Gleich drei Hamlets erkunden die unterschiedlichen Möglichkeiten. (Foto: © Sabrina Richmann)

Sir Gabriel Trafique – Hamlet und die aus den Fugen geratene Welt

Das freie Künstlerkollektiv Sir Gabriel Trafique (ehemals Sir Gabriel Dellmann) unter der Regie von Björn Gabriel benutzt Shakespeares „Hamlet“ als Anknüpfungspunkt für die immer stärker werdende Orientierungslosigkeit der Menschen, die sich in „Fake news“ und Verschwörungstheorien ausdrückt. Ein Premierenbericht vom 20.10. 2017 aus dem Theater im Depot.

Es handelt sich um eine Koproduktion mit dem Theater im Depot, der studiobühneköln und dem Rottstr5theater Bochum.

Das Trauma vom Tod seines Vaters und der schnellen Hochzeit seiner Mutter sorgen dafür, dass Hamlet seine komplette Orientierung verliert. Er entwickelt eine Psychose, die ihn langsam in seine Welt einschließt. Ähnlich geht es Menschen, die sich beeinflusst durch die sozialen Medien in einer Filterblase befinden. Sie lassen – wie Hamlet – niemand an sich heran. Die Politik wird als entfernt von den Bürgern empfunden und die Gesellschaft ist zerrissen und verunsichert.

Verschwörungstheoretiker versuchen geschickt, über die modernen Medien vorhandene Ängste vor dem „Fremden“ oder eben „Norweg“ (Hamlet) zu instrumentalisieren. Wahrheit und „Fakenews“ sind für die „Wutbüger“ kaum auseinander zu halten. Die „drei Hamlets“ in der Aufführung, die Schauspieler Lucia Schulz, Lukas Garner und Dominik Hertrich suchen verzweifelt nach Orientierung für ein moralisch verantwortliches Handeln und menschliches Sein.

Auch mit Hilfe von modernen technischen Mitteln wie Live-Video, Beats und schnellen Schnitten und der Auseinandersetzung mit popkultureller Verführung gewinnt die Tragödie ihre aktuelle Bedeutung in unserer Zeit.

Gleich drei Hamlets erkunden die unterschiedlichen Möglichkeiten. (Foto: © Sabrina Richmann)
Gleich drei Hamlets erkunden die unterschiedlichen Möglichkeiten. (Foto: © Sabrina Richmann)

Neben den drei Schauspielern gibt es auf der begleitenden philosophischen Ebene der Erzählung noch die auf der Leinwand projizierten Video-Schauspielerin Anna Marienfeld.

Die Inszenierung der Gruppe Sir Gabriel Trafique arbeitet mit starken Gesten und Bildern, die durch Video-Nahaufnahmen verstärkt wurden.

Ein Abend, der nicht leicht konsumierbar ist, aber dennoch durch visuelle und musikalische (AniyoKore) Reize den Zuschauer ans Stück fesselt. Dazu tragen natürlich Schulz, Garner und Hertrich bei, die durch ihre Präsenz dem Stück die nötige Lebenskraft einhauchten.

Weiter Aufführungen finden am 09.11. und am 10.11.2017 um 20:00 im Depot statt.

Infos unter www.sir-gabriel-dellmann.de

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