Dortmund)
Atemberaubende Bilder von der Beziehung zwischen Wohnraum und Mensch zeigte das Stück „Fluid Housing“. (Foto: © Ballett Dortmund)

Die Aufführung geht von der Utopie aus, den in unserer Zeit immer knapper werdenden Wohnraum digital als analoge Realität und virtuelle animierter Wirklichkeit zu postulieren. Mensch und Raum bedingen sich Wechselseitig und hängen voneinander ab. Als atmosphärische Verstärkung wurde die passende Musik (Valgeir Sigurðsson) und dem Lichtdesign (Ralph Jürgens) geschickt eingesetzt.

Die nahtlose Verschränkung der verschiedenen Ausdrucksebenen und Interaktionen erfüllen aber nicht nur den Zweck, das Publikum optisch zu überwältigen.Es geht viel mehr um das existenzielle Verhältnis von Mensch und Raum.

Diese halbe Stunde mit einer ganz eigenen Dynamik verflog viel zu schnell.

Eine innovative Uraufführung und schönes Beispiel für ein gelungenes Zusammenwirken von analoger Ballettkunst und moderner digitalen Technik.

Benefizveranstaltung für künstlerische Nachhaltigkeit in Dortmund

Im letzten Jahr gab es schon eine besondere Benefizveranstaltung unter dem Titel „Sommernachtstanz“ als Kooperation vom Theater Dortmund (Ballett) und dem Lions-Club Rothe Erde mit dem Ziel, junge Künstlerinnen und Künstler und nachhaltige Projekte in verschieden künstlerischen Bereichen zu fördern.

Am 06. Oktober 2019 um 17:00 Uhr (Opernhaus Dortmund) wird es einige Veränderungen geben. Nicht nur der Name, auch die Kooperation wird mit Highlights aus Oper & Ballett erweitert. Der neue Name „Dortmunder Löwe 2019“ ist eine symbolische Reminiszenz an den Lions-Club Rothe Erde. Eine Jury unter der Leitung von Bürgermeisterin Birgit Jörder vergibt wieder Preise in den drei Kategorien:

1. „Junge Künstlerinnen und Künstler“,

2. Kulturelle / künstlerische Vermittlungsprojekte“

3. im Bereich „Nachhaltigkeit“ (Projekte, die Kunst und Kultur nachhaltig für die nächste Generation etablieren).

Interessierte können sich bis zum 15. Juni 2019 unter dortmunderloewe@theaterdo.de bewerben.

Tobias Ehinger (Geschäftsführender Direktor Theater Dortmund)erklärte, dass es nicht um einen Siegeswettbewerb im Sinne 1. 2. und 3. Preis, sondern das die Unterstützung für förderungsbedürftige Personen oder Projekte je nach ihrem aktuellen Bedarf geht.

Mit dem "Dortmunder Löwen" wird ein Förderpreis für junge Künstlerinnen und Künstler ins Lebens gerufen. (v.l.n.r.) Tobias Ehinger (Geschäftsführender Direktor des Theater Dortmund), Heribert Germeshausen (Intendant der Oper), Dietmar Bläsing (Lions Club Rothe Erde), Bürgermeisterin Birgit Jörder, Manfred Klobes (Präsident Lions Club Rothe Erde), Ballettdirektor Xin Peng Wang, Sascha Nies und Gerd Bollermann (Lions Club Rothe Erde).
Mit dem „Dortmunder Löwen“ wird ein Förderpreis für junge Künstlerinnen und Künstler ins Lebens gerufen. (v.l.n.r.) Tobias Ehinger (Geschäftsführender Direktor des Theater Dortmund), Heribert Germeshausen (Intendant der Oper), Dietmar Bläsing (Lions Club Rothe Erde), Bürgermeisterin Birgit Jörder, Manfred Klobes (Präsident Lions Club Rothe Erde), Ballettdirektor Xin Peng Wang, Sascha Nies und Gerd Bollermann (Lions Club Rothe Erde).

Zusätzlich wird ein Wettbewerb zur Gestaltung des Dortmunder Löwen ausgelobt.

Wie beim Oscar oder dem Bären der Berlinale wird auch mit der Förderung des DORTMUNDER LÖWEN eine Trophäe vergeben. Wie diese aussieht, ist Teil des Wettbewerbs, an dem sich alle Künstlerinnen und Künstler in Dortmund beteiligen können. Die Gewinnerin oder der Gewinner erhalten eine einmalige Förderung von 1.000 EUR.

Wie Bürgermeisterin Jörder beim Pressegespräch betonte, können wirklich alle jungen Künstlerinnen (bis 30 Jahre), auch die Beteiligten vom letzten Jahr mitmachen.es muss nur etwas „begreifbares“ geliefert werden.

Interessenten können ihre Vorschläge bis zum 15. Juni 2019 unter dortmunderloewe@theaterdo.de einreichen.

Manfred Klobes (Präsident Lions-Club Rothe Erde) verriet, dass auch in diesem Jahr wieder viele Förderer und Sponsoren für das Projekt für die Gesamtsumme von 40.000 EUR (wie letztes Jahr) gefragt sind. Spenden erwünscht. Sämtliche Erlöse zzgl. Spenden und Sponsoreneinnahmen kommen der Förderung von Projekten der kulturellen und soziokultureller Nachwuchsarbeit in Schulen und Kindergärten sowie jungen Künstlern in Dortmund zugute. Breite Förderung gehört zur Philosophie vom Lions-Club.

In diesem Jahr ist das kulturelle Programm vom kulinarischen Programm getrennt.

Zunächst können sie das einmalige und exklusive Programm, zusammengestellt von Opernintendant Heribert Germeshausen und Ballettdirektor Xin Peng Wang und die dramaturgisch darin eingebundenen Preisverleihungen erleben. Es soll ein einmaliges „Preview-Erlebnis“ für die BesucherInnen werden.

Sicher sind besondere Ausschnitte aus „Inferno“ (Ballett) oder der neuen Opernproduktion „Echnaton“ als Highlight und auch das NRW-Juniorballett dabei.

Preise für die Benefizveranstaltung mit Highlights aus Oper und Ballett: Dortmunder Löwe:

Kategorie 1: 50 EUR (1. bis 16. Reihe)

Kategorie 2: 40 EUR (17. bis 25. Reihe)

Im Anschluss an die Veranstaltung mit Preisverleihungen besteht die Möglichkeit, für einen Preiszuschlag von 35 EUR in der Lounge21 (Obere Etage) an einer Party mit Live-Musik teilzunehmen und ein Flying Dinner von Dinner&Co mit kulinarischen Köstlichkeiten zu genießen.

Drei Ballett-Visionen voll Imagination und Präzision

Im Opernhaus Dortmund konnte das Publikum am 09.03.2019 sehr unterschiedliche und beeindruckende Kreationen von drei renommierten Choreografen der Ballett-Szene erleben.

Sie wurde extra für das Ballett Dortmund entwickelt und in unserer Stadt als zwei Uraufführungen und einer Erstaufführung präsentiert.

Unter dem Titel „Visionen – Lee, Godani, Kuindersma“ brachten Douglas Lee (in guter Erinnerung mit „PianoPiece“ aus dem Jahr 2013), Jacopo Godani (beeindruckte mit „Versus Standard“) sowie die im Kamerun geborene niederländische Choreografin Wubkje Kuindersma (2017 Ballettgala) ihre „Visionen“ auf die Bühne. Die Dortmunder Ballettcompagnie waren ihrer Vermittler, Ausstattung und passend projizierter Hintergrund aber vor allem auch die atmosphärisch als verstärkendes Element eingesetzte moderne Musik und Klangbegleitung.

Los ging es mit der Uraufführung „She Wore Red“ von Douglas Lee, der die bekannte Geschichte von Rotkäppchen, wobei die Symbolik im Märchen, die speziellen Archetypen und in ihrer bedrohlichen Situation. Multifunktional von den Tänzerinnen und Tänzern genutzt wurde das in schlichte glatten Design gehaltene Mobiliar wie etwa ein kleiner Tisch oder verschieden große weiße Wände, die umgedreht einen stilisierten Wald darstellten. Die „Wölfe“ trugen feine schwarze Anzüge und konnten ihre „Wolfsmasken am Stil“ effektvoll einsetzen. Das Rotkäppchen (Jelena-Ana Stupar) trug ein futuristisches rotes Kostüm und die Großmutter(Sae Tamura) trat ganz in Weiß auf. Besonders eindrucksvoll das „Spiel“ zwischen Rotkäppchen und dem „bösen“ Wolf (Javier Cacheiro Alemán) ob mit oder ohne seinen Anzug.

Die ungewöhnliche Musikwahl aus Bernard Herrmanns Soundtrack zu der amerikanischen Mystery-Serie „Twilight Zone“ aus den späten fünfziger Jahren und der „Outer Space Suite“ zum Science-fiction-Streifen „The Day The Earth Stood Still“ (1951) unterstrichen und verstärkten die unheimliche mystische Stimmung.

Szene aus dem Ballett "„Kintsukuroi“ von Wubkje Kuindersma. (Foto: © Ballett Dortmund)
Szene aus dem Ballett „„Kintsukuroi“ von Wubkje Kuindersma. (Foto: © Ballett Dortmund)

Nach einer kurzen Pause folgte die Kreation „Kintsukuroi“ (Reparatur mit Gold) von Wubkje Kuindersma. In Japan stammt eine eigene Art, zerbrochene Keramik mit Gold zu kitten. Der Schaden wird nicht versucht zu verbergen, sondern wird mit Gold aufgewertet.

Als Hintergrund wurden die Risse zu Anfang als Projektion sichtbar. Der erste Teil mit der archaischen Musik von Michael Gordon ist eine Art Bestandsaufnahme unserer menschlichen Verletzungen. Die Tänzerinnen und Tänzer tragen alle hautfarbene Kostüme, aber versteckt zum Beispiel auf der Stirn ist im inneren leuchtende Gold schon erkennbar. Der zweite Teil ist eine tänzerische und musikalische (Peter Gregson) Aufforderung, die Brüche an und in uns nicht nur zu akzeptieren, sondern ihren Wert für unser Leben zu erkennen. Wunsch ist, nicht an dem zu zerbrechen, was uns widerfährt, sondern das uns die Lebenserfahrung von innen her zum Leuchten bringt. Am Ende leuchtet das Corps de Ballet mit goldenen Kostümen und die Risse im Hintergrund werden mit goldenem Kitt veredelt.

Nach dem eher archaischen Kreationen bietet Jacobo Godani mit der Erstaufführung von „Moto Perpetuo“ mit der Compagnie ein modernes, futuristisches Feuerwerk an Dynamik und Präzision des klassischen Balletts. Moderner expressiver und gleichzeitig sensitiver Tanz gehen ihr eine gelungene Verbindung ein. Der Einfluss von Godanis Vorbild William Forsythes ist deutlich erkennbar. Dabei hat er eine ganz eigene choreografische Sprache, die auf Virtuosität und physischer Leistung jenseits des rein artistischen setzt.

Gemeinsam ist allen drei Choreografien, bei allen Unterschieden, die hohe technische Qualität des klassischen Balletts und gleichzeitig die enorme Ausdruckskraft des neoklassischen Balletts der Moderne.

Informationen zu weiteren Aufführungsterminen finden Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder Tel.: 0231/ 50 27 222.