Am Abgrund des Kapitalismus

Aus Kapitalismus und Rassismus machte Johannes Naber 2014 den bitterbösen Film „Zeit der Kannibalen“. Das Kammerspiel war wie geschaffen für ein Theaterstück und so schrieb Naber selbst das Drehbuch um. Die freie Theatergruppe „glassbooth“, bekannt durch ihre schwarzhumorigen Produktionen, setzt dieses Stück nun am 07. und 08. Mai im Theater im Depot in Szene.

Die Handlung: Die beiden Unternehmensberater Öllers und Niederländer reisen im Auftrag der „Company“ in Schwellenländer, um dort Firmen abzuwickeln oder Millionen zu investieren. Die einheimischen Geschäftspartner und die Hotelangestellten werden von oben herab behandelt. Als plötzlich eine neue Kollegin ins Spiel kommt, kommt Misstrauen auf. Wer spioniert hinter wem? Wem kann man trauen? Und plötzlich fallen Schüsse…

Das Stück ist ideal für ein Theater, weil es eigentlich nur in Hotelzimmern oder Konferenzräumen spielt und die sehen in internationalen Hotelketten nahezu gleich aus. Dass die Hauptfiguren ihr Hotelzimmer kaum verlassen, ist ein Symbol. „Sie haben Angst vor dem Andersartigen“, erklärt Sternes. So kann die amerikanische Regisseurin Julie Sternes langsam das Damoklesschwert über die drei Hauptakteure baumeln lassen. Denn durch ihr arrogantes Verhalten „erschaffen sie eine Zeitbombe“, so Sternes. „Das Stück ist Kritik am Kapitalismus, darüber, was wirklich bei der Globalisierung passiert“.

Die drei Hauptrollen spielen Jens Dornheim, Dietmar Meinel und Alexandra Schlösser, doch die Nebenfiguren sind sehr international und stammen aus dem Iran und Togo. Hinzu kommt die Regisseurin Julie Stearns (USA). Daneben gibt es Livemusik, die mit fremdartigen Tönen das Spiel unterstützt.

Für Jens Dornheim, der eigentlich seit 2013 nur noch Regie geführt hat, ist es eine kleine Umstellung, wieder auf der Bühne zu stehen: „Es ist ungewohnt, wieder mehr Text zu lernen“. Die Schauspieler stammen nicht nur von glassbooth, sondern auch von „Only connect!“, der Gruppe von Regisseurin Stearns.

Nach den beiden Dortmunder Auftritten wird die neue Produktion „Zeit der Kannibalen“ auch in anderen Städte wie Bochum oder Düsseldorf aufgeführt werden.

Print Friendly, PDF & Email