Schlagwort-Archive: 1. Konzert Wiener Klassik

Starke Tonbilder aus der Wiener Klassik

Wie wir wissen, kann Musik zuweilen Bilder beim zuhörenden Publikum erzeugen.

Mit dem 1. Konzert Wiener Klassik am 06.11.2017 im hiesigen Konzerthaus schufen die Dortmunder Philharmoniker unter der engagierten Leitung des 1. Kapellmeisters Motonori Kobayashi mit Werken dreier Meister der Wiener Klassik assoziative „ton_bilder“.

Als erstes stand die Ouvertüre zu „Der Wasserträger“ (Uraufführung: 1800) von Luigi Maria Cherubini (1760 – 1842).

Beeinflusst wurde die Oper durch die Eindrücken der französischen Revolution. Der Name steht als Sinnbild für den einfachen Wasserträger. Dieser rettet dem Parlamentspräsidenten Graf Armand und seiner Frau bei einem Überfall reaktionärer klerikaler Kräfte das Leben. Der „Rettungscharakter“ spiegelt sich auch in der Ouvertüre wieder.

Es beginnt mit einem mit einem aufrüttelnden Fortissimo-Akkord, dem ein verhalten Piamissimo-Linie der Streicher folgt. Streicher und Blechbläser treiben sich zunehmend bis zu einem an. Eine freudige und vorwärts strebende Stimmung entfaltet sich und steigert sich hin zu einem furiosen Presto-Finale.

Auch bei dem folgenden eher lyrischen als heroischen 4. Klavierkonzert G-Dur von Ludwig van Beethoven (1770-1827) nur wenige Jahre später entstanden, lassen assoziative Bilder, etwa zum Mythos von Orpheus und Eurydice. Musikal gehalten Spannungsfeld zwischen den Mächten der Finsternis (Orchester) und dem Sänger der Liebe ( Piano).

Am Klavier glänzte der renommierte Pianist Volodymyr Lavrynenko (Ukraine). Schon von Beginn an tastet er sich alleine und vorsichtig mit einer Solo-Kadenz in die Musik hinein. Noch antworten die Streicher ruhig und unaufgeregt Es entwickelt sich im folgenden Satz ein wechselseitiges Antwortspiel mit dem Streichern mit Steigerungen. Für Robert Schumann ist es da „große-geheimnisvolle Adagio“.

Beethivens 4. Klavierkonzert stand im Mittelpunktes des 1. Wiener Klassik Konzertes. (Foto: U. Herbert / pixelio.de)
Beethovens 4. Klavierkonzert stand im Mittelpunktes des Programms. (Foto: U. Herbert / pixelio.de)

Beim dritten Satz, der als Rondo klassisch traditionell gestaltet ist, konnte der Pianist noch einmal so richtig seine Virtuosität am Klavier unter Beweis zu stellen. Die hinzu kommenden Pauken und Trompeten sorgten mit für einen triumphale und beschwingte Stimmung. Am Ende steht ein grandioses finales Tutti.

Nach der Pause endete der Abend mit der 4. Sinfonie c-Moll D 417, „Tragische“ von Franz Schubert (1797-1828).

Tragisch klingt allerdings vor allem nur der Anfang mit Tutti-Akkorden im fortissimo und einer Musik, die sich schleppend und pochend vor. In das Allegro vivace Satz führen die ersten Violinen und spielen lyrisch-cantable Linien. Im Folgenden entfachen Violinen und Oboe melodischen Wechselspiel und unterschiedlichen Instrumentengruppen. Mit der Verschiebung der rhythmischen Akzente und Änderung der Tonarten kreierte Schubert eine Sinfonie in seinem eigenen Stil.

Durch Modulation von c-Moll nach c-Dur wird die Musik voran getrieben und das strahlende C-Dur kündigt das Finale an. Mit drei Tutti-Akkorden endet die Vierte eindrucksvoll.

Abtauchen in einen Sommernachtstraum

Das erste Konzert „Wiener Klassik“ am 29.September im Konzerthaus brachte mehrere Sparten zusammen: Schauspiel, Oper und natürlich die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz. Darüber hinaus war das Konzerthaus mit dem Sinfonischen Frauenchor der Chorakademie vertreten.

Doch zuvor stand Schuberts dritte Sinfonie in D-Dur auf dem Programm. Geschrieben 1815, ist sie in ihrer Gesamtheit erst 1881 uraufgeführt worden. Das relativ kurze (25 Minuten) Stück versprüht eine fröhliche Stimmung und wurde von Feltz und seinen Musikern entsprechend dynamisch aufgeführt. Das wurde vor allem im vierten Satz deutlich, als Feltz und die Musiker die Zuhörer zur schwungvollen Tarantella bat.

Nach der Pause wurde es voll auf der Bühne. Chor, zwei Solisten, zwei Erzähler und die Dortmunder Philharmoniker präsentierten „Ein Sommernachtstraum“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Die Geschichte um Puck, Oberon, Titiana, Zettel und weiteren Akteuren aus dem Elfen- und Menschenreich von William Shakespeare ist ein Klassiker. Die Musik von Mendelssohn-Bartholdy ebenfalls, wer kennt den berühmten Hochzeitsmarsch nicht.

Friederike Tiefenbacher und Frank Genser vom Dortmunder Schauspielensemble übernahmen die Sprechrollen, während Ileana Mateescu (Mezzosporan) und Talia Or (Sopran) die Solostimmen sangen, unterstützt vom Sinfonischen Frauenchor. Gabriel Feltz ließ es sich nicht nehmen, die Rolle des Erzählers zu übernehmen. Dennoch hätte dem Stück vielleicht ein weiterer Schauspieler gut getan, so wechselte die Rolle von Puck zwischen Genser und Teifenbacher. Gut, letztendlich sind wir nicht beim Schauspiel. Der Chor und die Solistinnen fügten sich dem musikalischen Rahmen wunderbar ein.

Das 1. Wiener Klassik Konzert hat schon ein deutliches positives Signal gesetzt, aber auch schon die Messlatte recht hoch gelegt. Auf die weiteren Konzerte der Wiener Klassik freue ich mich schon.