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Gegensätze und Toleranz – aber wo bleiben die Konfessionsfreien?

Diese Smartphones hat man den Flüchtlingen nicht abgekommen, sie sind eher symbolischer Natur.
Diese Smartphones hat man den Flüchtlingen nicht abgekommen, sie sind eher symbolischer Natur.

Der dritte Themenschwerpunkt der Westfalenausstellung im Museum für Kunst und Kulturgeschichte vom 07. Januar bis zum 28. Februar 2016 lautet „Gegensätze und Toleranz“. Hier geht es um Immigration und Emigration, Zwangsarbeit und religiöse Vielfalt. Auch wenn man zu Recht argumentieren könnte, Atheismus und Konfessionsfreiheit sind ja keine Religionen, dennoch haben sie Spuren hinterlassen.

Religion spielte in Westfalen schon immer eine Rolle. Nach 1815 kamen die protestantischen preußischen Beamten und Ende des 19. Jahrhunderts die katholischen Arbeiter aus dem heutigen Polen. So verwundert es nicht, dass beispielsweise viele neue katholische Kirchen vor allem im Ruhrgebiet gerade in dieser Zeit gebaut wurden.

Nach dem Zweiten Westkrieg kam mit den türkischen Einwanderen auch der Islam nach Westfalen und durch die globalen Flüchtlingsbewegungen und den offeneren Zugang zu Religionen haben auch der Hinduismus und der Buddhismus ihren Platz gefunden. Natürlich nicht zu vergessen, die jahrhundertealte Tradition des Judentums in Westfalen, das durch den Terror des Nationalsozialismus beinahe vernichtet worden wäre und durch die Emigration russischer Juden einen neuen Schub bekam.

Religionsfreiheit heißt aber auch immer Freiheit von Religion. Hier in Dortmund wurde eine der ersten freireligiösen Gemeinden (damals nannten sie sich noch „Deutschkatholiken) gegründet, deren Mitglieder sich auch bei der 1848er Revolution beteiligten. Nach dem Ersten Weltkrieg war das Spektrum der „Dissidenten“ wie Nicht-Religiöse genannt wurden, breiter, es gab Freireligiöse, Freidenker und Monisten. Der Landesverband NRW des Humanistischen Verbands in Dortmund besitzt ein gutes Archiv, aus dem man sicherlich eine Vitrine hätte bestücken können.

Dennoch ist die Ausstellung auch für Nichtreligiöse sehenswert, denn die Geschichte der Zwangsarbeiter berührt immer noch. Die schiere Zahl der Lager, die allein schon in Dortmund waren, macht betroffen. Das Schicksal von entlassenen Zwangsarbeitern gegen Ende des Zweiten Weltkrieges zeigt die Verachtung der Handlanger des NS-Regimes. Ebenso wie im Rombergpark in Dortmund wurden im Arnsberger Wald und Eversberg hunderte Zwangsarbeiter hingerichtet.

Doch nach Westfalen kamen nicht nur Menschen, sondern sie gingen auch. Sie verließen ihre Heimat und gingen vor allem in die USA. Heute gibt es dort noch acht „Westphalias“ sowie weitere Siedlungen, die nach Orten in Westfalen benannt sind.

Die Ausstellung schlägt auch eine Brücke zur Jetztzeit: Ein Behälter voller Smartphones und Handys zeigt, was für die Flüchtlinge von heute von lebenswichtiger Bedeutung ist. Auch eine Fotodokumentation zum „Train of hope“ macht deutlich, das Kommen und Gehen in der Geschichte von Westfalen immer noch ein Thema bleibt mit dem wir uns beschäftigen müssen.

Mehr Informationen über die Ausstellung finden Sie unter www.200JahreWestfalen.jetzt

Westfalens Wurzeln auf der Spur

Ein Motorrad, wie es für Steherrennen beim Sechs-Tage-Rennen benutzt wurde.
Ein Motorrad, wie es für Steherrennen beim Sechs-Tage-Rennen benutzt wurde.

Zweihundert Jahre Westfalen sind ein guter Anlass für eine große Ausstellung im Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte. Rund 800 Exponate werden hier vom 28.08.2015 bis zum 28.02.2016 auf einer Fläche von 1.800 Quadratmetern mit großer Sorgfalt und hohem Aufwand zusammengetragen und platziert. Diese Ausstellung entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und dem westfälischen Heimatbund unter der Schirmherrschaft von NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Der Heimatbund feiert zudem in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen.

Bei einer Ausstellung über Westfalen geht es natürlich auch über die Bewohner. Was zeichnet einen Westfalen aus? Ein Heimspiel für Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau. „Wir Westfalen sind für unsere Dickschädel, Bodenständigkeit und Nachhaltigkeit bekannt“, so Sierau.

Auf die Frage nach den preußischen Tugenden der Westfalen ergänzte Harry Kurt Voigtsberger, Präsident der Nordrhein-Westfalen-Stiftung, mit „Bescheidenheit, tiefe Verwurzelung und Sparsamkeit.“ Ob die Westfalen Verwandte der Schwaben sind?

Agrarland und Industriegebiet. Westfalen war schon immer reich von Kontrasten. Matthias Löb, LWL-Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe bemerkte: „Mit dieser Ausstellung gehen wir auf westfälische Identitätssuche. Westfalen war immer ein Land voller Gegensätze und Vielfalt. Daraus schöpfen wir Kraft.“

Die Ausstellung hat drei Schwerpunkte, die sich im Laufe der Zeit verändern. Das erste Territorium steht unter dem Motto „Aufbruch in die Moderne“. Die Eisenbahn, der Bergbau und die Stahlerzeugung sind natürlich sehr bedeutsam gewesen für die weitere Entwicklung Westfalens. Dieser Schwerpunkt wird bis zum 01. November zu sehen sein. Danach wird gewechselt und die „Wasserkraft“ steht im Mittelpunkt, bis sie von der „Toleranz“ abgelöst wird.

Für die Ausstellung wurden Objekte und Relikte zusammengetragen, die Veränderungen zeigen, Meilensteine markieren oder wichtig für die Menschen in Westfalen sind.

Zu dieser Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm. Nähere Informationen unter www.mkk-westfalen.dortmund.de oder www.200jahrewestfalen.jetzt

Einen kleinen Einblick in die Ausstellung bietet dieses Video: [vsw id=“hIosc0VON0c“ source=“youtube“ width=“425″ height=“344″ autoplay=“no“]

Ausstellung nimmt Formen an

Bruno, das Wisent, stammt ursprünglich aus dem Rothaargebirge. Die Wisente sollen dort wieder in die freie Wildbahn ausgewildert werden.
Bruno, das Wisent, stammt ursprünglich aus dem Rothaargebirge. Die Wisente sollen dort wieder in die freie Wildbahn ausgewildert werden.

Ab dem 28. August 2015 startet im Museum für Kunst und Kulturgeschichte die Ausstellung „200 Jahre Westfalen. Jetzt!“. Einen kleinen Vorgeschmack durfte die Presse schon bei einer Vorbegehung erleben.

Noch prägen Werkzeug und Leitern das Bild des Museums für Kunst und Kulturgeschichte. Noch ist viel Arbeit zu erledigen für das 36-köpfige Team um Dr. Brigitte Buberl. Doch viele Exponate sind schon vor Ort. Vom innovativen Automobil aus den 50er Jahren (ohne Rückwärtsgang) über einen riesigen Bierpokal aus Birkenholz, einem Wisentkopf bis hin zu Fotos sämtlicher Ansiedlungen mit dem Namen „Westphalia“ in den USA.

Die Ausstellung wird bis zum 28. Februar 2016 zu sehen sein und wird mit dem Ausstellungsraum „Das Territorium“ eine wandelbare „Spielfläche“ präsentieren. Den Anfang wird das Thema „Aufbruch einer Region in die Moderne“ machen, die die Industrialisierung darstellt, der zweite Block vom 03. November 2015 bis 03. Januar 2016 wird sich dem Thema „Wasser“ widmen. Vom 05. Januar 2016 bis zum 28. Februar 2016 beschäftigt sich das „Territorium“ mit Gegensätzen und Toleranz.

Interessant werden die Bereiche „Siedlung“ und „Strasse“ sein. Hier erfahren die Besucher viel über die westfälische Lebensart: Von der Bergmannstube über eine typisch westfälische Kneipe bis hin zu einem besonderen Jugendzimmer, geteilt in schwarz-gelb und blau-weiß. In der „Strasse“ treffen die Besucher auf Schützenvereine, westfälische Karnevalsbräuche und Handel.

Westfalen feiert in Dortmund

Bereits 1919 typisch für Westfalen: Pumpernickel. (Foto: © Heinrich Genau, LWL-Medienzentrum)
Bereits 1919 typisch für Westfalen: Pumpernickel. (Foto: © Heinrich Genau, LWL-Medienzentrum)

Westfalen wird 200. Das feiert das Museum für Kunst und Kulturgeschichte mit der Ausstellung „200 Jahre Westfalen. Jetzt!“ vom 28. August 2015 bis zum 28. Februar 2016. Sie möchte die Besucher auf eine Zeitreise durch die Geschichte Westfalen von der preußischen Provinz bis zum Teil Nordrhein-Westfalens einladen.

Ich bin Dortmunder und Ruhrpottler. Aber bin ich auch Westfale? Die Frage der Identität wird in der Ausstellung unter dem Stichwort „Heimatkunde“ gestellt. Wie hat sich Westfalen entwickelt, gab oder gibt es eine westfälische Identität? Was prägte die Region?

Ein wesentlicher Kern der Ausstellung wird das „Territorium“ sein. Der zentrale Raum wird sich alle zwei Monate verändern. Begonnen wird mit „Industrie und Mobilität“. Die Industrie hat Westfalen nachhaltig geprägt: Von der Dampfmaschine bis hin über Kohle, Stahl und Textil.

Im zweiten Teil dreht sich alles um die Wasserkraft. Auch das Wasser prägte Westfalen durch ihre Flüsse, Kanäle und Talsperren. Zum Schluss geht es um „Gegensätze und Toleranz“. Westfalen war auch schon immer ein Einwanderungsland. Denn die Industrie brauchte Arbeitskräfte.

Für diese Arbeitskräfte wurden Siedlung gebaut. Daher gibt es eine Art Museumssiedlung. Hier lädt ein Arbeiter die Besucher in seine gute Stube ein. In einem Jugendzimmer hat ein Zwillingspaar völlig unterschiedliche Neigungen: Der eine ist BVB-Fan und der andere hält zu Schalke 04. Auch ein typisches Vereinsheim mit Pokalen, Bier und westfälische Küche ist dort anzutreffen.

Zu dieser Ausstellung gibt es ein Rahmenprogramm. Schulklassen können eine Fahrt zur Ausstellung gewinnen, Kinder ihren Geburtstag im Museum feiern und Erwachsene können beispielsweise Westfalen kulinarisch entdecken.

Einen Ausstellungskatalog wird es auch geben, er wird ab August 2015 erhältlich sein.

Mehr Infos über Ausstellung und Rahmenprogramm: www.mkk-westfalen.dortmund.de und http://200jahrewestfalen.jetzt.