Freiheit zu Entscheiden?

Musiker Dixon Ra und Ronahi Kahraman als "Alex". (Foto: © Kulturbrigaden)
Musiker Dixon Ra und Ronahi Kahraman als „Alex“. (Foto: © Kulturbrigaden)

„A clockwork orange“ als Jugendstück? Wer den Film von 1971 von Stanley Kubrick und seine Kontroverse um Gewaltverherrlichung kennt, wird vielleicht die Stirn runzeln. Doch Rada Radojcic, die künstlerische Leiterin und Regisseurin der Kulturbrigaden, die das Stück auf die Bühne bringen, beruhigt. Es wird nach einer Theaterfassung konzipiert, die für Jugendliche geeignet ist. „Zudem ist der Film sehr kunstvoll gemacht. Ich finde ihn weniger brutal, die Gewalt ist eher choreografisch.“ Das kommende Theaterstück ist ab 12 Jahre. Die Premiere ist am 5. November 2016 um 20 Uhr im Theater im Depot.

Das Erstaunliche ist dabei, dass die Jugendlichen der Kulturbrigaden sich diesen Stoff gewünscht haben. Die Figur des Protagonisten Alex mit seiner Kleidung hat es in die Popkultur geschafft. Die Bekanntheit des Films von Kubrik überstrahlt ein wenig das Buch von Anthony Burgess. In Deutschland ist auch die CD/LP „Ein kleines bisschen Horrorschau“ von den „Toten Hosen“ bekannt, vor allem das Lied „Hier kommt Alex“. Das Stück basiert aber weitgehend auf den Film von Kubrick.

Alex, ein Teenager erzählt seine Geschichte selbst: Aus Spaß an der Gewalt verbringen er und seine drei Freunde ihre Zeit damit, wahllos wehrlose Opfer brutal zusammenzuschlagen, auszurauben und, sofern diese Frauen sind, zu vergewaltigen. Alex‘ Freunde lassen ihn aber nach Unstimmigkeiten im Stich. Alex wird wegen Mordes angeklagt und zu 14 Jahren Haft verurteilt. Dort nimmt er an einem neuartigen Experiment teil, bei dem er so konditioniert wird, dass ihm beim Gedanken an Gewalt sofort übel wird. Dummerweise trifft er auf einige seiner Opfer, die die günstige Gelegenheit ausnutzen wollen.

„Gruppen bilden, Mobbing, andere Leute dissen, damit werden die Jugendlichen konfrontiert“, erklärt Radojcic die Aktualität des Stoffes. Es gehe auch um die Frage, was ist das Reizvolle an einer Gang? Und wie schafft man es, da wieder herauszukommen?

Für die Inszenierung hat sich die Regisseurin etwas besonderes einfallen lassen: Alex ist ein Mädchen, gespielt von Ronahi Kahraman. Wichtig war Radojcic, dass die Gewaltszenen für die Jugendlichen auf der Bühne und auch im Zuschauerraum kompatibel sind. „Wir benutzen stark stilisierte Mittel. Die Aggression wird über die Musik erzeugt. Die Schauspieler müssen Hass, Unzufriedenheit über ihre Mimik zum Ausdruck bringen“, so Radojcic.

Musik spielt natürlich auch eine große Rolle. Neben Livemusik von Dixon Ra (Schlagzeug, Saxophon und Klavier) wird natürlich Musik von Beethovens Neunter eingespielt.

Auf die Kostüme kann man – wie bei allen Produktionen der Kulturbrigaden – sehr gespannt sein. Die Droogs (Die Gang von Alex) beispielsweise werden mit Bomberjacken und DocMartens auftreten.

Bei „A Clockwork Orange“ spielen neun Mitglieder der Kulturbrigaden im Alter von 14 bis 24 Jahren mit. Insgesamt sind bei den Kulturbrigaden rund 30 Kinder und Jugendliche aktiv, die sich in zwei Gruppen aufteilen: bis 14 Jahre und über 14 Jahre. Die nächste Produktion wird etwas märchenhafter: „Die Schneekönigin“ und hat wird am 14. und 15. Januar 2017 im Depot zu sehen sein. Mehr Infos über die Arbeit und Theaterkurse der Kulturbrigaden unter www.kulturbrigaden.com

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