Die Zeit macht nur vor dem Teufel halt

Octavian hin- und hergerissen: Emily Newton (Feldmarschallin), Ileana Mateescu (Octavian), Karl-Heinz Lehner (Ochs von Lerchenau)  (Foto: ©Thomas Jauk / Stage Picture GmbH)
Octavian hin- und hergerissen: Emily Newton (Feldmarschallin), Ileana Mateescu (Octavian), Karl-Heinz Lehner (Ochs von Lerchenau)
(Foto: © Thomas Jauk / Stage Picture GmbH)

So heißt es in einem Schlager. Doch der Teufel spielte keine Rolle bei der Inszenierung vom „Rosenkavalier“ von Opernintendant Jens-Daniel Herzog, dafür aber die Zeit. Und die nagte an den Hauptfiguren Baron Ochs und der Feldmarschallin. Beide haben unterschiedliche Strategien damit umzugehen. Ein Premierenbericht vom 25. Januar 2015.

Kurz vor Beginn musste Opernintendant und Regisseur Jens-Daniel Herzog vor das Publikum treten. Krankheitsbeginn gab es einige Ausfälle zu vermelden. Ausgerechnet Christiane Kohl, die Feldmarschallin, war erkrankt und musste von Emily Newton gesungen werden. Zudem musste Karl-Heinz Lehner als „Baron Ochs“ leicht angeschlagen durchhalten, weil sein Ersatz, Christian Sist, ebenfalls erkrankt war. Man kann es auf die hohe Qualität des Dortmunder Ensembles schieben, dass solche Ausfälle nicht am hohen Niveau der Aufführung rütteln.

Die Geschichte in groben Zügen: Die Feldmarschallin Fürstin Werdenberg hat einen jugendlichen Liebhaber Octavian, weiß aber, dass diese Beziehung irgendwann zu ende gehen wird. Im Gegensatz zum verarmten Baron Ochs, der jedem Frauenrock hinterherläuft, weil er nach dem Motto lebt: Genuss sofort! Und das, obwohl er sich mit Sophie, der Tochter von von Faninal und finanziell „eine gute Partie“, verheiraten will. Octavian spielt die Rolle des „Rosenkavaliers“ bei Sophie, der den Besuch des Bräutigams ankündigt. Dabei verlieben sich Octavian und Sophie. Erst durch einen bitteren Streich kommt Ochs zur Erkenntnis, Sophie freizugeben. Auch die Feldmarschallin legt Octavian keine Steine in den Weg.

Die Zeit ist wichtiger Faktor in der Inszenierung von Herzog. Zunächst spielt das Stück im „goldenen Zeitalter“ etwa in der Zeit Maria Theresias. Ein opulenter barocker Raum ist der Mittelpunkt der Fürstin, in dem sie Hof hält und Entscheidungen fällt. Im zweiten Akt kippt das ganze auch bildlich. Das „silberne Zeitalter“ ist das bürgerliche. Es spielt in einem Zimmer des Herrn von Faninal. Die Verhältnisse haben sich etwas verschoben. Es ist modernes Mobiliar wie Sessel oder Lampe zu sehen. Im dritten Akt, dem „ehernen Zeitalter“ sind wir in einem Zimmer eines heruntergekommenen Gasthauses. In dieser Kaschemme wird Baron Ochs Opfer einer Verwechslungskomödie und er muss erkennen, dass auch seine Zeit, in der er jungen Frauen nachgestiegen ist, endgültig vorbei ist.
Da es beim „Rosenkavalier“ auch um Liebe geht, steht ein Bett am Anfang und Ende der Aufführung. Liegen dort zuerst Octavian und die Fürstin, ist es am Ende das paar Sophie und Octavian.

Emily Newton zeigte ebenso wie Karl-Heinz Lehner eine überzeugende Leistung. Nicht nur gesanglich, sondern auch schauspielerisch. Newton war besonders berührend in“Die Zeit, die ein sonderbar Ding“ als die Fürstin von ihrer Vergänglichkeit sang. Lehner hatte vor allem im zweiten Akt seinen großen Auftritt, als er als vermeintlich Verwundeter sein Leid klagt.
Wer könnte für die „Hosenrolle“ des Octavian geeigneter sein als Ileana Mateescu. Herrlich wie sie als verkleidete Zofe den Avancen des Baron Ochs auswich. Neben den drei Hauptfigurenw aren auch die Nebenrollen sehr gut besetzt. Angefangen von Ashley Touret als „Sophie“ über Lucian Karsznec als italienischen Sänger in Pink bis hin zu Carl Kaiser als Polizeikommissar, der ein wenig an Inspektor Clouseau erinnerte und von ober ins Bühnenbild hereinschwebte.

Zusammen mit den Dortmunder Philharmonikern unter Gabriel Feltz, die das spätromantische Werk von Richard Strauss routiniert spielen, vergingen die 4 ½ Stunden (inklusive zwei Pausen) wie im Flug.

Weitere Termine:
FR, 30. JANUAR 2015
SO, 08. FEBRUAR 2015
SO, 15. FEBRUAR 2015
SA, 21. FEBRUAR 2015
SA, 28. FEBRUAR 2015
SA, 21. MÄRZ 2015
SO, 12. APRIL 2015

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