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Amüsanter Ruhrgebietsroman als Theaterstück im Schauspiel Dortmund

Seine Uraufführung im Schauspiel Dortmund hat am Samstag, den 16.02.2019 um 19:30 Uhr „Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte“ nach dem gleichnamigen Roman der in Essen geborenen Autorin Anna Basener. Regie führt die vor allem als Kabarettistin bekannte Gerburg Jahnke (Missfits, Ladies Night). Für„Omma“ wurde Anna Basener im letzten Jahr mit dem Pulitzer Preis (nicht der Amerikanische) in der neuen Sparte Roman für den amüsantesten deutschsprachigen Roman ausgezeichnet. Auch Jahnke begeisterte das Buch sofort.

Im Mittelpunkt des als Theaterstück gekürzten Stoffes stehen vor allem drei starke Frauen. Zum einen ist da die Ruhrpottikone und ehemalige Wirtschafterin in einem Essener Puff, genannt „Omma“ (Anke Zillich), die nach dem mysteriösen plötzlichen Tod der ehemaligen Hure und Vertrauten Mitzi (Friederike Tiefenbacher) fluchtartig alle Zelte in Essen abbricht und bei ihrer entsetzten Tochter Bianca (Caroline Hanke), einer bis jetzt noch erfolglosen Designerin von Damenschlüpfern, im hippen Berlin-Kreuzberg auftaucht. Diese ist nicht nur auf der Suche nach ihrer Bestimmung, sondern auch im Dauerclinch mit ihrer Mitbewohnerin Louise (Luise Kinner).

Diese ist nämlich über-korrekt. Als dann noch der junge Polizeikommissar Nils (Jens Kipper) dort auftaucht und unangenehme Fragen stellt, ist das Chaos groß. Bianca wundert sich, wie die vitale Mitzi so plötzlich sterben konnte…

Die Omma (anke Zillich) ist über Theos (Mario Lopatta) Anblick entzückt, ihre Enkelin Bianca (Caroline Hanke) ist skeptischer. (Foto: © Birgit Hupfeld)
Caroline Hanke Anke Zillich Mario Lopatta

Diese urig-komische und musikalische Komödie mit zwei unerschrockenen Heldinnen, lässt das schroffe Rotlichtmilieu im Pott gegen das so hippe Berlin der Gegenwart antreten. Gleichzeitig zeigt es zudem zwei unterschiedliche Sichtweisen auf das älteste Gewerbe der Welt.

Eine besondere Herausforderung und Spaß für zwei der Schauspieler im Stück ist, dass sie sowohl eine männlicher Rolle als auch eine Hure spielen.

Außerdem muss das Ensemble sein musikalisches Können beweisen und singen. Die Liedtexte stammen von der Autorin des Buches, so das sich Tommy Finke (Musikalischer Leiter des Dortmunder Schauspiels) zu seiner Freude voll auf die Musik konzentrieren konnte.

Diese hat er den verschiedenen Figuren respektvoll und sensibel auf den Leib geschnitten.

Je nachdem, so viel wurde vorab verraten, wird Walzer, Gitarren- oder Akkordeon-Musik zu hören sein. Allgemein auch Musik, die mit Klischees spielt und zum Lachen anregt.

„Es geht in den Liedern immer um Gefühle und innere Befindlichkeiten mit einem oft lyrisch-poetischen Anklang “, so Jahnke.

Die Bühne wird zu einer Drehbühne und die Schauspielerinnen und Schauspieler sprechen das Publikum direkt an. Der Regisseurin ist wichtig, dass das Publikum auch wirklich angesehen wird.

Zu erwarten ist wohl eine unterhaltsam-freche, mal sexy oder sentimentale und „politisch unkorrekte“ Inszenierung.

Die Premiere am 16.02.2019 und die folgenden bis Ende März sind schon alle ausverkauft. Die Termine in den folgenden Monaten bieten aber noch Gelegenheit, die Aufführungen dieses Stückes zu erleben.

Informationen zu den genauen Aufführungsterminen erhalten Sie wie immer unter www.theaterdo.de oder telefonisch: 0231/ 50 27 222.

Es lohnt sich auch immer nachzufragen, ob eventuell noch Karten für einen eigentlich schon als ausverkauft geltenden Termin frei geworden sind!

Les.Art. Literaturfestival – Geschichten aus dem Ruhrgebiet

Die Kohleförderung in Deutschland geht unaufhörlich dem Ende entgegen. Im Ruhrgebiet schließt 2018 in Bottrop die letzte Zeche.

Im Rahmen des LesArt. Literaturfestivals in Dortmund 2017 gaben die beiden im Ruhrgebiet geborenen Autoren Anna Basener und Martin Becker (beide um die Mitte 30 Jahre alt) am 16.11.2017 im hiesigen Literaturhaus mit Auszügen aus ihren Büchern interessante Einblicke in die Ruhrgebiet-Seele und dem Leben aus einer für die junge Generation fremden Welt.

Nach einer kleinen Einstimmung durch die per Video eingespielten „Marschmusik“ einer Gelsenkirchener Bergbau-Blaskapelle ging es mit der Lesung von Anna Basener mit ihrem Werk „Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte“ los.

Basener ist in Essen geboren und lebt jetzt in Berlin. Das Ruhrgebiet lässt sie aber nicht los. Die Geschichte handelt von Omma, einer alten Ruhrpott-Ikone und Wirtschafterin in einem Puff. Nach dem plötzlichem Tod ihrer Freundin Mitzi in ihrem Hotel platzt sie in das Leben ihrer Enkelin Bianca in Berlin hinein. Sie bringt das WG – Leben ihrer Enkelin gehörig durcheinander.

Zeche und Taubenväter - Basener und Becker brachten Ruhrpott-Romantik zum LesArt-Festival. (Foto: © Rike / pixelio.de)
Zeche und Taubenväter – Basener und Becker brachten Ruhrpott-Romantik zum LesArt-Festival. (Foto: © Rike / pixelio.de)

Das Buch ist mit einem herzlichen und schnoddrig-trockenen Ruhrgebiets-Charme geschrieben und gibt einen kleinen Einblick in die Welt der Prostitution, kombiniert mit dem direkten Charme des ganz eigenen Ruhrgebiet-Sprachduktus.

Die Autor machte dann mit dem Publikum noch einen kleinen Zuordnungstest von bestimmten Begriffen. Prostitution oder Taubenzucht?

Nach der Pause las Martin Becker aus seinem autobiografischen Buch „Marschmusik“. Ein liebevoller und nicht sentimentaler Blick zurück in frühe Kinder-und Jugendtage in seine ursprüngliche Reihenhausheimat in einer Bergbausiedlung in Bochum. Da ist auf der einen Seite die isolierte Welt seiner noch lebenden Mutter, dann die Erinnerungen an den im Bergbau arbeitenden und inzwischen verstorbenen Vater.

Dabei erfährt man so einige Einzelheiten aus dem harten Leben unter Tage,aber auch dem Zusammenhalt der Gemeinschaft. Es ist jedoch keine verklärte Sicht auf vergangene Zeiten, sondern offen auf die Zukunft gerichtet.

Die Reise eines Journalisten und Weltbürgers in die Vergangenheit, die durch den Anruf eines Freundes seines verstorbenen Vaters an Schubkraft gewinnt.