Doppelausstellung zum Thema Identität

Sabrina Richmann (links) und Conny Höflich präsentieren ihre Werke im Projektraum Fotografie.
Sabrina Richmann (links) und Conny Höflich präsentieren ihre Werke im Projektraum Fotografie.

Mit der Doppelausstellung von Sabrina Richmann „weil alles fortläuft, jeden Tag“ und Conny Höflich „Bye-bye, Belyn“ präsentiert der Projektraum Fotografie zwei unterschiedliche Künstlerinnen und unterschiedliche Herangehensweisen an die Frage der Identität.

Belyn. Der Ort klingt fast so wie Berlin, aber ist vermutlich das komplette Gegenteil der Hauptstadt. Denn er ist so klein, dass sich nicht einmal in der Wikipedia Spuren dieses kleines Dorfes finden, so dass wir Conny Höflich vertrauen müssen, dass es in Brandenburg ist. In ihrer Bildern dreht sich alles um die Frage, die sich die Jugendlichen stellen „Kann ich hier bleiben?“. Eigentlich haben sie ihre Identität als Dorfjugend gefunden. Belyn ist ihre Heimat, doch die Infrastruktur zerfällt. Kaum Läden und kaum Arbeitsplätze, wer etwas werden möchte, muss von hier weg. Die ausgestellten Schwarz-weiß Bilder von Höflich verstärken diese Melancholie noch. Der Betrachter stellt sich unwillkürlich die Frage, wie sieht’s dort wohl 2030 aus? Ist das Leben dort noch trister und mühevoller? Sind dann alle Jugendlichen weg? Ihre Bilder stammen aus dem Zeitraum 2004 bis 2007. Im Jahr 2011 ist in der Edition 365 des expose-Verlags das gleichnamige Buch erschienen „Bye-bye, Belyn: In einem Dorf in Brandenburg“.

 

Bei den Farbfotos von Sabrina Richmann handelt es sich um eine Diplomarbeit über die sogenannte „Generation Y“, die um die Jahrtausendwende Teenager waren. „Viele wissen nicht, wohin sie gehen“, erzählte Sabrina Richmann. „Sie wechseln das Studium, probieren neue Wege“. In ihrer Arbeit hat sich nicht nur auf die Bildebene gesetzt, sondern fügte auch noch eine Textebene ein. So benutzte sie das Buch „Fragebogen“ von Max Frisch, um mit den Porträtierten ein zweistündiges Interview zu führen. Einige der Zitate waren auch zwischen den Fotos zu sehen. Richmann reiste drei Monate durch Deutschland und nahm einige Stimmungsbilder auf, die die Porträts ergänzen. Richmann war es wichtig, nicht ihren Freundeskreis vor die Kamera zu bitten, sondern Freunde von Freunden. So reiste sie von Kiel über Würzburg bis hin nach Paulinenaue, einem kleinen Dorf in Brandenburg. Wenn man so will, schließt sich hier wieder der Kreis zur Ausstellung von Höflich.

 

Die Ausstellung ist noch bis zum 11. Januar 2014 zu sehen, der Projektraum Fotografie in der Huckarder Straße 8-12 ist geöffnet donnerstags von 16 bis 19 Uhr und samstags von 14 bis 18 Uhr.

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