Mord im Dortmunder Rotlichtmilieu

Pfarrerin im Protionssumpf. Der neue Roman von Anne-Kathrin Koppetsch entführt in das Dortmund der späten 60er jahre. (Cover: © Emons-Verlag)
Pfarrerin im Prositutionssumpf. Der neue Roman von Anne-Kathrin Koppetsch entführt ins Dortmund der späten 60er Jahre. (Cover: © Emons-Verlag)

In ihrem neusten Classic Ruhrgebiets-Krimi „Linienstraße“ entführt die Dortmunder Pastorin und Schriftstellerin Anne-Kathrin Koppetsch die Leser und Leserinnen nach „Kohlenstaub“ wieder in die 60-iger Jahre des letzten Jahrhunderts. Auch in Dortmund eine brisante und interessante politische Umbruchzeit. Studentenrevolte und Anti-Vietnamkrieg-Bewegung begehren gegen den Mief und die Heuchelei der bürgerlichen Nachkriegsgesellschaft auf und die Amerikaner schicken eine Raumfähre zum Mond.

Die Handlung des Romans spielt zur Zeit rund um den Jahreswechsel 1968/69. Die Protagonistin ist wieder die selbstständige und taffe Pastorin Martha Gerlach. Sie findet zur Weihnachtszeit einen ausgesetzten Säugling in ihrer Kirche. Nur kurze Zeit später wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Ist sie die Mutter des Babys? Der kriminalistische Spürsinn der Pastorin ist wieder gefragt. Es zeigt sich, das es eine Verbindungen der Toten zur Dortmunds Bordellstraße gab. Martha wird erst sehr spät klar, dass dieser Fall mehr in ihr Privatleben eingreift als ihr lieb sein kann…

 

Koppetsch zeichnet ein einfühlsames Bild der verschiedenen Charaktere und ihrer Nöte. Der Leser wird in eine Zeit hineingezogen, die für viele Menschen – besonders die Jüngeren – etwas befremdlich wirken muss. Erstaunlich, dass noch Ende der 60-iger Jahre Pastorinnen, anders als ihre männlichen Kolleginnen, nach einer Heirat ihr Amt aufgeben mussten. Der Kampf der Frauen gegen das festgefügte Rollenbild der Frau mit „Kirche-Kind und Küche“ war gerade erst im vollen Gange. Die Geschichte spielt pikanterweise im Spannungsfeld zwischen Kirche und Prostitution zur „friedlichen“ Weihnachtszeit.

 

Die 191 Seiten des spannenden Krimis sind leicht und flüssig zu lesen. Der Autorin gelingt nicht nur ein gelungenes Zeitbild. ,sondern auch den Spannungsbogen zum Ende hin zu steigern.

Auch wenn Ende der 60er Jahre sicher noch mehr Leute so sprachen wie man es von Tegtmeier oder Herbert Knebel kennt, wird vielleicht das sprachliche „Ruhrpottklischee“ etwas zu plakativ bedient. Dennoch ein schönes Geschenk zur Weihnachtszeit für Menschen, die das historische Ruhrgebiet lieben.

 

Anne-Kathrin Koppetsch

„Linienstraße“, 191 Seiten

Emons Verlag, ISBN 978-3-95451-161-7

9,90 €

 

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