Andreas Ksienzyk erzählt über die polnische Immigration ins Ruhrgebiet. (Foto: Edi Szekely)

Integration, Baby! – ein Videowalk mit „Vogel-Führung“

Wie geht Integration? Welche Ängste und Hoffnungen aber auch Chancen sind damit verbunden?

Kann Kultur dabei eine wichtige Rolle spielen. Diesen Fragen stellten sich das Kinder- und Jugendtheater Dortmund (KJT) in Kooperation mit „pulk fiction“, „Pottfiction“ und dem VMDO (Verbund sozial-kultureller Migrantenvereine DO e.V.) in ihrem neuen Projekt „Integration, Baby!“.

Unter der künstlerischen Leitung von Clara Minckwitz (Regie) und Norman Grotegut (beide von pulk fiktion) entwickelten, filmten und präsentierten Jugendliche mit und ohne Fluchterfahrung sowie Mitglieder des KJT-Ensembles einen einen besonderen Videowalk zur Thematik im Dortmunder Unionviertel. Ars tremonia war am 29.06.2018 mit dabei.

Ausgangspunkt war das Haus der Vielfalt in der Beuthstraße. Zwei Personen gingen jeweils mit einem Tablet und Kopfhörern ausgestattet auf eine interessante Reise. Nach einer Kurzen Einführung ging es los. Das vorproduzierte Videomaterial beschrieb einen Weg, den man zeitgleich parallel zum Film abgehen musste. Geführt wurden die Teilnehmer von einem der Jugendlichen, die als „Wellensittich“ verkleidet gleich selbst als Vogel mit Migrationshintergrund von seinen Erfahrungen berichten konnte. Eine pfiffige Idee der Organisatoren. Auf dem Weg kamen die Teilnehmer an verschiedenen Stationen vorbei, um Halt zu machen. Dort erfuhren sie von geflüchteten Menschen und anderen zumeist jungen Bewohnern der Viertel, von ihren Träumen, aber auch Schwierigkeiten in ihrem persönlichen Leben. Alle realen Personen, auf die man traf, waren sehr freundlich und offen. Einer von ihnen beeindruckte durch ein Zauberkunststück. Nebenbei wurde Hintergrundwissen zu den Fluchtgebieten vermittelt und konnte Einblicke in das Innere einer Moschee gewinnen. Die Ensemble-Mitglieder des KJT gaben Information in die längere Zeit zurückliegende Migration von Menschen aus Polen, Krieg als Hauptgrund für Flucht, und Chancenungleichheit für die Kinder der Migranten im Bildungssystem.

Andreas Ksienzyk erzählt über die polnische Immigration ins Ruhrgebiet. (Foto: Edi Szekely)
Andreas Ksienzyk erzählt über die polnische Immigration ins Ruhrgebiet. (Foto: Edi Szekely)

Videobilder verschränkten sich mit den Live-Szenen und Installationen auf dem Hintergrund des realen, alltäglichen Lebens der Stadt. Inszenierung und Zufall verbanden sich zu einem einmaligen Erlebnis und verwischten Grenzen.

Aufgelockert wurde der Gang zudem mit Musikeinspielungen. So war zum Beispiel das Lied vom Wellensittich als Fremdling unter Spatzen zu hören.

Der liebevoll und kurzweilig aufgebaute Videowalk (ab 14 jahre) dauerte etwa eine Stunde.

Es war ein gute Gelegenheit, sowohl das Viertel etwas besser kennen zu lernen, sowie auf einer niederschwelligen Ebene, wenn auch nur für kurze Zeit, junge Menschen aus anderen Kulturen zu treffen. Nur mit Hilfe solcher Begegnungen kann der Abbau von Ängsten, Verständnis füreinander und am Ende Integration gelingen.

Es zeigte sich aber auch. Sprache ist das wichtigste Mittel für eine erfolgreiche Integration. Alle an diesem Projekt beteiligten jungen Menschen mit Fluchterfahrungen sprachen recht gut deutsch.

Schnell die deutsche Sprache zu lernen und sie auch im Kontakt mit hiesigen deutschsprachigen Personen zu gebrauchen, ist daher von immenser Bedeutung.

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