En amont du fleuve(Upstream): Auf einer Flussfahrt kommen sich die beiden Halbbrüder näher. (Foto: ©Figna Sinke)

Tag vier Internationales Frauenfilmfestival Dortmund/Köln

[fruitful_alert type=“alert-success“]En amont du fleuve(Upstream): Auf einer Flussfahrt kommen sich die beiden Halbbrüder näher. (Foto: ©Figna Sinke)[/fruitful_alert]

Der Beitrag „Voir du pays /The Stopover“ (F 2016) von den Delphine und Muriel Coulin für den Internationalen Spielfilmwettbewerb für Regisseurinnen und dem Publikumspreis packt ein sensibles Thema an.
Die jungen Soldatinnen Aurore (Ariane Labed) und Marine (Soko) verbringen nach Beendigung ihres Afghanistan-Einsatzes zusammen mit ihren Kameraden drei Tage in einem Fünf-Sterne-Hotel im griechischen Teil Zyperns. Sie sollen sich hier nicht nur erholen, sondern mitten unter Touristen das Erlebte hinter sich lassen. Ihre  traumatischen Erlebnisse um Leben und Tod sollen sie mit Unterstützung von Psychologen verarbeiten, um sie auf das „normale“ Leben in ihren Heimatorten vor zu bereiten. Während dieser Dekompression werden sie mit Hilfe der verwendeten Virtuel-Reality-Technologie wieder in die gefährlichen Situationen in Afghanistan hinein versetzt und erzählen dann über ihre Erlebnisse und Gefühle dabei. Das soll für sie eine Art Befreiungsakt sein, der sie befähigt, den Alltag in ihren Familien zu hause zu bewältigen..
Diese Illusion zerplatzt aber schnell wie eine Seifenblase. Aggressionen, Gereiztheit und Empfindlichkeiten unter den SoldatInnen werden schnell deutlich sichtbar. Der Gegensatz der schön luxuriösen Umgebung des Hotels mit seinen Möglichkeiten zu prassen und freizügig zu feiern passt nicht zu den grausamen Gewalterlebnissen der Afghanistan-Heimkehrer. Der Film lässt diese Gegensätze auch in seinen Bildern immer wieder aufeinander prallen. Ein kleiner Funke genügt, um das Fass zum überlaufen zu bringen und der Aggression freien Lauf zu lassen.Wie kann man überhaupt sein Leben bewältigen, wenn man solche Gewalt erlebt hat? Ein beeindruckendes Zeugnis für die Folgen von Krieg, Zerstörung und Brutalität und ein Plädoyer gegen Kriege und deren fatalen Folgen für alle beteiligten Menschen.

Der zweite Film an diesem Tag im selben Wettbewerb war „En amont du fleuve (Upstream)“ (B/NL/KRO 2016) von der bekannten belgischen Regisseurin Marion Hänsel.
Diese Film ist ein einfühlsame, meist ruhige Auseinandersetzung mit der behutsamen Annäherung zweier Halbbrüder um die 50, die nach dem Tod ihres gemeinsamen Vaters von ihrer Existenz erfahren und mit einem Motorboot in Kroatien zum Ort des mutmaßlichen Selbstmords ihres Vaters fahren. Sie wollen hinter das Geheimnis diese Unglücks und ihrem Vater als Person näher kommen. Homer, Besitzer eine Lastkraftwagen-Unternehmens und Joé der Schriftsteller sind stille, eigenbrötlerische und verschlossene Typen. Homer wurde von seinem Vater zeitlebens ignoriert, und Joé von seinem gewalttätigen Vater öfter misshandelt. Sie fahren den Fluss hinauf Richtung Wasserfälle und treffen auf den mysteriösen Iren Sean. Er soll sie zum Kloster führen, wo ihr Vater zu Tode kam. Es folgt ein psychologisches Abenteuer inmitten der schönen schroffen Felsenstrukturen Kroatiens. Wie bei einem Puzzle-Spiel fügt sich das Bild des Vaters für die beiden unterschiedlichen Brüder zusammen. Am Ende zeigt sich, dass sie mehr verbindet als sie dachten. Ein psychologisch gut erzähltes Abenteuer mit vielen Nahaufnahmen und den wunderbaren Schauspielern Olivier Gourmet und Sergi López.

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