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Kleine Dinge ganz nah

"Versponnen - vernetzt" von Michael Jaspert besteht aus 625 einzelnen Klötzen.
„Versponnen – vernetzt“ von Michael Jaspert besteht aus 625 einzelnen Klötzen.

Die Ausstellung „Ganz nah dran!“ in der Galerie Dieter Fischer im Depot (Immermannstraße 29) zeigt vom 24.07. bis zum 23. 08. 2015 Werke der beiden Künstler Michael Jaspert und Andreas Knäbel. Beide Künstler präsentieren altbekannte Dinge in neuen Ansichten und Perspektiven.

Die wohl zentrale Arbeit von Michael Jaspert aus Dortmund liegt auf dem Boden und besteht aus 625 einzelnen Buchenholzklötzchen unterschiedlicher Höhe. Erst wenn der Betrachter von oben auf das Kunstwerk schaut, erkennt er die Bedeutung: Eine Spinne in ihrem Netz. Daher lautet auch der Titel „Versponnen-vernetzt“. Jaspert zu seiner Faszination für Spinnen und Insekten: „Ich möchte zeigen, was in der Natur und beim Menschen für Verbindungen und Ähnlichkeiten herrschen. Die Spinne braucht ein Netz zum Überleben und um Futter zu fangen. Der Mensch braucht Netzwerke heutzutage ebenfalls: Stromnetze, Computernetzwerke und soziale Netzwerke.“

Daneben zeigt Jaspert auch einige Makrofotografien von Spinnen und Insekten. Die Nahaufnahmen könnten für einige Menschen, die Angst vor Spinnen haben, eventuell Furcht einflößend sein. „Ich habe unterschiedliche Erfahrungen gemacht“, so der Künstler. „Es gibt Leute, die sagen: So kann ich mir die mal angucken ohne Angst zu haben, die können mir nichts tun. Es gibt andere Leute, die schmeißen sich gleich in die Ecke, weil sie Spinnen nicht sehen können.“

Zudem präsentiert Jaspert auch einige Radierungen. „Irgendwann habe ich mal die Idee gehabt, alte Techniken wie den Kupferstich mit moderner Fototechnik zu verbinden. Das Motiv wird nicht mit einer Nadel auf die Platte gestochen, sondern mittels Fototechnik.“ Die Auflage seiner Radierungen beträgt maximal 10 Stück pro Motiv.

Ein ganz anderen Bezug zum Titel der Ausstellung hat der Berliner Künstler Andreas Knäbel, denn er versucht in seinen Werken politisch und inhaltlich „Ganz nah dran“ zu sein. In seinen Collagen benutzte er den vor einigen Jahren herausgegebenen Warenkatalog des Kaufhauses KADEWE zum 100jährigen Jubiläum. „Den habe ich in die Hände bekommen und fand die Aufnahmen von diesen aufgetakelten und geschniegelten Kindern in Anzügen und Lackschuhen. Ich musste irgendetwas dazu machen. Ich wollte es nicht komplett zerstören, aber ich musste etwas anderes machen und habe die Aufnahmen dann konterkariert mit Zeitungsanzeigen aus Illustrierten aus meinem Geburtsjahr 1961. Dann entstehen halt ganz neue Bezüge. Jeder kann sich einen neuen Weg dazu suchen: Was passiert denn da“, erzählt Knäbel.

In den älteren ausgestellten Arbeiten benutzt Knäbel Bildmaterial aus früheren Zeiten. Vorzugsweise sind es Abbildungen aus alten Lexikas, Warenhaus- oder Spielzeugkatalogen, die von ihrer Strichzeichenoptik ein wenig an den Cartoonisten Christian Groß (kriki) erinnern, der ebenfalls diese Abbildungen benutzt. „Die Motive stelle ich neu zusammen und mach daraus was Neues. Mein Ausgangspunkt ist, erst einmal malerisch die Grundfläche zu schaffen und dann schaue ich, welche Motive dazu passen, was will dahin. Es findet sich immer irgendwie. Wenn es sich nicht findet, kann man es eigentlich wegwerfen.“

Die Vernissage ist am 24. Juni von 19 bis 21 Uhr. Die Finissage am 23. August von 15 bis 18 Uhr mit Künstlergespräch.

Die Öffnungszeiten der Galerie Dieter Fischer: Donnerstag, Samstag und Sonntag von 17 bis 20 Uhr.