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Blogspot mit eigener Dynamik

Shirley-Cordula Meissner (l.) und eine ihrer Tänzerinnen, Julia Vargas Gil. (Foto: © Theater Dortmund)
Shirley-Cordula Meissner (l.) und eine ihrer Tänzerinnen, Julia
Vargas Gil. (Foto: © Theater Dortmund)

Chefdramaturg Christian Baier vom Ballett Dortmund führte am 1. Juni 2014 zur besten Matinee-Zeit um 11:00 Uhr im Ballettzentrum Westfalen mit seinem Wiener Charme durch das neue Format „Blogspot – Ballett meets Philharmonic“.

 

Das Ballettzentrum bietet jungen Choreographen und Tänzer des Balletts Dortmund die Gelegenheit und Plattform für eine gemeinsame Zusammenarbeit mit der Dortmunder Philharmoniker. Das Publikum hat die Möglichkeit, ganz nah an den Künstlern den kreativen Prozess zwischen Choreographie, Tänzern und instrumentaler Musik zu erleben. Drei Choreographen stellten live begleitet von Teilen der Philharmoniker und den von ihnen ausgewählten Tänzern jeweils ihre individuell ganz unterschiedlichen Vorstellungen von tänzerischen Ausdrucksformen zu verschiedener Themen auf der Bühne des Ballettzentrums dar.

 

Teil 1 stellte der junge israelische Choreograph und Mitglied der Ballett-Kompanie in Dortmund Gal Mazor Mahzari unter das Motto „Together – still alone“. Ein Tänzer und drei Tänzerinnen im dynamischen Spannungsfeld zwischen Individuum und Gruppe begleitet von einem Streichquartett der Dortmunder Philharmoniker. Gespielt wurde das Streichquartett Opus 56 von Joseph Haydn. Die Behauptung der individuellen Identität bei gleichzeitiger Abhängigkeit von der Gruppe wurde von den vier Akteuren sensibel und im Einklang mit der Musik dargestellt. Etwa, wenn einer der Tänzer allein mit dem Gesicht von der Gruppe abgewandt da steht,um dann später wieder in die Gemeinschaft eingebunden zu werden. Ein schönes Beispiel von der Ausdrucksfähigkeit des modernen Ballett.

 

Spannend wurde es beim zweiten Teil „Go on“ von Shirley-Cordula Meissner, die nicht nur die für die Choreographie zuständig war, sondern auch noch persönlich zusammen mit zwei Kolleginnen auf der Bühne zum Quintett Opus 36 von Sergei Prokofjew auf der Bühne tanzte. Die drei Tänzerinnen mussten sich , wie auch das Publikum, etwas vor ihrem Auftritt gedulden.

Zunächst spielten die fünf Musiker der Dortmunder Philharmoniker mehrere Sätze von Prokofjews Opus alleine. Durch das Klangspiel der beiden Klarinetten entstand eine Art Stimmung wie bei einem orientalischen Zirkus. Dann kamen die drei Tänzerinnen mit unterschiedlichen gemalten schwarzen Balken über dem Auge im Gesicht langsam von drei Seiten auf die Bühne. Mit den Ausdrucksmöglichkeiten des modernen Balletts zeigten sie nicht nur, wie wichtig es ist, auch nach dem Scheitern wieder aufzustehen und nicht aufzugeben, sondern das der Einzelne dabei durchaus auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Besonders beeindruckend neben der dramatischen Dynamik zwischen Musik und Tanz war der Einsatz von Sprache am Ende. Erst in englischer Sprache, dann auf deutsch. Die Quintessenz: Ausdauer und Durchsetzungskraft bewegt die Welt. Immer.

 

Der dritte Teil unter dem schlichten Titel „Etudes“unter der Choreographie von dem in Rio de Janeiro geborenen Alysson da Rocha Alves bot mit 6 Streichern vom der Dortmunder Philharmoniker und 11 Tänzerinnen und Tänzern das größte Aufgebot des Blogspot.

Zur Musik von Antonin Dvořák wurde den Freunden des klassischen Tanzes ein furiose Spektakel an Sprüngen geboten.

 

Ein hoffnungsvoller Beginn einer neuen Reihe. Der nächste Blogspot findet am 22. Juni um 11:00 Uhr im Ballettzentrum Westfalen statt.

Interaktion zwischen Tänzern und Musikern

Freuen sich auf die neue Erfahrung: (v.l.n.r.) Alysson de Rocha Alves, Shirley-Cordula Meissner, Gal Mazor Mahzari und Ballettdirektor Xin Peng Wang.
Freuen sich auf die neue Erfahrung: (v.l.n.r.) Alysson de Rocha Alves, Shirley-Cordula Meissner, Gal Mazor Mahzari und Ballettdirektor Xin Peng Wang.

Am Sonntag dem 1. Juni 2014 startet unter dem Titel „Blogspot – Ballett meets Philharmonic“ um 11:00 Uhr im Ballettzentrum Westfalen (Eingang Florianstraße) im Westfalenpark ein spannendes neues Format. In Zusammenarbeit zwischen dem Ballett Dortmund und den hiesigen Philharmonikern gestalten junge Tänzer, Choreographen und Instrumentalisten gemeinsam in einem kreativen Prozess eine interaktive Vorstellung. Das Publikum hat die einmalige Gelegenheit, eventuell bei Kaffee und Kuchen, diesem innovativen Ereignis zu folgen.

Ballettmanager Tobias Ehinger verriet: „Diese Idee stand schon länger im Raum. Bei unseren Tänzern und den Musikern der Philharmoniker schlummert es ein großes kreatives Potenzial. Wir wollen jungen Talenten einen Plattform schaffen, diese zu entwickeln. Das Ballettzentrum als offener, transparenter Raum und der lockere Rahmen einer Art Matinee bietet sich da idealer Weise an. Das Publikum ist da ganz nah am Geschehen und mitten im kreativen Prozess .“

Die Inhalte kommen übrigens von den Beteiligten von den Philharmonikern, Tänzern und Choreographen selbst, neben ihrer alltäglichen Arbeit. Ballettdirektor Xin Peng Wang und Generalmusikdirektor Gabriel Feltz bieten im Ballettzentrum nur den Rahmen.

Diese Projekt ist, so der Ballettdirektor, auf die Zukunft ausgerichtet. Es bietet jungen, talentierten Choreographen die Möglichkeit, sich auszuprobieren und zu entwickeln.

„In dieser Spielzeit sind zwei Termine, am 1. und am 22. Juni, jeweils um 11:00 Uhr vorgesehen. Wie viele Termine es in der neun Spielzeit geben wird, ist noch nicht ganz klar. Da wird je nach Nachfrage entschieden“, erläuterte Ehinger.

Was erwartet das Publikum am 1. Juni? Bei der dreigeteilten Matinee stellen sich drei Choreographie-Talente mit ihrer Arbeit vor. Der 1. Teil steht unter dem Motto „Together – still alone“. Der junge Choreograph Gal Mazor Mahzari aus Israel will mit seinen Mitstreitern, einem Streichquartett der Philharmoniker und vier Tänzern zur Musik von Joseph Haydn die Dynamik im Spannungsfeld zwischen einzelnem Tänzer und der Gruppe zeigen. Ein neues spannendes Abenteuer.

Der 2. Teil steht unter dem Titel „Move on“. Choreographin Shirley-Cordula Meissner aus Dresden verriet, dass sie von Xin Peng Wang zu eigenen Choreographien ermutigt wurde. Es geht bei „Move on“ darum, nicht aufzugeben und sich selbst zu vertrauen. Sie wird neben zwei anderen Kolleginnen neben ihrer Arbeit als Choreographin auch selber tanzen. Ein Streichquintett der Philharmoniker spielt dazu Sergei Prokofjews Quintett Opus 36. Eine besondere Herausforderungen für alle Beteiligte. „Musiker und Tänzer sehen sehen Musik oft anders. Es ist spannend, sich damit auseinander zu setzen und einen anderen Blickwinkel zu erfahren“, so Meissner.

Die Choreographie zum 3. Teil stammt von dem jungen Brasilianer Alysson da Rocha Alves. Er ist durch seine eindrucksvollen Auftritten als „Tod“ in den „Geschichten aus dem Wiener Wald“ von Xin Peng Wang dem Publikum schon in guter Erinnerung. Ein größeres Aufgebot von elf Tänzern und sechs Streichern wird zur Musik von Antonin Dvořák versuchen, die schwierige Aufgabe die Bewegung und Musik zusammenzubringen.

Dabei ist gegenseitiges Verständnis, so der Choreograph, von ganz besondere Bedeutung.

Die Karten für „Blogspot – Ballett meets Philharmonic“ kosten 7.35 Euro, ermäßigt 4,15 Euro.

Dienstag bis Samstag an der Theaterkasse, telefonisch unter 0231-5027222 oder im Internet unter www.theaterdo.de sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Der Krieg als großer Entscheider

Pierre (Mark Radjapov) ist angesichts der Toten (Alysson da Rocha Alves) und Verwundeten verzweifelt. (Foto: ©Bettina Stöß / Stage Picture)
Pierre (Mark Radjapov) ist angesichts der Toten (Alysson da Rocha Alves) und Verwundeten verzweifelt. (Foto: ©Bettina Stöß / Stage Picture)

Ist es Zufall, dass die Neuauflage des Balletts „Krieg und Frieden“ von Xin Peng Wang gerade zur 100-jährigen Wiederkehr des Beginns des Ersten Weltkrieges aufgeführt wird? Denn genauso wie in Tolstois Meisterwerk waren die Menschen 1914 zunächst euphorisch, bis sie dann die Schrecken des Krieges am eigenen Leib erfahren mussten. Auch bei den vier Protagonisten Natascha, Lisa, Andreji und Pierre wird der Krieg zum Entscheider über ihr weiteres Schicksal. Ars tremonia war bei der Premiere der Neufassung am 04. April im Opernhaus Dortmund dabei.

 

Mit Monica Fotescu-Uta als Natascha und Mark Radjapov als Andreji waren zwei Akteure dabei, die schon vor sechs Jahren mitgetanzt haben. Damals war das Handlungsballett „Krieg und Frieden“ etwas unerhört Neues auf der Dortmunder Ballettbühne und bedeutete gleichzeitig die Eigenständigkeit des Balletts als eigene Sparte.

 

Das Ballett beginnt mit einem Fest und endet mit einem Totentanz. Auch hier sind Parallelen zu 1914 und 1918 erkennbar. Das „Fin de siècle“ endete in Revolutionen und Chaos. Xin Peng Wang zeigt in seinen Choreografien sehr eindrucksvoll die Schrecken des Krieges und die Verzweiflung der zurückgebliebenen Frauen. Gleich zu Beginn des zweiten Teils tanzen Natascha und Lisa (Jelena-Ana Stupar) ein ergreifendes Duo. Beide Verlassene, dadurch sie sind sich doch sehr ähnlich. Das wird in der Choreographie deutlich. Unterstützt wird das Duo durch die Ergreifende Filmmusik zu „Odna“ (Allein) von Dimitri Schostakowitsch.

 

Drastisch erzählt Xin Peng Wang das Schicksal der Soldaten. Militärischer Zwang, Gewalt und am Ende die Schlacht und der Tod. Pierre (Alysson da Rocha Alves) überlebt zwar, aber mit Schäden an Körper und Seele.

 

Da Rocha Alves tanzt einen Pierre mit all seinen Facetten. Von Hurrapatriotismus bis zum verzweifelten Opfer der Kriegsmaschinerie. Mark Radjapov tanzt den zerrissenen Andreji, der zwischen zwei Frauen steht. Einerseits mit Lisa verheiratet, liebt er eigentlich Natascha. Hier nimmt ihm der Krieg die Entscheidung ab, er fällt.

 

Fotescu-Uta tanzte die erst unbeschwerte Natascha mit kecker Fröhlichkeit, doch wird sie schon bald den Ernst des Lebens kennenlernen. Ergreifend die Abschiedsszene, als sie zusammen mit Lisa (Stupar) Pierre und Andreji in eine ungewissen Zukunft verabschieden müssen.

 

Beim Bühnenbild waren das Auffälligste eine Vielzahl von Haken, an denen Körbe befestigt waren. So entstand ab und zu der Eindruck einer Waschkaue. Sehr effektvoll wurden sie beim erwähnten Duo der beiden Frauen eingesetzt. Zunächst schienen sie wie eine Art von Grenzziehung und Distanz, doch mit der Zeit verschwanden die Körbe und Natascha und Lisa tanzten gemeinsam.

Ein weiteres gelungenes Element bei der Aufführung war das Licht. Als das Corps de Ballett als Soldaten aufmarschiert, scheint es durch die Schattenwirkung, als ob hunderte weitere Menschen mitmarschieren.

 

Die Musik zum Ballett stammt von Dimitri Schostakowitsch. Dabei wurde darauf geachtet, nicht nur die populären Stücke des Komponisten zu nehmen wie beispielsweise die 7. Sinfonie, sondern auch eher unbekannte Werke wie die Filmmusik zu „Odna“. Die Dortmunder Philharmoniker unter Philipp Armbruster zeigten ebenso wie die Tänzer ein souveräne Leistung.

 

„Krieg und Frieden“ ist ein Handlungsballett mit starken Emotionen. Für alle Beteiligten gab es vom Publikum Standing Ovations zum Schluss.

 

Weitere Termine: 13.04.14, 19.04.14, 16.05.14, 28.05.14 und 19.06.14

 

Karten sind noch erhältlich unter www.theaterdo.de oder 0231 50 27222.