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Sind wir nicht alle etwas Autsch?

Die Gastgeber der Autsch-Verleihung: Carlos Lobo und Julia Schubert. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Die Gastgeber der Autsch-Verleihung: Carlos Lobo und Julia Schubert. (Foto: © Birgit Hupfeld)

„Stadt der Angst“ heißt die kleine Reihe, die am 03. Mai 2014 im Schauspielhaus Dortmund Premiere hatte. Als Trilogie konzipiert, bestand sie auf dem „Double Feature“ Autschland d’amour“ und Gogols Werk „Der Revisor“ sowie „4.48 Psychose“ von Sarah Kane im Studio. Die Reihe stellt die Frage nach unseren Ängsten. Was können wir verlieren? Genügen wir uns selber? Den Beginn machte die Uraufführung von „Autschland d’Amour“.

 

Eine Dramödie in drei Gesängen“ nennt Autor Fred Hundt sein Werk. Der erste Teil weckt leichte Erinnerungen an den Film „2001“. Mit dem Unterschied, dass der Steinzeitmann ständig von Arbeitszeitverdichtung, Optimierung und ähnlichen begriffen redet und statt eines Monolithen stehen rund 20 berühmte Deutsche (Boris Becker, Luther, Max und Moritz) auf der Bühne.

 

Dann verändert sich die Bühne. Wir sind bei einer Preisverleihung. Konfettikanonen lassen schwarz-rot-goldene Schnipsel auf die Zuschauer hinab-regnen. Carlos Lobo und Julia Schubert sind unsere Gastgeber. Verliehen wird der Autsch 2014. Und wie so oft, fängt das Moderatorenteam an, dem Publikum zunächst unverfängliche Fragen zu stellen wie „Wurden Sie heute eingeladen oder sind Sie der Gastgeber?“ Schnell gingen die Fragen in die entscheidende Richtung: Treffen wir die richtigen Entscheidungen in unserem Leben? Macht uns unsere Arbeit kaputt? Auch Prokrastination, das Aufschieben von unangenehmen Tätigkeiten, wird angesprochen. Es geht darum,wie viel Stress machen wir uns oder lassen wir uns vom äußeren Gesellschaftsdruck aufzwingen? Und wer gewinnt nun den Autsch? Natürlich Autschland. In allen Kategorien. Im Endeffekt also wir alle. Begleitet wurde die „Show“ von Bildern, die auf einem Beamer projiziert werden. Sie hatten den Charme einer Informationsprospekt eines Medikamentenherstellers. Schöne Bilder wurden mit teilweise läppischen Botschaften kombiniert und liefen gegen ende des zweiten teils immer schneller ab.

 

Zum Schluss wurde wieder über Burnout diskutiert, aber diesmal von zwei „jammernden“ deutsche Gartenzwergen. Die verzerrten Stimmen waren manchmal etwas schwer zu verstehen.

 

Drei Szenen, drei völlig unterschiedliche Herangehensweisen an das Thema Depression und Burn-out. Mal direkt, mal subtil und mal verschroben.

Stadt der Angst im Schauspielhaus

DER REVISOR: Uwe Schmieder, Julia Schubert, Bettina Lieder, Ekkehard Freye, Carlos Lobo und Eva Verena Müller (Foto: ©Birgit Hupfeld)
DER REVISOR: Uwe Schmieder, Julia Schubert, Bettina Lieder, Ekkehard Freye, Carlos Lobo und Eva Verena Müller
(Foto: ©Birgit Hupfeld)

Am 3. Mai 2014 ist ab 19.30 Uhr Premiere für die Reihe „Stadt der Angst“ im Schauspielhaus Dortmund. Diese Reihe beschäftigt sich in drei Stücken über die Angst: in unserem Land, unserer Stadt und und in uns. Außerdem wird der „AUTSCH 2014“ verliehen. Einen kleinen Vorgeschmack gibt das kleine Video.

Um die ersten beiden Bereichen geht es in den zwei geteilten Doppelabend im Schauspielhaus beginnend mit „Autschland d’Amour“, einer Dramödie in 3 (Sprech)-Gesängen von Fred Hundt und nach der Pause geht es mit dem „Revisor“ von Nicolai Gogol weiter.

Im Studio des Schauspielhauses beschäftigt sich dann „4.48 Psychose“ von Sarah Kane ab 22.30 Uhr mit dem dritten Bereich.

Zu den ersten beiden Teilen des Abend und den Hintergrund für diese Reihe verriet Chefdramaturg Michael Eickhoff vorab:„Wir haben uns gefragt, warum scheuen wir Konflikte und versuchen, Anweisungen und Regularien zu entsprechen? Welche individuellen und kollektiven Ängste und Stress spielen dabei eine Rolle? Wie kommt es zu dem sogenannten Phänomen „Burn Out“, dass gerade in den letzten Jahren vermehrt im Gespräch ist, und welche Konsequenzen können wir daraus ziehen? Wie gehen wir mit der Datenflut um, die täglich auf uns einprasselt?“

Dabei sind, so Eickhoff, zwei so unterschiedliche Spielstücke hintereinander im Schauspielhaus eine große Herausforderung, weil sie eine Umbaupause benötigen. Bei beiden Inszenierungen führt Marcus Lobbes Regie.

Im ersten Teil von Autschland d’Amour“ wird von den beiden Schauspieler und dem Dortmunder Sprechchor herausgearbeitet, mit welchen Arten von Stress wir täglich konfrontiert werden. Wie zum Beispiel, welchen Telefonanbieter oder welche am besten geeignete Schule wir für unsere Kinder aussuchen. Alltägliche Dinge , die Unwohlsein hervorrufen.

Im zweiten Teil wird das Publikum mit Aussagen und platzierten Behauptungen konfrontiert, die uns alle betreffen, deren Glaubwürdigkeit auf dem Prüfstand steht. Im dritten Schritt geht es um die Folgen und Auswirkungen der zunehmenden Verunsicherung auf die Sprache.

Nach der Pause geht es mit einer neuen eigenen Fassung von Gogols „Revisor“ aus dem Jahr 1934 weiter. In dieser Provinzstadtposse sorgt die Ankündigung einer anstehenden Ankunft eines vermeintlichen „Revisors“ für Aufregung in der Stadt. Will man doch im besten Licht dastehen. Dafür scheut man auch nicht vor Bestechungsversuchen jeglicher Art zurück…

„Dabei übernimmt der Dortmunder Sprechchor die Rolle der kritischen Stadtgesellschaft. Die sechs Schauspieler vermitteln das, was sich die Stadt ausdenkt. Sie kommen wie bei einer Talk-Show daher und lamentieren, was als nächstes notwendig zu tun ist“, erklärte Eickhoff.

Die Bühnenausstattung wird mit der auf einer Projektionswand etwas verfremdeten, aber erkennbaren Stadt Dortmund einfach gehalten. „Die deftige Sprache dieser Provinzposse passt dabei gut in unsere Stadt“, erläuterte der Dramaturg.

Zu der Studio – Aufführung von „4.48 Psychose“ von Sarah Kane unter der Regie von Schauspieldirektor Kay Voges gibt es in der nächste Woche noch genaue Informationen.

Für die Premieren von „Autschland d’Amour“ und „Revisor“ am 03. Mai gibt es noch Restkarten. Weitere Termine am 07., 30., 31. Mai und am 08., 12. und 27. Juni.